Die wissenschaftliche Erklärung der Entstehung von Träumen im Gehirn

Träume sind ein faszinierender und geheimnisvoller Aspekt der menschlichen Erfahrung. Sie sind Bilder, Töne, Gefühle und andere Empfindungen, die wir im Schlaf erleben. Warum träumen wir und was bedeuten unsere Träume? Diese Fragen beschäftigen Wissenschaftler und Psychologen schon seit Jahrhunderten. In diesem Artikel tauchen wir in die Wissenschaft und Psychologie des Träumens ein, erforschen, was während des Träumens im Gehirn passiert und welche verschiedenen Theorien es zum Träumen gibt.

Was sind Träume?

Träume sind ein faszinierendes und komplexes Phänomen, das noch immer nicht vollständig verstanden ist. Träume sind Bilder, Töne, Gefühle und andere Empfindungen, die wir im Schlaf erleben. Obwohl Träume in der Regel während des REM-Schlafs (Rapid Eye Movement) auftreten, können sie auch in anderen Schlafstadien auftreten. Der Inhalt der Träume kann von alltäglichen Ereignissen bis hin zu seltsamen und surrealen Szenarien reichen.

Die Wissenschaft des Träumens

Die Wissenschaft der Träume erforscht die Prozesse, die hinter unseren Traumerlebnissen stehen. Die Aktivierungs-Synthese-Hypothese von Hobson und McCarley aus dem Jahr 1977 besagt, dass Träume durch zufällige Hirnaktivität während des REM-Schlafs entstehen. Diese Aktivität hilft bei der Gedächtniskonsolidierung, der Verarbeitung von Emotionen und der Problemlösung. Neuere Studien zeigen, dass Träume für die Emotionsregulierung und Kreativität von wesentlicher Bedeutung sind, wobei Hirnregionen wie die Amygdala und der Hippocampus während des REM-Schlafs aktiv sind. Obwohl vieles noch unbekannt ist, steht fest, dass Träume für unsere geistige Gesundheit und unser tägliches Funktionieren entscheidend sind.

Was passiert im Gehirn während des Träumens?

Während des Träumens sind unsere Gehirne sehr aktiv. Der präfrontale Kortex, der für das rationale Denken zuständig ist, ist weniger aktiv, während die Amygdala, die für die Gefühle zuständig ist, sehr aktiv ist. Das erklärt, warum Träume oft emotional aufgeladen und manchmal irrational sind.

Unser Schlaf ist in verschiedene Phasen unterteilt: NREM (Non-REM) und REM-Schlaf. Während des REM-Schlafs ist das Gehirn fast so aktiv wie im Wachzustand. Das Gehirn verbraucht viel Energie und die Durchblutung des Gehirns nimmt zu. Diese erhöhte Hirnaktivität wird mit lebhaften Träumen in Verbindung gebracht. Viele Forscher glauben, dass Träume eine wichtige Rolle bei der Verarbeitung von Emotionen und der Konsolidierung von Erinnerungen spielen. Träume können helfen, Probleme zu lösen und mit stressigen Ereignissen umzugehen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass Menschen, die ausreichend REM-Schlaf bekommen, bei Gedächtnistests besser abschneiden und emotional widerstandsfähiger sind.

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Gehirnaktivität im Detail

Während des Schlafs, insbesondere in der REM-Phase, ist das Gehirn hochaktiv.

  • Limbisches System: Dieses System, das Strukturen wie den Hippocampus und die Amygdala umfasst, ist für Emotionen und Gedächtnisbildung zuständig.
  • Präfrontaler Kortex: Während der REM-Phase ist der präfrontale Kortex, der für logisches Denken und Entscheidungsfindung verantwortlich ist, weniger aktiv.
  • REM-Schlaf und Muskelatonie: Während der REM-Phase sind die meisten Muskeln des Körpers in einem Zustand der Atonie (Muskelerschlaffung), um zu verhindern, dass wir unsere Träume physisch ausleben.
  • Neurotransmitter und Hormone: Verschiedene Neurotransmitter und Hormone, wie Serotonin, Dopamin und Acetylcholin, spielen eine Rolle bei der Regulierung des Schlafs und der Träume.

Psychologische Theorien über das Träumen

Es gibt verschiedene psychologische Theorien darüber, warum wir träumen. Sigmund Freud vertrat die Ansicht, dass Träume der Weg ins Unterbewusstsein sind und unsere unterdrückten Wünsche und Sehnsüchte widerspiegeln. Carl Gustav Jung, ein Schüler Freuds, entwickelte einen eigenen Ansatz zur Traumdeutung, der das Konzept des kollektiven Unbewussten einführte. Jung identifizierte verschiedene Archetypen, wie den Helden, die Mutter oder den Schatten, die in Träumen auftauchen können. Für Jung sind Träume ein Mittel zur Selbstverwirklichung und Individuation - dem Prozess, durch den eine Person zu ihrem wahren Selbst findet.

Freud und die Traumdeutung

Sigmund Freud war der Überzeugung: Träume entspringen unserem Unterbewusstsein. Sie bringen intimste Wünsche zum Vorschein, an die wir im Wachzustand nicht einmal zu denken wagen.

In seinem Werk „Die Traumdeutung“ (1900) beschreibt Freud Träume als „Königsweg zum Unbewussten“.

  • Traumsymbole: Freud glaubte, dass viele Traumelemente symbolisch sind. So könnte etwa ein Haus für das Selbst stehen, während Wasser oft mit Geburt oder Veränderung assoziiert wird.
  • Wunscherfüllung: Für Freud waren Träume oft Ausdruck unbewusster Wünsche, die im Wachzustand unterdrückt werden.

Träume und Emotionen

Träume dienen als Fenster in unser Unterbewusstsein und helfen uns, unsere tiefsten Wünsche, Ängste und Gefühle zu verarbeiten. Psychologen wie Freud und Jung haben darauf hingewiesen, dass Träume uns helfen, innere Konflikte zu verstehen und zu lösen, und dass sie eine entscheidende Rolle für unsere emotionale und geistige Gesundheit spielen.

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REM-Schlaf und seine Bedeutung

Träume stehen in engem Zusammenhang mit den physiologischen Prozessen während des Schlafs, insbesondere während des REM-Schlafs, in dem das Gehirn sehr aktiv ist und sich die Augen schnell bewegen. In dieser Phase sind Atmung und Herzschlag unregelmäßig, und die Muskeln sind vorübergehend gelähmt, um zu verhindern, dass die Träume physisch umgesetzt werden. Obwohl die meisten Träume während des REM-Schlafs auftreten, können Träume auch in anderen Schlafstadien wie dem NREM-Schlaf vorkommen, doch sind diese in der Regel weniger lebhaft und strukturiert.

Träumt jeder Mensch?

Ja, jeder träumt jede Nacht, auch wenn man sich nicht an seine Träume erinnern kann. Im Durchschnitt verbringen wir etwa zwei Stunden pro Nacht mit Träumen. Die meisten Träume treten während des REM-Schlafs auf, aber sie können auch in anderen Schlafphasen auftreten. Für dieses Phänomen gibt es ebenfalls bereits eine wissenschaftliche Erklärung: Der Träumende muss mindestens drei Minuten wach gewesen sein, um sich am Morgen noch an den Traum erinnern zu können. Aber es gibt noch einen zweiten Faktor, der hierbei eine Rolle spielt: die aktiven Gehirnareale. So sind bei einigen Menschen zwei Gehirnareale aktiv, wenn sie träumen, die normalerweise für die Aufmerksamkeit zuständig sind. Demgegenüber sind diese beiden Areale, also der temporoparietale Übergang sowie der mediale präfrontale Cortex, bei Personen weniger aktiv, die sich nur selten oder nie an ihre Träume erinnern können. Das sorgt dafür, dass sie seltener aus dem Schlaf gerissen werden, beispielsweise bei akustischen Reizen. Aber nur in einem wachen Zustand kann das Gehirn neue Informationen abspeichern. Die Träume werden daher sozusagen noch im Schlaf gelöscht.

Häufige Träume und ihre Ursachen

Häufige Träume können ein Zeichen für eine erhöhte Gehirnaktivität oder emotionale Verarbeitung sein. Wenn Sie häufig lebhafte oder intensive Träume haben, könnte dies mit Stress, Angst oder anderen psychologischen Faktoren zusammenhängen. Warum träume ich so viel? Auf diese Frage gibt es mehrere Antworten, da viele Träume oft mit erhöhter Gehirnaktivität, Stress oder ungelösten Gefühlen zusammenhängen. Was bedeutet es, wenn Sie viel träumen? Dies kann darauf hindeuten, dass Ihr Unterbewusstsein hart daran arbeitet, Erfahrungen und Emotionen zu verarbeiten, und kann ein Zeichen für einen aktiven Geist sein, der damit beschäftigt ist, Probleme zu lösen und Erinnerungen zu konsolidieren.

Die Rolle von Träumen für die psychische Gesundheit

Träume können zu einer gesunden geistigen Gesundheit beitragen, indem sie die emotionale Verarbeitung und Gedächtniskonsolidierung fördern. REM-Schlaf und damit verbundene Träume können helfen, Emotionen zu regulieren und Probleme zu lösen.

Albträume und ihre Bedeutung

Albträume sind Angstträume, die oft durch Stress, Angst oder Traumata ausgelöst werden. Sie können ein Weg für das Gehirn sein, ängstliche Situationen zu verarbeiten und zu lernen, mit bedrohlichen Erfahrungen umzugehen.

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Traumdeutung: Wissenschaft oder Aberglaube?

Traumdeutung ist eine komplexe und subjektive Kunst. Manche Menschen glauben, dass Träume symbolische Bedeutungen haben, die Einblick in unser Unterbewusstsein geben können. Andere sehen Träume als zufällige Gehirnaktivität ohne tiefere Bedeutung.

Durchaus gab es in der Vergangenheit zahlreiche Versuche, Träume aus wissenschaftlicher Perspektive zu deuten. Das heißt trotzdem nicht, das Träume per se reine Willkür ohne jegliche Aussagekraft sind. Ein Stück weit ist Traumdeutung wohl Wissenschaft und Aberglaube zugleich. Solange die Wissenschaft also keine Beweise dafür findet, dass sich Träume deuten lassen und wie, muss hier jeder seine eigene Herangehensweise finden. Die eigenen Träume zumindest zu beobachten, ist auf alle Fälle interessant. Nicht nur, um - wie bereits erwähnt - eventuelle Schlafstörungen frühzeitig erkennen zu können, sondern auch, da Träume der Schlüssel zur Kreativität sein können. Viele Künstler lassen sich nämlich von ihren Träumen inspirieren, für Gemälde, musikalische Kompositionen, Theaterstücke oder andere kreative Werke. Allein deshalb kann es wertvoll sein, sich bewusst an die eigenen Träume zu erinnern oder dies zu lernen.

Praktische Tipps zur Traumdeutung

  • Traumtagebuch führen: Ein Traumtagebuch kann helfen Traummuster zu erkennen und die persönliche Bedeutung von Traumsymbolen zu verstehen.
  • Assoziationen erforschen: Es gilt zu überlegen, welche Assoziationen die Traumelemente hervorrufen.
  • Traumsymbole analysieren: Bücher oder Online-Ressourcen zur Traumsymbolik können herangezogen werden, um allgemeine Bedeutungen von Traumsymbolen zu erkunden.
  • Psychotherapie: Eine therapeutische Begleitung kann helfen tiefere Einblicke in die Trauminhalte zu gewinnen und die psychologische Bedeutung zu verstehen.

Die moderne Traumforschung

Die moderne Traumforschung nutzt eine Vielzahl von Methoden, um die Bedeutung von Träumen zu verstehen. Neurowissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass Träume eng mit der emotionalen Verarbeitung und Gedächtniskonsolidierung verbunden sind.

  • Emotionale Verarbeitung: Studien haben gezeigt, dass Träume helfen, emotionale Erlebnisse zu verarbeiten und zu integrieren.
  • Problemlösung: Träume können kreative Lösungen für Probleme bieten, die uns im Wachzustand beschäftigen.

Klarträume und ihre Bedeutung

Manche Menschen können ihre Träume sogar aktiv steuern. Sie werden als Klarträumer bezeichnet.

In einer seiner Studien sollte eine Gruppe von Klarträumern im Traum die linke Hand zu einer Faust ballen. Start und Stopp signalisierten die schlafenden Probanden, indem sie ihre Augen nach links und rechts drehten.

Nun versuchen die Forscher, Patienten mit der Technik des Klartraums zu helfen. "Menschen mit Alpträumen können luzides Träumen erlernen, um die bedrohlichen Szenen in harmlose umzuwandeln", sagt Dresler. Schizophrene könnten in leichten Phasen ihrer Krankheit das Klarträumen lernen, um in akuten Phasen besser zwischen der Realem und Irrealem zu unterscheiden. Auch Leistungssportler sind auf den Klartraum aufmerksam geworden. Sie nutzen diesen, um im Schlaf riskante Sprünge und neue Techniken einzustudieren. Der Sportpsychologe Daniel Erlacher hat in Versuchen an der Universität Heidelberg gezeigt, wie die nächtlichen Turnübungen sowohl Koordination als auch Kondition verbessern. Übten seine Probanden einen Münzwurf im Schlaf, hatten sie im Wachzustand eine bessere Trefferquote.

Aktuelle Forschung und Messbarkeit von Träumen

Seit wenigen Jahren können bildgebende Verfahren wie die funktionelle Kernspintomografie räumlich genau lokalisierte Gehirnaktivität während des Schlafs sichtbar machen. Allerdings konnten Forscher die Hirnaktivitäten bislang nicht während eines Traumes analysieren. Denn eine gemessene Hirnaktivität lässt sich nur dann auf einen spezifischen Traum zurückführen, wenn die genaue zeitliche Übereinstimmung von Trauminhalt und Messung bekannt ist.

Die Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München, der Charité und des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig haben sich deshalb die Fähigkeit luzider Träumer zu Nutze gemacht, bewusst zu träumen. Der „Klarträumer“ sollte sich während des Schlafs in einem Kernspintomografen seines Traumes bewusst werden und diesen ‚luziden’ Zustand an die Forscher durch Augenbewegungen melden. Auf diese Weise konnten die Wissenschaftler durch die Hirnströme (EEG) des Untersuchten den Eintritt in den REM-Schlaf messen - einer Schlafphase, in der Träume besonders intensiv empfunden werden. Die ab diesem Zeitpunkt gemessene Aktivität des Gehirns spiegelte den vereinbarten „Traum“ wider, abwechselnd die Fäuste zu ballen. Tatsächlich wurde eine Region in der sensomotorischen Großhirnrinde des Gehirns aktiviert, die für die Ausführung von Bewegungen zuständig ist. Dies zeigt auch ein direkter Vergleich mit der Gehirnaktivität, die bei einer tatsächlich ausgeführten Bewegung der Hand im Wachen auftritt. Die Übereinstimmung der gemessenen Gehirnaktivität von Traum und bewusster Handlung zeigt, dass Trauminhalte gemessen werden können. Die Forscher konnten die mittels Kernspin gewonnen Daten an einem weiteren Probanden durch eine andere Technik bestätigen. Mit Hilfe der so genannten Nah-Infrarot-Spektroskopie beobachteten sie zusätzlich eine gesteigerte Aktivität in einer Hirnregion, die bei der Planung von Bewegungen eine wichtige Rolle spielt.

Fazit

Ob Träume eine Funktion haben, ist bisher ungeklärt. Manche gehen davon aus, dass sie tatsächlich nur Abbilder sind, die durch die Gedächtnisbildung entstehen.

Ob Träume ein überkommenes Anhängsel der Evolution sind oder ob sie einen tieferen Nutzen zwischen Vergangenheitsbewältigung und Problemlösung haben, ist noch unklar. Dass jedoch jeder Mensch - und auch viele Tierarten - träumt, ist eine wissenschaftliche Tatsache. Und nicht zuletzt wegen der enormen Bedeutung allein für die Neurologie ist es ein Thema, welches die Wissenschaft wohl noch lange bewegen wird.

Sowohl wissenschaftliche als auch psychologische Erklärungen legen nahe, dass Träume eine entscheidende Rolle für unser emotionales und kognitives Wohlbefinden spielen.

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