Zerebrale Mikroangiopathie: Ursachen, Symptome und Demenzrisiko

Die zerebrale Mikroangiopathie, eine Erkrankung der kleinen Hirngefäße, stellt eine wesentliche Ursache für kognitive Beeinträchtigungen, lakunäre Schlaganfälle und Hirnblutungen im höheren Lebensalter dar. Sie ist eine häufige Ursache für vaskuläre Demenz, die nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste Form der Demenz darstellt.

Was ist zerebrale Mikroangiopathie?

Die zerebrale Mikroangiopathie betrifft die kleinsten Blutgefäße im Gehirn, einschließlich der penetrierenden Arterien und Arteriolen sowie der Kapillaren und Venolen. Veränderungen in diesen Gefäßen können zu Durchblutungsstörungen führen, die das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgen. Dies kann wichtige kognitive Funktionen einschränken und zu Schäden an den Nervenzellen führen. Der Begriff „vaskulär“ leitet sich vom lateinischen Wort „vas“ für „Gefäß“ ab und bedeutet „die Blutgefäße betreffend“.

Ursachen der vaskulären Demenz

Vaskuläre Demenz entsteht aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn. Ursachen hierfür können Ablagerungen in Blutgefäßen, Blutgerinnsel oder Hirnblutungen auch in kleinerem Umfang sein. Diese können dazu führen, dass Bereiche des Gehirns mit zu wenig Sauerstoff versorgt werden, wodurch Hirnzellen in unterschiedlichen Bereichen des Gehirns geschädigt werden oder absterben. Das Risiko für eine vaskuläre Demenz kann steigen, wenn das Herz-Kreislauf-System beeinträchtigt ist. Zu den Hauptrisikofaktoren gehören - neben einem höheren Lebensalter - Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und Rauchen. Eine ungesunde Lebensweise stellt einen weiteren Risikofaktor dar.

Verschiedene Veränderungen der Gefäße und des Herz-Kreislauf-Systems können vaskuläre Demenz zur Folge haben.

  • Verengung kleiner Blutgefäße: Die häufigste Ursache ist eine Erkrankung der kleinen Blutgefäße im Gehirn (zerebrale Mikroangiopathie). Dabei werden die hirneigenen Blutgefäße durch Ablagerungen und Wandverdickungen so eng, dass die abhängigen Bereiche des Gehirns nicht mehr genügend Sauerstoff erhalten.
  • Blutgerinnsel: Eine andere Ursache sind Blutgerinnsel aus Halsarterien oder dem Herzen, welche hirnversorgende Gefäße verstopfen. Durch den plötzlichen Verschluss des zuführenden Gefäßes stirbt das nachgeschaltete Hirngewebe ab (Hirninfarkt). Wenn mehrere kleine Hirninfarkte an verschiedenen Orten auftreten und zu vaskulärer Demenz führen, spricht man von einer Multiinfarkt-Demenz. Aber auch ein einzelner Hirninfarkt kann Demenz auslösen, wenn er eine für die geistige Leistung wichtige Region betrifft.
  • Blutungen im Gehirn: Deutlich seltener wird vaskuläre Demenz durch Blutungen im Gehirn verursacht.

Formen der vaskulären Demenz

Bei den vaskulären Demenzen lassen sich drei hauptsächliche Unterkategorien unterscheiden:

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  • Demenz nach Schlaganfall: Diese Form tritt nach einem akuten Schlaganfall auf, bei dem ein Blutgerinnsel im Gehirn Nervenzellen schädigt. Nach bis zu 30 Prozent der Schlaganfälle treten solche Einschränkungen auf, oft auch Wochen oder sogar Monate nach dem Schlaganfall.
  • Zerebrale Mikroangiopathien: Diese entstehen schleichend über Jahre und Jahrzehnte hinweg, indem sich kleine Blutgefäße im Gehirn verengen. Im Alter von 40 Jahren kann es zu den ersten Verengungen kommen, die aber erst jenseits des 60. Lebensjahres spürbare Folgen zeigen.
  • Seltene genetische Ursachen: In seltenen Fällen haben die zerebralen Mikroangiopathien auch genetische Ursachen, wie beispielsweise CADASIL (Cerebral Autosomal Dominant Arteriopathy with Subcortical Infarcts and Leukoencephalopathy).

Symptome der vaskulären Demenz

Die Symptome der vaskulären Demenz können je nach Art und Lokalisation der Schädigung im Gehirn sehr unterschiedlich sein. Im Gegensatz zur Alzheimer-Demenz steht die nachlassende Gedächtnisleistung weniger im Vordergrund.

Häufige Symptome sind:

  • Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen
  • Verlangsamung, zum Beispiel von Denkprozessen
  • Vergesslichkeit
  • Erschwerte Umsetzung von Alltagsaufgaben
  • Antriebsstörung bis hin zu Teilnahmslosigkeit (Apathie)
  • Rasche geistige und körperliche Erschöpfung
  • Gangstörungen
  • Verlust der Kontrolle über die Blase (z.B. verstärkter Harndrang oder Inkontinenz)
  • Probleme beim Schlucken und Sprechen
  • Grundloses Lachen und Weinen
  • Schwindelgefühl

Bei einer plötzlichen Minderdurchblutung größerer Hirnregionen kann es zu Schlaganfallsymptomen wie Lähmungen, Taubheitsgefühlen und Sehstörungen kommen.

Je nach Ursache können die Symptome plötzlich, schleichend oder schrittweise auftreten. Auch im weiteren Verlauf können sich die Symptome entweder schleichend oder plötzlich verschlechtern. Dazwischen kann es auch längere stabile Phasen geben.

Diagnose der vaskulären Demenz

Um eine Demenz-Erkrankung festzustellen, werden zunächst die Symptome und deren Verlauf erfasst. Dies gibt möglicherweise schon Hinweise, ob es sich um eine vaskuläre Demenz handelt. Um diese festzustellen, werden zunächst das Herz-Kreislauf-System sowie neurologische Funktionen, zum Beispiel der Gleichgewichtssinn, untersucht. Blutuntersuchungen können Hinweise auf Risikofaktoren für Durchblutungsstörungen geben.

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Zur Diagnose einer vaskulären Demenz werden verschiedene Methoden eingesetzt:

  • Neuropsychologische Tests: Diese Tests helfen festzustellen, welche Gehirnleistungen betroffen sind und wie stark zum Beispiel das Gedächtnis oder das Konzentrationsvermögen beeinträchtigt sind.
  • Bildgebende Verfahren: Mittels Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) können Veränderungen im Gehirn, wie chronische Durchblutungsstörungen, frühere Hirninfarkte oder Hirnblutungen, festgestellt werden. Ultraschall-Untersuchungen der Halsgefäße und spezielle CT- und MRT-Aufnahmen der Hirnschlagadern dienen dazu, Verengungen zu erkennen, die Durchblutungsstörungen im Gehirn verursachen können.
  • Untersuchung der Herz-Kreislauf-Funktionen: Die Ärztin oder der Arzt misst den Blutdruck, nimmt Blut ab, um mögliche Risiko-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes oder erhöhte Cholesterinwerte zu erkennen. Außerdem wird ein Langzeit-Elektrokardiogramm (EKG) gemacht, um beispielsweise Vorhofflimmern zu entdecken.

Behandlung der vaskulären Demenz

Demenz ist bislang nicht heilbar. Ziel der Behandlung ist es, die Beschwerden bestmöglich zu lindern und das Fortschreiten der Erkrankung so gut es geht zu verlangsamen. Da Durchblutungsstörungen die Ursache der vaskulären Demenz sind, ist es besonders wichtig, bestehende Risiko-Erkrankungen zu behandeln. So kann die Gefahr verringert werden, dass noch mehr Hirngewebe abstirbt.

  • Behandlung von Risiko-Erkrankungen: Bluthochdruck, Diabetes mellitus und zu hohe Cholesterinwerte lassen sich gut durch Änderungen des Lebensstils und mit Medikamenten behandeln. Bei Herzerkrankungen wie Vorhofflimmern, koronarer Herzkrankheit oder Herzschwäche wird ebenfalls gezielt therapiert.
  • Medikamente gegen Demenz: Für die Alzheimer-Demenz gibt es Medikamente, durch die sich die Symptome mitunter abschwächen lassen. Hierzu zählen Cholinesterasehemmer und Memantin. Diese Medikamente wirken allerdings nur vorübergehend und haben keinen Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung. Bei vaskulärer Demenz sind sie unwirksam, zudem können sie Nebenwirkungen verursachen. Bei Bedarf verschreiben Ärztinnen und Ärzte Psychopharmaka, um Symptome wie Unruhe, Angst, Reizbarkeit, aggressives Verhalten, Schlafstörungen und Depressionen zu lindern. Vorab ist es jedoch wichtig, andere Ursachen für die psychischen Symptome auszuschließen.
  • Nicht-medikamentöse Begleit-Therapien: Menschen mit Demenz benötigen in der Regel eine langfristige Begleitung und Behandlung. Daran sind Fachkräfte aus Medizin, Psychologie, Pflege, Ergotherapie, Physiotherapie und Sozialarbeit beteiligt. Behandlungsmöglichkeiten wie Physiotherapie, Ergotherapie oder Logopädie können helfen, die kognitiven Fähigkeiten und somit die Lebensqualität der Patientin oder des Patienten zu verbessern. Auch Musiktherapie, Erinnerungsarbeit und Krankengymnastik können Betroffenen helfen.

Prävention der vaskulären Demenz

Einer vaskulären Demenz beugt man vor, indem man einem Schlaganfall vorbeugt. Um einer vaskulären Demenz vorzubeugen, ist die Behandlung der Gefäßrisikofaktoren entscheidend. Wer sich regelmäßig bewegt, kann (weiteren) Schlaganfällen vorbeugen. Auch nach dem Auftreten von ersten Auffälligkeiten können Patientinnen und Patienten das Fortschreiten des Gedächtnisverlustes verlangsamen, wenn sie auf einen gesunden Lebenswandel achten. Ausdauersport und gesunde Ernährung zählen zu den vorbeugenden Hilfsmitteln, während Übergewicht, Rauchen, Diabetes und Bluthochdruck zu den Risikofaktoren zählen.

Leben mit vaskulärer Demenz

Demenz ist eine fortschreitende Erkrankung. Mit der Zeit ist es betroffenen Menschen immer weniger möglich, Aktivitäten des täglichen Lebens nachzugehen. Die selbstständige Lebensführung wird schwieriger. Im fortgeschrittenen Stadium benötigen Menschen mit Demenz umfassende Unterstützung im Alltag und meist dauerhafte Pflege.

Je weiter eine Demenz fortschreitet, umso mehr nimmt die Selbstständigkeit ab. Irgendwann ist es erkrankten Menschen nicht mehr möglich, eigenständig wichtige Entscheidungen zu fällen. Daher ist es ratsam, möglichst im frühen Stadium der Erkrankung gezielte Vorkehrungen hinsichtlich Betreuung und Vorsorge zu treffen: Mit einer Vorsorgevollmacht oder Betreuungsverfügung lässt sich regeln, wer später Aufgaben in der Versorgung übernehmen und Entscheidungen treffen soll.

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Die Lebenserwartung bei einer vaskulären Demenz variiert stark und hängt davon ab, wie schwer die Erkrankung ist und ob weitere Erkrankungen vorliegen. Aufgrund von gleichzeitig bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen sterben Menschen mit vaskulärer Demenz oft früher als Menschen mit Alzheimer-Demenz.

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