Die Betreuung von Menschen mit Demenz, insbesondere Alzheimer, stellt Angehörige vor große Herausforderungen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über Strategien zur Beruhigung von Alzheimer-Patienten, basierend auf den bereitgestellten Informationen und zusätzlichen Erkenntnissen.
Einführung
Die Pflege von Alzheimer-Patienten ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die oft über Jahre andauert. Die Probleme und Lösungen sind individuell und hängen von der Persönlichkeit des Betroffenen, dem Stadium der Krankheit, den Lebensumständen und den Fähigkeiten der betreuenden Person(en) ab. Wissen über die Krankheit und Empathie sind entscheidend für eine erfolgreiche Betreuung.
Verständnis der Demenz
Es ist wichtig, Menschen mit Demenz so anzunehmen, wie sie sind, da sie sich nicht ändern können. Angehörige sollten lernen, die Bedürfnisse, Wünsche und die eigene Sicht der Realität der Betroffenen wahrzunehmen und zu berücksichtigen. Eigenständigkeit ist wichtig für Selbstachtung und Lebenszufriedenheit. Daher sollten Aufgaben nicht abgenommen werden, sondern durch Vereinfachung und Hilfestellungen ein hohes Maß an Selbstständigkeit erhalten bleiben.
Gestaltung des Alltags
Ein gleichbleibender, überschaubarer Tagesablauf, helles Licht und die Beleuchtung wichtiger Wege in der Nacht erleichtern die Orientierung. Hinweisschilder in der Wohnung, eine gut lesbare Uhr und ein Kalender können ebenfalls hilfreich sein. Gewohnheiten sollten nach Möglichkeit beibehalten werden.
Vermeidung von Reizüberflutung
Bestimmte Sinneseindrücke wie laufender Fernseher, Musik oder das eigene Spiegelbild können zu Verwirrung führen und sollten vermieden werden. Bei Besuch oder Begegnungen mit Bekannten sollte man diese vorher ankündigen.
Lesen Sie auch: Informationen für Alzheimer-Patienten und Angehörige
Umgang mit herausforderndem Verhalten
Viele Verhaltensweisen von Menschen mit Demenz sind Reaktionen auf Ratlosigkeit, Orientierungslosigkeit, Angst, Frustration oder Überforderung. Es ist wichtig, diese Faktoren zu erkennen und möglichst zu beseitigen. Ruhig bleiben und auf den Gefühlszustand des Erkrankten eingehen ist hilfreich.
Umgang mit Aggressivität und Unruhe
Aggressivität
Angst, Wut, Unruhe, Enttäuschung und Nervosität können zu aggressivem Verhalten führen. Auslöser sollten identifiziert und vermieden werden. Es ist wichtig, gelassen zu bleiben und das Verhalten nicht persönlich zu nehmen, da es krankheitsbedingt ist. Ablenkung kann in akuten Situationen helfen. Wenn man sich bedroht fühlt, sollte man den Raum verlassen und Hilfe holen.
Unruhe
Menschen mit Demenz sind oft unruhig und laufen immer wieder die gleiche Strecke auf und ab. Man sollte sie nicht daran hindern, aber versuchen, die Ursache zu finden. Vielleicht hat der Betroffene Schmerzen oder ist gedanklich in der Vergangenheit. In solchen Fällen ist es besser, ein Gespräch über die Vergangenheit zu beginnen, anstatt zu versuchen, die Realität zu erklären.
Unruhe kann auch Ausdruck von Ängstlichkeit oder Unbehagen sein. In diesem Fall kann man die Umgebung ruhig gestalten, sanft sprechen, Körperkontakt halten und eine entspannte Atmosphäre schaffen. Gut beleuchtete Ecken verhindern Angst erzeugende Schatten und es sollten Zeiten der Ruhe und Entspannung geschaffen werden. Eine Massage der Hände mit einem wohlriechenden Lieblingsöl kann beruhigen.
Förderung von Fähigkeiten und Aktivierung
Stärken und Vorlieben
Die Stärken und Vorlieben des Erkrankten sollten herausgefunden werden. Spiele, Lieder und Beschäftigungen aus der Vergangenheit oder der beruflichen Biografie können genutzt werden. Bekanntes kann geübt und erhalten werden, während neues Lernen kaum noch möglich ist.
Lesen Sie auch: Kinder-Alzheimer: Ein umfassender Überblick
Einbeziehung in den Alltag
Menschen mit Demenz fühlen sich zugehörig und nützlich, wenn sie den Tisch mit decken, Kartoffeln schälen oder sich anders an der täglichen Arbeit beteiligen. Gemeinsames Singen, Spielen, Musizieren, Tanzen oder andere Bewegungsübungen können Spaß machen. Körperliche Bewegung regt den Kreislauf an, hebt die Stimmung und verbessert die Mobilität. Auch Spaziergänge tun gut.
Erinnerungsarbeit
Gemeinsames Ansehen alter Fotos, idealerweise aus guten Zeiten, und das Kommentieren aktuellerer Fotos kann helfen, das Gefühl des Nicht-mehr-Wissens zu verhindern. Namen, Daten und Anlässe sollten zu den Fotos geschrieben werden.
Kommunikation
Grundhaltung
Menschen mit Demenz sind immer noch erwachsene Menschen und sollten nicht verkindlicht oder bevormundet werden. In ihrer Welt ergeben ihre Taten und Gedanken einen Sinn. Oft können sie die Gegenwart nicht mehr von der Vergangenheit unterscheiden.
Sprachliche Kommunikation
Komplexe Sätze, Metaphern, Ironie und Sarkasmus werden nicht verstanden. Unkomplizierte Sätze mit einer einzigen Botschaft sollten verwendet werden. Wichtige Informationen sollten oft wiederholt werden, wobei immer die gleiche Formulierung verwendet werden sollte.
Fragen
Fragen stellen eine Herausforderung dar. W-Fragen sollten vermieden werden. Menschen mit Demenz fällt das Antworten schwer und sie brauchen Zeit, um die richtigen Worte zu finden. Diese Zeit sollte man ihnen geben.
Lesen Sie auch: Alzheimer und Demenz im Vergleich
Kritik und Lob
Kritik, Korrekturen, Diskussionen oder Vorwürfe erzielen meistens keinen positiven Effekt und frustrieren die Betroffenen. Lob sorgt hingegen für gute Laune. Vorwürfen sollte man positiv begegnen und auf Ängste und Frustrationen eingehen.
Nonverbale Kommunikation
Neben der sprachlichen Kommunikation sollte immer auch eine deutliche Körpersprache verwendet werden. Blickkontakt, Wertschätzung und Respekt sind wichtig.
Förderung der Selbstständigkeit
Aktivierung
Wer aktiv ist, kann sich besser an Erlerntes erinnern und seine Selbstständigkeit beibehalten. Ergotherapie und Physiotherapie sind gute Möglichkeiten, um die Mobilität zu erhalten.
Sinnesanregung
Durch das Anregen der fünf Sinne können Erinnerungen hervorgerufen und die Lebensqualität gefördert werden. Musikgeragogik ist ein Beispiel für eine professionelle Herangehensweise.
Wiederholung
Durch regelmäßige Wiederholung bekannter Tätigkeiten können diese länger erhalten bleiben. Sogar das Erlernen von Neuem ist in begrenztem Umfang möglich.
Soziale Kontakte
Treffen mit Freunden und regelmäßige soziale Kontakte und Tätigkeiten fördern ein soziales Umfeld, das den Menschen länger aktiv hält.
Struktur und Routine
Unvorhergesehene Ereignisse und Änderungen von Gewohnheiten erfordern eine geistige Auseinandersetzung, die Menschen mit Demenz zunehmend schwer fällt. Ein strukturierter Alltag mit klarer Routine ist daher wichtig.
Anpassung der Umgebung
Neben einer prinzipiellen Barrierefreiheit gibt es einige Anpassungen, die das Leben von Menschen mit Demenz in den eigenen vier Wänden angenehmer und leichter gestalten. Übersichtlichkeit der Räumlichkeiten ist wichtig. Türen sollten möglichst offen gelassen oder ganz ausgehängt werden, um die Orientierung zu erleichtern. Einzelne Räume können durch kleine Bildchen gekennzeichnet werden.
Selbstfürsorge für Angehörige
Auszeiten nehmen
Es ist wichtig, sich Auszeiten von der Pflege zu nehmen, um die eigenen Interessen und Bedürfnisse nicht zu vernachlässigen. Unterstützung durch Pflegedienste, andere Angehörige oder Partner kann in Anspruch genommen werden.
Umgang mit wiederholtem Fragen
Viele Menschen mit Demenz stellen immer wieder dieselbe Frage oder wiederholen die gleichen Sätze oder Handlungen. Dies ist meist kein böser Wille, sondern liegt daran, dass sie vergessen haben, dass sie die Frage schon einmal gestellt haben. Wiederholtes Fragen kann auch ein Zeichen von Angst oder Unsicherheit sein.
Umgang mit Wahnvorstellungen und Beschuldigungen
Die eingeschränkte Fähigkeit der Betroffenen, Situationen und Wahrnehmungen richtig zu deuten, führt häufig zu Erklärungsversuchen, die nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmen. Es ist wichtig, sich vor Augen zu führen, dass die "Beschuldigungen" keine bösartigen Verleumdungen darstellen, sondern lediglich ein Versuch sind, Lücken in der Erinnerung zu füllen.
Umgang mit Aggressionen
Auslöser für Wutausbrüche und aggressives Verhalten sind weniger krankheitsbedingte Veränderungen im Gehirn als vielmehr die erschwerten Lebensbedingungen und die daraus resultierende Angst der Betroffenen. Es ist wichtig, die Anlässe für dieses Verhalten herauszufinden und, wenn möglich, zu beseitigen. Ablenkung kann eine sinnvolle Strategie sein.
Herausforderndes Verhalten verstehen
Grundbedürfnisse
Häufig liegen dem herausfordernden Verhalten nicht befriedigte Grundbedürfnisse oder nicht verarbeitete vergangene Ereignisse zugrunde. Negative Gefühle wie Wut und Trauer können lange unterdrückt werden und im Rahmen einer Demenz nicht mehr verdrängt werden.
Schreien
Schreien ist für den Demenzerkrankten meist die einzige Möglichkeit, um sich seinem Umfeld mitzuteilen. Es ist ein Hilfeschrei nach Zuwendung und Umsorgung. Körperliche Berührungen wie Streicheln und sanftes Zusprechen können beruhigend wirken.
Aggressivität als Symptom
Bei etwa 50 Prozent aller Demenzerkrankungen treten aggressive Verhaltensweisen als Begleiterscheinung auf. Stressfaktoren, die zu Aggressivität führen, sind eine veränderte Wohnumgebung, störende Geräusche oder eine respektlose und gestresste Umgangsweise mit dem Betroffenen.
Deeskalation
In Konfliktsituationen ist eine ruhige Grundhaltung wichtig. Sprechen Sie langsam, deutlich und ruhig. Sollte sich die Situation nicht beruhigen, verlassen Sie die Situation.
Distanzierung
Nehmen Sie das Verhalten nicht persönlich und versuchen Sie, mental Abstand zu gewinnen. Trennen Sie im Kopf die Erkrankung von der eigentlichen Person und verlieren Sie nicht den Bezug zum Betroffenen.
Ursachenforschung
Setzen Sie sich in die Situation des Demenzkranken hinein und versuchen Sie, die Ursachen für die Aggressionen oder das Schreien nachzuvollziehen. Ist der Senior gelangweilt? Hat er Schmerzen? Ist er hungrig oder durstig? Geht es ihm psychisch nicht gut?
Nonverbale Kommunikation
Mit Fortschreiten der dementiellen Erkrankung rückt nonverbale Kommunikation immer mehr in den Vordergrund. Achten Sie auf die Körpersprache der demenzerkrankten Person.
Ablenkung
Hilft es nicht, die Person mit besänftigenden Worten zu beruhigen, ist Ablenkung mit anderen Aktivitäten für die Senioren hilfreich.
Medikamentöse Behandlung
Sofern keine andere Option mehr bleibt und das Schreien und die Aggressionen nicht aufhören, können Sedativa und Antidepressiva verschrieben werden. Die Verschreibung sollte möglichst durch einen Facharzt erfolgen.
Unterbringung im Pflegeheim
Wenn sowohl Sie als auch eine Betreuungskraft nicht in der Lage ist, mit den herausfordernden Verhaltensweisen des Demenzkranken umzugehen, ist die Unterbringung in einem Pflegeheim die einzige Lösung.
Validation
Emotionale Aufarbeitung
Naomi Feil schreibt, dass der Mensch danach strebt, in Frieden zu sterben. Die letzten Jahre seines Lebens beschäftigt er sich mit der Aufarbeitung seines Lebens. Dazu gehört auch, dass ungelebte Emotionen und Gefühle an die Oberfläche kommen und jetzt durchlebt werden müssen.
Biografiearbeit
Oft lassen sich mögliche Zusammenhänge im familiären und partnerschaftlichen Umfeld erkennen, wenn man das Gespräch über biografische Aspekte der betroffenen Person mit Angehörigen sucht.
Umgang mit Defiziten
Vermeiden Sie es, Menschen mit Demenz mit ihren Defiziten zu konfrontieren. Beschäftigen Sie sie stattdessen mit Tätigkeiten, die sie gut können und die positive Emotionen hervorrufen.
Körperliche Ursachen
Herausfordernde Verhaltensweisen können durch körperliche Ursachen getriggert oder verstärkt werden. Dazu gehören Schmerzen, kribbelnde Beine, unerkannte Harnwegsinfekte, Neben- oder Wechselwirkungen von Medikamenten und zu wenig Flüssigkeits- und/oder Nahrungsaufnahme.
Klammern
Ursachen
Demenzkranke Menschen verlieren in der Regel das Kurzzeitgedächtnis, die Welt um sie herum ist ständig neu und fremd. Das verunsichert sie sehr und löst Unruhe in ihnen aus. Sie haben häufig große Angst davor, verlassen zu werden und allein zu sein.
Maßnahmen
Verständnis für die Situation und die damit verbundenen Gefühle des Kranken ihm gegenüber äußern. Ablenkung durch eine dem Kranken gemäße Betätigung, Nähe und Berührung schenken, Umgebungsreize reduzieren, klären, ob der Kranke unter Schmerzen leidet oder zur Toilette muss.
Nächtliche Unruhe
Ursachen
Eine der Hauptursachen ist die Veränderung des Gehirns durch den Abbau von Nervenzellen. Diese Veränderungen stören die sogenannte innere Uhr und beeinträchtigen das Schlaf-Wach-Zentrum im Gehirn. Der Verlust der zeitlichen Orientierung verstärkt dieses Problem zusätzlich. Auch Medikamente und physische Beschwerden können eine Rolle spielen.
Maßnahmen
Schaffung von Routinen, optimierte Schlafumgebung, regelmäßige körperliche Aktivität während des Tages, kognitive Stimulation.
Medikamente und Hausmittel
Beruhigungsmittel, Antipsychotika, Antidepressiva, Schlafmittel, Melatonin, Kräutertees, Aromatherapie, warme Milch mit Honig, beruhigende Musik, Entspannungsübungen, Gewichtdecken, Wärmekissen.
Entlastung für Angehörige
24-Stunden-Betreuung zu Hause, ambulante Pflegedienste, Tagespflegeeinrichtungen, Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen.
Antipsychotika
Alternativen
Antipsychotika scheinen weniger gut gegen Ängste und Aggressionen zu wirken als nichtpharmakologische Ansätze. Aktivitäten im Freien, Lebensstilmodifikationen, Massage- und Berührungstherapien können wirksamer sein.
Umgang mit der Diagnose
Information
Besteht der Verdacht auf Demenz, hilft es Ihnen als Angehöriger sich über die Krankheit zu informieren.
Behutsamkeit
Es ist sehr wichtig, dass Sie behutsam mit dem Verdacht auf Demenz umgehen. Die Diagnose stellt für jeden Betroffenen eine existenzielle Nachricht dar und kann extreme Reaktionen hervorrufen.
Entlastung
Achten Sie darauf, als Angehöriger Entlastung zu finden und sich regelmäßig Auszeiten zu nehmen, um Ihre eigene Energie wieder aufzuladen.