Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die das extrapyramidal-motorische System und die Basalganglien betrifft. Sie ist gekennzeichnet durch motorische Symptome wie Ruhetremor, Muskelsteifheit (Rigor), verlangsamte Bewegungen (Bradykinese) und Haltungsinstabilität. Eines der Hauptsymptome, ohne das kein Parkinson-Syndrom diagnostiziert werden kann, ist die Bewegungsverarmung (Akinese), die gekennzeichnet ist durch eine Bewegungsverlangsamung (Bradykinese) und kleinräumiger werdende Bewegungen (Hypokinese). Im fortgeschrittenen Stadium kann Akinese bis hin zur Bewegungsstarre führen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen der Akinese bei Parkinson und die verschiedenen Behandlungsansätze.
Ursachen der Akinese bei Parkinson
Bis heute gibt es für die Parkinson-Erkrankung keine einheitliche, konkrete Ursache, die ausgemacht werden konnte. Es besteht die Möglichkeit, dass es mehrere Auslöser gibt. Die Parkinson-Erkrankung der meisten Patientinnen und Patienten ist nicht genetisch bedingt, sondern tritt aus zunächst unbekannten Gründen auf. Rein erbliche Formen machen nur etwa 5-10 % aus. Es gibt allerdings genetische Faktoren, die zum Krankheitsausbruch beitragen können.
Dopaminmangel im Gehirn
Grundlegend besteht die Möglichkeit, dass es mehrere Auslöser gibt. Nervenzellen im Gehirn kommunizieren über unterschiedliche chemische Botenstoffe (Neurotransmitter) miteinander. Auf diese Weise können sie u. a. Bewegungsabläufe steuern. Bei der Parkinson-Erkrankung kommt es zum Absterben von speziellen Neuronen, die für die Herstellung von Dopamin zuständig sind. Warum diese Nervenzellen sterben, ist bislang noch nicht abschließend geklärt. Haben sich die Dopamin-Neuronen um rund 60-70 % reduziert, gerät das empfindliche Gleichgewicht der Botenstoffe aus den Fugen und der Körper kann diesen Verlust nicht mehr ausgleichen. Durch den Dopamin-Mangel und den gleichzeitigen Acetylcholin- und Glutamat-Überschuss kommt es zu Einschränkungen in der Kommunikation der Neuronen. Dies führt letztendlich zu den ersten Symptomen des Morbus Parkinson, wie Zittern, Muskelsteifigkeit und Bewegungsverlangsamung. Dieser Prozess, vom Zellsterben bis hin zu den Symptomen, kann bis zu 12 Jahre dauern. Später bewegen sich Patientinnen und Patienten dann immer langsamer (Bradykinese) oder auch nahezu überhaupt nicht mehr (Akinese / akinetische Krise). Zudem können zahlreiche nicht-motorische Symptome, bis hin zur Parkinson-Demenz auftreten.
Genetische Faktoren
Eines der identifizierten „Parkinson-Gene“ (PARK1) ist für die Herstellung von Alpha-Synuclein verantwortlich. Das Protein reguliert u. a. die Dopamin-Ausschüttung. Liegt z. B. eine Genmutation vor, ist auch das Alpha-Synuclein defekt. Das „unbrauchbare“ Protein lagert sich als sogenannte „Lewy-Körperchen” in den Zellen ab, wodurch diese nicht mehr richtig arbeiten können und schließlich absterben.
Darm-Hirn-Achse
Eine gestörte Darmflora könnte eine weitere Ursache der Parkinson-Erkrankung sein. Schon länger ist bekannt, dass beide Organe über die „Darm-Hirn-Achse“ miteinander verbunden sind und sich gegenseitig beeinflussen. Bei Betroffenen finden sich in der Darmflora vermehrt Bakterien, die Entzündungen verursachen. Zudem haben sie oft eine durchlässigere Darmschleimhaut, was zusätzlich das Risiko für eine Darmentzündung erhöht. Auch das bereits bekannte Alpha-Synuclein, das eine Schlüsselrolle bei der Krankheitsentstehung einnimmt, wurde im Darm und im Nervus vagus (Verbindung zwischen Gehirn und Darm) nachgewiesen. Möglicherweise wird das Protein im Darm durch Toxine und Bakterien gestört. So wird auch verständlich, warum Parkinson-Patientinnen und Patienten häufig unter Verstopfungen leiden.
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Autoimmunreaktion
Darüber hinaus vermuten Experten schon lange, dass die Parkinson-Erkrankung zumindest zum Teil eine Autoimmunerkrankung sein könnte. Auch in diesem Szenario spielt Alpha-Synuclein eine Rolle. Bei Parkinson-Patientinnen und Patienten greifen die Abwehrzellen (T-Zellen) das Protein an, da das Immunsystem es fälschlicherweise als schädlichen Eindringling identifiziert.
Oxidativer Stress
Wie so viele Krankheiten könnte auch Parkinson auf oxidativen Stress zurückzuführen sein. Hierbei entsteht ein Ungleichgewicht aus Oxidantien und Antioxidantien, wodurch vermehrt und unkontrolliert toxische, sauerstoffhaltige Moleküle produziert werden. Diese greifen Mitochondrien (Energieversorgung der Zellen) und Lysosomen (Abbau von Stoffen) an, die überlebenswichtig für die Zellen sind. In der Folge kommt es wieder zum Zelluntergang. Gerade Dopamin-produzierende Nervenzellen stehen im Verdacht, besonders empfindlich auf oxidativen Stress zu reagieren.
Medikamente und andere Erkrankungen
Die Parkinson-Symptome können auch durch bestimmte Medikamente oder andere Erkrankungen, wie z. B. Durchblutungsstörungen oder Verletzungen des Gehirns, ausgelöst werden. Ursache sind meist sogenannte Neuroleptika (Psychopharmaka). Betroffene sprechen meist nicht auf Parkinson-Medikamente an. Oft ist das Gehen stärker gestört als andere Funktionen. Diese Form von Parkinson-Syndrom ist aufgrund der Ähnlichkeit mit der Parkinson-Krankheit auch für Neurologinnen und Neurologen (Nervenärzt*innen) manchmal schwer zu erkennen. Kann durch Medikamente ausgelöst werden, z.B. Auch Krankheiten können zu Parkinson-Symptomen, also einem sekundären bzw. symptomatischen Parkinson-Syndrom führen, z.B. Weitere mögliche Ursachen: Verletzungen des Gehirns, als Folge einer Kopfverletzung, oder Vergiftungen, z.B.
Aszensionshypothese
Für Aufsehen sorgte zuletzt die Untermauerung der Vermutung, dass der Verdauungstrakt eine große Rolle bei der Entstehung von Parkinson spielt. Die Aszensionshypothese, die von deutschen Neurologinnen und Neurologen entwickelt wurde, besagt, dass Parkinson zumindest teilweise im Verdauungstrakt beginnt und sich über Nervenbahnen ins Gehirn ausbreitet. Der Begriff "Aszension" bezieht sich in der Medizin auf das Aufsteigen einer anatomischen Struktur, eines Mikroorganismus oder einer Erkrankung. Das bedeutet, dass bei Parkinson eine Krankheit oder ein Mikroorganismus von einem Körperteil zu einem anderen aufsteigt. Diese Hypothese wurde von schwedischen Forschern bestätigt, die den Zusammenhang zwischen Darm und Gehirn bei Parkinson erforschten.
Brain-First-Type und Body-First-Type
Die Frühsymptome lassen außerdem einen Rückschluss auf die Hypothese zum sog. brain first type und body first type zu. Beim brain first type breitet sich die Degeneration der Nervenzellen in bestimmten Hirnregionen aus, bis sie schließlich auf andere Regionen des Gehirns und den Körper übergreift. Hier stehen Frühwarnzeichen wie Depressionen, veränderte Geruchswahrnehmung und Sehstörungen im Fokus. Beim body first type beginnt die Entwicklung im Darm. Alpha-Synuklein ist ein fehlgefaltetes Eiweißmolekül, das sich bei der Erkrankung typischerweise in den erkrankten Gehirnzellen ablagert. Die Ablagerungen entstehen aber auch im Nervensystem des Magens und des Darms, möglicherweise durch den Einfluss von Umweltgiften. Von dort können sie über den Vagusnerv ins Gehirn „klettern“. Ältere Untersuchungen an Mäusen zeigten bereits, dass Parkinson verlangsamt werden kann, wenn der Vagusnerv gekappt wird.
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Behandlung der Akinese bei Parkinson
Eine ursächliche Behandlung der Parkinson-Krankheit ist bisher nicht möglich, sondern nur eine Linderung der Beschwerden. Wichtig ist eine passgenaue Therapie, die das Augenmerk auf Ihre speziellen und aktuellen Bedürfnisse richtet.
Medikamentöse Therapie
Nach wie vor ist die Dopamin-Ersatztherapie der wichtigste Baustein in der medikamentösen Therapie der Parkinson-Krankheit. Damit ist die Gabe der Dopamin-Vorläufersubstanz Levodopa und anderer Antiparkinsonika gemeint, die die Wirkung von Levodopa und Dopamin verstärken sowie Dopamin-Agonisten (Dopamin-Nachahmer). Vor allem in den ersten Jahren ist die typische Parkinson-Krankheit durch Medikamente gut behandelbar und ermöglicht vielen Patienten eine weitgehend beschwerdefreie erste Krankheitsphase von einigen Jahren. Der Neurotransmitter Dopamin fehlt bei Morbus Parkinson im Hirn. Dopamin kann die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden, während seine Vorstufe Levodopa das kann. Damit mehr Levodopa im Hirn zu Dopamin verstoffwechselt werden kann, wird sein Abbau außerhalb des Gehirns mit Benserazid oder Carbidopa gehemmt. Diese Zusatzstoffe sind in allen Levodopa-Präparaten enthalten. Levodopa ist so schon seit einem halben Jahrhundert als Antiparkinson-Mittel im Einsatz. Ein gutes Ansprechen gilt als ein wichtiger diagnostischer Hinweis für das Vorliegen des klassischen Morbus Parkinson.
Levodopa
Levodopa ist ein Medikament, das im Körper zu Dopamin umgewandelt wird und so den Dopaminmangel im Gehirn ausgleicht. Es gilt als das wirksamste Medikament zur Behandlung der Parkinson-Symptome, einschließlich der Akinese. Allerdings kann die Langzeitanwendung von Levodopa zu Nebenwirkungen wie Dyskinesien (unwillkürliche Bewegungen) und Wirkungsschwankungen führen.
Dopaminagonisten
Dopaminagonisten sind Medikamente, die an die Dopaminrezeptoren im Gehirn binden und diese aktivieren. Sie wirken ähnlich wie Dopamin, sind aber oft weniger wirksam als Levodopa. Dopaminagonisten können jedoch auch bei Patienten eingesetzt werden, die Levodopa nicht vertragen oder bei denen Levodopa nicht mehr ausreichend wirkt.
Andere Medikamente
Neben Levodopa und Dopaminagonisten gibt es noch weitere Medikamente, die zur Behandlung der Parkinson-Symptome eingesetzt werden können, wie z. B. MAO-B-Hemmer, COMT-Hemmer und Amantadin. Diese Medikamente können die Wirkung von Levodopa verstärken oder andere Symptome wie Tremor und Muskelsteifheit lindern.
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Nicht-medikamentöse Therapie
Den aktivierenden Therapien wie Physio- und Sprechtherapie kommt eine zunehmende Rolle zu, von Anfang an den Verlauf günstig zu gestalten. Neue Entwicklungen mit Krafttraining, Tanzen, Tai Chi und Laufbandtraining kommen hinzu.
Physiotherapie
Physiotherapie spielt eine wichtige Rolle bei der Behandlung der Akinese bei Parkinson. Physiotherapeuten können Patienten helfen, ihre Beweglichkeit, Koordination und ihr Gleichgewicht zu verbessern. Sie können auch Übungen zur Stärkung der Muskeln und zur Verbesserung der Körperhaltung anbieten.
Ergotherapie
Die Ergotherapie hilft Betroffenen dabei, ihren Alltag besser zu bewältigen. Ergotherapeuten können Patienten helfen, Hilfsmittel zu finden und Strategien zu entwickeln, um alltägliche Aufgaben wie Anziehen, Essen und Schreiben zu erleichtern.
Logopädie
Logopädie kann Patienten mit Parkinson helfen, ihre Sprech- und Schluckfähigkeiten zu verbessern. Logopäden können Übungen anbieten, um die Muskeln im Gesicht, im Mund und im Rachen zu stärken.
Tiefe Hirnstimulation (THS)
Für diese Langzeitprobleme stehen immer mehr therapeutische Möglichkeiten zur Verfügung. Hinzu kommt ein neurologisch-neurochirurgisches Verfahren, die tiefe Hirnstimulation (THS, „Hirnschrittmacher“).
Die tiefe Hirnstimulation ist ein neurochirurgisches Verfahren, bei dem Elektroden in bestimmte Bereiche des Gehirns implantiert werden. Die Elektroden senden elektrische Impulse aus, die die Aktivität der Nervenzellen in diesen Bereichen modulieren. Die THS kann die Symptome der Parkinson-Krankheit, einschließlich der Akinese, deutlich verbessern. Sie wird in der Regel bei Patienten eingesetzt, bei denen die medikamentöse Therapie nicht mehr ausreichend wirkt oder die unter starken Nebenwirkungen leiden.
Alternative Therapien
Einige Patienten mit Parkinson berichten von positiven Erfahrungen mit alternativen Therapien wie Akupunktur, Yoga und Meditation. Es gibt jedoch nur wenige wissenschaftliche Beweise für die Wirksamkeit dieser Therapien bei der Behandlung der Parkinson-Symptome.
Leben mit Akinese
Die Akinese kann das Leben von Menschen mit Parkinson erheblich beeinträchtigen. Sie kann alltägliche Aufgaben erschweren, die Lebensqualität einschränken und zu sozialer Isolation führen. Es ist wichtig, dass Menschen mit Akinese die Unterstützung erhalten, die sie benötigen, um mit ihren Symptomen umzugehen und ein aktives und erfülltes Leben zu führen.
Selbsthilfegruppen
Selbsthilfegruppen bieten Menschen mit Parkinson und ihren Angehörigen die Möglichkeit, sich auszutauschen, Informationen zu erhalten und Unterstützung zu finden.
Angehörigenunterstützung
Angehörige von Menschen mit Parkinson spielen eine wichtige Rolle bei der Betreuung und Unterstützung der Betroffenen. Es ist wichtig, dass auch Angehörige die Unterstützung erhalten, die sie benötigen, um mit den Herausforderungen der Pflege umzugehen.
Forschung
Die Forschung zur Parkinson-Krankheit und zur Akinese ist weiterhin aktiv. Wissenschaftler arbeiten daran, die Ursachen der Erkrankung besser zu verstehen, neue Behandlungsmethoden zu entwickeln und die Lebensqualität von Menschen mit Parkinson zu verbessern.