Das beste Medikament gegen Parkinson: Ein umfassender Überblick

Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die vor allem die Bewegung beeinträchtigt. Obwohl es keine Heilung gibt, können Medikamente die Symptome lindern und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die besten Medikamente gegen Parkinson, wobei der Fokus auf Levodopa liegt, dem Goldstandard in der Parkinsontherapie.

Einführung in Morbus Parkinson

Morbus Parkinson ist durch einen Dopaminmangel im Gehirn gekennzeichnet. Dopamin ist ein Neurotransmitter, der für die Initiierung und Koordination von Bewegungsabläufen unerlässlich ist. Der krankheitsbedingte Mangel führt zu einer Vielzahl von motorischen Symptomen wie Muskelsteifheit (Rigor), Bewegungsverlangsamung (Bradykinese) und Unbeweglichkeit (Hypokinese). Die medikamentöse Therapie zielt darauf ab, diesen Dopaminmangel auszugleichen und/oder den Abbau von Dopamin im Gehirn zu verlangsamen.

Levodopa: Der Goldstandard der Parkinsontherapie

Levodopa (L-Dopa) ist seit 1961 in der Behandlung der Parkinson-Krankheit etabliert und stellt nach wie vor das wirksamste Medikament dar. Es lindert vor allem die Bewegungsverlangsamung (Bradykinese) und die Muskelsteifheit (Rigor). Als Dopaminvorstufe überwindet L-Dopa die Blut-Hirn-Schranke und wird im Gehirn zum fehlenden Botenstoff Dopamin umgewandelt.

Wirkmechanismus und Anwendung von Levodopa

Das fehlende Dopamin lässt sich nicht direkt als Tablette oder Spritze über den Blutkreislauf zuführen, da es die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden kann. Deshalb wird Levodopa als Vorstufe von Dopamin verabreicht. Erst im Gehirn wird es in Dopamin umgewandelt und dockt an den entsprechenden Rezeptoren an. Der Abbau erfolgt dann wie bei natürlichem Dopamin. Dieses wird sehr schnell abgebaut, weshalb bereits nach etwa 90 Minuten die Hälfte des eingenommenen Wirkstoffs den Körper schon wieder verlassen hat. Eine Einnahme über den Tag verteilt ist deshalb sehr wichtig.

L-Dopa gelangt über den oberen Abschnitt des Dünndarms ins Blut, wobei der Spiegel nach etwa einer Stunde am höchsten ist, sofern das Medikament auf leeren Magen (nüchtern) eingenommen wurde.

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Kombinationstherapie mit Decarboxylase-Hemmern

Um zu verhindern, dass Levodopa bereits vor dem Überwinden der Blut-Hirn-Schranke in Dopamin umgewandelt wird, kommen zusätzlich Wirkstoffe wie Carbidopa und Benserazid zum Einsatz. Dabei handelt es sich um Decarboxylase-Hemmer, welche die Umwandlung von Levodopa im Blutkreislauf hemmen, da sie die entsprechenden Enzyme blockieren, welche für die Umwandlung benötigt werden. So wird sichergestellt, dass das L-Dopa das Gehirn erreicht. Dort wird die Umwandlung dann nicht mehr blockiert, da weder Carbidopa noch Benserazid die Blut-Hirn-Schranke passieren können.

Aktuelle Entwicklungen und Darreichungsformen

Aktuelle Entwicklungen zu Levodopa umfassen z. B. wasserlösliche Tabletten, die den Wirkungseintritt beschleunigen, und Retard- oder Depot-Tabletten, die ihn verzögern. Wasserlösliche Tabletten eignen sich zur Unterbrechung akuter Phasen schlechter Beweglichkeit, während Retard-Tabletten insbesondere für die Medikation während der Nacht wichtig sind.

Ernährungshinweise bei der Einnahme von Levodopa

Bei der Einnahme von L-Dopa ist Vorsicht beim Verzehr von Eiweiß geboten. Eiweißreiche Nahrung kann die Aufnahme von Levodopa stören und die Wirkung der entsprechenden Medikamente reduzieren. L-Dopa sollte nicht mit besonders eiweißreichen Mahlzeiten wie Fisch oder Fleisch eingenommen werden, sondern nur mindestens eine Stunde davor oder danach.

COMT-Hemmer zur Verlängerung der Wirkdauer

L-Dopa-Präparate werden teilweise mit einem COMT-Hemmer wie Entacapon kombiniert, welches den Abbau des Dopamins hemmt, um die Wirkdauer des Medikaments zu verlängern. COMT (Catechol-O-Methyltransferase) ist ein Enzym, welches den Abbau bzw. die Umwandlung von Dopamin und L-Dopa zu unwirksamen Substanzen beschleunigt. COMT-Hemmer hemmen die Methylierung von Levodopa, damit mehr L-Dopa die Blut-Hirn-Schranke überwinden und erst dort zu Dopamin umgewandelt werden kann. Dadurch lässt sich die L-Dopa Dosierung bzw. die Häufigkeit der Einnahme reduzieren, da COMT-Hemmer die sog. "On-Zeiten" verlängern und "Off-Zeiten" verkürzen und damit Wirkungsschwankungen lindern.

Weitere Medikamente zur Behandlung von Parkinson

Neben Levodopa gibt es weitere Medikamente, die bei der Behandlung von Parkinson eingesetzt werden:

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  • Dopaminagonisten: Sie imitieren Dopamin im Körper und ermöglichen so eine niedrigere L-Dopa-Dosis. Dopamin-Agonisten regen Bindungsstellen in den Nervenzellen (Rezeptoren) an, die für die Aufnahme von Dopamin zuständig sind.
  • MAO-B-Hemmer: Sie verlangsamen den Abbau von Dopamin im Gehirn, indem sie das für den Abbau zuständige Enzym Monoaminooxidase-B (MAO-B) blockieren. Das von den noch vorhandenen Nervenzellen ausgeschüttete Dopamin steht so länger zur Verfügung.
  • Anticholinergika: Sie sind nur noch selten im Einsatz, da sie häufig Nebenwirkungen nach sich ziehen.
  • Amantadin: Es hat eine eher geringe Wirkung auf die Parkinson-Symptome, kann aber die durch L-Dopa verursachten Überbewegungen verringern. Außerdem werden Infusionen mit Amantadin bei sogenannten akinetischen Krisen (akute Bewegungsunfähigkeit) eingesetzt. Amantadin sorgt als Gegenspieler des Glutamats dafür, dass die Wirkung des im Überschuss vorhandenen Glutamats im Gehirn reduziert wird. Aufgrund dieser Wirkweise wird Amantadin auch als „Glutamat-Antagonist“ bezeichnet.

Individuelle Therapieanpassung und Bedeutung der Beobachtung

Die Parkinson-Krankheit erfordert eine dauerhafte Therapie, die auf den individuellen Krankheitsverlauf und die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten zugeschnitten und laufend angepasst wird. Die Therapie beginnt meist mit Medikamenten in Tablettenform, wobei die Dosierung sehr gering gestartet und dann langsam erhöht wird. Eine laufende Anpassung und Erweiterung der Therapie bis ins hohe Lebensalter ist üblich.

Es ist entscheidend, dass die Medikamente immer zu einem festen Zeitpunkt eingenommen werden, um einen besseren Überblick über die Wirkdauer zu bekommen und die Einnahme als Routine in den Alltag zu integrieren.

Mögliche Nebenwirkungen und Wechselwirkungen

Unter Arzneimittel-Interaktionen, auch Wechselwirkungen genannt, versteht man die wechselseitige Beeinflussung zwischen zwei oder mehreren Arzneistoffen. Dies kann bei gleichzeitiger oder nacheinander erfolgender Anwendung zu einer verstärkten oder abgeschwächten Wirkung führen. Dabei steigt das Risiko für Wechselwirkungen mit der Anzahl der eingesetzten Medikamente.

L-Dopa/Benserazid-haltige Präparate: Benserazid kann als Nebenwirkung Durchfall auslösen. Die Kombination mit anderen Durchfall-auslösenden Arzneistoffen, wie z. B. den COMT-Hemmern Entacapon oder Tolcapon, sollte deshalb überwacht werden. Unter der Kombination von L-Dopa und COMT-Hemmern (z. B. Entacapon, Tolcapon) mit Eisenpräparaten ist eine Wirkungsabschwächung durch Chelatbildung (unlösliche Verbindungen) möglich. Eisenpräparate sollten deshalb immer im Abstand von 2 Stunden nach der L-Dopa- bzw. COMT-Hemmer-Einnahme erfolgen.

Es gibt zahlreiche Kontraindikationen, die den Einsatz von Levodopa unmöglich machen. Diese hängen stark davon ab, ob es sich um eine L-Dopa/Carbidopa-Kombination, L-Dopa/Benserazid-Kombination oder L-Dopa/Carbidiopa/Entacapon-Kombination handelt. Die entsprechende Verordnung von Levodopa erfolgt deshalb stets in enger Absprache mit den behandelnden Ärzten.

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Nebenwirkungen von Levodopa

Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen:

  • Übelkeit
  • Appetitlosigkeit
  • Schwindel
  • Gesteigerter Antrieb
  • Depression
  • Verwirrtheit
  • Bewegungsstörungen (bei hohen Dosen)

Insbesondere bei älteren Menschen kann die Einnahme von L-Dopa mit ernsten psychischen Nebenwirkungen verbunden sein wie Verwirrtheit, Halluzinationen, Wahnvorstellungen und Psychose. Die Einnahme kann außerdem zu erhöhter Unruhe (Agitiertheit) führen und zu einem Blutdruckabfall nach dem Aufstehen (orthostatische Hypotonie).

Nebenwirkungen von Dopamin-Agonisten

Die Einnahme von Dopamin-Agonisten birgt ähnliche, aber stärkere, Nebenwirkungen wie L-Dopa. Tendenziell kommt es vermehrt zu:

  • Schläfrigkeit, insbesondere „Schlafattacken“
  • Verstopfung
  • Schwindel
  • Halluzinationen
  • Übelkeit
  • Ödemen (Schwellungen durch Wassereinlagerungen)
  • Gestörter Impulskontrolle (z. B. Sex-, Spiel- oder Kaufsucht)

Nebenwirkungen von MAO-B-Hemmern

Zu den Nebenwirkungen von MAO-B-Hemmern zählen unter anderem Übelkeit und Kopfschmerzen. Mitunter kommt es zu Verwirrung und Halluzinationen. Die Einnahme des Wirkstoffs Rasagilin hängt vereinzelt mit einer gestörten Impulskontrolle zusammen.

Nebenwirkungen von NMDA-Rezeptor-Antagonisten

Die Einnahme von Amantadin kann bewirken, dass sich die Haut netzartig, bläulich-violett verfärbt (Livedo reticularis). Manchmal kommt es zu Halluzinationen, Verwirrung und Albträumen.

Spätkomplikationen und Therapieanpassung

Im Verlauf der Erkrankung kann es nach jahrelanger Einnahme (3 bis 8 Jahre, meistens nach 5 Jahren) zu Schwankungen in der Wirksamkeit bzw. Spätkomplikationen kommen. Das Gehirn ist mit den Jahren immer weniger dazu fähig, das aus der Vorstufe L-Dopa gewonnene Dopamin zu speichern. Gleichzeitig wird der Dopaminmangel immer größer, da die dopaminproduzierenden Zellen in der schwarzen Substanz weiter absterben und eine immer höhere Dosierung erforderlich machen, während das Gehirn aber zunehmend empfindlicher auf das medikamentös zugeführte Dopamin reagiert. Dies führt zu den bereits erwähnten Fluktuationen, sogenannten „On“- und „Off“-Phasen.

Um die Wirkung der Medikamente gleichmäßig zu halten, gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Die Einnahmezeiten und die Häufigkeit der Einnahme ändern
  • Retard-Tabletten einnehmen, die den Wirkstoff verzögert freisetzen
  • Dosierungen ändern und zusätzliche Medikamente wie COMT-Hemmer, NMDA-Antagonisten, Anticholinergika oder MAO-B-Hemmer einnehmen
  • Zusätzlich zu Levodopa einen Dopaminagonisten einnehmen

In manchen Fällen kann auch eine Medikamentenpumpe eingesetzt werden, um den Wirkstoff kontinuierlich unter die Haut oder direkt in den Dünndarm abzugeben.

Nicht-medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten

Neben der medikamentösen Therapie spielen auch nicht-medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten wie Krankengymnastik, Ergotherapie und weiteren übenden Behandlungen, welche die Lebensqualität verbessern und Symptome zusätzlich lindern können, eine wichtige Rolle.

Physio- und Ergotherapien sollen die Beweglichkeit und das Wohlbefinden der Patienten erhalten oder wiederherstellen. Dazu werden individuelle Interessen der jeweiligen Person berücksichtigt, um die Behandlung möglichst abwechslungsreich zu gestalten.

Weitere physikalische Therapien umfassen:

  • Gangtraining zur Stärkung der Beinmuskulatur und Vermeidung von Stürzen
  • Stimm- und Sprechtherapien zur Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit
  • Schlucktherapie für Patienten mit Parkinson-bedingten Schluckstörungen
  • Künstlerische Therapien wie Kunst-, Mal- oder Tanztherapien
  • Psychotherapie zur Auseinandersetzung mit der Erkrankung und dem Umgang mit ihren Herausforderungen

Alternative Therapien

Eine alternative Behandlung durch Akupunktur, Magnetstimulation oder Massage kann sich im Einzelfall eignen. Massagen lockern beispielsweise Muskelverspannungen und können einen hohen Wert für einen Parkinson-Erkrankten haben.

Forschung und zukünftige Entwicklungen

Weltweit wird intensiv an neuen Therapien zur Behandlung von Parkinson geforscht. In Tübingen wird beispielsweise an einer Antikörper-Therapie geforscht, die das schädliche Eiweiß Alpha-Synuclein im Gehirn unschädlich machen soll. Auch Gen- und Zelltherapien könnten in Zukunft die Behandlung von Parkinson verändern.

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