Weisheitszähne, die sogenannten "Achter", sind die letzten Backenzähne, die typischerweise im späten Teenageralter oder frühen Erwachsenenalter durchbrechen. Oftmals entwickeln sich Weisheitszähne zu einer Quelle von Beschwerden und Komplikationen, was in vielen Fällen eine Entfernung erforderlich macht. Eine der gefürchtetsten Komplikationen bei der Weisheitszahnentfernung ist die Verletzung eines Nervs. Dieser Artikel beleuchtet die Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten einer Nervverletzung im Zusammenhang mit Weisheitszähnen.
Die Rolle der Weisheitszähne
Die Kiefer unserer Vorfahren waren einst breiter und kräftiger, was ausreichend Platz für die Weisheitszähne bot, um harte und ungekochte Nahrung zu zerkleinern. Im Laufe der Evolution haben sich jedoch der menschliche Schädel und Kiefer verkleinert, während die Größe der Zähne weitgehend gleich geblieben ist. Dies führt häufig zu Platzmangel im Kiefer, was Probleme beim Durchbruch der Weisheitszähne verursacht.
Die Weisheitszähne brechen in der Regel zwischen dem 18. und 24. Lebensjahr durch. Bei etwa 80 Prozent der jungen Erwachsenen bleiben sie jedoch im Kiefer eingeschlossen. Wenn Weisheitszähne nicht genügend Platz haben, können sie benachbarte Zähne schädigen, Zahnfleischentzündungen verursachen oder Karies begünstigen, da sie schwer zu reinigen sind. In manchen Fällen verschieben sie sogar die vorhandenen Zähne oder wachsen quer.
Weisheitszahnentfernung: Wann ist sie notwendig?
Früher wurden Weisheitszähne routinemäßig entfernt, auch wenn sie keine Beschwerden verursachten. Heutzutage empfehlen Fachleute eine Extraktion nur, wenn Probleme auftreten oder zu erwarten sind. Eine Weisheitszahn-OP wird in Betracht gezogen, wenn:
- Platzmangel: Der Kiefer ist zu klein, um den Weisheitszähnen Platz zu bieten.
- Fehlstellung: Die Weisheitszähne wachsen in einem ungünstigen Winkel.
- Schmerzen und Entzündungen: Die Weisheitszähne verursachen Schmerzen, Rötungen oder Entzündungen im hinteren Kieferbereich.
- Schädigung benachbarter Zähne: Die Weisheitszähne beschädigen oder verschieben benachbarte Zähne.
- Karies: Die Weisheitszähne sind schwer zu reinigen und anfällig für Karies.
- Zystenbildung: Um die Krone eines Weisheitszahns bildet sich eine Zyste.
- Infektionen: Weisheitszähne verursachen wiederkehrende Infektionen oder Abszesse.
Es ist wichtig, sich von einem Zahnarzt oder Kieferchirurgen beraten zu lassen, um festzustellen, ob eine Weisheitszahn-OP sinnvoll ist. Dabei sollten die Risiken und Vorteile sorgfältig abgewogen werden.
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Die Angst vor Nervverletzungen bei der Weisheitszahnentfernung
Eine der größten Sorgen bei der Weisheitszahnentfernung ist die mögliche Verletzung eines Nervs. Im Unterkieferknochen verlaufen Nerven, die für das Gefühl in Unterlippe, Zähnen und Zahnfleisch verantwortlich sind. Da Weisheitszähne oft sehr nahe an diesen Nerven liegen, besteht das Risiko einer Schädigung während der Operation.
Symptome einer Nervverletzung
Wenn ein Nerv während der Weisheitszahnentfernung verletzt wird, kann dies zu verschiedenen Symptomen führen:
- Taubheitsgefühl: Ein Taubheitsgefühl in der Unterlippe, Zunge, Kinn, Zähnen oder Zahnfleisch auf der betroffenen Seite.
- Kribbeln: Ein Kribbeln oder Prickeln in den betroffenen Bereichen.
- Überempfindlichkeit: Eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Berührungen oder Temperaturänderungen.
- Schmerzen: Anhaltende Schmerzen im Bereich der Nervverletzung.
- Geschmacksveränderungen: Veränderung des Geschmackssinns.
- Sprachprobleme: Schwierigkeiten bei der Aussprache bestimmter Laute.
- Erhöhter Speichelfluss: Vermehrter Speichelfluss im Mund.
Ursachen einer Nervverletzung
Eine Nervverletzung bei der Weisheitszahnentfernung kann verschiedene Ursachen haben:
- Direkte Verletzung: Der Nerv wird während der Operation direkt durch Instrumente oder den Zahn selbst verletzt.
- Druck: Der Nerv wird durch Schwellungen oder Blutergüsse nach der Operation komprimiert.
- Entzündung: Eine Entzündung im Bereich der Operation kann den Nerv reizen und schädigen.
- Anästhesie: In seltenen Fällen kann die Injektion von Anästhetika den Nerv schädigen.
Diagnose einer Nervverletzung
Um eine Nervverletzung zu diagnostizieren, führt der Zahnarzt oder Kieferchirurg eine gründliche Untersuchung durch. Dazu gehören:
- Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und der aktuellen Beschwerden.
- Klinische Untersuchung: Überprüfung der Sensibilität in den betroffenen Bereichen.
- Röntgenaufnahme: Anfertigung eines Röntgenbildes, um die Lage des Zahns und des Nervs zu beurteilen. In einigen Fällen kann auch eine 3D-Röntgenaufnahme (DVT) erforderlich sein, um den Nervverlauf genauer darzustellen.
Behandlung einer Nervverletzung
Die Behandlung einer Nervverletzung hängt von der Schwere der Verletzung ab. In vielen Fällen sind die Symptome vorübergehend und verschwinden von selbst innerhalb von Wochen oder Monaten. In einigen Fällen kann jedoch eine weitere Behandlung erforderlich sein:
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- Medikamente: Schmerzmittel, entzündungshemmende Medikamente oder Kortikosteroide können helfen, Schmerzen und Entzündungen zu lindern.
- Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Funktion der betroffenen Muskeln und Nerven wiederherzustellen.
- Chirurgische Intervention: In seltenen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um den Nerv zu dekomprimieren oder zu reparieren.
Vorbeugung von Nervverletzungen
Es gibt verschiedene Maßnahmen, die ergriffen werden können, um das Risiko einer Nervverletzung bei der Weisheitszahnentfernung zu minimieren:
- Sorgfältige Planung: Der Zahnarzt oder Kieferchirurg sollte die Lage des Zahns und des Nervs vor der Operation sorgfältig beurteilen.
- Schonende Operationstechnik: Der Zahnarzt oder Kieferchirurg sollte eine schonende Operationstechnik anwenden, um den Nerv nicht zu verletzen.
- 3D-Röntgenaufnahme (DVT): Eine 3D-Röntgenaufnahme kann helfen, den Nervverlauf genauer darzustellen und das Risiko einer Verletzung zu minimieren.
- Erfahrung des Operateurs: Die Wahl eines erfahrenen Zahnarztes oder Kieferchirurgen kann das Risiko von Komplikationen verringern.
Komplikationen nach der Weisheitszahn-OP
Auch wenn die Entfernung von Weisheitszähnen ein Routineeingriff ist, können Komplikationen auftreten. Neben Nervverletzungen können dies sein:
- Infektionen: Entzündung der Wunde, erkennbar an Schmerzen, Schwellung, Rötung und möglicherweise Fieber.
- Wundheilungsstörungen: Verzögerte oder gestörte Wundheilung.
- Nachblutungen: Länger anhaltende oder starke Blutungen aus der Wunde.
- Schwellungen: Anschwellen der Wange oder des Kiefers.
- Schmerzen: Anhaltende Schmerzen im Bereich der Operation.
- Kieferklemme: Eingeschränkte Mundöffnung aufgrund von Muskelverspannungen.
- Blutergüsse: Bläuliche oder gelbliche Verfärbungen der Haut im Bereich der Operation.
- Eröffnung der Kieferhöhle: Verbindung zwischen Mundhöhle und Kieferhöhle bei der Entfernung oberer Weisheitszähne.
- Schädigung benachbarter Zähne: Beschädigung der Wurzeln oder Kronen benachbarter Zähne.
- Kieferbruch: Sehr selten, aber möglich bei tief liegenden und verlagerten Weisheitszähnen.
Was tun bei Komplikationen?
Bei Auftreten von Komplikationen nach der Weisheitszahn-OP sollte umgehend der Zahnarzt oder Kieferchirurg konsultiert werden.
Was Sie nach der Weisheitszahn-OP beachten sollten
Um den Heilungsprozess zu fördern und Komplikationen vorzubeugen, sollten Sie nach der Weisheitszahn-OP folgende Verhaltensregeln beachten:
- Kühlen: Kühlen Sie die betroffene Stelle regelmäßig mit einem Kühlpack, um Schwellungen zu reduzieren.
- Schonen: Vermeiden Sie körperliche Anstrengungen und gönnen Sie sich Ruhe.
- Weiche Kost: Essen Sie in den ersten Tagen weiche Kost, um die Wunde nicht zu belasten.
- Mundhygiene: Achten Sie auf eine gute Mundhygiene, aber vermeiden Sie starkes Spülen oder Gurgeln.
- Nicht rauchen: Verzichten Sie auf das Rauchen, da dies die Wundheilung beeinträchtigen kann.
- Kein Alkohol: Vermeiden Sie Alkohol, da dieser die Wundheilung verlangsamen kann.
- Schmerzmittel: Nehmen Sie bei Bedarf Schmerzmittel ein, aber vermeiden Sie Aspirin, da es die Blutgerinnung beeinträchtigen kann.
- Kontrolltermine: Nehmen Sie die vereinbarten Kontrolltermine beim Zahnarzt oder Kieferchirurgen wahr.
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