Demenz-Risikofaktoren: Was Sie wissen müssen und wie Sie vorbeugen können

Demenz ist ein fortschreitender Verlust geistiger Fähigkeiten, der das Leben von Millionen Menschen weltweit beeinträchtigt. Es gibt viele Formen von Demenz, wobei die Alzheimer-Krankheit die bekannteste ist. Während es keine Möglichkeit gibt, Demenz vollständig zu verhindern, können bestimmte Risikofaktoren beeinflusst werden, um das Risiko zu verringern oder den Ausbruch der Krankheit zu verzögern.

Die aktualisierte Liste der Demenz-Risikofaktoren

Die Lancet-Kommission zur Prävention, Intervention und Pflege von Demenz hat in ihrer neuesten Studie zusätzliche vermeidbare Risikofaktoren für Demenz identifiziert. Damit erhöht sich die Anzahl der beeinflussbaren Risiken auf 14. Zu den bereits bekannten Faktoren aus der Studie von 2020, wie Depressionen, Schwerhörigkeit, soziale Isolation und Bluthochdruck, kommen nun ein abnehmendes Sehvermögen und ein zu hoher Cholesterinspiegel hinzu. Laut der Lancet-Kommission können durch einen gesunden Lebensstil und medizinische Vorsorge bis zu 45 Prozent der Demenzerkrankungen verzögert oder sogar verhindert werden.

Abnehmendes Sehvermögen

Sehbehinderungen, insbesondere im späteren Lebensalter, können das Demenzrisiko erhöhen. Die Lancet-Studie schätzt, dass durch die Korrektur von Sehschwächen das Erkrankungsrisiko um bis zu zwei Prozent gesenkt werden kann. Weltweit werden jedoch bei 12,5 Prozent der Menschen über 50 Jahren Sehschwächen nicht behandelt.

Dr. Anne Pfitzer-Bilsing von der Alzheimer Forschung Initiative erklärt: „Ein abnehmendes Sehvermögen kann ähnliche Folgen haben wie Schwerhörigkeit. Menschen, die schlechter sehen oder hören, ziehen sich oft zurück und sind sozial weniger aktiv. Durch die soziale Isolation verarbeitet das Gehirn weniger Reize und wird weniger stimuliert. Die Leistungsfähigkeit nimmt ab, und die Betroffenen haben ein höheres Risiko, an Alzheimer zu erkranken.“ Zudem kann soziale Isolation zu Depressionen führen, die ebenfalls als Risikofaktor für Demenz gelten.

Hohes Cholesterin

Hohe Cholesterinwerte im mittleren Lebensalter werden von der Lancet-Kommission als vermeidbarer Risikofaktor eingestuft, der das Erkrankungsrisiko um sieben Prozent beeinflusst. Durch die Senkung des Cholesterinspiegels, beispielsweise durch die Einnahme von Cholesterinsenkern, kann dieses Risiko reduziert werden. Ein hoher Cholesterinspiegel kann die Bildung von schädlichen Proteinablagerungen (Amyloid-Plaques) fördern, die ein Kennzeichen der Alzheimer-Krankheit sind.

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Pfitzer-Bilsing erläutert: „Ein hoher Cholesterinspiegel kann aber auch andere Demenzerkrankungen begünstigen. Hohe Cholesterinwerte können zu Ablagerungen in den Blutgefäßen führen, die die Blutversorgung des Gehirns beeinträchtigen. Dadurch steigt das Risiko für eine vaskuläre Demenz.“ Die Aufnahme von Cholesterin in die Liste der Risikofaktoren unterstreicht die Bedeutung der Herz-Kreislauf-Gesundheit für die Demenzprävention, da Herz- und Kreislauf-Erkrankungen mit einem weiteren Risikofaktor für Demenz, dem Bluthochdruck, in Zusammenhang stehen.

Weitere beeinflussbare Risikofaktoren

Neben den genannten Risikofaktoren gibt es weitere Faktoren, die das Demenzrisiko beeinflussen können:

  • Geringe Bildung in jungen Jahren: Eine gute Ausbildung und lebenslanges Lernen können die kognitive Reserve des Gehirns stärken.
  • Unbehandelte Schwerhörigkeit: Schwerhörigkeit kann zu sozialer Isolation und verminderter Hirnstimulation führen.
  • Hirnverletzungen: Kopfverletzungen können das Risiko für Demenzerkrankungen erhöhen.
  • Bluthochdruck: Unbehandelter Bluthochdruck schädigt die Blutgefäße im Gehirn.
  • Alkoholkonsum: Übermäßiger Alkoholkonsum kann das Gehirn schädigen.
  • Adipositas: Übergewicht, insbesondere im mittleren Lebensalter, erhöht das Demenzrisiko.
  • Rauchen: Rauchen schädigt Herz, Gefäße und Gehirn.
  • Depression: Anhaltende Niedergeschlagenheit und sozialer Rückzug können das Gehirn belasten.
  • Soziale Isolation: Mangelnde soziale Kontakte können die geistige Gesundheit schwächen.
  • Bewegungsmangel: Bewegungsmangel beeinträchtigt die Durchblutung des Gehirns.
  • Luftverschmutzung: Feinstaub und andere Luftschadstoffe können Entzündungen im Gehirn auslösen.
  • Diabetes: Typ-2-Diabetes ist ein gut belegter Risikofaktor für Demenz.

Es ist wichtig zu beachten, dass das Vorliegen mehrerer Risikofaktoren das Demenzrisiko deutlich erhöht.

Präventionsstrategien: Was können Sie tun?

Obwohl es keine Garantie dafür gibt, Demenz zu verhindern, gibt es zahlreiche Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um Ihr Risiko zu senken:

  • Gesunder Lebensstil: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf. Vermeiden Sie Übergewicht, Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum.
  • Herz-Kreislauf-Gesundheit: Kontrollieren Sie Ihren Blutdruck und Cholesterinspiegel. Lassen Sie Erkrankungen wie Diabetes behandeln.
  • Geistige Aktivität: Fordern Sie Ihr Gehirn durch Lesen, Lernen, Gedächtnistraining und andere geistig anregende Aktivitäten heraus.
  • Soziale Kontakte: Pflegen Sie soziale Kontakte und nehmen Sie aktiv am gesellschaftlichen Leben teil.
  • Frühzeitige Behandlung von Seh- und Hörproblemen: Lassen Sie Seh- und Hörschwächen frühzeitig behandeln, um das Gehirn ausreichend zu stimulieren.
  • Vermeidung von Kopfverletzungen: Schützen Sie Ihren Kopf vor Stößen und Stürzen, z.B. durch das Tragen eines Helms beim Fahrradfahren.
  • Stressbewältigung: Lernen Sie, Stress abzubauen und zu bewältigen, z.B. durch Entspannungstechniken oder Hobbys.

Diagnose und Behandlung

Wenn Sie Anzeichen von Vergesslichkeit oder anderen kognitiven Beeinträchtigungen bemerken, sollten Sie einen Spezialisten (Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie oder Facharzt für Neurologie) aufsuchen. Eine frühzeitige Diagnose ermöglicht es, andere behandelbare Ursachen auszuschließen und gegebenenfalls frühzeitig mit Therapiemaßnahmen zu beginnen.

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Die Diagnostik umfasst in der Regel eine ausführliche Anamnese, psychometrische Tests zur Erfassung der geistigen Leistungsfähigkeit, eine körperliche Untersuchung und bildgebende Verfahren wie CT oder MRT.

Obwohl Demenz derzeit nicht heilbar ist, gibt es verschiedene Therapieansätze, die den Verlauf der Erkrankung verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern können. Dazu gehören medikamentöse Therapien, Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie.

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