Welttag Schlaganfall: Informationen, Prävention und Behandlung

Jedes Jahr erleiden in Deutschland etwa 270.000 bis 300.000 Menschen einen Schlaganfall. Weltweit hat die Anzahl der Betroffenen in den letzten drei Jahrzehnten deutlich zugenommen, um etwa 85 Prozent, wie eine internationale Forschungsgruppe belegt. Schlaganfälle sind in Deutschland die dritthäufigste Todesursache nach Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen und die häufigste Ursache schwerer, anhaltender Behinderungen. Der Welttag Schlaganfall am 29. Oktober macht auf dieses wichtige Gesundheitsproblem aufmerksam.

Was ist ein Schlaganfall?

Ein Schlaganfall wird ausgelöst, wenn Blutgefäße im Gehirn verstopfen oder platzen. Dadurch entsteht ein plötzlicher Sauerstoffmangel, der die Hirnfunktionen und damit die Steuerung des Körpers stark beeinträchtigt. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stehen Schlaganfälle an dritter Stelle der zehn häufigsten Todesursachen.

Oft kommt es zu Bewusstseinsstörungen, halbseitigen Lähmungen und Ausfallerscheinungen des Sprech- oder Sehvermögens. Die Schwere der Folgen hängt vom Ausmaß und vom Ort der Schädigung im Gehirn ab.

Risikofaktoren und Prävention

Erbliche Veranlagung, Bluthochdruck, Diabetes und bei Frauen die Einnahme der Antibabypille erhöhen das Risiko für einen Schlaganfall zusätzlich. Von besonderer Bedeutung ist deshalb das Management von Risikofaktoren, um das Auftreten eines Schlaganfalls möglichst zu vermeiden oder auch Frühzeichen des Schlaganfalls gut zu erkennen. Viele dieser Risikofaktoren sind behandelbar.

Um sich vor einem Schlaganfall zu schützen, gibt es mehrere Maßnahmen, die man ergreifen kann:

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  • Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen
  • Reduzierung der Risikofaktoren
  • Gesunde Lebensweise
  • Körperliche Aktivität
  • Stressbewältigung

Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören:

  • Bluthochdruck: Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck führt zur "Verkalkung" von Blutgefäßen (Arteriosklerose) und erhöht das Risiko für einen Schlaganfall und/oder einen Herzinfarkt. Bluthochdruck ist der bedeutendste Risikofaktor für einen Schlaganfall.
  • Vorhofflimmern: Eine unregelmäßige Herzrhythmusstörung, bei der sich die Vorhöfe des Herzens nicht richtig zusammenziehen. Vorhofflimmern kann das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen.
  • Diabetes mellitus: Zuckerkrankheit kann die Blutgefäße schädigen und das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen.
  • Fettstoffwechselstörungen: Hohe Triglycerid- und Cholesterinwerte können das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen.
  • Rauchen: Rauchen ist ein wichtiger Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, einschließlich Schlaganfall.
  • Alkoholkonsum: Übermäßiger Alkoholkonsum kann das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen.
  • Übergewicht: Adipositas und ein hoher Body Mass Index (BMI) sind mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko verbunden.
  • Bewegungsmangel: Eine inaktive Lebensweise kann das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen.

Anzeichen eines Schlaganfalls und Notfallmaßnahmen

Sollte es dennoch zu einem Notfall kommen, ist schnelles Handeln gefordert. Jede Minute zählt, um Folgeschäden zu vermindern. Es ist wichtig, auf die Anzeichen eines Schlaganfalls zu achten und im Notfall sofort den Rettungsdienst zu verständigen.

Die wichtigsten Anzeichen sind:

  • Plötzliche Schwäche oder Gefühlsstörung einer Körperhälfte, zumindest eines Teils (Mundwinkel, Arm oder Bein)
  • Plötzlicher Verlust der Sprechfähigkeit
  • Plötzlicher Schwindel oder Gangunsicherheit
  • Plötzliche Sehstörung, etwa Gesichtsfeldausfälle oder Doppelbilder
  • Plötzliche, ungewöhnlich starke Kopfschmerzen

Der akute Schlaganfall ist ein Notfall! In Notfällen gewährleistet der Rettungsdienst lebensrettende Maßnahmen und den Transport kranker und…

Behandlung und Rehabilitation

Die Erstbehandlung findet in jedem Fall in einer Klinik statt. Über 330 Akutkrankenhäuser in Deutschland verfügen zusätzlich über Spezialstationen für Schlaganfälle (Stand 4/2021), so genannte „stroke units“, auf denen Schlaganfallpatienten optimal intensivmedizinisch und pflegerisch erstversorgt werden und alle notwendigen diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen ergriffen werden können. Interdisziplinäre Teams, die aus Neurologen, Internisten, Radiologen, Neurochirurgen und Pflegenden bestehen, werden dort ergänzt von Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden, damit erste therapeutische Maßnahmen so rasch wie möglich anlaufen können. Studien belegen, dass die Überlebenschancen auf einer Stroke Unit deutlich besser sind und Betroffene nach dem Geschehen außerdem weniger stark ausgeprägte Einschränkungen in der Bewegung, der Sprache und im Kopf haben. Jeder Schlaganfall muss auf einer Stroke Unit therapiert werden.

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Je rascher die spezifische Behandlung eingeleitet werden kann, umso wahrscheinlicher können somit beeinträchtigte Gehirnfunktionen wiederhergestellt werden. Meist tritt ein Teil der Hirnschädigung unmittelbar nach dem Ereignis, der Hirndurchblutungsstörung oder der Hirnblutung, ein und ist nicht mehr rückgängig zu machen (irreparabel). Viele zerstörerische Prozesse spielen sich aber erst in den nächsten Minuten oder Stunden ab und können durch eine gezielte Therapie verhindert oder abgemildert werden.

Rehabilitation schafft neue Perspektiven

Trotz bester Behandlung kommt es nach der Akutphase häufig noch zu erheblichen Behinderungen: Dazu zählen nicht nur Funktions-, Leistungs- und Belastungseinschränkungen. Häufig fallen Patientinnen und Patienten auch aus ihren sozialen Zusammenhängen heraus. Die Einschränkung der selbstbestimmten Teilhabe an der Fülle des Lebens ist die eigentliche und schmerzlichste Dimension von Behinderung. Rehabilitation hat zuallererst die Aufgabe, diese Teilhabe wieder zu ermöglichen.

In der neurologischen Rehabilitationsklinik stellt ein erfahrenes ärztliches, therapeutisches und pflegerisches Team fest, wo besondere Einschränkungen und Behinderungen zu berücksichtigen sind, ob beim Stehen oder Gehen, in der Verständigung oder in der persönlichen Pflege. Zugleich geht es darum, zu erkennen, welche Fähigkeiten erhalten geblieben sind und welche Ressourcen mobilisiert werden können, damit Betroffene so aktiv wie möglich an der Rehabilitation mitwirken können. Wichtig ist auch die frühzeitige Einbeziehung der Angehörigen. Die Pflegebedürftigkeit und Behinderung eines Familienmitglieds trifft auch sie. Anschließend arbeitet das Rehabilitationsteam einen fachübergreifenden Rehabilitationsplan aus. Er ist auf den einzelnen Patienten zugeschnitten, orientiert sich an der Art und dem Umfang der jeweiligen Einschränkungen, an seinen Möglichkeiten und Zielen und trägt seiner ganz besonderen Lebenssituation Rechnung. Die rehabilitative Behandlung muss zudem berücksichtigen, ob und in welchem Umfang nach der Erstbehandlung weiterhin akutmedizinische Maßnahmen erforderlich sind.

Frührehabilitation: Nahtstelle zwischen Akutmedizin und Rehabilitation

Die neurologische Frührehabilitation ist die Nahtstelle zwischen der Intensivmedizin an Akutkrankenhäusern und der klassischen Rehabilitationsmedizin. Hier werden Patienten mit sehr schweren und komplexen Krankheitsbildern behandelt. Dazu zählen komatöse oder komplett gelähmte Patienten, die noch intensiv betreut und überwacht werden müssen. In der Frührehabilitation nach einem schweren Schlaganfall kommt es zunächst darauf an, die überlebensnotwendigen Körperfunktionen zu stabilisieren sowie eine Kontakt- und Verständigungsfähigkeit aufzubauen. Patienten kann es in dieser spezialisierten Behandlungsumgebung am besten gelingen, sich selbst, seinen Körper und seine Umgebung wahrzunehmen oder auch aus der Horizontalen in die Vertikale zu kommen.

Im Rahmen der anschließenden neurologischen Rehabilitation oder nach weniger schweren Schlaganfällen werden Patienten mit dem Ziel einer möglichst weitgehenden Selbstständigkeit behandelt. Gemeint sind damit Alltagsverrichtungen, die der persönlichen Versorgung wie Nahrungsaufnahme, Waschen, Ankleiden und Hygiene dienen. Je nach Möglichkeiten und Zielsetzungen zielt das Training im Rahmen der Rehabilitation dann auch auf weitergehende Fähigkeiten wie zum Beispiel auf Mobilität außerhalb der Wohnung, auf Versorgung des eigenen Haushalts oder selbstständiges Einkaufen.

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Berufliche Reha für Jüngere

Bei Jüngeren geht es auch im Falle einer sehr guten Erholung von den Schlaganfallfolgen um die Rückkehr in Beruf oder Schule. In diesen Fällen kann sich der medizinischen noch eine berufliche Rehabilitation anschließen. Qualifizierte Rehabilitation ist immer Teamarbeit und in der neurologischen Rehabilitation besonders spezialisiert. Neben Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Sprachtherapeuten, Neuropsychologen und Pflegetherapeuten arbeiten dort auch speziell ausgebildete Schlucktherapeuten, Heilpädagogen, Kunst- und Musiktherapeuten im Team mit. Ihr Einsatz richtet sich im Einzelfall danach, was zum Erreichen der gesteckten Ziele erforderlich ist.

Post Stroke Depression (PSD)

Über die körperlichen Folgen eines Schlaganfalls ist vieles bekannt. Selten jedoch wird über die seelischen Schäden gesprochen. Die Fachwelt bezeichnet sie als Post Stroke Depression (PSD), die Depression nach einem Schlaganfall. Wissenschaftler gehen davon aus, dass sie mindestens ein Drittel aller Schlaganfall-Patienten trifft. Studien belegen, dass Frauen anfälliger für eine PSD sind. Wer nicht gut eingebettet ist in die Familie oder in ein soziales Netzwerk ist stärker gefährdet.

Häufig wird eine beginnende Depression bereits in der Rehabilitationsklinik erkannt, doch viele Patienten erhalten gar keine stationäre Reha. Und „auch nach der Entlassung aus der Rehabilitation kann sicher eine kritische Phase folgen", weiß Dr. Hans-Peter Neunzig, Ärztlicher Direktor der Waldklinik Jesteburg bei Hamburg. Neunzig empfiehlt allen Schlaganfall-Patienten mit Symptomen einer Depression dringend, sich in neurologische Behandlung zu begeben. „Fehlt diese Einsicht oder der Antrieb, sollten Angehörige unbedingt darauf drängen", so Neunzig. Die Behandlungsmöglichkeiten einer PSD sind heute gut. In den meisten Fällen kommt eine Kombination aus medikamentöser und neuropsychologischer Therapie/ Psychotherapie zum Einsatz. In der sogenannten FLAME-Studie wurde Schlaganfall-Patienten in einem frühen Stadium ein Antidepressivum verabreicht.

Leben nach dem Schlaganfall

Doch nach einem Schlaganfall ist das Leben oft nicht mehr so, wie es vorher war. Das ist oft keine leichte Aufgabe, denn Betroffene sind häufig mit langfristigen Folgen durch den Schlaganfall konfrontiert. Diese Folgen können unterschiedlich sein und erfordern Hilfe und Unterstützung - von passenden Therapiemöglichkeiten, über Hilfsmittel und Umbauten im häuslichen Umfeld, bis zur pflegerischen Versorgung.

Manche Wege in die Selbstständigkeit dauern länger. Durch moderne Therapie- und Behandlungsverfahren und die umfassende Betreuung in einer modernen Rehaklinik kann heute auch sehr schwer beeinträchtigten Patienten oft entscheidend geholfen werden. Wie in vielen Studien belegt werden konnte, schafft eine strukturierte, multiprofessionelle und teamorientierte Behandlung die besten Voraussetzungen. Dennoch: In manchen Fällen hinterlässt eine neurologische Erkrankung dauerhafte Spuren an Körper und Seele. Wiederholte Behandlungen in der Rehaklinik wie auch ambulante Therapien, die bereits in der Rehabilitationsklinik bei niedergelassenen Therapeuten am Heimatort organisiert werden, können dazu beitragen, Stück für Stück Lebensfreude und Selbstständigkeit zurückzugewinnen. Auch der Kontakt zu Selbsthilfegruppen und Selbsthilfeverbänden, in denen sich Betroffene zusammenschließen, ist für viele Patienten wichtig, um Kontakt und Austausch zu pflegen, aber auch ihrer eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten bewusst zu werden.

Aktionen zum Welttag Schlaganfall und Tag gegen den Schlaganfall

Am 29. Oktober ist Welttag Schlaganfall. Bitte helfen Sie uns, auf dieses wichtige Thema aufmerksam zu machen! Das Aktionspaket können Sie bis zum 2. Oktober 2024 mit dem beiliegenden Formular kostenlos bei uns bestellen. Sie erhalten Ihr Paket bis zum 22. Oktober, sodass die Materialien rund um den 29. Oktober eingesetzt werden können.

Am 10. Mai 2024 fand der Tag gegen den Schlaganfall statt, ein bundesweiter Aktionstag, der jedes Jahr stattfindet. Dieses Jahr stand er unter dem Motto: “Ein Schlaganfall trifft nie einen Menschen allein”. Der Fokus lag auf den Angehörigen, die oft eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von Schlaganfallpatienten spielen. Im Rahmen des „Tag gegen den Schlaganfall“ werden verschiedene Veranstaltungen angeboten, die von der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe organisiert werden.

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