Alzheimer alternativ behandeln: Was wirklich hilft

Mit der steigenden Lebenserwartung nimmt auch die Zahl der Demenzerkrankungen weltweit zu. Prognosen zufolge könnten im Jahr 2050 in Deutschland 2,6 Millionen Menschen von Demenz betroffen sein. Da die bisherigen medikamentösen Therapien oft nicht zufriedenstellend sind und teils starke Nebenwirkungen verursachen, suchen viele Betroffene und Angehörige nach alternativen Behandlungsmethoden. Dieser Artikel beleuchtet verschiedene pflanzliche und nicht-medikamentöse Ansätze, die begleitend zur schulmedizinischen Behandlung eingesetzt werden können, um die Symptomatik zu verbessern und den Verlauf der Erkrankung positiv zu beeinflussen.

Heilpflanzen in der Demenzbehandlung

Die Forschung im Bereich der Heilpflanzen liefert vielversprechende Erkenntnisse für die begleitende Behandlung von Demenzerkrankungen. Einige Pflanzenextrakte und Inhaltsstoffe zeigen neuroprotektive Eigenschaften und können möglicherweise den kognitiven Verfall verlangsamen.

Ginkgo Biloba

Zu Ginkgo biloba, insbesondere dem standardisierten Extrakt EGb 761, liegen umfangreiche Forschungsergebnisse vor. Ein systematischer Review des IQWiG (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen) attestiert dem Ginkgo-Extrakt EGb 761 in einer Hochdosis von 240 mg einen Nutzen hinsichtlich der Aktivitäten des täglichen Lebens. Zudem wird eine Tendenz einer Wirkung auf die kognitive Leistung und begleitende Psychopathologien der Demenz festgestellt. Die aktuelle S3-Leitlinie „Demenzen“ erwägt eine Behandlung mit Ginkgo biloba bei leichter bis mittelgradiger Alzheimer-Demenz oder vaskulärer Demenz sowie nicht-psychotischen Verhaltenssymptomen. Allerdings gibt es bisher keine ausreichend überzeugenden Belege für einen präventiven Nutzen von Ginkgo biloba.

Salbei

Auch Salbei, vor allem die Arten Salvia officinalis (Echter Salbei) und Salvia lavandulaefolia (Spanischer Salbei), könnten sich als unterstützend bei leichter bis moderater Alzheimer-Erkrankung erweisen. Das Heilkraut wurde bereits in der traditionellen Medizin zur Verbesserung des Gedächtnisses eingesetzt. Eine systematische Auswertung von acht Studien, die sowohl mit gesunden Probanden als auch mit Alzheimerpatienten bzw. Patienten mit schwacher bzw. moderater Demenz durchgeführt worden waren, schreibt den beiden genannten Salbeiarten eine vielversprechende Wirkung hinsichtlich der kognitiven Leistungsfähigkeit der Studienteilnehmer zu.

Ginseng

Der besonders im asiatischen Raum verbreitete Ginseng, allen voran der Rote Ginseng mit seinem hohen Anteil an wertvollen Ginsenosiden, steht wegen seiner potenziellen neuroprotektiven Eigenschaften ebenfalls im Fokus der Alzheimer-Forschung. Bei längerer Einnahme (3 Monate und länger) der zermahlenen Wurzeln des Weißen oder Roten Ginseng zeigte sich bei Patienten mit einer Alzheimer-Erkrankung eine signifikante Verbesserung ihrer kognitiven Leistungen.

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Curcuma und Safran

Eher unbekannt ist, dass auch Gewürzpflanzen wie Curcuma (Curcuma aromatica) und Safran (Crocus sativus) ein Potenzial für die begleitende Behandlung von Demenzerkrankungen zeigen könnten. In Laborversuchen hemmte Curcuma die Anhäufung von Beta-Amyloid- und Tau-Proteinen in Neuronen, ein zentrales Phänomen im Rahmen der Alzheimer-Krankheit. Bisher konnte diese Beobachtung jedoch noch nicht überzeugend in klinischen Untersuchungen verifiziert werden, jedoch sind Tendenzen vorhanden, dass Curcuma zumindest den kognitiven Verfall positiv beeinflussen kann. In einer Doppelblindstudie zeigte sich Safran (Crocus sativus) nicht überlegen, aber zumindest ebenso wirksam wie Memantin, ein häufig bei Alzheimer-Erkrankungen eingesetzter Standardwirkstoff.

Huperzin A

Relativ jung ist die Forschung zu Huperzin A, einem Alkaloid der Pflanze Huperzia serrata (Qian Ceng Ta). In China schon lang als Arzneimittel im Rahmen der Traditionellen Chinesischen Medizin erhältlich, beginnt man sich in der westlichen Welt zunehmend für das Bärlappgewächs zu interessieren, vornehmlich vor dem Hintergrund der Behandlung der Alzheimer-Erkrankung. Wissenschaftler resümierten in einer Auswertung von Studienergebnissen zur Alzheimertherapie mit dem Alkaloid, dass Huperzin A ein gut verträglicher Wirkstoff zur Verbesserung der kognitiven Leistung von Alzheimer-Demenz und vaskulärer Demenz sei.

Grüner Tee

Interessante Forschungsergebnisse zur Prävention von Demenzerkrankungen offenbart eine japanische Studie zu grünem Tee. Im Rahmen der Langzeitstudie wurden die Daten von 723 Teilnehmern, die zum Startpunkt 60 Jahre alt waren, ausgewertet. Dabei zeigte sich, dass das Risiko für Teilnehmer, die regelmäßig grünen Tee tranken, geringer war als für die Kaffee- und Schwarzteetrinker. Die Wissenschaftler vermuten, dass Katechine wie Epigallocatechin-3-Gallat im grünen Tee für diesen Effekt verantwortlich sind.

Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) und Ayurveda

Weiterhin existieren interessante Forschungsansätze zu Pflanzen der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und der ayurvedischen Heilkunst, leider bisher vornehmlich nur auf experimenteller Ebene. Neben Engelwurz (Angelica sinensis) sind Pflanzen wie die Rote Baumpfingstrose (Paeonia suffruticose), Brahmi (Bacopa monniera) sowie das Wassernabelkraut „Gotu Kola“ (Centella asiatica) zu nennen.

Rosenwurz

Bisher noch Zukunftsmusik, aber durchaus überlegenswert ist der Einsatz des Rosenwurz (Rhodiola rosea) bei Demenz-Erkrankungen. Eine aktuelle Übersichtsarbeit liefert einen Überblick über die Forschung zu den neuro-protektiven Effekten der Heilpflanze, deren Potenzial vor allem auf den Gebieten anti-oxidativer und anti-entzündlicher Aktivität zu suchen ist. Im Rosenwurz enthaltene Inhaltsstoffe wie Rosarin, Salidrosid und oligomere Proanthocyadinine haben sich in Laborversuchen bereits als erfolgreich im Schutz der Neuronen vor oxidativem Stress und excitotoxischen Prozessen, die zum Absterben des Neurons führen können, erwiesen.

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Fazit zu Heilpflanzen

Unter Berücksichtigung der jeweiligen Demenzform kann eine begleitende Therapie mit pflanzlichen Mitteln versucht werden. Vor allem vor dem Hintergrund enttäuschender Wirkprofile gängiger Medikamente in der Alzheimer-Therapie, die zudem teils starke Nebenwirkungen verursachen, erscheint eine Behandlung mit gut verträglichen Heilpflanzenpräparaten zur Verbesserung der Symptomatik sowie Verzögerung der neurodegenerativen Prozesse überlegenswert. Welches pflanzliche Mittel sich am besten wann eignet, kann pauschal nicht gesagt werden, da es auf die Diagnose ankommt. Auch ist fraglich, ob eine Therapie mit Heilpflanzen-Präparaten mit dem Ziel der Neuroprotektion bei schwerer degenerativer Alzheimer-Erkrankung noch sinnvoll ist. Zu den meisten der genannten Heilpflanzen sind Präparate in deutschen Apotheken oder im Online-Handel erhältlich.

Orthomolekulare Medizin zur Demenz-Prävention

Die orthomolekulare Medizin, die auf der Versorgung des Körpers mit optimalen Konzentrationen natürlicher Mikronährstoffe basiert, bietet einen vielversprechenden Ansatz zur Demenz-Prävention. Studien zeigen, dass bestimmte Nährstoffe und Lebensstilfaktoren nicht nur das Fortschreiten einer beginnenden Demenz verlangsamen, sondern auch präventiv wirken können - vor allem, wenn sie frühzeitig und individuell abgestimmt eingesetzt werden.

Alzheimer verstehen: Pathophysiologie und Angriffspunkte für Mikronährstoffe

Alzheimer-Demenz ist eine komplexe neurodegenerative Erkrankung, bei der über Jahrzehnte schleichend Gehirnzellen (Neuronen) absterben und geistige Fähigkeiten verloren gehen. Typisch sind Eiweißablagerungen im Gehirn - Beta-Amyloid-Plaques außerhalb der Zellen und Tau-Fibrillen innerhalb der Neuronen. Diese Veränderungen gehen mit chronischen Entzündungsreaktionen, oxidativem Stress, Störungen im Energiestoffwechsel und Synapsenverlust einher. Mikronährstoffe können an verschiedenen Stellen dieser Krankheitsentwicklung ansetzen:

  • Antioxidativer Schutz: Antioxidantien wie Vitamin C, Vitamin E, Carotinoide und Selen neutralisieren freie Radikale und schützen die Zellen.
  • Entzündungshemmung: Omega-3-Fettsäuren (DHA, EPA), Vitamin D und bestimmte Pflanzenstoffe (z.B. Curcumin aus Kurkuma oder Resveratrol aus Trauben) haben antientzündliche Effekte im Nervensystem gezeigt.
  • Homocystein und Gefäßgesundheit: Ein Mangel an B-Vitaminen (B₆, B₁₂ und Folsäure) kann zu erhöhten Homocysteinspiegeln führen, die Gefäße schädigen und Neurodegeneration fördern.
  • Energiehaushalt und Insulinsignalwege: B-Vitamine, Coenzym Q10, Magnesium und L-Carnitin unterstützen den Energiestoffwechsel der Zellen.
  • Neurotransmitter und Synapsen: Gewisse Vitamine und Aminosäuren sind Bausteine für Neurotransmitter (Botenstoffe im Gehirn).
  • Amyloid-Clearance: Vitamin D moduliert die Immunabwehr und fördert in Laborversuchen die Aufnahme und den Abbau von Amyloid-β durch Immunzellen.

Wichtigste Mikronährstoffe zur Demenz-Prävention

  • B-Vitamine (B₆, B₁₂, Folsäure): Schützen Nervenzellen, senken Homocystein und beugen Hirnatrophie vor.
  • Omega-3-Fettsäuren (DHA/EPA): Entzündungshemmende „Brain Food“-Fette, essentiell für Hirnmembranen und Synapsen.
  • Vitamin D: Hormonähnliches „Sonnenvitamin“, wichtig für Immunfunktion und Schutzmechanismen im Gehirn.
  • Antioxidantien (Vitamin C, E, Selen): Neutralisieren freie Radikale im energiehungrigen Gehirn.
  • Magnesium: Wichtig für die Signalübertragung zwischen Gehirnzellen und Gedächtnisbildung.
  • Zink & Selen: Spurenelemente, essentiell für Wachstum und Reparatur von Nervenzellen.
  • Coenzym Q10 & L-Carnitin: Unterstützen die Mitochondrien (Kraftwerke der Zelle).
  • Lithium (Spurenelement): In sehr kleinen Mengen essentiell fürs Gehirn.

B-Vitamine im Detail

Die Vitamine B₆ (Pyridoxin), B₉ (Folat) und B₁₂ (Cobalamin) sind Schlüsselstoffe für das Nervensystem. Sie werden für die Myelinisierung (Schutzschicht der Nervenfasern), die DNA-Reparatur und die Bildung von Neurotransmittern benötigt. Besonders bekannt ist ihre Rolle im Homocystein-Stoffwechsel: Gemeinsam wandeln sie das Zellgift Homocystein in Methionin bzw. Cystein um. Ein Überschuss an Homocystein wirkt gefäßschädigend (Arteriosklerose) und ist neurotoxisch - es fördert die Apoptose (Zelltod) und stört die Entstehung neuer Gehirnzellen. Erhöhte Homocysteinspiegel werden bei Alzheimer-Patienten überdurchschnittlich häufig gefunden.

Praxis-Empfehlungen

Im Rahmen der Demenzprävention wird empfohlen, bei Erwachsenen (insbesondere ab 50+) den Homocysteinwert im Blut bestimmen zu lassen. Ist dieser erhöht (>10-12 µmol/L), sollte nach Rücksprache mit dem Arzt eine B-Vitamin-Supplementierung erfolgen, typischerweise: Folsäure 400-800 µg, B₆ ca. 20 mg, B₁₂ ca. 500-1000 µg täglich. Auch ohne Homocystein-Erhöhung kann eine moderate Supplementierung sinnvoll sein, wenn z.B. ein niedrig-normaler B₁₂-Spiegel (<300 pg/ml) oder wenig B-vitaminreiche Kost vorliegt. Vitamin B₁₂ sollte im Alter regelmäßig kontrolliert werden - schätzungsweise 10-30% der Senioren haben einen Mangel, der zu irreversiblen Nervenschäden führen kann.

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Nicht-medikamentöse Behandlungen

Neben medikamentösen und pflanzlichen Ansätzen spielen nicht-medikamentöse Behandlungen eine wichtige Rolle in der Demenztherapie. Sie zielen darauf ab, das Wohlbefinden der Erkrankten zu stärken, ihre Selbstständigkeit so lange wie möglich zu erhalten und herausfordernde Verhaltensweisen zu mildern.

Kognitives Training

Aktivitäten zur Förderung von Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Kommunikation, wie Rechenaufgaben, Wortspiele, Puzzles, Bilder erkennen oder Zahlenreihen vervollständigen, können einzeln oder als Gruppenaktivität durchgeführt werden. Ziel ist die Erhaltung von kognitiven Fähigkeiten, Kommunikation und Lebensqualität.

Bewegung und Aktivität

Bewegungsangebote zuhause oder in der Physiotherapie, wie Spaziergänge, Gehübungen, Gymnastik, Kräftigungs- und Konditionstraining, sowie Angebote für Aktivitäten wie Gespräche, Kochen, Singen, Musizieren und Tanzen, tragen zur Erhaltung der Lebensqualität und Selbstständigkeit bei und vermeiden Apathie und Depression.

Biographiearbeit

Durch die Biographiearbeit werden bei den Betroffenen gezielt Erinnerungen und Erfahrungen geweckt, beispielsweise durch Fotos, Geschichten, Musik oder Gerüche. Wissen aus der Biographie der erkrankten Person hilft auch Angehörigen im Alltag auf das Verhalten der Person besser zu reagieren. Ziel ist die geistige Anregung und die Verbesserung der Stimmung der oder des Erkrankten.

Ergotherapie

In der Ergotherapie werden durch funktionelle, spielerische, handwerkliche und gestalterische Aktivitäten die Alltagskompetenzen gestärkt und möglichst lange erhalten. Dadurch wird die Stimmung der Betroffenen verbessert.

Kognitive Stimulation

Durch kognitive Stimulation können bei Erkrankten im frühen bis mittleren Stadium die Wahrnehmung, das Lernen und das Gedächtnis verbessert werden. Dies können zum Beispiel einfache Wort-, Zahlen- oder Ratespiele sein. Aber auch die gezielte Aktivierung des Langzeitgedächtnisses durch Gespräche über Themen von früher oder über persönliche Gegenstände fördert die Kognition.

Musik- und Tanztherapie

Musiktherapie kann in allen Krankheitsstadien eine förderliche Wirkung haben. Musik zu machen oder zu hören weckt positive Erinnerungen und Gefühle. Das gilt besonders für das Musizieren oder Musik hören in der Gruppe. Auch die Tanztherapie kann in allen Krankheitsstadien eine förderliche Wirkung haben. Tanzen ist Bewegung und wirkt befreiend. Dadurch werden positive Gefühle geweckt.

Weitere Therapieformen

Die Mal- und Kunsttherapie kann auch Verbesserungen des Wohlbefindens liefern. Beim Snoezelen werden die Sinne der Erkrankten angesprochen. Bekannte Klänge, Düfte und Geschmäcke wirken anregend, wodurch auch das Wohlbefinden verbessert werden kann. Es gibt erste Hinweise darauf, dass die Lichttherapie die Schlafqualität der Betroffenen verbessern kann. Berührungen oder leichte Massagen wirken beruhigend. Studien zeigen, dass die Anwesenheit von Tieren eine beruhigende Wirkung auf Menschen mit Demenz haben kann. Die non-verbale Kommunikation kann hilfreich sein, vorallem dann, wenn eine verbale Kommunikation nicht mehr möglich ist. Bei dieser Therapieform werden den Erkrankten aktiv Informationen zu Zeit und Ort angeboten, beispielsweise durch große Uhren und Kalender oder eine einfache Raumbeschilderung. Die Bewegungstherapie wirkt körperlichen Beschwerden entgegen, zudem werden Verhalten und Körperwahrnehmung positiv beeinflusst. Die Verhaltenstherapie ist ein psychotherapeutisches Verfahren für Menschen mit leichter kognitiver Störung (MCI) und Demenz im Frühstadium. Sie wird eingesetzt zur Bewältigung von Depressionen.

Aktivitäten im Alltag

Neben begleitenden, regelmäßigen therapeutischen Maßnahmen gibt es weitere Aktivitäten, die Menschen mit Demenz länger körperlich und geistig fit halten können. Diese lassen sich oft gut in den Alltag integrieren: Sport hat nachgewiesene positive Effekte auf die Leistungsfähigkeit, Fitness und Stimmung von Erkrankten. Bewegung baut Ängste ab, mildert Aggressionen und fördert das Ein- und Durchschlafen. Aktivitäten, die das Gehirn anregen wirken sich ebenfalls positiv auf den Verlauf von Demenzerkrankungen aus. Ein gutes Miteinander und soziale Kontakte machen nicht nur zufriedener, sondern halten auch den Kopf fit.

Vaskuläre Demenz behandeln

Die Behandlung der vaskulären Demenz beruht auf zwei Säulen: Die erste Säule behandelt die Ursache der Demenz, die zweite Säule soll die Demenz-Beschwerden lindern. Gemeinsam haben sie zum Ziel, die geistigen Fähigkeiten der Erkrankten zu erhalten und ihr Wohlbefinden zu verbessern. Vaskuläre Demenz wird durch Durchblutungs-Störungen im Gehirn verursacht. Die Durchblutungs-Störungen sind die Folge von bestimmten Erkrankungen der Blutgefäße. Die Behandlung dieser Erkrankungen wiederum ist ein wichtiger Teil der Demenz-Therapie. Sie soll verhindern, dass die Schäden im Gehirn sich weiter ausbreiten, und dazu beitragen, die geistigen Fähigkeiten zu erhalten oder zu verbessern. Andere Behandlungen lindern die körperlichen und psychischen Beschwerden der Demenz. Fast alle Erkrankungen der Blutgefäße werden mit Medikamenten behandelt. Je nachdem, welche Erkrankung vorliegt, kommen verschiedene Medikamente infrage. Es gibt auch Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen und damit häufig weitere Durchblutungs-Störungen und Schäden im Gehirn verhindern. Dies verlangsamt möglicherweise auch das Voranschreiten der vaskulären Demenz. Menschen mit Demenz können die Behandlung zusätzlich unterstützen, indem sie auf eine gesunde Lebensweise achten. Verschiedene Faktoren wie Rauchen oder Diabetes erhöhen das Risiko, an Demenz zu erkranken.

Viele Behandlungsmöglichkeiten für Demenz kommen ohne Medikamente aus. Sie dienen in der Regel dazu, das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Erkrankten zu erhalten oder zu steigern, psychische Beschwerden verringern. Es gibt viele verschiedene Behandlungsangebote für Menschen mit Demenz. Neben Erinnerungsarbeit und Gesprächen werden auch Ergotherapie, Physiotherapie, Sport und Bewegung und Therapien mit Massagen, Düften, Malen und Musik angeboten. Bei der Auswahl stehen neben der Demenz-Form vor allem die Persönlichkeit und die Lebenssituation des Menschen mit Demenz im Vordergrund. Auch das Stadium der Demenz und die jeweiligen Beschwerden können eine Rolle spielen. Ist der Gang unsicher geworden, kann ein Gehtraining dazu beitragen, im Alltag sicherer und eigenständiger zu werden. Es gibt zwei Einsatzgebiete für Medikamente: Zum einen sollen sie helfen, geistige Fähigkeiten zu erhalten. Zum anderen sollen sie psychische Beschwerden wie Reizbarkeit oder Unruhe lindern. Bislang ist die Wirkung von Medikamenten, die die geistigen Fähigkeiten bei vaskulärer Demenz bessern könnten, noch nicht ausreichend erforscht. Bei Menschen, die an einer Mischform aus vaskulärer Demenz und Alzheimer-Demenz erkrankt sind, können Medikamente gegen Alzheimer-Demenz zum Einsatz kommen, etwa Cholinesterase-Hemmer und Memantin. Auch bei Menschen mit rein vaskulärer Demenz werden diese Medikamente in Einzelfällen verabreicht.

Bei vaskulärer Demenz bieten sich unter bestimmten Umständen auch Medikamente mit Ginkgo biloba an. Sie werden aus den Blättern des Ginkgo-biloba-Baumes gewonnen. Es ist noch nicht vollständig geklärt, wie diese Medikamente wirken. Man glaubt unter anderem, dass Ginkgo biloba die Durchblutung im Gehirn fördert und damit die geistigen Fähigkeiten verbessert. Möglicherweise lindert Gingko biloba auch einige psychische Beschwerden. Allerdings kann der Wirkstoff bei Demenz auch verschrieben werden. Medikamente mit Ginkgo biloba sind ohne Rezept erhältlich. Ginkgo biloba kann die Wirkung von bestimmten, die Blutgerinnung hemmenden Medikamenten beeinflussen. Diese Medikamente sind für viele Menschen mit vaskulärer Demenz sehr wichtig. Veränderungen im Gehirn können bei Menschen mit Demenz psychische Probleme verursachen. Das kann dazu führen, dass man sich niedergeschlagen, gereizt oder aufgewühlt fühlt. Meist gibt es bestimmte Auslöser für diese Beschwerden, z. B. Veränderungen in der Wohnumgebung, Lärm, Schmerzen oder unangenehme Begegnungen mit anderen Menschen. Solche Auslöser können dazu führen, dass man unfreundlich oder sogar streitlustig reagiert. Bei psychischen Beschwerden können Sie zunächst versuchen, die Auslöser zu vermeiden. So kann man z. B. die Schmerzen behandeln. Angehörige können in Schulungen lernen, richtig mit Ihnen umzugehen. Reichen diese Maßnahmen nicht aus, können auch Medikamente zum Einsatz kommen. Dazu gehören zum Beispiel Medikamente gegen Depressionen, die die Stimmung verbessern sollen. Andere Medikamente wie Neuroleptika können übermäßige Streitlust und Aggressionen mindern. Es können unter Umständen auch Medikamente eingesetzt werden, die beruhigend wirken. Diese Medikamente lindern womöglich die Symptome. Sie verursachen aber in manchen Fällen auch teils schwere Nebenwirkungen.

Neue Entwicklungen in der Alzheimer-Therapie

Alzheimer ist nicht heilbar. Doch nun stehen neue Therapien kurz vor der Zulassung. Antikörper bringen die Amyloid-Plaques im Gehirn nachweislich zum Verschwinden. Das kann das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen, aber nicht rückgängig machen. In Kombination mit einer frühen Diagnostik ließen sich damit allerdings Symptome wirksam aufhalten, sagt Prof. Dr. Dorothee Saur, Neurologin am Universitätsklinikum Leipzig.

Antikörper-Medikamente

Antikörper-Medikamente richten sich gegen eine mögliche Ursache der Alzheimer-Krankheit: schädliche Proteinablagerungen im Gehirn, sogenannte Amyloid-Plaques. Leqembi (Wirkstoff: Lecanemab) war das erste in der EU zugelassene Antikörper-Medikament zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit, kurz darauf wurde auch Kisunla (Wirkstoff: Donanemab) zugelassen. Beide sind seit Herbst 2025 in Deutschland erhältlich. Leqembi und Kisunla richten sich ausschließlich an Menschen im frühen Alzheimer-Stadium, also bei leichter kognitiver Beeinträchtigung (MCI) oder beginnender Demenz. Vor Beginn der Behandlung sind ein Gentest sowie der Nachweis von Amyloid-Ablagerungen (Liquoruntersuchung oder PET-Scan) erforderlich. Die Behandlung erfolgt in spezialisierten Zentren. Leqembi wird alle zwei Wochen als Infusion verabreicht, Kisunla alle vier Wochen.

Antidementiva

Antidementiva können helfen, den geistigen Abbau zu verlangsamen und die Selbstständigkeit länger zu erhalten. Es gibt zwei Wirkstoffgruppen, die je nach Stadium der Erkrankung zur Anwendung kommen: Acetylcholinesterase-Hemmer und Glutamat-Antagonisten.

  • Acetylcholinesterase-Hemmer: Diese Medikamente verbessern die Signalübertragung im Gehirn, indem sie den Abbau des Botenstoffs Acetylcholin hemmen. Sie kommen bei leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz zum Einsatz. Beispiele sind Donepezil, Rivastigmin und Galantamin.
  • Glutamat-Antagonisten: Memantin wird bei mittelschwerer bis schwerer Alzheimer-Demenz verordnet. Es schützt Nervenzellen vor einer Überstimulation durch Glutamat, einen wichtigen Botenstoff im Gehirn.

Weitere Medikamente

Neuroleptika werden bei bestimmten Begleiterscheinungen der Alzheimer-Krankheit eingesetzt. Dazu gehören herausfordernde Verhaltensweisen wie plötzliche Wutausbrüche sowie Halluzinationen und Wahnvorstellungen. Depressionen treten bei Menschen mit Demenz häufig auf und sollten behandelt werden, da sie sich negativ auf die Lebensqualität und die geistige Leistungsfähigkeit auswirken können. Die S3-Leitlinie Demenzen von Februar 2025 empfiehlt zur Behandlung von Depressionen bei Alzheimer-Demenz den Einsatz von Mirtazapin oder Sertralin.

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