Ginkgo Biloba: Wirkung auf das Gehirn – Ein umfassender Überblick

Der Ginkgobaum, ein "lebendes Fossil" mit einer Geschichte, die Jahrtausende zurückreicht, wird seit Langem für seine potenziellen gesundheitlichen Vorteile geschätzt, insbesondere im Hinblick auf die Gehirnfunktion. Pflanzenkundige schreiben dem Ginkgo eine positive Wirkung auf das Gedächtnis und die allgemeine Gefäßdurchblutung zu. Seine fächerförmigen Blätter enthalten wertvolle Wirkstoffe, die unsere grauen Zellen unterstützen können. In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist seine heilende Wirkung seit mehr als 2.000 Jahren bekannt. Doch was steckt wirklich hinter dem Hype um Ginkgo biloba? Kann der Extrakt tatsächlich unser Gedächtnis verbessern und die Konzentration steigern? Hilft er bei Demenzerkrankungen oder Tinnitus? Dieser Artikel beleuchtet die wissenschaftlich belegten Wirkungen von Ginkgo biloba, die richtige Anwendung, Dosierung und mögliche Risiken.

Ginkgo Biloba: Ein Baum mit Geschichte und Potenzial

Der Ginkgobaum, auch bekannt als Fächerblattbaum, zählt zu den ältesten Pflanzenarten unserer Erde. Seit dem Jahr 2000 gilt der Fächerblattbaum als Baum des Jahrtausends. Er beeindruckt nicht nur durch sein Alter, sondern auch durch seine vielfältigen gesundheitlichen Wirkungen. Der Ginkgo gilt als „lebendes Fossil“: Ginkgo-Bäume existieren schon seit über 200 Millionen Jahren und lassen sich bis ins Jura nachweisen. Auch wenn heute viele Nebenlinien ausgestorben sind, gilt Ginkgo biloba als die älteste noch lebende Pflanzenart der Erde. Das Kuratorium „Baum des Jahres“ erklärte ihn um die Jahrtausendwende als Mahnmal für Umweltschutz und Frieden zum „Baum des Jahrtausends“. Besonderes Symbol dafür ist wohl der Ginkgo-Baum vor einer Tempelanlage in Hiroshima, der die Atombombe von 1945 überlebte. Er ging zwar in Flammen auf, trieb aber 1956 wieder aus und steht heute immer noch vor der wiederaufgebauten Tempelanlage. Ginkgo-Bäume können über 1.000 Jahre alt und bis zu 40 Meter hoch werden. Sie sind sommergrün, d. h. Sie sind in Asien beheimatet und kommen heute wild nur noch in bestimmten Tälern Chinas vor. Kultviert werden sie heute neben Japan in Amerika und Europa. Dorthin gelangte der Baum zu Beginn des 18. Jahrhunderts mit Seefahrern und ist seitdem wegen seiner Robustheit ein beliebter Zierbaum in Parks und Alleen. In Grünanlagen werden aber vorzugsweise nur männliche Ginkgo-Bäume angepflanzt, da weibliche Exemplare Früchte produzieren, die für Menschen stinken.

Die Inhaltsstoffe und ihre Wirkung

Die wirksamen Substanzen des Ginkgo biloba befinden sich in den Blättern. Sie enthalten spezielle Verbindungen wie Diterpene, die vorwiegend aus den Ginkgoliden A, B und C bestehen. Daneben kommen Sesquiterpene vor, besonders die Substanz Bilobalid. Für die positiven Effekte auf Gedächtnis und Konzentration ist das Zusammenspiel der verschiedenen Inhaltsstoffe verantwortlich. Die Flavonoide, Ginkgolide und Terpene wirken gemeinsam, um die Gehirnfunktion zu verbessern. Die Flavonoide und Terpene in Ginkgo Biloba wirken als Antioxidantien, die freie Radikale einfangen und neutralisieren. Sie unterstützen die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen und fördern die Bildung neuer Verbindungen im Gehirn.

Ginkgo Biloba und die Gehirnfunktion

Ginkgo biloba wird vor allem zur Unterstützung der kognitiven Funktion verwendet, darunter die Verbesserung von Gedächtnis und Konzentration. Studien belegen, dass Ginkgo biloba das Gedächtnis positiv beeinflusst und die Fließeigenschaften des Blutes verbessert. Der Ginkgobaum produziert in seinen Blättern eine einzigartige Kombination an Wirkstoffen. Diese Substanzen schützen die Nervenzellen vor schädlichen Einflüssen und fördern die Funktion bestimmter Botenstoffe im Gehirn, die für Gedächtnis und Lernprozesse wichtig sind.

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen beeindruckende Ergebnisse: Bei Teilnehmenden, die Ginkgo biloba Extrakt in einer höheren Dosierung von 240 mg pro Tag einnahmen, verbesserte sich die Gedächtnisleistung messbar. Diese Wirkung entsteht durch mehrere Mechanismen. Zum einen fördert Ginkgo biloba die Durchblutung im Gehirn, was die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung der Nervenzellen optimiert. Mit zunehmendem Alter verschlechtert sich die Blutzirkulation. Für das Gehirn bedeutet dies eine schlechtere Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen. Ginkgo-Extrakt ist dafür bekannt, dass er sich positiv auf die Blutzirkulation auswirkt, insbesondere in den kleinsten Blutgefäßen des Körpers. Ginkgo Biloba steigert die Durchblutung indirekt durch die Verstärkung des Stickoxid-Signals, das die Blutgefäße erweitert und somit den Blutfluss erleichtert. Eine verbesserte Durchblutung hilft, mehr Sauerstoff und Nährstoffe zu den Organen und Geweben zu transportieren, einschließlich Gehirn, Herz und Muskeln. Ginkgo-Extrakt verringert die Viskosität (Zähflüssigkeit) des Blutes, hemmt die Verklumpung von Blutkörperchen und Blutplättchen und verbessert die Verformbarkeit der roten Blutkörperchen. Dadurch fließt das Blut leichter durch die kleinsten Kapillaren des Gefäßbetts.

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Im Gehirn ist der Energie- und Sauerstoffverbrauch besonders hoch, so dass sich in diesem Gewebe viele freie Radikale bilden. Freie Radikale schädigen die Mitochondrien, die so genannten “Kraftwerke der Zelle“. Nervenzellen, von denen es im Gehirn Millionen gibt, haben wegen ihres hohen Energiebedarfs eine relativ hohe Anzahl an Mitochondrien. Geschädigte Mitochondrien arbeiten weniger effizient, und die Energieproduktion in der Nervenzelle ist gestört. Darüber hinaus schädigen freie Radikale die Fettsäuren in der Zellmembran und die als Dendriten bezeichneten Ausläufer der Nervenzellen. Durch die Schädigung der Fettsäuren in der Zellmembran wird der Glukosetransport durch die Zellmembran verringert, wodurch der Nervenzelle weniger Brennstoff zur Deckung ihres Energiebedarfs zur Verfügung steht. Eine Schädigung der Dendriten führt zu weniger Kontakten (Synapsen) zwischen den Nervenzellen und zu einer verminderten Aktivität von Neurotransmittern (Stoffe, die bei der Übertragung von Nervenimpulsen eine Rolle spielen). Infolgedessen verläuft die Kommunikation zwischen den Nervenzellen weniger effizient. Ginkgo-Extrakt ist ein leistungsfähiger Radikalfänger bzw. wirksames Antioxidans und erhöht die Aktivität der körpereigenen Antioxidantien. Ginkgo-Extrakt schützt dadurch das Hirngewebe vor Schäden durch freie Radikale. Auf diese Weise schützt Ginkgo-Extrakt natürlich auch andere Gewebe und Organe vor dem Angriff freier Radikale, zum Beispiel das Herz und die Blutgefäße. Ginkgo wirkt sich auch positiv auf die Gehirnfunktion aus, indem er den Energiestoffwechsel in den Nervenzellen durch Verbesserung der Glukoseaufnahme und Hemmung der mitochondrialen Alterung fördert.

Ginkgo Biloba bei Demenz und Alzheimer

Besonders interessant erscheint die Wirkung bei Menschen mit Demenz oder Alzheimer. Studien deuten darauf hin, dass Ginkgo biloba den Verlauf einer Alzheimer-Erkrankung verlangsamen kann. Bei Demenz und altersbedingten Gedächtnisstörungen zeigt Ginkgo biloba in der richtigen Dosierung messbare Erfolge. Wissenschaftliche Studien belegen, dass besonders eine höhere Dosierung von 240 mg pro Tag die Gedächtnisleistung verbessern kann. Bei dieser Dosierung bewältigen Betroffene alltägliche Tätigkeiten wie Haushaltsarbeiten oder die eigene Körperpflege zumindest vorübergehend wieder etwas besser. Interessanterweise zeigt Ginkgo biloba in niedrigeren Dosierungen deutlich weniger Wirkung. Studien belegen, dass eine Dosierung von 120 mg pro Tag keine eindeutige Wirkung auf Alzheimer-Symptome hat. Dies unterstreicht, wie wichtig die richtige Menge für den therapeutischen Erfolg ist.

Ginkgo Biloba bei Tinnitus

Auch bei Tinnitus (Ohrgeräuschen) wird Ginkgo biloba eingesetzt. Seine Inhaltsstoffe können die Durchblutung fördern und dadurch Ohrgeräusche lindern. Allerdings fehlen für diese Anwendung eindeutige wissenschaftliche Belege. Zwei Mittel gegen Gedächtnisstörungen führen als zusätzliches Anwendungsgebiet die „unterstützende Behandlung von Ohrgeräuschen“ auf, ohne dass dafür ausreichende Belege aus wissenschaftlichen Studien existieren. Ginkgo-Extrakt kann eine günstige Wirkung auf Tinnitus haben, indem er die wahrgenommene Lautstärke des Tinnitus verringert, insbesondere wenn dieser durch eine verminderte Hirndurchblutung verursacht wird.

Anwendung und Dosierung

Die übliche Dosis Ginkgo-Extrakt beträgt 120-240 mg pro Tag, aufgeteilt in 2 Portionen. Bei chronischen Beschwerden ist es sinnvoll, den Ginkgo-Extrakt mindestens 6-8 Wochen in Folge einzunehmen. Empfehlenswert ist eine Dosierung des Ginkgo-Extrakts von 2-mal täglich 120 mg über mindestens acht Wochen. So kann Ginkgo biloba seine Eigenschaften am besten entfalten. Die Substanzen aus dem Ginkgobaum entfalten ihre Wirkung nicht sofort, sondern erst nach mehrwöchiger regelmäßiger Einnahme. Fachleute empfehlen, das Medikament für mindestens acht Wochen einzunehmen, um positive Effekte zu erzielen.

Mögliche Nebenwirkungen und Wechselwirkungen

Ginkgo biloba gilt als vergleichsweise gut verträglich. In wissenschaftlichen Untersuchungen zeigten sich bei Teilnehmenden, die Ginkgo-Präparate nahmen, nicht häufiger Nebenwirkungen als bei denen, die ein Scheinmedikament erhielten. Dennoch treten bei manchen Menschen unerwünschte Begleiterscheinungen auf. Zu möglichen Nebenwirkungen können Magenbeschwerden und Schwindel zählen, die aber nur auftreten, wenn das Supplement in einer extrem hohen Dosis verwendet wird.

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Besondere Vorsicht gilt bei der Kombination mit anderen Medikamenten. Arzneimittel mit Ginkgo können die Blutungsneigung erhöhen und Wechselwirkungen mit gerinnungshemmenden Medikamenten erzeugen. Dies betrifft beispielsweise ASS (Acetylsalicylsäure) und Warfarin. Die Substanzen aus den Ginkgo-Blättern verstärken möglicherweise die Wirkung dieser Medikamente, was zu einem erhöhten Blutungsrisiko führen kann. Wer Ginkgo biloba einnehmen möchte und gleichzeitig andere Medikamente verwendet, sollte dies unbedingt mit medizinischem Fachpersonal besprechen. Ginkgo biloba kann die Wirkung einiger Medikamente beeinflussen, insbesondere jene, die die Blutgerinnung beeinflussen. Außerdem kann Ginkgo-Extrakt die Wirkung verschiedener Antidepressiva und Antipsychotika (wie MAO-Hemmern und Haloperidol) verstärken. Ginkgo-Extrakt kann die Wirksamkeit von Antiepileptika verringern.

Wer sollte Ginkgo Biloba nicht einnehmen?

Trotz der vielen positiven Eigenschaften eignet sich Ginkgo biloba nicht für jeden. Bestimmte Personengruppen sollten auf die Einnahme verzichten oder besondere Vorsicht walten lassen. Schwangere Frauen dürfen Ginkgo-Präparate nicht verwenden. Auch Menschen mit Allergien gegen Bestandteile von Ginkgo biloba sollten die Finger davon lassen. Tebonin konzent und andere Ginkgo-Präparate darf man nicht einnehmen, wenn man allergisch auf Ginkgo biloba oder einen der anderen Bestandteile des Medikaments reagiert. Besonders die in Ginkgo-Blättern enthaltenen Ginkgolsäuren können Allergien auslösen.

Ginkgo Biloba, sollte immer in Absprache mit einem Arzt oder Gesundheitsfachmann eingenommen werden. Obwohl Ginkgo Biloba allgemein sicher zur Einnahme ist, gibt es bestimmte Umstände, bei denen es mit Vorsicht eingenommen werden sollte. Dazu gehören Personen, die blutverdünnende Medikamente einnehmen, schwangere oder stillende Frauen, und solche mit chronischen Krankheiten.

Worauf sollte man beim Kauf von Ginkgo-Produkten achten?

Nicht alle Ginkgo-Produkte bieten die gleiche Wirksamkeit. Aus einem Ginkgoblätter-Tee werden die wirksamen Stoffe nur unzureichend herausgelöst. Um eine therapeutische Wirkung zu erzielen, müssen die aktiven Substanzen in Extrakten aufkonzentriert werden. Eine Untersuchung von 28 Ginkgo-Produkten ergab, dass 18 mit „mangelhaft“ und „ungenügend“ durchfielen. Gerade einmal ein Arzneimittel mit Ginkgo erhielt die Note „gut“. Ginkgo-Arzneimittel enthalten sorgfältig hergestellte Extrakte aus Ginkgoblättern. Diese Extrakte sind auf bestimmte Wirkstoffe standardisiert, und unerwünschte Bestandteile werden streng begrenzt. Das sorgt dafür, dass jede Tablette eine verlässliche Zusammensetzung hat und die Wirkung zwischen Packungen vergleichbar bleibt. Nahrungsergänzungsmittel oder Tees sind damit nicht zu vergleichen: Sie schwanken in der Zusammensetzung, unterliegen anderen Qualitätsregeln und besitzen für die hier diskutierten Anwendungsgebiete keine gesicherte Wirksamkeit. Wer Ginkgo nutzen möchte, sollte zu einem zugelassenen Arzneimittel mit belegtem Spezialextrakt greifen. Am besten untersucht ist der Extrakt EGb 761; andere Extrakte sind nicht automatisch gleichwertig.

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