Ein Schlaganfall ist eine der häufigsten Todesursachen und die häufigste Ursache für bleibende Behinderungen im Erwachsenenalter in Deutschland. Jedes Jahr sind rund 200.000 Männer und Frauen neu betroffen, und etwa 66.000 erleiden einen wiederholten Schlaganfall. Die Frage, wie man bei einem Schlaganfall stirbt, ist komplex und hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Art und Schwere des Schlaganfalls, dem Alter und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten sowie der Geschwindigkeit und Qualität der medizinischen Versorgung.
Zerebrovaskuläre Erkrankungen und ihre Behandlung in Deutschland
Im Jahr 2019 wurden insgesamt 360.943 Patienten mit zerebrovaskulären Erkrankungen, zu denen Schlaganfälle und andere Erkrankungen der Blutgefäße des Gehirns gehören, vollstationär in einem Krankenhaus behandelt. Die durchschnittliche Verweildauer betrug 11,9 Tage, wobei 52,6 % der Patienten männlich und 47,4 % weiblich waren. Unter diesen Fällen gab es 256.965 Hirninfarkte und 33.951 intrazerebrale Blutungen, auch Hirnblutungen genannt.
Sterblichkeit nach einem Schlaganfall
Eine Analyse der GKV (Gesetzlichen Krankenversicherung) in Niedersachsen ergab, dass in den ersten 30 Tagen nach einem Schlaganfall 6,8 % der Betroffenen versterben, nach 90 Tagen 9,4 % und nach einem Jahr 17 %. Nach einer intrazerebralen Blutung verstarben 43 % innerhalb eines Monats und 63 % innerhalb der nächsten 5 Jahre. Etwa 85 % aller Schlaganfälle sind Hirninfarkte durch Blutmangel (ischämischer Schlaganfall).
In Deutschland hat sich die Sterberate nach einem Schlaganfall in den letzten Jahren deutlich reduziert, was auf moderne Akutbehandlungen wie die Thrombektomie und die flächendeckende Einrichtung von Stroke Units zurückzuführen ist. Stroke Units sind Intensivstationen innerhalb von Krankenhäusern, die auf die Diagnostik, Behandlung und Überwachung von Schlaganfallpatienten spezialisiert sind. Knapp 90 % aller Patienten werden inzwischen auf einer Stroke Unit akut behandelt.
Der Zeitfaktor und die "goldene Stunde"
Der Zeitfaktor spielt eine entscheidende Rolle bei der Behandlung von Schlaganfällen. Je rascher nach Auftreten der ersten Symptome und der Diagnose mit der Behandlung begonnen werden kann, desto besser ist die Chance, einen Schlaganfall ohne bleibende Behinderung zu überleben. Das Gehirn kann nur für wenige Minuten ohne Blutversorgung auskommen, ohne bleibende Schäden zu erleiden. Das optimale Zeitfenster zwischen dem Auftreten von Symptomen und der Akutbehandlung beträgt 4,5 Stunden, in Fachkreisen auch als "goldene Stunde" bekannt.
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Faktoren, die das Behandlungsergebnis beeinflussen
Mehrere Faktoren tragen dazu bei, dass das Behandlungsergebnis positiv beeinflusst wird. Dazu gehören gute Sprachfähigkeiten, Kraft in den Armen und die Fähigkeit zu gehen nach einem Schlaganfall. Menschen mit Risikofaktoren haben ein höheres Risiko, wenn diese nicht ausreichend behandelt werden. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören erhöhter Blutdruck, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen, Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel. Eine besondere Rolle spielt die Therapietreue (Adhärenz).
Verbesserte Überlebenswahrscheinlichkeit bei ischämischem Schlaganfall
Für einen ischämischen Schlaganfall hat sich die Überlebenswahrscheinlichkeit deutlich verbessert. Seit 1998 ist die Sterblichkeit bei Männern um 66 % und bei Frauen um 63 % zurückgegangen. In den ersten Wochen nach dem Schlaganfall erlebt der Großteil (78 %) kognitive Einschränkungen. Circa 40 % der Schlaganfallbetroffenen weisen nach einem Schlaganfall chronische mittelschwere bis schwere Behinderungen auf, wobei dieser Anteil über fünf Jahre hinweg relativ stabil bleibt.
Schlaganfall im höheren Lebensalter und bei jungen Menschen
Ein Schlaganfall ist und bleibt eine Erkrankung des höheren Lebensalters, wobei das Durchschnittsalter bei 75 Jahren liegt. Trotzdem ereignen sich immer mehr Schlaganfälle auch in jüngeren Jahren. 11 % aller jungen Patienten haben nach einem ischämischen Schlaganfall starke Beeinträchtigungen im Leben, knapp 60 % weisen moderate Beeinträchtigungen auf. Schlaganfälle können auch bei Kindern auftreten, wobei die Symptome ähnlich sind: Halbseitenlähmungen, Gesichtslähmungen oder Sprachstörungen. Die Mehrheit der Kinder kann nach einem Schlaganfall wieder ohne Beeinträchtigung ein normales Leben führen.
Prävention und gesunder Lebensstil
Ein gesunder Lebensstil mit Bewegung an der frischen Luft, einer gesunden und ausgewogenen Ernährung, Gewichtsabnahme, Alkoholkonsum in Maßen und Verzicht auf Tabakkonsum senkt das Schlaganfallrisiko und fördert die Gesundheit und das Wohlbefinden.
Erkenntnisse aus der Forschung
Eine Studie der FAU und der Universität Würzburg hat ergeben, dass nach einem Schlaganfall die Überlebenschancen und das Risiko eines zweiten Anfalls innerhalb der folgenden Jahre stark variieren - je nach Auslöser. Fast jeder zweite Patient stirbt innerhalb von fünf Jahren nach dem ersten Schlaganfall, und jeder fünfte erleidet einen erneuten Schlaganfall innerhalb von fünf Jahren. Das Langzeitüberleben und die Wiederholungsrate unterschieden sich jedoch erheblich je nach Ursache des ersten Schlaganfalls.
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Interview mit Prof. Dr. med. Schäbitz
Prof. Dr. med. Schäbitz erklärt, dass ein Schlaganfall eine Durchblutungsstörung des Gehirns ist, die zu Funktionsstörungen der betroffenen Gehirnareale führt. Er betont, dass ein Schlaganfall häufiger im fortgeschrittenen Alter auftritt, wobei über 50 % der Fälle über 65-Jährige betreffen. Die Hauptrisikofaktoren sind Bluthochdruck und Vorhofflimmern, aber auch Diabetes, Rauchen, Bewegungsmangel und Fettstoffwechselstörung spielen eine Rolle.
Prof. Dr. Schäbitz empfiehlt, Risikofaktoren zu vermeiden, sich vernünftig zu ernähren (balancierte, ausgewogene, mediterrane Diät), ausreichend zu bewegen (20 bis 30 Minuten pro Tag) und Risikofaktoren wie Diabetes oder Bluthochdruck behandeln zu lassen. Er rät, bei Verdacht auf einen Schlaganfall sofort den Rettungsdienst (112) zu rufen und empfiehlt den Selbsttest der Deutschen Schlaganfall Gesellschaft zur Einschätzung des persönlichen Schlaganfallrisikos.
Erste Hilfe und spezialisierte Versorgung
Bei einem akuten Schlaganfall ist es wichtig, sofort den Rettungsdienst (112) zu rufen. Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes kann man den Betroffenen beruhigen und darauf achten, dass er nicht stürzt. Die Erstversorgung in einer Stroke Unit ist essentiell, da dort die diagnostische und therapeutische Expertise sehr hoch ist. In Stroke Units werden Herz-Kreislauf-Monitoring durchgeführt und bildgebende Verfahren wie MRT und CT eingesetzt, um die Art und das Ausmaß des Schlaganfalls abzuklären.
Therapiechancen und Folgen eines Schlaganfalls
Im Bereich der Thrombektomie gibt es tatsächlich Heilungserfolge, die an Wunderheilung grenzen können, wobei Patienten mit schwerstgradigen Lähmungen bei Entlassung eine Woche später keinerlei Einschränkungen mehr haben können. Die Folgen eines Schlaganfalls hängen immer von Art und Ausmaß des Schlaganfalls ab, wobei schwerwiegende Lähmungen und Sprachstörungen zu den stärksten Beeinträchtigungen zählen.
Lebenserwartung und Rezidivrisiko
Die Mortalität von Patienten nach einem ersten Schlaganfall liegt bei 25 bis 30 %, betrifft aber hauptsächlich die Subgruppe der sehr schweren Schlaganfälle. Es gibt eine Reihe an Rezidiv-Schlaganfällen, wobei die Zahl bei rund 50.000 bis 70.000 pro Jahr liegt. Um das Rezidiv-Risiko zu minimieren, ist es wichtig, nach dem ersten Schlaganfall die genauen Ursachen zu erforschen und eine gute Sekundär-Prävention aufzubauen.
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Zukunftsperspektiven in der Schlaganfallforschung
Die Forschung konzentriert sich auf die Verbesserung der Akuttherapie, die Erforschung der Genetik des Schlaganfalls und die Verbesserung der Regeneration und Rehabilitation nach Schlaganfall.
Schlaganfall: Was passiert im Gehirn?
Bei einem Schlaganfall wird die Blutversorgung in einem bestimmten Gehirnbereich unterbrochen, wodurch Nervenzellen absterben. Je schneller die Behandlung erfolgt, desto besser sind die Chancen auf eine vollständige Erholung. Ein Schlaganfall und eine transitorische ischämische Attacke (TIA) verursachen dieselben Symptome, wobei sich die Beschwerden bei einer TIA innerhalb von 24 Stunden vollständig zurückbilden.
Erholung nach einem Schlaganfall
Die Erholung nach einem Schlaganfall ist individuell sehr unterschiedlich. Während manche Menschen alle ihre Fähigkeiten wiedererlangen, behalten andere dauerhafte Behinderungen zurück. Die "Plastizität" des Gehirns, also seine Fähigkeit, sich immer wieder zu verändern und an neue Gegebenheiten anzupassen, spielt dabei eine wichtige Rolle. Training und Rehabilitation helfen beim Wiedererlangen von Fähigkeiten.
Vorbeugung ist besser als heilen
Wer bereits einen Schlaganfall erlitten hat, hat ein erhöhtes Risiko für einen weiteren Schlaganfall. Daher ist es wichtig, das Risiko für einen erneuten Schlaganfall zu senken.
Der Tod nach einem Schlaganfall
Die Erfolge in der Schlaganfallbehandlung dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass immer noch ca. 7 % aller Betroffenen innerhalb des ersten Monats nach einem Schlaganfall an den Folgen sterben. Andere Formen des Schlaganfalls, wie die spontane Hirnblutung, gehen mit einer deutlich höheren Sterblichkeit von ca. 40 % einher. Ein Schlaganfall tritt überproportional häufig auf, wenn gleichzeitig andere schwere Grunderkrankungen wie koronare Herzkrankheit oder Krebs vorliegen.
Ehrliche Information und Maximaltherapie
Es ist wichtig, die Betroffenen und ihre Angehörigen von Anfang an ehrlich über die Prognose zu informieren, ohne schwarz zu malen, aber auch ohne falsche Sicherheit zu vermitteln. Auch bei einer vermeintlich sehr schlechten Prognose sollte in der Regel für mindestens 48 Stunden eine Maximaltherapie durchgeführt werden. Es gibt aber Situationen, in denen es legitim ist, von vornherein auf bestimmte invasive Therapiemaßnahmen zu verzichten, insbesondere wenn der Patient dies zuvor verfügt hat.
Palliativtherapie bei schwerem Schlaganfall
Wenn sich herausstellt, dass große Hirnareale irreversibel geschädigt sind und die Wahrscheinlichkeit, dass der Betroffene wieder selbständig leben kann, sehr gering ist, müssen Behandler und Angehörige gemeinsam darüber sprechen, welcher Zustand für den Betroffenen lebenswert ist und was er sich in einer solchen Situation gewünscht hätte. In Patientenverfügungen findet sich häufig die Formulierung “aller Wahrscheinlichkeit nach”, die auch für Aussagen zur Prognose verwendet werden kann.
Allgemein wird Palliativtherapie als eine lindernde und symptomorientierte Therapie definiert, die keine Heilung zum Ziel hat. Bei Schlaganfallpatienten erfolgt die Palliativtherapie meist in dem Krankenhaus, in dem die Behandlung begonnen hat. Lebenserhaltende oder lebensverlängernde Medikamente werden abgesetzt, und Schmerzen oder Atemnot werden meist mit Morphin behandelt.
Flüssigkeitszufuhr in der Sterbephase
Eine intravenöse Flüssigkeitszufuhr wird nicht generell empfohlen, da es keine Belege dafür gibt, dass sie die Symptome in der Sterbephase lindern kann. Um das Durstgefühl zu lindern, sollten Lippen und Mund regelmäßig befeuchtet werden.
Hoffnung und würdevolles Sterben
Auch wenn es in diesem Fall für den Ehemann der Frau nicht möglich war, die Krankheit zu überleben, gibt es weiter Hoffnung, aber sie bezieht sich auf andere Bereiche: Hoffnung, dass er nicht leiden muss, dass er in Würde und im Kreise seiner Lieben sterben kann und dass er in den Menschen weiterlebt, die er in seinem Leben beeinflusst hat.
Lebenserwartung nach Schlaganfallarten
Die Lebenserwartung nach einer transitorischen ischämischen Attacke (TIA) ist in der Regel zunächst nicht beeinträchtigt, kann sich aber durch das Risiko eines erneuten und/oder schweren Schlaganfalls verringern. Nach einem Hirninfarkt (ischämischer Schlaganfall) ist das Risiko, im Krankenhaus zu versterben, geringer als nach einer Hirnblutung (hämorrhagischer Schlaganfall). Die Lebenserwartung nach einem Hirnstamminfarkt oder Kleinhirninfarkt hängt von vielen Faktoren ab, insbesondere der Schwere des Schlaganfalls.
Faktoren, die die Lebenserwartung beeinflussen
Die Lebenserwartung nach einem Schlaganfall wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst, darunter die Geschwindigkeit der Behandlung, die Schwere des Schlaganfalls, die Ursache, das Vorliegen weiterer Schlaganfälle, das Alter, der gesundheitliche Zustand vor dem Schlaganfall, das soziale Umfeld, Folge- und Begleiterkrankungen, der Erfolg der Rehabilitation und die Therapietreue.
Juveniler Schlaganfall und Lebenserwartung
Bei jungen Menschen ist die Chance, den Schlaganfall zu überleben und ohne Folgen und Beeinträchtigungen weiterzuleben, deutlich höher. Ein junges Gehirn kann Ausfälle besser ausgleichen. Auch bei einem Mini-Schlaganfall gilt: Je jünger die / der Betroffene ist, desto weniger wirkt sich ein leichter Schlaganfall auf die Lebenserwartung aus.
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