Was wirklich bei der Parkinson-Behandlung hilft

Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die weltweit Millionen von Menschen betrifft. Am 11. April wird jährlich der Welt-Parkinson-Tag begangen, um das Bewusstsein für diese Krankheit zu schärfen. In Deutschland sind schätzungsweise 400.000 bis 500.000 Menschen von Parkinson betroffen, was sie nach der Alzheimer-Krankheit zur zweithäufigsten neurodegenerativen Erkrankung des Nervensystems macht.

Obwohl es derzeit keine Heilung für Parkinson gibt, haben Fortschritte in der Diagnostik und Behandlung die Lebensqualität vieler Patienten erheblich verbessert. Experten betonen, dass die Krankheit in vielen Fällen nicht mehr zu einer Einschränkung der Lebenserwartung führt.

Symptome und Diagnose von Parkinson

Die Parkinson-Krankheit manifestiert sich durch eine Reihe von motorischen und nicht-motorischen Symptomen. Zu den Hauptsymptomen gehören:

  • Verlangsamte Bewegung (Bradykinese): Betroffene sind deutlich weniger beweglich.
  • Zittern (Tremor): Häufig betroffen sind die Hände, aber das Zittern kann auch in den Beinen oder im Unterkiefer auftreten.
  • Steifheit der Muskeln (Rigor): Die Muskeln versteifen sich, was sich oft schon beim Gehen bemerkbar macht.
  • Gleichgewichtsstörungen: Probleme mit dem Gleichgewicht und der Koordination nehmen mit fortschreitender Erkrankung zu.

Neben diesen motorischen Symptomen können auch nicht-motorische Symptome auftreten, wie z.B.:

  • Riechstörung: Ein charakteristisches Frühsymptom, das oft schon Jahre vor den Bewegungssymptomen auftritt.
  • Schlafstörungen: Ein- und Durchschlafprobleme, ungesteuerte Beinbewegungen sowie Krämpfe.
  • Verstopfungen: Beeinträchtigung der Darmtätigkeit durch steife Muskeln.
  • Probleme mit der Blase: Häufiger Harndrang.
  • Kognitive Einschränkungen: Probleme, sich an Dinge zu erinnern.
  • Depressionen und Angststörungen: Begünstigen schwere Begleiterkrankungen, die häufig zusammen mit Parkinson auftreten.

Die Diagnose von Parkinson wird meistens von einem Neurologen gestellt. Der Arzt untersucht den Patienten körperlich und achtet dabei besonders auf Parkinson-Symptome. Er prüft beispielsweise, ob die Hände zittern, wenn sie ruhen, ob die Bewegungsabläufe verlangsamt sind und ob die Arm-, Bein- und Rumpfmuskulatur versteift sind. Außerdem kann es sein, dass der Arzt einen Riechtest macht, eine Ultraschalluntersuchung einer bestimmten Hirnregion (Substantia nigra) oder ein MRT.

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Ursachen und Risikofaktoren

Bei Parkinson-Patienten gehen in einer bestimmten Hirnregion (u.a. Substantia nigra) Nervenzellen unter. Das führt zu einem Mangel des Botenstoffs Dopamin im Gehirn. Dopamin ist ein sogenannter Neurotransmitter, der benötigt wird, um Nervenreize weiterzuleiten. Fehlt dieser Botenstoff, kommt es quasi zu einem Wackelkontakt oder Leitungsschaden. So entstehen die für Parkinson typischen motorischen Symptome wie das Zittern, die reduzierte Beweglichkeit und die steifen Muskeln.

Was genau dazu führt, dass Nervenzellen in der Substantia nigra absterben, ist bis bislang noch nicht abschließend erforscht. Es gibt viele unterschiedliche Risikofaktoren. Ein bekannter Risikofaktor für Parkinson ist das Alter: die meisten Betroffenen sind bei Diagnose über 60 Jahre alt. Aber es gibt auch Patientinnen und Patienten, die bereits in jüngeren Jahren erkranken. Heute sind mehrere Gene bekannt, die das Risiko einer Parkinson-Erkrankung erhöhen. Solche Risiko-Gene sind beispielsweise GBA, LRRK2, PRKN (auch Parkin genannt) oder SNCA. Ist eines oder sind mehrere dieser Gene verändert (mutiert), dann erhöht sich das Risiko deutlich, im Laufe des Lebens an Parkinson zu erkranken.

Weitere mögliche Dinge, die eine Erkrankung beeinflussen, sind Umwelt- und Lebensstilfaktoren. So scheinen Pestizide einen Einfluss zu haben, genauso wie Lösungsmittel oder sogenannte polychlorierte Biphenyle. Auch häufige Kopftraumata, also Verletzungen oder Gehirnerschütterungen, können das Parkinson-Risiko erhöhen.

Behandlungsmöglichkeiten bei Parkinson

Obwohl Parkinson nicht heilbar ist, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die die Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern können. Die Behandlung von Parkinson umfasst in der Regel eine Kombination aus medikamentösen und nicht-medikamentösen Therapien.

Medikamentöse Therapie

Das älteste medikamentöse Therapieprinzip ist es, Dopamin zuzuführen - also den Botenstoff, der bei Parkinson-Betroffenen nicht mehr in ausreichender Menge vom Körper produziert wird. Das Mittel Levodopa ist bereits seit den frühen 70er Jahren zur Behandlung der Parkinson-Erkrankung zugelassen. Es verbessert die typischen Parkinson-Symptome wie das Zittern, die verlangsamten Bewegungen und die Steifheit der Muskeln.

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Levodopa gilt als gut verträglich, doch wie jedes andere Medikament kann es zu Nebenwirkungen führen, häufig zu Übelkeit und Erbrechen, manchmal zu Schwindel. Nimmt man es über viele Jahre ein, kann das Medikament außerdem zu plötzlichen und unerwarteten Bewegungsstörungen führen, also unkontrollierte Bewegungen der Arme und Beine (sogenannte Dyskinesien) oder auch zu einem plötzlichen Einfrieren von Bewegungen.

Ein weiteres Problem ist die begrenzte Wirkdauer: Die Parkinsonsymptome werden zwar gut unterdrückt, aber nicht durchgehend bis zur Einnahme der nächsten Dosis. Wenn der Wirkspiegel des Medikamentes im Blut abnimmt, aber noch nicht Zeit für die nächste Tablette ist, kann der Patient Symptome bekommen.

Solche Probleme treten bei einer anderen Wirkstoffklasse vermindert auf: den sogenannten Dopaminagonisten. Dabei handelt es sich um Substanzen, die dem Botenstoff Dopamin sehr ähnlich sind, aber die nicht genau gleich aufgebaut sind. Vorteil ist, dass sie eher nicht zu anderen Bewegungsstörungen führen und auch die Wirkung länger anhält. Dennoch muss man sagen, dass diese Mittel insgesamt zu mehr Nebenwirkungen führen als das oben beschriebene Levodopa.

Sogenannte Monoaminooxidase-B-Hemmer (MAO-B-Hemmer) werden eingesetzt, um den Abbau von Dopamin im Gehirn zu stoppen. Sie helfen quasi, Dopamin zu recyclen, sodass der Körper es mehrfach verwenden kann: Normalerweise wird Dopamin abgebaut, nachdem es an einen sogenannten Dopamin-Rezeptor gebunden und seine Wirkung entfaltet hat.

Sogenannte Adenosin-Rezeptor-Antagonisten und COMT-Inhibitoren werden gegeben, um die oben beschriebene Wirklücke bei Levodopa bis zur nächsten Gabe zu überbrücken. Auch Decarboxylasehemmer können mit Levodopa zusammen gegeben werden.

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Neben diesen etablierten Medikamenten gibt es vielversprechende neue Entwicklungen, insbesondere in den Bereichen der Gentherapie und der Neuroimmunologie. Man weiß mittlerweile immer genauer, wie Moleküle (wie eben der Botenstoff Dopamin) genau wirken und warum die Krankheit entsteht. Das ermöglicht es, dass sogenannte zielgerichtete Medikamente entweder Gene ausschalten, die an der Entstehung von Parkinson beteiligt sind. Oder dass Signalwege, die die typischen Parkinson-Symptome verursachen, blockieren.

Invasive therapeutische Verfahren

An invasiven therapeutischen Verfahren stehen die Behandlung mit einer Dopamin- oder Apomorphinpumpe oder eine tiefe Hirnstimulation zur Verfügung.

Bei der Dopaminpumpe wird flüssiges Medikament über eine Sonde durch die Bauchhaut hindurch in den oberen Dünndarm geleitet. Bei der Apomorphinpumpe wird das Medikament über die Bauchhaut in das Unterhautfettgewebe verabreicht.

Eine weitere Behandlungsmöglichkeit ist die tiefe Hirnstimulation, also das Einsetzen eines Hirnschrittmachers. Die tiefe Hirnstimulation wird bereits seit vielen Jahren erfolgreich durchgeführt. Der Schrittmacher muss allerdings in einer Operation eingesetzt werden: Dem Patienten werden in einem chirurgischen Eingriff Elektroden in das Gehirn implantiert. Durch elektrische Stimulation dieser Elektroden werden dann die Parkinsonsymptome unterbunden.

Nicht-medikamentöse Therapien

Neben Medikamenten sind vor allem Bewegungsübungen und Sprachtherapie wichtige Bestandteile einer Parkinson-Behandlung. Auch eine psychologische Unterstützung und Begleitung kann sinnvoll sein.

Viele Menschen mit Parkinson machen Bewegungsübungen oder treiben Sport, um Bewegungseinschränkungen und Muskelsteife vorzubeugen oder um wieder etwas beweglicher zu werden. Das Ziel dieser sogenannten Ergotherapie ist es, die Selbstständigkeit im Alltag zu erhalten. Wenn das Sprechen zunehmend schwerer fällt, kann eine Sprachtherapie (Logopädie) sinnvoll sein. Manchmal werden auch Entspannungsübungen und -hilfen wie die progressive Muskelentspannung, Wärmebehandlungen oder Massagen eingesetzt.

Diese Behandlungen sollen vor allem Beschwerden bessern, die sich durch Medikamente nicht ausreichend behandeln lassen. Nicht zuletzt können sich Bewegungs-, Entspannungs- und andere Übungen positiv auf die Psyche auswirken.

Mit fortschreitender Erkrankung werden die Bewegungen immer langsamer. Manchmal gelingt es auch gar nicht, in Gang zu kommen. Hinzu kommen Probleme mit dem Gleichgewicht und der Koordination. Da man sich zunehmend schlechter bewegen kann, nimmt die Muskelkraft allmählich ab. Bewegungsübungen und Sport können helfen, diesen Prozess etwas aufzuhalten. Dabei kommt es weniger auf die Art der Bewegung an - sondern mehr darauf, dass man sie langfristig betreibt.

Es ist möglich, sich von Physiotherapeutinnen oder -therapeuten begleiten zu lassen. Sie können Bewegungsübungen anleiten und zeigen, wie man sie eigenständig durchführen kann. Die Kosten übernimmt die Krankenkasse. Welche Übungen sinnvoll sind, hängt sehr von den persönlichen Vorlieben und dem körperlichen Allgemeinzustand ab: So ist im Frühstadium ein stärker belastendes Training möglich als bei schon ausgeprägten Beschwerden.

Eine Ergotherapie soll helfen, solange wie möglich eigenständig den Alltag zu gestalten und für sich selbst zu sorgen. Dazu kann gehören, die Wohnung und die Arbeitsumgebung an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Zusammen mit den Therapeutinnen oder Therapeuten werden Möglichkeiten erarbeitet, besser mit den Beschwerden zurechtzukommen. Ergotherapeutische Übungen können auch die Grob- und Feinmotorik fördern. Es wird beispielsweise geübt, sich anzuziehen, Essen zuzubereiten und mit Hilfsmitteln (wie Rollatoren oder speziellem Besteck) umzugehen. Auch handwerkliche und kreative Übungen wie Basteln oder Malen können Teil einer Ergotherapie sein.

Bei der Sprachtherapie wird geübt, wieder klarer, lauter und deutlicher zu sprechen. Mit verschiedenen Lockerungs- und Sprechübungen oder Singen wird auch die Beweglichkeit der Gesichtsmuskulatur, die Mimik und Atmung trainiert. Welche Form der Sprachtherapie eingesetzt wird, hängt von den jeweiligen Beschwerden und persönlichen Vorlieben ab.

Viele Menschen vermeiden es aus Unsicherheit und Scham zunehmend, mit anderen zu sprechen. Deshalb geht es auch darum, wieder mehr Selbstbewusstsein bei Gesprächen zu entwickeln und sich besser ausdrücken zu können.

Die Parkinson-Krankheit kann besonders im fortgeschrittenen Stadium mit starken psychischen Belastungen einhergehen. Manche Menschen entwickeln im Verlauf der Erkrankung depressive Beschwerden bis hin zu behandlungsbedürftigen Depressionen. Doch auch zu Anfang fällt es oft schwer, mit der Diagnose zurechtzukommen - und dem Wissen, dass die Symptome mit den Jahren deutlich zunehmen. Eine psychologische Unterstützung und Begleitung kann deshalb sinnvoll sein.

Leben mit Parkinson

Die Diagnose Parkinson stellt Patienten und Angehörige zunächst vor viele Herausforderungen und Fragen. Es ist wichtig, sich umfassend über die Erkrankung zu informieren und sich professionelle Hilfe zu suchen. Eine gute Arzt-Patienten-Beziehung ist bei der richtigen Therapiefindung von grundsätzlicher Bedeutung.

Einige Dinge können Patientinnen und Patienten auch selbst tun, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Dazu gehören:

  • Bewegung und Sport: Regelmäßige körperliche Aktivität kann den Verlauf der Erkrankung verlangsamen und die Symptome lindern.
  • Ausreichend Schlaf: Schlafstörungen sind ein häufiges Problem bei Parkinson. Eine gute Schlafhygiene kann helfen, den Schlaf zu verbessern.
  • Mediterrane Ernährung: Eine Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und Olivenöl kann sich positiv auf den Verlauf der Erkrankung auswirken.
  • Soziale Kontakte: Ein aktives Sozialleben mit vielen Kontakten, Gesprächen und gemeinsamen Aktivitäten kann der Entwicklung einer Demenz entgegenwirken.

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