Was verdient ein Neurologe mit eigener Praxis durchschnittlich?

Neurologen spielen eine entscheidende Rolle bei der Untersuchung und Behandlung von Patienten mit neurologischen Erkrankungen. Sie beschäftigen sich mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Lähmungen oder Gedächtnisstörungen und können auch in der Psychiatrie tätig sein. Dieser Artikel beleuchtet das durchschnittliche Gehalt eines Neurologen mit eigener Praxis in Deutschland, wobei die verschiedenen Faktoren, die das Einkommen beeinflussen, berücksichtigt werden.

Gehaltsaussichten während der Weiterbildung

Während der Weiterbildung zum Facharzt für Neurologie arbeiten angehende Neurologen als Assistenzärzte in Krankenhäusern oder medizinischen Einrichtungen. Die Vergütung richtet sich in der Regel nach einem Tarifvertrag für Ärzte. Bereits im ersten Berufsjahr können Assistenzärzte mit einem durchschnittlichen Bruttojahresgehalt von etwa 57.800 Euro rechnen, bei einer Wochenarbeitszeit von 42 Stunden. Durch Zuschläge, beispielsweise für Dienste, kann sich dieses Gehalt noch deutlich erhöhen. Die Helios Kliniken zahlen mit einem Monatsgehalt von 5109 Euro im ersten und 6287 Euro im letzten Jahr der Facharztausbildung die höchsten Bruttolöhne. Kommunale Kliniken zahlen mit 4694 Euro ein geringeres Gehalt für Berufsanfänger.

Gehalt angestellter Fachärzte

Nach Abschluss der Weiterbildung und Erhalt der Facharztanerkennung können Neurologen als angestellte Fachärzte in Kliniken, Praxen oder Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) arbeiten. Das Gehalt als angestellter Facharzt wird durch Tarifverträge geregelt, die meist in Unikliniken, kommunalen Krankenhäusern sowie privaten stationären Einrichtungen gelten. Diese Tarifverträge werden zwischen Ärzteverbänden wie dem Marburger Bund und Arbeitgeberverbänden ausgehandelt. Sie enthalten in der Regel Einstufungen und Gehaltsstufen, die von der Berufserfahrung des Arztes abhängen. Ab einer Oberarzt-Position besteht oft die Möglichkeit, das Gehalt außertariflich zu verhandeln.

Das Gehalt eines Neurologen kann von Faktoren wie der Größe und dem Ruf der Einrichtung beeinflusst werden. Große, renommierte Kliniken bieten oft höhere Gehälter als kleinere lokale Krankenhäuser oder Praxen. Die Berufserfahrung spielt eine entscheidende Rolle bei der Gehaltsbestimmung.

Obwohl es in Deutschland Tarifverträge für Ärzte gibt, können sich die Gehälter von Neurologen je nach Bundesland und Ort unterscheiden, wenn nicht nach Tarif gezahlt wird oder die Menge an besser verdienenden Ärzten den Schnitt beeinflusst. Die Lebenshaltungskosten und die Wirtschaftskraft der Region können eine Rolle dabei spielen, wie hoch die Gehälter ausfallen.

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Ein Facharzt verdient im ersten Jahr durchschnittlich 6349 Euro brutto pro Monat. Mit zunehmender Berufserfahrung steigt das Einkommen: Im 7. Berufsjahr liegt das Gehalt zwischen 6785 und 7544 Euro. Ein Facharzt im 13. Berufsjahr kann bis zu 8164 Euro verdienen. Durch Dienste und andere Zuschläge kann das Grundgehalt noch einmal kräftig steigen. Nach 13 Berufsjahren steigt das Facharzt-Gehalt in der Regel nicht weiter an.

Gehalt in eigener Niederlassung

Ein Neurologe mit eigener Praxis erwirtschaftet im Durchschnitt einen geringeren Reinertrag als andere Fachärzte, da neurologische Leistungen in der Regel weniger gut vergütet werden als beispielsweise chirurgische Eingriffe. Das Statistische Bundesamt hat für das Jahr 2019 Kostenstrukturerhebungen in Arztpraxen durchgeführt und veröffentlicht. Neuere Zahlen liegen nicht vor. Der Fachbereich Neurologie ist statistisch mit der Psychiatrie und Psychotherapie, der Jugendpsychiatrie und -psychotherapie und der psychosomatischen Medizin zusammengefasst. Der Reinertrag pro Praxis betrug in 2019 für Neurologinnen rund 238.000 € und liegt damit ca. 20 % unter dem Durchschnitt aller ambulanten Praxen (= 296.000 €). Zu bedenken ist hier jedoch, dass die apparative Ausstattung und Investitionen bei Neurologinnen im Vergleich bspw. zu Kardiologinnen oder Radiologinnen deutlich niedriger ist. Der Reinertrag ist nicht gleichzusetzen mit dem Reingewinn, da wesentliche Kostenpositionen wie bspw. Abschreibungen aus dem Praxiskauf und alle Vorsorgeaufwendungen nicht enthalten sind. Zudem bezieht sich der Reingewinn auf eine Praxis und nicht auf einen Praxisinhaber. In einer Gemeinschaftspraxis ist bspw. ein höherer Umsatz zu erwarten, der sich auf mehrere Inhaber verteilt.

Der Reinertrag einer Praxis ist stark von der individuellen Praxisauslastung und den angebotenen Leistungen abhängig. Das Statistische Bundesamt erhebt den Reinertrag je Praxisinhaber, indem Aufwendungen wie Personal- und Sachkosten von den Einnahmen abgezogen werden.

Im Vergleich zu anderen Facharztgruppen erzielt ein Neurologe in einer Einzelpraxis einen geringeren Reinertrag. Während beispielsweise ein Radiologe in einer fachgleichen Berufsausübungsgemeinschaft (fg BAG) einen Reinertrag von 373.000 Euro pro Jahr erzielt, liegt der Reinertrag eines Neurologen in einer Einzelpraxis bei etwa 155.000 Euro. Bei Einnahmen in Höhe von 282.000 Euro erwirtschaftet ein Neurologe als Einzelpraxisinhaber 155.000 Euro Reinertrag.

Es zeigt sich, dass es sich insbesondere als Augenarzt, Orthopäde, HNO-Arzt und Neurologe lohnen kann, einen Partner zu suchen oder als Teilhaber in eine Praxis einzusteigen. Das Statistische Bundesamt erhebt jeweils den Reinertrag je Praxisinhaber - nicht zu verwechseln mit dem betriebswirtschaftlichen Gewinn. Der Reinertrag wird ermittelt, indem Aufwendungen wie Personal- und Sachkosten von den Einnahmen abgezogen werden. Im Ranking der Top-Verdiener unter den Fachärzten liegt in einer fg BAG der Radiologe ganz weit vorne - mit einem Reinertrag von 373.000 Euro pro Jahr. Es folgen der Augenarzt (263.000 Euro) und der Orthopäde (223.000 Euro).

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Allgemeinmedizin haben in der Einzelpraxis 319.000 Euro Einnahmen. Abzüglich der Aufwendungen für z.B. Personal- und Sachkosten bleibt ein Reinertrag von 172.000 Euro pro Jahr für den Praxisinhaber. Bei der fg BAG ist der Reinertrag pro Praxisinhaber - bei statistisch 2,3 Inhabern - mit 161.000 Euro etwas niedriger. Als Inhaber einer Praxis im Fachgebiet Innere Medizin bleibt bei 418.000 Euro Einnahmen ein Ertrag von 209.000 Euro - ein Internist hat am Ende also deutlich mehr übrig als bspw. ein Hausarzt mit einer Einzelpraxis. In einer Praxis für Frauenheilkunde und Geburtshilfe belaufen sich die Einnahmen aus der Praxistätigkeit auf 344.000 Euro. Abzüglich der Aufwendungen bleiben 179.000 Euro für den Inhaber. In der Kinder- und Jugendmedizin liegen die Einnahmen bei 332.000 Euro, der Reinertrag je Inhaber bei 171.000 Euro. Als Augenarzt liegen die Einnahmen bei 477.000 Euro und der Reingewinn für den Inhaber bei 249.000 Euro. In einer Einzelpraxis im HNO-Bereich liegen die Einnahmen bei 350.000 Euro, es bleibt ein Reinertrag von 180.000 Euro. Ähnlich hoch ist mit 188.000 Euro der Reinertrag pro Inhaber bei einer fg BAG. Als Orthopäde liegt - bei Einnahmen von 462.000 Euro für die Einzelpraxis - der Reinertrag bei 205.000 Euro. In der Praxis für Chirurgie/MKG-Chirurgie/Neurologie liegen die Einnahmen für eine Einzelpraxis bei 476.000 Euro und der Reinertrag bie 213.000 Euro. Als Inhaber einer Praxis im Fachgebiet Haut- und Geschlechtskrankheiten nimmt man im Schnitt 441.000 Euro ein, es bleibt ein Reinertrag von 227.000 Euro. Für den Radiologen weist die Statistik nur einen Reinertrag als Praxisinhaber einer fg BAG aus: Dieser liegt bei 330.000 Euro - und ist damit der Facharzt mit dem höchsten Reinertrag. In einer urologischen Praxis liegen die Einnahmen bei 436.000 Euro, es bleiben 227.000 Euro Reinertrag für den Inhaber.

Mehr Gehalt durch Weiterbildungen?

Weiterbildungen können für angestellte Fachärzte, einschließlich Neurologen, zwar das Gehalt an sich nicht unmittelbar erhöhen, jedoch können sie langfristig die Chancen auf Leitungspositionen verbessern. Neurologen mit spezifischen Weiterbildungen in einem bestimmten Bereich der Neurologie, beispielsweise in der Epileptologie oder Schlaganfallmedizin, können sich als Experten profilieren und dadurch die Chance erhalten, als Oberarzt oder sogar Chefarzt in einer Klinik oder Abteilung tätig zu sein. Leitende Positionen sind in der Regel mit höheren Gehältern verbunden, was die Weiterbildung zu einer attraktiven Option macht, um die eigene Karriere voranzubringen und das Gehalt zu steigern.

Zusätzliche Faktoren, die das Gehalt beeinflussen

Neben den bereits genannten Faktoren gibt es weitere Aspekte, die das Gehalt eines Neurologen mit eigener Praxis beeinflussen können:

  • Standort der Praxis: Der Standort der Praxis kann einen erheblichen Einfluss auf den Reinertrag haben. In Regionen mit hoher Nachfrage nach neurologischer Versorgung und einer guten Infrastruktur sind die Verdienstmöglichkeiten in der Regel höher. Die neuen Bundesländer stehen somit unter dem bundesweiten Durchschnitt. Ob die Praxis in der Stadt oder auf dem Land eröffnet wird, macht ebenfalls einen Unterschied im Reinertrag. Die Stadt bietet naturgemäß einen größeren Pool an Patientinnen und Patienten sowie eine meist stärkere Infrastruktur, durch die Sie besser erreichbar sind.
  • Patientenstruktur: Die Patientenstruktur, insbesondere das Verhältnis von Kassen- und Privatpatienten, beeinflusst die Einkommensspanne für niedergelassene Ärzte. Je höher der Anteil der Privatpatienten, desto höher ist in der Regel der Reinertrag.
  • Spezialisierung: Eine Spezialisierung auf bestimmte neurologische Erkrankungen oder Behandlungsmethoden kann die Attraktivität der Praxis für bestimmte Patientengruppen erhöhen und somit den Reinertrag steigern.
  • Praxismanagement: Ein effizientes Praxismanagement, das eine gute Organisation, eine effektive Abrechnung und ein freundliches Personal umfasst, kann die Patientenzufriedenheit erhöhen und somit zu höheren Einnahmen führen.

Reinertrag vs. Nettogewinn

Es ist wichtig zu beachten, dass der Reinertrag nicht mit dem Nettogewinn gleichzusetzen ist. Vom Reinertrag müssen noch weitere Aufwendungen bezahlt werden, darunter alle Versicherungen, Sozialabgaben, Kredite und Beiträge der Versorgungseinrichtungen. Was übrig bleibt, muss zudem noch versteuert werden.

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