Neuropathische Erkrankungen, insbesondere die diabetische Polyneuropathie (DSPN), stellen in der medizinischen Praxis eine häufige Herausforderung dar und beeinträchtigen die Lebensqualität der Betroffenen erheblich. Die Alpha-Liponsäure (ALA) hat sich als eine vielversprechende Substanz in der Behandlung von Nervenschmerzen, insbesondere bei diabetischer Polyneuropathie, etabliert. Dieser Artikel beleuchtet die Wirkungsweise von Alpha-Liponsäure, die empfohlene Dosierung und die Studienergebnisse zur Wirksamkeit bei verschiedenen neuropathischen Erkrankungen.
Diabetische Polyneuropathie (DSPN): Ein Überblick
Die distale, symmetrische sensible oder sensomotorische Polyneuropathie (DSPN) ist die häufigste Form der diabetischen Neuropathie. Mehr als 30 % aller Diabetiker leiden an einer DSPN, die sich typischerweise durch Kribbeln, Parästhesien, Taubheitsgefühle, Schmerzreduktion, Stand- und Gangunsicherheit sowie neuropathische Schmerzen äußert. Die Behandlung der DSPN umfasst eine kausale Therapie zur Optimierung der Blutzuckereinstellung sowie eine pathogenetische Therapie, die an den Folgen der Hyperglykämie ansetzt.
Wirkungsweise der Alpha-Liponsäure
Alpha-Liponsäure (ALA) ist ein starkes Antioxidans, das freie Radikale neutralisiert und Nervenzellen vor oxidativem Stress schützt. Ein besonderer Vorteil von ALA ist ihre Fähigkeit, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden und somit direkt im zentralen Nervensystem zu wirken. Darüber hinaus moduliert ALA Entzündungsprozesse, verbessert die Insulinsensitivität und schützt die Mitochondrien vor Schäden.
Alpha-Liponsäure bei diabetischer Polyneuropathie: Studienergebnisse
Mehrere klinische Studien haben die positiven Effekte von Alpha-Liponsäure bei diabetischer Polyneuropathie gezeigt.
ALADIN-Studie
Die ALADIN-Studie demonstrierte eine signifikante Verbesserung neuropathischer Symptome nach intravenöser Gabe von 600 mg Alpha-Liponsäure täglich über drei Wochen.
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SYDNEY-Studie
In der SYDNEY-Studie untersuchten Dan Ziegler und Kollegen die Wirksamkeit und Sicherheit von Alpha-Liponsäure in Tablettenform bei Patienten mit symptomatischer Polyneuropathie. Die Teilnehmer erhielten über fünf Wochen täglich 600 mg, 1.200 mg oder 1.800 mg Alpha-Liponsäure oder Placebo. Die Ergebnisse zeigten, dass sich die neuropathischen Beschwerden in allen drei Wirkstoffgruppen signifikant verbesserten, wobei die Symptome unter der höchsten Dosierung bereits nach einer Woche zurückgingen.
Metaanalysen
Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2004 mit Daten von über 1.200 Patienten ergab einen signifikanten Rückgang der neuropathischen Symptome wie Schmerzen, Taubheit und Kribbelgefühle nach dreiwöchiger Infusionsbehandlung mit 600 mg Alpha-Liponsäure täglich. Eine weitere Metaanalyse aus dem Jahr 2022 bestätigte die Wirksamkeit von Alpha-Liponsäure zur Linderung von Schmerzen, Brennen, Parästhesien und Taubheitsgefühlen bei diabetischer Neuropathie.
NATHAN 1 Studie
Die NATHAN 1 Studie untersuchte die Wirksamkeit und Sicherheit einer antioxidativen Behandlung mit α-Liponsäure über 4 Jahre bei diabetischer Polyneuropathie.
Empfohlene Dosierung von Alpha-Liponsäure
Für die Behandlung der diabetischen Neuropathie werden üblicherweise Dosierungen von 600-1200 mg Alpha-Liponsäure täglich empfohlen. In der SYDNEY-Studie zeigte sich, dass eine Dosis von 600 mg Alpha-Liponsäure oral gut verträglich ist und in den meisten Fällen ausreichend erscheint. Bei Multipler Sklerose haben sich höhere Dosierungen von 1200 mg täglich als wirksam erwiesen.
Weitere Anwendungsgebiete von Alpha-Liponsäure
Neben der Behandlung der diabetischen Neuropathie gibt es Hinweise auf weitere potenzielle Anwendungsgebiete von Alpha-Liponsäure. Studien deuten auf mögliche positive Effekte bei Multipler Sklerose, Alzheimer, Parkinson und anderen neurodegenerativen Erkrankungen hin.
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Multiple Sklerose
Bei Patienten mit Multipler Sklerose berichteten Studien über weniger Stürze, ein verbessertes Lauftempo und eine Reduktion der Fatigue-Symptomatik nach Einnahme von Alpha-Liponsäure.
Sicherheit und Verträglichkeit von Alpha-Liponsäure
Alpha-Liponsäure gilt allgemein als sicher und gut verträglich. Gelegentlich können milde Nebenwirkungen wie gastrointestinale Beschwerden, Hautausschläge oder Kopfschmerzen auftreten, insbesondere bei höheren Dosierungen.
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