Akustische Halluzinationen sind eine Form der Wahrnehmungsstörung, bei der Betroffene Geräusche oder Stimmen hören, die in der Realität nicht vorhanden sind. Sie können ein Symptom verschiedener Erkrankungen sein, darunter auch Demenz. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen akustischer Halluzinationen bei Demenz, die Diagnoseverfahren und die verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten.
Was sind akustische Halluzinationen?
Halluzinationen sind Wahrnehmungsstörungen, die als real empfunden werden, aber lediglich eine Einbildung des Geistes sind. Sie können verschiedene Sinne betreffen, darunter Hören, Sehen, Riechen, Schmecken und Fühlen. Akustische Halluzinationen sind dabei die häufigste Form. Betroffene nehmen Geräusche wahr, die nicht von einer äußeren Quelle stammen. Dies kann sich in Form von Stimmen äußern, die mit dem Betroffenen sprechen oder Anweisungen geben, aber auch als verschiedene Klänge und Geräusche.
Obwohl akustische Halluzinationen häufig mit psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie und bipolaren Störungen in Verbindung gebracht werden, können sie auch bei Menschen ohne solche Vorerkrankungen auftreten. Studien zeigen, dass 10 bis 15 Prozent der gesunden Bevölkerung gelegentlich akustische Halluzinationen erleben. Auch bei Kindern können akustische Halluzinationen vorkommen, insbesondere in psychiatrischen Kliniken.
Ursachen für akustische Halluzinationen
Es gibt vielfältige Ursachen für akustische Halluzinationen. Im Folgenden werden die wichtigsten Faktoren aufgeführt:
1. Psychische Erkrankungen
Psychische Erkrankungen wie Schizophrenie sind eine der Hauptursachen für akustische Halluzinationen. Schizophrenie ist eine schwere psychische Erkrankung, die das Denken, Fühlen und Handeln beeinflusst. Betroffene können den Kontakt zur Realität verlieren und Stimmen hören, die aus dem eigenen Kopf oder der Umgebung zu kommen scheinen. Diese Stimmen können unterschiedliche Inhalte haben, von streitlustig bis hin zu anweisend.
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Weitere psychische Erkrankungen, die mit akustischen Halluzinationen in Verbindung gebracht werden, sind bipolare Störungen, schwere Depressionen, posttraumatische Belastungsstörungen und das Borderline-Syndrom.
2. Demenz und Alzheimer
Menschen mit Demenz oder Delirium erleben häufig auditive oder optische Halluzinationen. Diese treten in der Regel erst in den fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung auf. Die gehörten Stimmen können für die Betroffenen so real wirken, dass sie sogar mit ihnen interagieren. Eine Ausnahme bildet die Lewy-Körper-Demenz, bei der optische Halluzinationen häufiger vorkommen.
3. Parkinson-Krankheit (Morbus Parkinson)
Die Parkinson-Krankheit ist eine neurodegenerative Erkrankung, die sowohl motorische als auch nicht-motorische Symptome verursacht. Psychosen, einschließlich visueller und auditiver Halluzinationen, können ein häufiges Merkmal sein und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Obwohl optische Halluzinationen häufiger sind, können auch akustische Halluzinationen auftreten.
4. Alkohol
Die Alkoholhalluzinose ist eine seltene Komplikation chronischen Alkoholmissbrauchs, die durch alkoholbedingte Veränderungen im Gehirn verursacht wird. Langjähriger, starker Alkoholkonsum kann Episoden mit vorwiegend akustischen Halluzinationen auslösen. Auch nach dem Entzug können Betroffene noch Klänge und Dinge hören oder sehen, die nicht vorhanden sind.
5. Illegale halluzinogene Drogen
Bestimmte Drogen wie Ecstasy oder LSD können Halluzinationen verursachen. Diese falschen Wahrnehmungen können während des Drogenkonsums auftreten, aber auch danach. LSD (d-Lysergsäurediethylamid) ist eine starke stimmungsverändernde Substanz, die für ihre Fähigkeit bekannt ist, falsche Sinneswahrnehmungen zu erzeugen. PCP (Phencyclidin) ist ein weiteres Beispiel für eine halluzinogene Droge, die ursprünglich als intravenöses Narkosemittel entwickelt wurde, aber aufgrund schwerwiegender Nebenwirkungen nicht mehr verwendet wird.
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6. Schlaf
Schlafbezogene Halluzinationen werden in hypnagoge Halluzinationen beim Einschlafen und hypnopompe Halluzinationen beim Aufwachen unterteilt. Obwohl diese Sinnestäuschungen meist visuell sind, können sie auch andere Sinne, einschließlich des Gehörs, betreffen. Akustische Halluzinationen können auch durch Schlafentzug und chronischen Schlafmangel verursacht werden.
7. Verschreibungspflichtige Medikamente
Neben psychischen Problemen, illegalen Drogen und Schlaf können auch bestimmte Medikamente Halluzinationen verursachen. Alle Medikamente haben Nebenwirkungen, aber einige, insbesondere bestimmte Antipsychotika, können schwerwiegendere Auswirkungen haben. Medikamente gegen Psychosen, Epilepsie und Depressionen sind dafür bekannt, Halluzinationen auszulösen.
8. Migräne
Migränepatienten berichten häufig von visuellen oder auditiven Halluzinationen. Studien haben gezeigt, dass viele halluzinierende Patienten auch unter Depressionen leiden. Der genaue Zusammenhang zwischen Migräne, Depressionen und Halluzinationen ist jedoch noch nicht vollständig geklärt.
9. Schilddrüsenerkrankungen
Von den verschiedenen Schilddrüsenerkrankungen wird nur das Myxödem mit akustischen Halluzinationen in Verbindung gebracht. Myxödem ist eine seltene Erkrankung, bei der der Schilddrüsenhormonspiegel gefährlich niedrig ist. Betroffene berichten dann, dass sie Geräusche oder Stimmen hören.
10. Tinnitus
Tinnitus äußert sich als Geräusch im Ohr, das als Klingeln, Zischen, Rauschen, Klicken oder Summen wahrgenommen werden kann. Die Töne können laut oder leise, hoch oder tief sein und ein oder beide Ohren betreffen. Obwohl Tinnitus nicht als Halluzination definiert wird, erhöht er das Risiko, Stimmen zu hören. Dieses Risiko ist noch höher, wenn gleichzeitig Depressionen vorliegen.
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11. Musikalische Halluzinationen
Musikalische Halluzinationen oder musikalischer Tinnitus beschreiben das Hören von Musik, die nicht gespielt wird. Während Tinnitus im Allgemeinen ein einfaches Geräusch wie Summen oder Klingeln im Ohr verursacht, können musikalische Halluzinationen komplexere Wahrnehmungen sein. Sie treten häufiger bei Frauen und Menschen über 60 Jahren auf. Auch Alleinleben und Hörverlust erhöhen die Wahrscheinlichkeit für musikalische Halluzinationen.
12. Hörverlust
Hörverlust kann dazu führen, dass Betroffene Klänge, Musik oder Stimmen hören, die nicht vorhanden sind. Studien zeigen, dass akustische Halluzinationen bei Schwerhörigkeit weit verbreitet sind. Je stärker der Hörverlust, desto ausgeprägter können die Halluzinationen sein. Die genauen Mechanismen, die diesem Phänomen zugrunde liegen, sind noch nicht vollständig verstanden, aber die Symptome sollten von einem HNO-Arzt untersucht werden, da sie möglicherweise behandelbar sind.
13. Epilepsie
Epilepsie ist eine Erkrankung, die durch wiederkehrende Anfälle gekennzeichnet ist, die ohne erkennbare Auslöser auftreten. Wenn epileptische Anfälle den Teil des Gehirns beeinträchtigen, der das Gehör verarbeitet, können summende Geräusche oder Stimmen gehört werden. Epileptische Anfälle können auch das Hören verzerren, sodass Geräusche weniger laut oder klar erscheinen.
14. Infektionen und Fieber
Einige Infektionen, wie z. B. Meningitis, können auditive Halluzinationen auslösen. Auch sehr hohes Fieber kann ähnliche Auswirkungen haben und Desorientierung und Halluzinationen hervorrufen. Obwohl Sinnestäuschungen bei Fieber nicht gefährlich sind, können sie beängstigend sein. Betroffene berichten typischerweise, dass sie Bilder sehen oder Geräusche hören, die nicht real sind. Sobald die Krankheitsursache behandelt wird, verschwinden normalerweise auch die Halluzinationen.
Akustische Halluzinationen bei Lewy-Körperchen-Demenz
Die Lewy-Körperchen-Demenz (LBD) ist eine spezielle Form der Demenz, die durch das Vorhandensein von Lewy-Körperchen in den Nervenzellen der Großhirnrinde gekennzeichnet ist. Diese Eiweißablagerungen stören die Kommunikation im Gehirn und führen zum Absterben von Nervenzellen. Die LBD tritt meist ab dem 65. Lebensjahr auf und betrifft schätzungsweise 5 bis 10 Prozent aller Demenzkranken.
Symptome der Lewy-Körperchen-Demenz
Die Symptome der Lewy-Körperchen-Demenz ähneln denen der Alzheimer- und der Parkinson-Krankheit. Zu den charakteristischen Merkmalen gehören:
- Starke Schwankungen der geistigen Leistungsfähigkeit: Die kognitiven Fähigkeiten können im Tagesverlauf stark variieren. Betroffene können an manchen Tagen vollkommen klar sein, während sie an anderen Tagen stark verwirrt und desorientiert sind.
- Visuelle Halluzinationen: Wiederholte, detailreiche visuelle Halluzinationen treten häufig früh im Krankheitsverlauf auf. Betroffene sehen oft Menschen, Tiere oder Dinge, die nicht vorhanden sind. Akustische Halluzinationen sind seltener.
- Parkinson-Symptome: Muskelsteifigkeit, Muskelzittern und eine instabile Körperhaltung mit Schwankungs- und Sturzneigung sind häufige Symptome.
- Schlafstörungen: Ein gestörter REM-Schlaf (Traumschlaf) ist typisch. Betroffene leben ihre Träume regelrecht aus, was sich durch unruhigen Schlaf, vermehrte Bewegungen und Sprechen im Schlaf bemerkbar macht.
Diagnose der Lewy-Körperchen-Demenz
Die Diagnose der Lewy-Körperchen-Demenz kann schwierig sein, da die Symptome denen anderer Demenzformen ähneln. Es gibt derzeit keine Methode, die eine LBD bei lebenden Menschen eindeutig nachweisen kann. Die Diagnose basiert daher auf einer Kombination aus:
- Klinischer Untersuchung: Erhebung der Krankheitsgeschichte und Beurteilung der Symptome.
- Neurologischer Untersuchung: Überprüfung der motorischen Fähigkeiten und Reflexe.
- Neuropsychologischen Tests: Beurteilung der kognitiven Fähigkeiten, insbesondere der Aufmerksamkeit, des Gedächtnisses und der exekutiven Funktionen.
- Bildgebenden Verfahren: MRT und CT können andere Erkrankungen ausschließen, weisen aber nicht direkt auf Lewy-Körperchen hin. FDG-PET und DaT-SPECT sind spezielle bildgebende Verfahren, die helfen können, eine LBD von anderen Demenzformen zu unterscheiden.
Behandlung der Lewy-Körperchen-Demenz
Die Lewy-Körperchen-Demenz ist bisher nicht heilbar. Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
- Medikamentöse Behandlung:
- Cholinesterasehemmer: Medikamente wie Rivastigmin oder Donepezil können zur Behandlung der Demenz eingesetzt werden. Allerdings ist bei Menschen mit einer Lewy-Körperchen-Demenz Vorsicht geboten, da sie überempfindlich auf diese Medikamente reagieren können.
- Levodopa: Das Parkinson-Medikament Levodopa kann in niedriger Dosierung die motorischen Symptome verbessern. Allerdings ist die Wirkung bei der Lewy-Körperchen-Demenz in der Regel geringer als bei der Parkinson-Krankheit, und es können sich Halluzinationen und Wahnvorstellungen verstärken.
- Quetiapin: Psychotische Störungen können mit Quetiapin behandelt werden. Dabei ist zu beachten, dass sich die motorischen Symptome verschlechtern können.
- Antidepressiva: Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) wie Citalopram können bei Depressionen eingesetzt werden.
- Nicht-medikamentöse Behandlung:
- Verhaltenstherapie: Kann helfen, mit Halluzinationen und Wahnvorstellungen umzugehen.
- Hirnleistungstraining: Kann die geistigen Fähigkeiten fördern.
- Emotionsorientierte Ansätze: Können das Wohlbefinden verbessern.
- Biografiearbeit: Kann helfen, Erinnerungen zu bewahren und die Identität zu stärken.
- Kunst- und Musiktherapie: Können die Kreativität und den Selbstausdruck fördern.
- Strukturierte Tagesabläufe: Können Orientierung und Sicherheit geben.
- Reizreduzierte Umgebung: Kann Stress und Verwirrung minimieren.
Diagnose von akustischen Halluzinationen
Die Diagnose von akustischen Halluzinationen erfordert eine umfassende Untersuchung, um die zugrunde liegende Ursache zu ermitteln. Der Arzt wird zunächst die Krankengeschichte des Patienten erheben und detaillierte Fragen zu den Art und dem Zeitpunkt des Auftretens der Halluzinationen stellen. Es ist wichtig, eine Liste aller eingenommenen Medikamente und Substanzen bereitzustellen.
Anschließend kann der Arzt den Patienten an eine Psychologie-Praxis überweisen, um eine psychische Erkrankung auszuschließen, oder weitere Tests durchführen, um die Ursache der Halluzinationen zu finden. Ein Hörtest ist in der Regel einer der ersten Schritte, um festzustellen, ob die Symptome mit einem Hörverlust zusammenhängen. Eine EEG-Untersuchung kann helfen, Epilepsie als mögliche Ursache auszuschließen.
Behandlung von akustischen Halluzinationen
Die Behandlung von akustischen Halluzinationen richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Wenn die Halluzinationen durch Medikamente verursacht werden, kann eine Anpassung der Dosierung helfen. Bei psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie können Antipsychotika eingesetzt werden, um die Symptome zu reduzieren.
In einigen Fällen können auch nicht-medikamentöse Therapien hilfreich sein. Verhaltenstherapie kann den Betroffenen helfen, mit den Halluzinationen umzugehen und Strategien zur Bewältigung von Stresssituationen zu entwickeln. Auch Entspannungstechniken und eine strukturierte Tagesroutine können dazu beitragen, die Symptome zu lindern.
Umgang mit Halluzinationen bei Demenz
Halluzinationen bei Demenz können für die Betroffenen und ihre Angehörigen sehr belastend sein. Es ist wichtig, die Wahrnehmung des Betroffenen als subjektive Realität anzuerkennen und Ängste ernst zu nehmen. Versuche, den Betroffenen von der Realität zu überzeugen, führen meist zu noch größerer Verunsicherung und sollten vermieden werden. Stattdessen sollte man versuchen, die Aufmerksamkeit behutsam auf positive, beruhigende Themen umzulenken und eine ruhige, reizreduzierte Umgebung zu schaffen, um Stress zu minimieren.
Prävention von psychotischen Störungen im Alter
Psychotische Störungen im Alter können durch gezielte Maßnahmen und eine bewusste Lebensführung teilweise vermieden oder deren Risiko zumindest reduziert werden. Die Prävention setzt dabei auf körperliche Gesundheit, soziale Integration und eine aktive Auseinandersetzung mit den individuellen Lebensumständen.
- Körperliche Gesundheit: Regelmäßige Bewegung, ausgewogene Ernährung und ausreichend Flüssigkeitszufuhr sind wichtig für die Gehirnfunktion.
- Soziale Integration: Aufrechterhaltung sozialer Kontakte und aktive Teilnahme an sozialen Aktivitäten können Isolation und Einsamkeit reduzieren.
- Stressmanagement: Entspannungstechniken und Hobbys können helfen, Stress abzubauen.
- Geistige Aktivität: Regelmäßiges Fordern des Gehirns durch Lesen, Rätsel lösen oder das Erlernen neuer Fähigkeiten kann die kognitiven Fähigkeiten stärken.
- Vorsorgeuntersuchungen: Regelmäßige Überprüfungen der körperlichen und geistigen Gesundheit können helfen, Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen.
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