Afrikanische Riesenschnecken, auch bekannt als Achatschnecken (Achatina fulica), erfreuen sich als Haustiere wachsender Beliebtheit. Sie sind leise, pflegeleicht und stellen keine hohen Ansprüche an ihre Halter. Doch unter der harmlosen Oberfläche verbirgt sich ein potenzielles Gesundheitsrisiko, das nicht unterschätzt werden sollte: die Übertragung von Krankheitserregern, insbesondere des Rattenlungenwurms, der zu einer schweren Form der Meningitis führen kann.
Faszination und Realität: Achatschnecken als Haustiere
Die Faszination für Achatschnecken ist verständlich. Wer einmal eine gewöhnliche Schnirkelschnecke bei der Eiablage beobachtet hat, kann die Anziehungskraft ihrer großen Verwandten nachvollziehen. Robert Nordsieck, ein Experte für Achatschnecken, betont, dass Achatina fulica leicht zu halten ist. Sie sind Allesfresser, vermehren sich schnell und passen sich gut an ihre Umgebung an. Vom Ei bis zur ausgewachsenen Schnecke dauert es etwa sechs Monate. Einmal geschlechtsreif, können sie sich bei optimalen Bedingungen ständig reproduzieren und bis zu 500 Eier pro Gelege legen.
Allerdings birgt die Haltung dieser exotischen Tiere auch Risiken. Eine Schweizer Studie hat gezeigt, dass in den vergangenen 60 Jahren 36 verschiedene Krankheitserreger in Achatina fulica nachgewiesen wurden, von denen 15 auch Menschen krank machen können. Diese Erreger können durch den Verzehr schlecht gegarter Schnecken, durch den Verzehr von Gemüse, mit dem die Schnecken in Berührung gekommen sind, oder durch direkten Kontakt mit der Schnecke übertragen werden.
Der Rattenlungenwurm: Eine Gefahr für Mensch und Tier
Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Rattenlungenwurm (Angiostrongylus cantonensis), einem Parasiten, der Achatina fulica als Zwischenwirt nutzt. Dieser Wurm kann beim Menschen die eosinophile Meningitis auslösen, eine schwerwiegende Erkrankung, die bei Erwachsenen zu neurologischen Beeinträchtigungen führen und bei kleinen Kindern sogar tödlich enden kann.
Der Lebenszyklus des Rattenlungenwurms
Der Rattenlungenwurm vermehrt sich in den Lungen von Ratten. Die Larven des Parasiten gelangen über die Luftröhre in den Rachen der Ratte, werden geschluckt und mit dem Kot ausgeschieden. Schnecken nehmen die Larven über den Kot infizierter Ratten auf und dienen als Zwischenwirte, in denen sich die Larven weiterentwickeln. Menschen können sich infizieren, wenn sie Schnecken essen oder mit Schleim befallener Schnecken in Kontakt kommen.
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Verbreitung und Risikofaktoren
Ursprünglich war der Rattenlungenwurm ein südostasiatisches Problem. Mittlerweile ist er jedoch auch in Afrika, der Karibik, den USA und sogar in Europa (z.B. Mallorca) verbreitet. Die Ausbreitung wird auf die Globalisierung und den Klimawandel zurückgeführt. Ratten reisen als blinde Passagiere auf Schiffen um die Welt, und wärmere Temperaturen begünstigen die Entwicklung der Larven.
Symptome und Behandlung
Beim Menschen befällt der Rattenlungenwurm bevorzugt das zentrale Nervensystem. Die Symptome einer Infektion können vielfältig sein und reichen von Kopfschmerzen und einem steifen Nacken bis hin zu Fieber und Erbrechen. In schweren Fällen kann es zu neurologischen Beeinträchtigungen und sogar zum Tod kommen.
Eine spezifische Behandlung gegen den Rattenlungenwurm gibt es nicht. Ärzte behandeln in der Regel die Symptome und lassen das Immunsystem des Körpers seine Arbeit machen.
Invasive Art: Die Bedrohung durch freilebende Achatschnecken
Achatina fulica zählt zu den weltweit schlimmsten Plagen und steht auf der globalen Gefahrenliste der 100 invasivsten Arten. Dies liegt an ihrer Allesfresser-Natur, ihrer schnellen Vermehrung und ihrer hohen Anpassungsfähigkeit. Sie fressen nicht nur Pflanzen, sondern auch Baumrinde und sogar Farbe und Stuck an Häusern.
In den USA hat man seit den 1960er-Jahren Erfahrungen mit der Bekämpfung dieser Schnecken gemacht. In Florida wurden innerhalb von sieben Jahren über 18.000 ausgewachsene Schnecken mit tausenden Eiern gefunden. Die Ausrottung der Schnecken kostete in den folgenden zehn Jahren eine Million Dollar.
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Auch in Europa gibt es Berichte über freilebende Achatschnecken. Auf Teneriffa wurden im Sommer 2023 Exemplare gefunden, und die Regionalregierung hat eine Hotline eingerichtet, um Funde zu melden. In Deutschland könnten die Schnecken in wärmeren Regionen wie dem Breisgau in Baden-Württemberg oder in Graz in Österreich überleben.
Rechtliche Lage und Empfehlungen
In Europa enthält die EU-Verordnung 1143/2014 Maßnahmen zur Verhinderung und Eindämmung der Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten, einschließlich Beschränkungen für Haltung, Kauf, Verkauf und Freisetzung in der freien Natur. In den USA ist nicht nur die Einfuhr, sondern auch der Besitz dieser Schnecken verboten.
Experten raten dringend davon ab, Achatschnecken in der freien Natur auszusetzen. Stattdessen sollten Eier regelmäßig im Terrarium gesucht und entfernt werden. Die Entsorgung im heimischen Kompost ist keine Option, da die Schnecken dort überleben und sich weiterverbreiten können.
Fazit: Verantwortungsvoller Umgang mit Achatschnecken
Afrikanische Riesenschnecken können faszinierende Haustiere sein, bergen aber auch Risiken. Die Übertragung von Krankheitserregern, insbesondere des Rattenlungenwurms, stellt eine ernstzunehmende Gefahr für Mensch und Tier dar. Zudem können freilebende Achatschnecken erhebliche Schäden an der Umwelt und der Landwirtschaft verursachen.
Ein verantwortungsvoller Umgang mit diesen Tieren ist daher unerlässlich. Dazu gehört der Kauf von Schnecken von vertrauenswürdigen Züchtern, die Einhaltung strenger Hygienemaßnahmen, die Vermeidung des Kontakts mit Schleim und die Verhinderung der Auswilderung. Nur so können die Vorteile der Haltung von Achatschnecken als Haustiere genutzt werden, ohne die Gesundheit von Mensch und Umwelt zu gefährden.
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