Die Alzheimer-Krankheit, auch bekannt als "Demenz vom Alzheimer-Typ" oder "Morbus Alzheimer", ist eine neurodegenerative Erkrankung und die häufigste Form von Demenz. Sie führt zu einem fortschreitenden Verlust der geistigen Funktionen und betrifft zunächst häufig das Gedächtnis und das Denkvermögen, später auch das Verhalten und die Persönlichkeit. Obwohl Alzheimer hauptsächlich im höheren Alter auftritt, kann sie in seltenen Fällen auch junge Menschen betreffen. Von einer Demenz im jüngeren Lebensalter spricht man, wenn die ersten Symptome vor dem 65. Lebensjahr auftreten.
Was ist Alzheimer?
Alzheimer ist eine chronische Erkrankung, bei der Nervenzellen im Gehirn absterben, was zu einer Abnahme der Hirnmasse führt (Hirnatrophie). Bei einer Alzheimer-Demenz sind vor allem Nervenzellen in der Hirnrinde, aber auch in tiefer liegenden Hirnbereichen betroffen. An diesem Krankheitsgeschehen sind hauptsächlich zwei Proteine beteiligt: das Beta-Amyloid und das Tau-Protein. Beta-Amyloid ist ein Protein, das normalerweise im Gehirn vorkommt. Bei der Alzheimer-Krankheit wird dieses Protein jedoch fehlerhaft verarbeitet und bildet Klumpen oder Ablagerungen, sogenannte Plaques, die wie Straßensperren auf den Informationswegen des Gehirns wirken. Im Inneren der Gehirnzellen gibt es Strukturen, die wie Schienen für den Transport von Nährstoffen und anderen wichtigen Substanzen vorgesehen sind. Diese Strukturen werden durch das Tau-Protein stabilisiert. Bei Alzheimer verändert sich das Tau-Protein und bildet knäuelartige Fasern, sogenannte Fibrillen.
Ursachen von Alzheimer im frühen Alter
Grundsätzlich kann Alzheimer in jedem Alter auftreten, obwohl die Wahrscheinlichkeit, an einer Demenz zu erkranken, mit zunehmendem Alter steigt. Mit 20, 30 oder 40 Jahren eine Demenz zu bekommen, ist eher unwahrscheinlich, aber dennoch möglich. Es gibt eine Reihe von Faktoren, die das Risiko für die Entwicklung von Demenzerkrankungen und kognitiven Abbauprozessen erhöhen können.
Genetische Veranlagung
In etwa einem Prozent aller Alzheimer-Fälle handelt es sich um eine Erbkrankheit, die sogenannte familiäre Alzheimer-Demenz (FAD). Hier liegt das eigene Erkrankungsrisiko bei 50 Prozent, wenn ein Elternteil an dieser speziellen Alzheimer-Form erkrankt ist. Jeder Mensch erbt von seinen Eltern zwei Kopien des ApoE-Gens, das in verschiedenen Varianten vorkommt. Die Variante ApoE4 erhöht das Alzheimer-Risiko und kann die Nebenwirkungen von Leqembi verstärken. Eine Kopie von ApoE4 (von einem Elternteil vererbt) bedeutet ein erhöhtes Risiko, ist aber behandelbar. Zwei Kopien von ApoE4 (von beiden Elternteilen vererbt) bedeuten ein stark erhöhtes Risiko für Hirnschwellungen und Hirnblutungen. Diese Personen sind daher von der Behandlung ausgeschlossen. Mit einem einfachen Bluttest kann festgestellt werden, ob und wie viele Kopien von ApoE4 vorhanden sind.
Weitere Risikofaktoren
Zu den weiteren Risikofaktoren für das Auftreten einer Demenz bei jungen Leuten unter 65 Jahren gehören neben der genetischen Veranlagung auch andere Faktoren wie Vorerkrankungen, die Einnahme von antipsychotischen Medikamenten, der Konsum illegaler Drogen oder Untergewicht. Auch Alkoholmissbrauch, Schlaganfall, Diabetes, Herzerkrankungen, Vitamin-D-Mangel, Schwerhörigkeit und soziale Isolation können das Risiko erhöhen.
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Symptome von Alzheimer im frühen Alter
Die Symptome einer Demenz in jungen Jahren können sich auf verschiedene Weise äußern und ähneln denen einer Demenz im späteren Lebensalter, weisen aber auch einige Besonderheiten auf. Dazu können gehören:
- Vergesslichkeit: Vergesslichkeit ist oft eines der ersten und auffälligsten Anzeichen von Alzheimer. Betroffene vergessen kürzlich zurückliegende Ereignisse, verlegen Dinge und haben Schwierigkeiten, sich an neue Informationen zu erinnern.
- Orientierungslosigkeit: Alzheimer-Patienten können die örtliche und zeitliche Orientierung verlieren. Sie vergessen, wo sie sind und wie sie dorthin gekommen sind. Typisch sind auch Schwierigkeiten mit der Uhrzeit, der Jahreszeit oder der zeitlichen Einordnung in Kategorien wie „gestern“, „heute“ und „morgen“.
- Schwierigkeiten bei der Informationsverarbeitung: Der fortschreitende kognitive Abbau macht es Betroffenen mit Alzheimer zunehmend schwer, allgemeine Informationen richtig einzuordnen. Sie interpretieren beispielsweise ihren Standort, einzelne Gegenstände, andere Personen oder gesprochene Worte falsch, weil sie es nicht mehr in den richtigen Kontext setzen können.
- Sprachstörungen: Störungen der Kommunikation und der Sprache sind ein charakteristisches Symptom der Alzheimererkrankung (Aphasie). Wortfindungsstörungen sind klassische Alzheimer-Anzeichen im Bereich Kommunikation und Sprache. Demenzerkrankte benennen Dinge plötzlich anders und sagen zum Beispiel „Hand-Uhr“ statt „Armbanduhr“.
- Schwierigkeiten bei alltäglichen Aufgaben: Menschen mit Alzheimer kann es zunehmend schwerfallen, gewohnte Alltagsaufgaben zu erledigen. Im fortgeschrittenen Stadium haben viele Patienten auch Schwierigkeiten bei alltäglichen Ritualen wie Essen und Trinken oder der Körperpflege.
- Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen: Eine Alzheimer-Krankheit kann mit Veränderungen in Verhalten, Stimmung und Persönlichkeit der Patienten einhergehen. Die Betroffenen haben Schwierigkeiten, verhältnismäßige Entscheidungen zu treffen, und es fällt ihnen immer schwerer, ihre Gefühle zu kontrollieren. Starke Gefühlsausbrüche, beispielsweise in Form von Wut und Aggression, können im Pflegealltag sehr herausfordernd sein.
- Veränderungen der Wachsamkeit und Aufmerksamkeit: Phasen der Verwirrung können auftreten.
- Bewegungsprobleme: Verlangsamte Bewegungen und Steifheit in Armen und Beinen können auftreten.
- Beeinträchtigung der visuellen Wahrnehmung: Schwierigkeiten beim Planen, Organisieren und Treffen von Entscheidungen.
Diagnose von Alzheimer im frühen Alter
Da das Erkennen der Symptome bei jungen Menschen schwierig ist, sollten Betroffene und Angehörige nicht zögern, bei Bedenken eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen. Die Diagnose von Demenz bei jungen Menschen ist allerdings eine diagnostische Herausforderung, weil es viele Krankheiten mit ähnlichen Symptomen gibt. Erste Anlaufstelle zur Abklärung dieser Auffälligkeiten ist in der Regel der Hausarzt. Neurologen sind Spezialisten für Erkrankungen des Nervensystems, einschließlich des Gehirns. In vielen Krankenhäusern gibt es spezielle Gedächtnissprechstunden oder ganze Gedächtnisambulanzen, die auf die Frühdiagnostik bei beginnenden Gedächtnisproblemen spezialisiert sind. Bei dem Verdacht auf eine Alzheimer-Krankheit kann die weitere Diagnostik und Behandlung auch hier erfolgen.
Die Diagnostik bei einer Alzheimer-Krankheit umfasst in der Regel mehrere Untersuchungen und spezielle Tests, um die Symptome des Patienten gründlich zu bewerten und abzuklären. Dazu gehören:
- Kognitive und psychometrische Tests: Im Rahmen von verschiedenen Demenz-Tests wird die geistige Leistungsfähigkeit untersucht. Dabei absolvieren Patienten kleinere Aufgaben und beantworten Fragen.
- Körperliche Untersuchung: Die bisherige Erkrankungsvorgeschichte wird erhoben, und es findet eine körperliche Untersuchung statt.
Behandlung von Alzheimer im frühen Alter
Eine frühe Diagnose bei Alzheimer ist in vieler Hinsicht wichtig, auch wenn die Krankheit an sich bislang nicht heilbar ist. Sie bildet die Grundlage für alle weiteren Maßnahmen, die im nächsten Schritt getroffen werden sollten. Gerade zu Beginn führen frühe Anzeichen wie Vergesslichkeit oftmals zu Konflikten. Zu wissen, dass sich hinter diesen Anzeichen eine beginnende Alzheimer-Krankheit verbirgt, schafft mehr Verständnis und kann somit auch Konflikten vorbeugen. Das Wissen und der offene Austausch über die Erkrankung ist also in vielen Fällen sehr wertvoll.
Therapie und Behandlung können das Fortschreiten von Alzheimer verlangsamen und erträglicher machen. In Deutschland sind derzeit zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit vier Wirkstoffe zugelassen. Wenn zusätzlich eine Depression oder Verhaltensänderungen auftreten, können auch diese behandelt werden. Um die geistigen Leistungen und Alltagsfähigkeiten zu stärken, gibt es viele therapeutische Behandlungswege. Damit lassen sich auch Verhaltensstörungen abschwächen und das Wohlbefindens verbessern.
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Nicht-medikamentöse Behandlungen
Neben der medikamentösen Behandlung gibt es auch nicht-medikamentöse Behandlungen, die den Betroffenen helfen können, gut mit der Krankheit zu leben. Dazu gehören:
- Gesprächstherapien: Diese können bei Depressionen oder Ängsten helfen.
- Kognitive Stimulationstherapie: Diese kann bei den Symptomen helfen.
Die richtige Lebensweise
Ein gesunder und aktiver Lebensstil mit körperlicher Betätigung, einer ausgewogenen Ernährung und dem Verzicht auf übermäßigen Alkoholkonsum und Rauchen kann den Betroffenen helfen, gut mit Demenz zu leben.
Unterstützung für Betroffene und Angehörige
Es ist wichtig, dass junge Menschen mit Demenz Zugang zur richtigen Unterstützung haben, einschließlich speziell für sie entwickelter Dienste und der Möglichkeit, andere Menschen in ähnlichen Situationen zu treffen. Es ist empfehlenswert, dass man sich an Organisationen und Dienstleister wendet, die auf die besonderen Bedürfnisse jüngerer Menschen mit Demenz eingehen. Auch das Treffen mit anderen Betroffenen kann für junge Menschen mit Demenz hilfreich sein.
Leben mit Alzheimer im frühen Alter
Die Diagnose Demenz ist für jeden Betroffenen ein Schock. Für Jüngere, die mitten im Leben stehen, ist die Diagnose jedoch oft noch belastender als für ältere Erkrankte. Sie müssen sich nicht nur mit der einer unheilbaren, fortschreitenden Krankheit, sondern auch mit den damit verbundenen Veränderungen auseinandersetzen.
Zu den besonderen Herausforderungen junger Demenzkranker gehören:
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- Die Akzeptanz der Diagnose: Demenzerkrankungen sind für junge Betroffene schwer zu akzeptieren. Sie schämen sich, wollen es nicht wahrhaben und glauben, es müsse eine Heilung geben.
- Der Verlust des „alten Lebens“: Die eigenen Finanzen regeln, Kinder oder Eltern zu betreuen, Verantwortung im Beruf übernehmen - das bisherige Leben aufgeben zu müssen, ist für junge Demenzkranke oft nur sehr schwierig zu bewältigen.
- Die Auswirkungen auf die Familie: Familien von jungen Erkrankten müssen akzeptieren, dass sich mit der Diagnose die gesamte Lebenssituation verändert. Besonders hart für Partner ist der schleichende Verlust von Gemeinsamkeiten, von Erinnerungen, von der Möglichkeit, gemeinsame Sorgen zu teilen. Zwar ist der Mensch noch da, doch das alte Gegenüber geht verloren.
- Stigmatisierung im Alltag: Menschen mit Demenz erkennt man nicht auf den ersten Blick. Problematisch ist auch, dass die meisten Pflege- und Betreuungsangebote nicht auf die Bedürfnisse von jüngeren Menschen mit Demenz ausgerichtet sind. Gerade wenn das Zusammenleben im gewohnten Zuhause nicht mehr möglich ist, sind sie oft gezwungen in Pflegeheime umzuziehen, in denen alles auf ältere Seniorinnen und Senioren ausgerichtet ist.
Trotz der Herausforderungen ist ein Leben mit Sinn, Freude und Verbindung möglich. Gerade deshalb ist es wichtig, sich frühzeitig mit der Krankheit auseinanderzusetzen. Kleine Veränderungen im Alltag, Routinen, liebevolle Unterstützung und Geduld helfen dabei, Orientierung zu geben. Wer versteht, was gerade geschieht, kann bewusster handeln. Ein guter Weg ist es, die eigenen Stärken bewusst auszubauen - und mit den Schwächen möglichst gelassen und kreativ umzugehen.