Neuropathien, die als Folge einer onkologischen Chemotherapie auftreten, können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Viele Krebspatienten kennen das unangenehme Gefühl, wenn Hände und Füße kribbeln oder taub sind und oft Schmerzen wie kleine Stromstöße durch die Gliedmaßen ziehen. Dies ist ein Anzeichen für eine Polyneuropathie, die als Folge einer Chemo- oder Strahlentherapie auftreten kann. Es gibt jedoch verschiedene Ansätze, um die Nerven zu schonen und die Symptome zu lindern. Eine prophylaktische Kühlung von Händen und Füßen während der Therapie kann helfen, die Nerven zu schonen. Auch Ausdauersport könnte die Symptomatik positiv beeinflussen.
Was ist eine periphere Neuropathie?
Eine Polyneuropathie (PNP) ist eine Erkrankung, die das periphere Nervensystem schädigt. Sie betrifft also die Nerven außerhalb des Gehirns und des Rückenmarks. Dadurch können Reize nicht oder nur eingeschränkt an das zentrale Nervensystem weitergeleitet werden. Das zentrale Nervensystem besteht aus dem Gehirn und dem Rückenmark. Das periphere Nervensystem umfasst die Nerven, die außerhalb des Gehirns und des Rückenmarks liegen und für die Verbindung zwischen dem zentralen Nervensystem und dem Rest des Körpers zuständig sind. Die sensorischen Nerven sind für autonome Sinneseindrücke bzw. die sensorischen Empfindungen wie Berührungen, Schmerz, Temperatur, Warm- und Kaltempfinden, Vibration, Tiefenwahrnehmung und Lagesinn zuständig.
Eine Polyneuropathie kann durch verschiedene Ursachen entstehen. Insbesondere platinhaltige Chemotherapien können zur Entstehung einer Polyneuropathie führen. Zytostatika haben nicht nur einen schädlichen Einfluss auf Krebszellen, sondern wirken sich auch auf gesunde Körperzellen aus. Einige von Ihnen sind neurotoxisch. In diesem Fall spricht man von einer Chemotherapie-induzierten Polyneuropathie (CIPN), die ca.
Symptome der peripheren Neuropathie
Die Symptome der Polyneuropathie (PNP) zeigen sich hauptsächlich in Händen und Füßen. Sie äußern sich auf unterschiedliche Weise und können in der Ausprägung von Person zu Person schwanken. Viele Betroffene beklagen zunächst Schmerzen und Gefühlsstörungen in den Fußsohlen oder Fingerspitzen, die sich strumpf- und handschuhartig ausdehnen können. Auch kann es zu Taubheitsgefühlen -oder genau gegenteilig- zu Kribbeln in den Gliedmaßen kommen.
Die typischen Symptome sind:
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- Schmerzen: Die betroffenen Körperregionen können ein brennendes Schmerzgefühl auslösen. Neuropathische Schmerzen sind oft brennend oder stechend. Das unterscheidet sie von den meisten Schmerzen mit anderer Ursache.
- Sensibilitätsverlust: Es kann zu einem Verlust der Berührungsempfindung kommen. Was man bisher als normale Berührungen empfand, kann mit einer beginnenden Nervenschädigung plötzlich unangenehm oder schmerzhaft sein. Manche Patienten nehmen Druck, Berührung, Schmerz oder Vibration und Temperatur auch nur noch schwach oder gar nicht mehr wahr. Bei anderen Betroffenen werden Füße und Hände taub und es fällt ihnen schwer, etwas zu greifen, zu schreiben oder sicher zu gehen. Wieder andere Patienten spüren ein Kribbeln oder "Ameisenlaufen" in Fußsohlen oder Fingerspitzen.
- Schwäche und Muskelschwund: Die Polyneuropathie kann zu Schwäche, Kraftlosigkeit und Muskelschwund, sowie Bewegungseinschränkungen führen. Sind eher Nerven, die Muskeln aktivieren, sogenannte motorische Nervenbahnen, betroffen, kann es zu unwillkürlichem Muskelzucken oder zu Muskelkrämpfen kommen. Einige Krebspatient*innen klagen auch über Kraftlosigkeit in Armen und Beinen, sodass sie Probleme beim Greifen und Gehen haben.
- Gang- und Gleichgewichtsstörungen: Aufgrund der beeinträchtigten Sensorik und Motorik kann es zu Problemen mit Gleichgewicht, Koordination und unsicherem Gang kommen.
Durch eine Polyneuropathie bedingte Beschwerden können jederzeit auftreten. Häufig entwickelt sich eine Polyneuropathie (CIPN) schleichend, jedoch berichten einzelne Betroffene schon nach der ersten Gabe des Wirkstoffes von Missempfindungen. Die Ausprägung der Polyneuropathie ist von Mensch zu Mensch individuell. Sie wird unterschiedlich wahrgenommen und hängt von vielen individuellen Faktoren ab. Aus diesem Grund ist nicht vorhersehbar, ob die Polyneuropathie im Laufe der Zeit wieder abklingt. Im günstigsten Fall handelt es sich um akute Beschwerden, die nach erfolgreicher Beendigung der Therapie innerhalb einiger Monate vollständig abklingen.
Wird die Krebstherapie mit dem auslösenden Wirkstoff trotz auftretender Beschwerden unverändert fortgesetzt, ist es eher wahrscheinlich, dass die Polyneuropathie sich von Behandlung zu Behandlung verstärkt. Stellen Sie im Laufe oder nach ihrer Krebsbehandlung Veränderungen fest, kontaktieren Sie baldmöglichst Ihre Onkologin oder Ihren Onkologen. Denn: Die Behandlung von bereits geschädigten Nerven ist schwierig. Motorische Einschränkungen, die vorher unproblematisch waren, z.B.
Ursachen von Neuropathien bei Krebspatienten
Neuropathien treten bei Krebserkrankten meist als Folge einer Behandlung mit Chemotherapeutika auf. Aber auch eine Strahlentherapie oder der Tumor selbst können die Nerven schädigen.
Krebsmedikamente als Auslöser
Manche Krebsmedikamente schädigen die Nerven. Ob bei einem einzelnen Krebspatienten neuropathische Beschwerden auftreten oder nicht, hängt von verschiedenen Faktoren ab: vom Medikament an sich, aber auch von der jeweiligen Einzeldosis, der Gesamtdosis während der gesamten Behandlung, außerdem von der Infusions- sowie der Behandlungsdauer. Relevant ist außerdem, ob man verschiedene nervenschädigende Krebsmedikamente in Kombination erhält, etwa Taxane plus Carboplatin. Hinzu kommen individuelle Risikofaktoren, die nichts mit der Krebsbehandlung oder Krebserkrankung zu tun haben.
Einige der Medikamente, die Nervenschädigungen verursachen können, sind:
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- Platinhaltige Chemotherapie-Medikamente: Dazu zählen beispielsweise Oxaliplatin, Cisplatin und Carboplatin. Oxaliplatin führt statistisch gesehen bei sehr vielen Patientinnen und Patienten direkt nach der Arzneimittelgabe zu akuten Missempfindungen, insbesondere bei Kälte. Diese bilden sich in der Regel nach einigen Tagen wieder von alleine zurück. Von länger anhaltenden peripheren Neuropathien nach Oxaliplatin-Gabe sind weniger Patienten betroffen. Erhalten Patienten Cisplatin, ist die Wahrscheinlichkeit einer Innenohrschädigung hoch. Patienten können Hörstörungen vor allem bei hohen Tönen bekommen, aber auch Ohrgeräusche oder Gleichgewichtsprobleme, weil auch der Gleichgewichtssinn im Innenohr betroffen ist. Häufig kommt es auch zu einem Kribbeln in Händen und Füßen, Koordinationsstörungen oder Gangunsicherheit. Selten kommt es zu vorübergehenden Sehstörungen. Anhaltende Augenschäden sind sehr selten. Ob sich die Hörstörungen durch die Gabe von Natriumthiosulfat verhindern lassen, ist Gegenstand aktueller Forschung. In einer Studie mit krebskranken Kindern ließ sich auf diese Weise das Risiko jedenfalls deutlich reduzieren. Die Wahrscheinlichkeit, langfristig eingeschränkt zu sein, hängt von der Dosierung des Cisplatins ab. Messbare, anhaltende Beschwerden können bei knapp einem Drittel aller Patienten schon nach einmaliger Gabe auftreten. Auch bei Carboplatin können ähnliche Beschwerden wie bei Cisplatin auftreten. Nach einer abgeschlossenen Platin-basierten Chemotherapie kann sich bei manchen Betroffenen die Neuropathie noch weiter verschlimmern. Fachleute sprechen vom sogenannten Coasting-Phänomen.
- Taxane: Ein Beispiel für ein neurotoxisches Mittel aus dieser Gruppe ist der Wirkstoff Paclitaxel. Missempfindungen aller Schweregrade werden sehr häufig beobachtet.
- Vincaalkaloide: Dazu zählen beispielsweise Vincristin, Vinblastin und Vinorelbin. Neuropathien aller Schweregrade treten bei diesen Medikamenten mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit auf.
- Zielgerichtete Medikamente: Chemotherapeutika sind allerdings nicht die einzigen Auslöser von Neuropathien. Auch einige zielgerichtete Krebsmedikamente können Nervenfasern in ihrer Funktion beeinträchtigen. Dazu zählen beispielsweise Bortezomib und Thalidomid.
Bestrahlung, Operation, Tumor als Auslöser
- Bestrahlung: Eine Bestrahlung kann Nervenbahnen schädigen, die im Bestrahlungsfeld liegen. Vergleichsweise häufig passiert dies, wenn größere Nervengeflechte mit bestrahlt werden müssen. Die Nerven werden dadurch entweder selbst unmittelbar geschädigt, oder das bestrahlte Gewebe verhärtet sich auf Dauer und drückt auf die Nerven. Ob es zu einer Nervenschädigung kommt und wie schwer diese nach einer Strahlentherapie ausfällt, ist von folgenden Faktoren abhängig: Wie hoch ist die tägliche Dosis der Strahlentherapie, die man erhält? Wie hoch ist die Gesamtstrahlendosis? Erhält man gleichzeitig nervenschädigende Medikamente oder hat früher schon welche bekommen? Liegen Vor- und Begleiterkrankungen vor, die Nervenschädigungen begünstigen?
- Operation: Bei einer Operation lassen sich Nervenverletzungen nicht immer vermeiden. Auch diese können zu Taubheit oder Missempfindungen in den von den betroffenen Nerven versorgten Bereichen des Körpers führen. Typisches Beispiel sind Gefühlsstörungen, insbesondere in der Haut rund um die Wunde. Eine Regeneration der verletzten Nerven ist möglich, und bei vielen Betroffenen bessern sich die Beschwerden nach einiger Zeit.
- Tumor: Drückt ein Tumor auf Nervenbahnen oder wächst er in diese hinein, werden sie dadurch in ihrer Funktion beeinträchtigt, schlimmstenfalls sogar zerstört. Betroffene empfinden dann oft brennende und stechende Schmerzen. Sie gelten als besonders typische neuropathische Schmerzen.
Wie kommt es zur Schädigung peripherer Nerven?
Fachleute vermuten verschiedene Mechanismen, je nach verwendetem Krebsmedikament: Manche Arzneimittel zerstören die Nervenenden oder die isolierende Hülle um die Nervenzellfortsätze. Oder sie verändern die Kanäle, durch die der Stoffaustausch zwischen Nervenzellen und Gewebe verläuft, und die für die Reizweiterleitung wichtig sind. Andere Mittel beeinflussen die Funktion von Strukturen im Innern einer Nervenzelle. Dazu zählen beispielsweise Mikrotubuli, als Teil des "Zellskeletts", oder Mitochondrien, die "Kraftwerke" der Zelle. Wieder andere zerstören kleine Blutgefäße um die Nervenzellen herum, so dass diese nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt sind.
Schäden an den peripheren Nerven können aber auch indirekt entstehen, nicht nur durch den Einfluss von Krebsmedikamenten. Ursache ist dann meist eine Beeinträchtigung des gesamten umliegenden Gewebes. Dies ist zum Beispiel bei strahlenbedingten Haut- und Gewebeverhärtungen der Fall, einer "Sklerosierung". Eine Chemotherapie kann sich nicht nur auf die Nerven direkt, sondern auch auf die Blutversorgung auswirken: Ist sie vermindert, leidet das gesamte betroffene Gewebe mitsamt den Nerven. Aber auch wenn der Tumor wächst und dadurch von außen auf Nervengewebe drückt, kann Nervengewebe zerstört oder geschädigt werden.
Diagnose von Polyneuropathie
Um eine Polyneuropathie zu diagnostizieren, sind unterschiedliche Methoden notwendig. Zunächst besprechen Sie mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Arzt Ihre Beschwerden.
Die Diagnose umfasst in der Regel:
- Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und der aktuellen Beschwerden. Für Sie als Patientin oder Patient nach einer Chemotherapie oder während einer Chemotherapie können Laborwerte interessant sein. Das könnte Diabetes mellitus sein. Es kann ein „gesundes“ Leben sein, wo der Patient glaubt, er bewegt sich wenig und trinkt lieber gern viel, und dabei zu viel Alkohol. Da können die Leberwerte entsprechend verändert sein. Was ganz wichtig ist, ist dass bereits bestehende Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Risikoverhalten wie ein Zuviel an Alkohol, das man sich zumutet, eine Polyneuropathie durch Chemotherapie - mit der Chemotherapie erkaufen Sie sich aber Ihr Überleben, das ist notwendig - verstärken können. Das heißt: Der Zucker gehört dann entsprechend richtig eingestellt. Der Alkohol muss eingeschränkt bzw.
- Körperliche Untersuchung: Beurteilung der neurologischen Funktionen, wie Reflexe, Sensibilität und Muskelkraft. Zusätzlich ist der sogenannte neurologische Status, der aber ein genereller medizinischer Status ist, notwendig. Das heißt, die Untersuchung einerseits sozusagen der Muskeleigenreflexe, der Hirnnervensituation, aber auch der Sensibilität, sprich der Berührungsdruckwahrnehmbarkeit der Patienten, der Temperaturwahrnehmbarkeit, der Schmerzwahrnehmbarkeit. Man nennt diese Art der Sensibilität die Oberflächensensibilität, sowie die Tiefensensibilität, unter anderem die Diskrimination: Was kann ich erkennen, wenn der Arzt zum Beispiel etwas auf meinen Körper schreibt? Kann ich die Zahl, den Buchstaben erkennen? Kann ich gewisse Gelenkstellungen, die ich nicht sehe, wahrnehmen und entsprechend rückmelden?
- Neurologische Tests:
- Messungen der Nervenleitgeschwindigkeit (Elektroneurografie, ENG): Hierbei wird die Geschwindigkeit gemessen, mit der elektrische Signale entlang der Nerven wandern. Bei der Elektroneurografie, eben der elektrophysiologischen Untersuchung des Einsatzes von Strom zur Untersuchung der Nervenleitgeschwindigkeit wird die Leitgeschwindigkeit Ihrer Nerven untersucht. Dies dient dazu, Störungen der Nerven apparativ, also mit dieser Nervenleitgeschwindigkeitsmessungsapparatur objektiv darzustellen. Also das, was vorher klinisch dargestellt wurde aufgrund Ihrer Schilderungen: „Da hat sich etwas geändert. Es ist bamstig. Ich bin schwächer geworden.“ wird jetzt apparativ mit der Nervenleitgeschwindigkeit dargestellt, in Zahlen dargestellt. Das heißt: Welche Nerven sind betroffen? Viele Nerven wie bei einer Polyneuropathie?
- Elektromyografie (EMG): Diese Untersuchung misst die elektrische Aktivität der Muskeln und kann helfen, zwischen Nerven- und Muskelproblemen zu unterscheiden. Ein Elektromyogramm ist die ergänzende Untersuchung zur Nervenleitgeschwindigkeit, wo letztlich die Muskelaktivität gemessen wird und wo dargestellt werden kann: Ist die Störung primär, also zunächst im Muskel gelegen, oder ist die Störung durch die den Muskel versorgenden Nerven bedingt? Die Untersuchung funktioniert dahingehend, dass mit einer Elektrode, mit einer Nadelelektrode, die recht fein ist, in den Muskel eingestochen wird und der Patient/die Patientin aufgefordert wird, den Muskel anzuspannen. Durch das visuelle und akustisches Signal lassen sich dann Rückschlüsse ziehen auf entsprechende Erkrankungen oder Störungen.
- Blutuntersuchungen: Eine Blutuntersuchung gibt Aufschluss über Mängel, die zu einer Schädigung der Nerven führen können, denn insbesondere die Vitamine B1, B6 und B12 spielen eine wichtige Rolle bei der Versorgung Ihrer Nervenzellen. Auch Vitamin C, E und Vitamin D sollten überprüft werden, sowie ein möglicher Mangel an Spurenelementen und Mineralstoffen. Bei Vitaminen und Nährstoffsupplementierung gilt nicht die Regel: „Viel hilft viel“.
- Weitere Untersuchungen: In einigen Fällen können weitere Tests erforderlich sein, um andere Ursachen für die Neuropathie auszuschließen. Liquor umgibt das Zentralnervensystem, sprich Hirn und Rückenmark. Im Liquor finden sich hin und wieder Stoffe, die für die Diagnose einer Erkrankung wegweisend sein können. Das kann bei der Polyneuropathie interessant werden, wenn es sich um entzündliche Polyneuropathien handelt, die Sie ebenfalls zusätzlich zu Ihrer Chemo-induzierten Polyneuropathie haben können. Bei der Liquorentnahme ist ganz wichtig, dass die in einem entspannten Zustand erfolgt, durch eine Neurologin/einen Neurologen durchgeführt wird und dass Sie dann entsprechend liegen, denn wenn Sie zu früh aufstehen, werden Sie entsprechende Kopfschmerzen, postpunktionelle Kopfschmerzen nennt man das, bekommen.
Vorbeugung von Chemotherapie-induzierter peripherer Neuropathie (CIPN)
Um die Symptome der Polyneuropathie zu mildern oder eine dauerhafte Chemotherapie-induzierte Neuropathie (CIPN) zu vermeiden, ist es wichtig, bereits frühzeitig zu reagieren und Maßnahmen einzuleiten. Dies kann beispielsweise eine Dosisreduktion Ihres Medikamentes nötig machen. Hier ist Ihr onkologisches Behandlungsteam Ansprechpartner erster Wahl.
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Einige vorbeugende Maßnahmen, die in Betracht gezogen werden können, sind:
- Hand-Fuß-Kühlung (Kryotherapie): Eine systematische Hand-Fuß-Kühlung auf 10-12 Grad unmittelbar zum Zeitpunkt der Chemotherapie für 30-60 Minuten hat sich als prophylaktische Anwendung zur Vermeidung von Chemotherapie-induzierter Polyneuropathie (CIPN) im Follow-up von 4 Jahren als nachhaltig erwiesen. Die Kühlung erfolgt kontinuierlich über 30 Minuten vor bis 60 Minuten nach Beendigung der Chemotherapiegabe. Bei der Hilotherapy wird destilliertes Kühlwasser durch Hand- und Fußmanschetten gepumpt. „Der Wirkmechanismus ist die Vasokonstriktion: der O2-Bedarf des Gewebes wird reduziert, damit auch der Metabolismus und die Durchblutung der oberen Hautschichten. Es gelangen weniger neurotoxische Substanzen an die Nervenendigungen, die Nerven werden geschont“, erklärte Schaper. Auch mithilfe von herkömmlichen Kühlmitteln könnten Nerven geschont werden, sagte Schaper. Hier sei allerdings das Problem, dass die Temperatur nicht konstant sei. Zusätzlich sei die Therapie aufgrund der Kälte wenig tolerabel für die Patienten. Geprüft wird in Studien außerdem, ob sich periphere Nervenschäden vermeiden lassen, wenn man während der Infusion von Zytostatika die Blutzufuhr in den besonders empfindlichen Händen drosselt. Die Idee dahinter: So sollen die Medikamente gar nicht erst an die Nerven gelangen. Dies lässt sich zum Beispiel durch Unterkühlung mittels besonderer "Eis"- oder Kühlhandschuhe und -socken erreichen.
- Kompressionstherapie: Ein weiterer Ansatz ist die mechanische Kompression, die praktisch leichter umsetzbar ist. Dabei tragen Betroffene eng anliegende chirurgische Handschuhe (kleiner als die eigentliche Handgröße) und Kompressionsstrümpfe. Durch die Verengung der Gefäße soll auch mit dieser Methode die neurotoxische Schädigung minimiert werden.
- Funktionstraining: Weitere mögliche Anwendungen zur Prävention einer CIPN seien Funktionstraining, beispielsweise mit Sensomotorischer Stimulation oder die Kompressionstherapie. Ein regelmäßiges Bewegungstraining, insbesondere der Finger- und Zehenfunktionen, wird von Expert*innen empfohlen.
- Bewegung und Sport: Ein Sportprogramm, dass Patientinnen nach einer Chemotherapie des Ovarialkarzinoms zum regelmäßigen Walking motivierte, hat in einer randomisierten Studie nicht nur die Lebensqualität verbessert. Es kam laut einer Analyse in JAMA Network Open (3) auch zu einer gewissen Linderung der neuropathischen Symptome, die eine häufige Folge der Chemotherapie sind.
Behandlung von peripherer Neuropathie
Die eigentliche Ursache, also die nervenschädigende Wirkung der Therapie lässt sich nicht behandeln. Aktuell ist kein Medikament verfügbar, um die Nerven während der Therapie zu schützen. Die Behandlung von bereits geschädigten Nerven ist schwierig, deshalb steht die Vorbeugung von dauerhaften Schäden im Vordergrund. Es ist wichtig, bei ersten Anzeichen schnell zu handeln und den:die Ärzt:in zu informieren. Löst die Chemotherapie die Polyneuropathie aus, passt der:die Ärzt:in, wenn möglich, die Dosis oder das Schema an, um eine dauerhafte Schädigung der Nerven zu verhindern.
Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Es gibt verschiedene Therapieansätze:
- Medikamentöse Therapie:
- Schmerzmittel (Analgetika): Bei gelegentlich auftretenden Schmerzen können in Absprache mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Arzt Analgetika (z.B.
- Antidepressiva: z.B. aus der Gruppe der Antidepressiva (z.B.
- Antikonvulsiva (Epilepsie-Medikamente): wie z.B. aus der Gruppe der Antikonvulsvia (Epilepsie-Medikamente, wie z.B.
- Leichte Opiate: z. B.
- Wirkstoffpflaster: die Schmerzen mindern, z. B.
- Starke Opiate: z. B.
Verwendet werden zunächst die Medikamente mit den geringsten Nebenwirkungen, z. B. Antidepressiva und krampflösende Medikamente (erste Wahl). Wenn diese die Schmerzen nicht ausreichend lindern, kommen leichte Opiate oder Wirkstoffpflaster zur Anwendung (zweite Wahl). Bitte beachten Sie: Die medikamentöse Behandlung kann Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen auslösen.
- Ergo- und Physiotherapie: Hilft alltägliche Fertigkeiten wiederzuerlangen, z. B. Üben Sie genau das, was möglicherweise durch die Neuropathie schlechter wird: Gleichgewicht und Koordination, aber auch Sensorik und Motorik. Haben Sie schon einmal von SENSI Bädern gehört? SENSI-Bäder dienen der Stimulierung Ihrer Nerven durch das Setzen verschiedener Reize. Sie können beispielweise in Schüsseln mit Linsen, Tannenzapfen, Watte, etc.
- Bewegungstherapie: Eine Bewegungstherapie kann Beschwerden lindern und die Geschicklichkeit der Hände oder das Gleichgewicht beim Gehen fördern bzw. erhalten. Bewegung hilft vielen Betroffenen besser mit den Nervenschmerzen zurechtzukommen. Besonders nützlich sind Übungen und Bewegungsformen, die Gleichgewicht und Koordination schulen, also beispielsweise Qi Gong, Tai Chi oder Yoga. Aber auch Laufen oder Nordic Walking wirkt sich positiv auf Ihr Gangbild aus.
- Stimulierung der Nerven: SENSI-Bäder dienen der Stimulierung Ihrer Nerven durch das Setzen verschiedener Reize. Sie können beispielweise in Schüsseln mit Linsen, Tannenzapfen, Watte, etc.
- Weitere Maßnahmen:
- Langes und häufiges Stehen vermeiden, z.B.
- Kälte vermeiden: Patient*innen, die mit Probleme mit Kältereizen haben, sollten sich nicht zu lange in kalten Räumen oder bei kaltem Wetter draußen aufhalten, ohne sich entsprechend zu schützen.
- Für einen guten Stand sorgen: Um sich sicher fortzubewegen, sollten Vorkehrungen wie festes Schuhwerk oder eine Gehhilfe getroffen werden.
- Verletzungen und Infektionen vorbeugen: Verletzungen, wie Schnittwunden oder Verbrennungen an Händen und Füßen werden später oder gar nicht wahrgenommen, wenn das Empfinden an diesen Stellen stark eingeschränkt ist.
- Ohrgeräusche minimieren: Wer bei lauten Geräuschen an Tinnitus leidet, sollte laute Umgebungen meiden.
- Ergotherapeutische Übungen im sogenannten "Bohnenbad", einer Wanne gefüllt mit Bohnen, anderen Körnern oder kleinen Bällen; oder auch eine Elektrotherapie, mit der die Nerven gezielt angeregt werden.
- Ein gezieltes sensomotorisches Training durch Physiotherapeuten oder Ergotherapeuten oder ein Vibrationstraining mit dafür geeigneten Geräten.
Dauer einer Polyneuropathie nach Chemo
Die Dauer der Beschwerden hängt von verschiedenen individuellen Faktoren ab, beispielsweise vom Wirkstoff, der Dosisintensität und Schädigung der Nerven. Die Beschwerden der Chemotherapie-induzierten Polyneuropathie (CIPN) können sich daher innerhalb von einigen Monaten bessern oder gar vollständig zurückbilden. Die Schädigung Ihrer Nerven kann zunehmen, solange das auslösende Medikament unverändert weiter verabreicht sind.
Es ist auch möglich, dass sich die vollen Symptome erst nach Abschluss der Chemotherapie entwickeln. Dann ist der weitere Verlauf in der Regel leider langwierig. Das heißt: Über Monate und manchmal Jahre bildet sie sich sehr langsam zurück.
Leben mit Polyneuropathie
Sind Sie von einer Polyneuropathie betroffen, stellen Sie möglicherweise fest, dass vieles nicht mehr so leicht und schnell wie zuvor geht. Ihr Umfeld kann Ihnen hierbei eine große Hilfe sein. Für Angehörige ist es oft sehr hilfreich, wenn sie praktisch helfen können, um Ihnen so Ihre Unterstützung zu zeigen. In vielen Lebensbereichen können Sie mithilfe kleiner Veränderungen oder Hilfsmitteln Ihren Alltag erleichtern. Verabreden Sie sich! Eine Verabredung mit einer Freundin oder Bekannten kann wahre Wunder wirken, weil Sie Verbindlichkeit schafft. Nicht lange nachdenken! Sie sind nur mäßig motiviert, wissen aber, dass Sie sich nach dem Sport viel besser fühlen und grübeln, ob Sie wirklich gehen sollten? Zählen Sie einen Countdown herunter, das stoppt die Gedanken.
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