Die Alzheimer-Krankheit ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die durch Gedächtnisverlust, kognitive Beeinträchtigungen und Verhaltensänderungen gekennzeichnet ist. Obwohl es derzeit keine Heilung gibt, deuten Forschungsergebnisse darauf hin, dass bestimmte Ernährungsweisen und Lebensstilfaktoren eine Rolle bei der Prävention und Verlangsamung des Fortschreitens der Krankheit spielen können. Dieser Artikel untersucht die aktuellen Ernährungsempfehlungen für Alzheimer, wobei der Schwerpunkt auf wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen und praktischen Ratschlägen liegt.
Die Bedeutung der Ernährung bei Alzheimer
Eine optimale Nährstoffversorgung kann eine wichtige Rolle bei der Unterstützung der kognitiven Funktion und der Verlangsamung des Fortschreitens von Alzheimer spielen. Menschen mit Alzheimer-Demenz weisen häufig einen Mangel an bestimmten Nährstoffen auf, die für die Bildung neuer Verbindungen zwischen Nervenzellen (Synapsen) benötigt werden. Eine unzureichende Versorgung mit Energie und Nährstoffen kann den Verlauf der Erkrankung ungünstig beeinflussen. Insbesondere im frühen Stadium der Alzheimer-Erkrankung besteht oft ein Defizit an bestimmten Nährstoffen wie Omega-3-Fettsäuren und Folsäure sowie den Vitaminen A, C und E. Diese Schlüsselnährstoffe spielen eine wichtige Rolle bei der Signalübertragung zwischen Nervenzellen. Werden die Baustoffe dem Körper nicht ausreichend bereitgestellt, können Synapsen ihre Funktionen und Prozesse nicht adäquat erfüllen.
Allgemeine Ernährungsempfehlungen
Ausgewogene Ernährung
Eine ausgewogene Ernährung ist für alle Menschen wichtig, aber besonders für Menschen mit Alzheimer. Sie sollte reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, magerem Eiweiß und gesunden Fetten sein. Eine ausgewogene Ernährung kann das Risiko einer Alzheimer-Erkrankung reduzieren und fördert eine optimale Versorgung mit Nährstoffen die Gedächtnisleistung verbessern und so das Fortschreiten von Alzheimer-Symptomen verlangsamen. Es ist nicht immer leicht, die richtige Menge und Kombination der wertvollen Nährstoffe über die normale Ernährung zu bekommen. Daher können spezielle Nahrungssupplemente mit einer optimierten Nährstoffkombination die Ernährung von Patient:innen mit Alzheimer-Krankheit im Frühstadium unterstützen.
Mediterrane Ernährung
Die mediterrane Ernährung ist eine Ernährungsweise, die reich an Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten, Olivenöl und Fisch ist. Studien haben gezeigt, dass diese Ernährungsweise das Risiko von Herzerkrankungen, Schlaganfall und kognitivem Abbau senken kann. Eine aktuelle Studie des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) hat gezeigt, dass ein eher mediterranes Ernährungsmuster, mit relativ höherem Verzehr von Gemüse, Hülsenfrüchten, Obst, Getreide, Fisch und einfach ungesättigten Fettsäuren wie Olivenöl, möglicherweise vor Eiweißablagerungen im Gehirn und Gehirnatrophie schützen kann.
MIND-Diät
Die MIND-Diät (Mediterranean-DASH Intervention for Neurodegenerative Delay) ist eine Kombination aus der mediterranen Ernährung und der DASH-Diät (Dietary Approaches to Stop Hypertension). Sie legt den Schwerpunkt auf den Verzehr von Lebensmitteln, die als besonders gut für die Gehirngesundheit gelten, wie z. B. grünes Blattgemüse, Beeren, Nüsse, Olivenöl und Fisch.
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Spezifische Nährstoffe für die Gehirngesundheit
- Omega-3-Fettsäuren: Diese Fettsäuren sind wichtig für die Gehirnfunktion und können Entzündungen reduzieren. Sie kommen in fettem Fisch wie Lachs, Makrele und Hering vor, aber auch in Walnüssen, Chiasamen und Leinsamen. Fisch liefert reichlich Omega-3-Fettsäuren, genauer die Fettsäuren DHA und EPA. Sie wirken entzündungshemmend und halten die Wände unserer Zellen geschmeidig. Davon profitieren auch die grauen Zellen, denn für Verfallsprozesse im Gehirn sind oft Entzündungen mitverantwortlich.
- Antioxidantien: Antioxidantien schützen die Gehirnzellen vor Schäden durch freie Radikale. Sie kommen in Obst, Gemüse, Nüssen und Samen vor. Zum Brainfood werden auch Obstsorten wie Beeren gezählt, die reich an sogenannten Antioxidantien sind. Diese Stoffe schützen unsere grauen Zellen zum Beispiel vor Stress.
- B-Vitamine: B-Vitamine sind wichtig für die Nervenfunktion und die Energieproduktion im Gehirn. Sie kommen in Vollkornprodukten, magerem Fleisch, Fisch, Eiern und Milchprodukten vor. Nüsse, Haferflocken, Beeren und Kichererbsen versorgen uns mit B-Vitaminen, Flavonoiden und Eiweiß.
- Cholin: Cholin ist ein Nährstoff, der für die Bildung von Acetylcholin benötigt wird, einem Neurotransmitter, der für das Gedächtnis wichtig ist. Cholin kommt in Eiern, Leber, Rindfleisch, Geflügel und Fisch vor.
- Flavonoide: Flavonoide sind sekundäre Pflanzenstoffe, die in vielen Obst- und Gemüsesorten vorkommen und für deren Färbung sorgen, etwa in Beeren, Äpfeln, Paprika und Zwiebeln. Auch in Kakao, grünem und schwarzem Tee sind diese sekundären Pflanzenstoffe enthalten. Flavonoidreiche Lebensmittel schützen die Gehirnfunktion, insbesondere, wenn sie lebenslang gegessen werden.
Zu vermeidende Lebensmittel
- Stark verarbeitete Lebensmittel: Diese Lebensmittel sind oft reich an Zucker, Fett und Salz und arm an Nährstoffen. Sie können zu Übergewicht, Entzündungen und anderen Gesundheitsproblemen führen, die das Risiko für Alzheimer erhöhen können. Forschende gehen davon aus, dass stark verarbeitetes Essen auf verschiedene Arten ungesund fürs Gehirn sein kann: Übergewicht: Häufig stark verarbeitete Lebensmittel zu essen, führt zu Übergewicht, was Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes begünstigen kann. Gestörte Darmflora: Essen mit vielen gesättigten Fetten, Salz und wenig Ballaststoffen kann die mikrobielle Vielfalt im Darm verändern. Dies kann via Darm-Hirn-Achse krankmachende Veränderungen im Gehirn nach sich ziehen. Geschädigte Nervenzellen: Manche Stoffe wie künstliche Aromen oder andere Zusatzstoffe können Nervenzellen schädigen.
- Gesättigte und Transfette: Diese Fette können den Cholesterinspiegel erhöhen und das Risiko für Herzerkrankungen erhöhen. Sie kommen in rotem Fleisch, frittierten Lebensmitteln und vielen verarbeiteten Lebensmitteln vor.
- Zucker: Ein hoher Zuckerkonsum kann zu Übergewicht, Insulinresistenz und Entzündungen führen, die das Risiko für Alzheimer erhöhen können.
Praktische Tipps für die Ernährung bei Alzheimer
- Planen Sie Mahlzeiten im Voraus: Dies hilft Ihnen, gesunde Entscheidungen zu treffen und ungesunde Versuchungen zu vermeiden.
- Kochen Sie zu Hause: So haben Sie die Kontrolle über die Zutaten und können sicherstellen, dass Ihre Mahlzeiten nahrhaft sind.
- Lesen Sie die Nährwertangaben: Achten Sie auf den Gehalt an Zucker, Fett und Salz in verarbeiteten Lebensmitteln.
- Essen Sie regelmäßig: Regelmäßige Mahlzeiten helfen, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten und Heißhungerattacken zu vermeiden. Feste Essenszeiten können dabei helfen, dass Menschen mit Demenz das Essen nicht vergessen.
- Trinken Sie ausreichend Wasser: Dehydration kann die kognitive Funktion beeinträchtigen. Achten Sie darauf, täglich mindestens 1,5 Liter Wasser zu trinken. Trinken ist für jeden Menschen sehr wichtig. Menschen mit Demenz haben oft ein vermindertes Durstgefühl, sie trinken zu wenig und trocknen aus. Starke Verwirrungszustände können dadurch auftreten. Achten Sie deshalb darauf, dass sie täglich mindestens 1,5 Liter trinken. Um Menschen mit Demenz ans Trinken zu erinnern, können Sie an verschiedenen Stellen in der Wohnung Flaschen aufstellen, aus denen sie sich den ganzen Tag über bedienen können.
- Seien Sie kreativ: Experimentieren Sie mit neuen Rezepten und Zutaten, um Ihre Ernährung interessant und abwechslungsreich zu gestalten.
- Holen Sie sich Unterstützung: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder einem Ernährungsberater über Ihre Ernährungsbedürfnisse.
- Passen Sie die Ernährung an die individuellen Bedürfnisse an: Im Verlauf der Alzheimer-Krankheit verändern sich Energieverbrauch und Ernährungsbedürfnisse der Betroffenen. Um einem Energie- und Nährstoffmangel vorzubeugen oder ihn auszugleichen, können medizinische Fachkräfte den Einsatz von hochkalorischen Trinknahrungen empfehlen. Im fortgeschrittenen Stadium der Alzheimer-Erkrankung treten häufig Schluckstörungen auf, die die normale Ernährung erschweren können. Mit Dickungsmitteln können Speisen und Getränke schnell und langanhaltend in allen gewünschten Konsistenzen angedickt werden, um den Schluckvorgang zu erleichtern.
Weitere wichtige Aspekte
- Körperliche Aktivität: Regelmäßige körperliche Aktivität ist wichtig für die allgemeine Gesundheit und kann auch die kognitive Funktion verbessern.
- Geistige Aktivität: Geistige Aktivitäten wie Lesen, Puzzles lösen und soziale Interaktion können helfen, das Gehirn aktiv zu halten.
- Soziale Kontakte: Soziale Kontakte sind wichtig für die psychische Gesundheit und können auch die kognitive Funktion verbessern.
- Schlaf: Ausreichend Schlaf ist wichtig für die Gehirnfunktion. Guter Schlaf ist ebenfalls sehr wichtig, denn dann werden Schadstoffe aus dem Gehirn regelrecht ausgewaschen.
- Individuelle Tischkultur: In der fortgeschrittenen Phase der Demenz können manche Betroffene nicht mehr mit Messer und Gabel umgehen und führen deshalb die Nahrung mit den Händen zum Mund. Das eigenständige Essen hat unbedingt Vorrang vor Sauberkeit und allgemeinen Verhaltensregeln am Tisch. Daher sollten dann möglichst viele Mahlzeiten in Form von „Fingerfood“ beziehungsweise kleinen Häppchen angeboten werden. Auch vergessen manche Menschen mit Demenz, wofür sie welches Besteck benutzen sollten. Um zu verhindern, dass sie beispielsweise vergeblich versuchen, mit dem Messer die Suppe zu essen, sollte nur das Besteck aufgedeckt werden, dass für die jeweilige Mahlzeit benötigt wird.
Umgang mit spezifischen Herausforderungen bei Demenz
- Appetitlosigkeit: Viele Menschen mit Demenz leiden unter Appetitlosigkeit. Um den Appetit anzuregen, können Sie kleine Schälchen mit Obst-, Gemüse- oder Schokoladenstückchen in der Wohnung verteilen. Beteiligen Sie Menschen mit Demenz an der Nahrungszubereitung, um verführerische Düfte in die Nase steigen zu lassen. Speisen für Menschen mit Demenz sollte man intensiver würzen und unter Umständen auch mit aromatischen Ölen und Fetten anreichern.
- Schluckstörungen: Im fortgeschrittenen Stadium der Alzheimer-Erkrankung treten häufig Schluckstörungen auf. Sobald derartige Schluckbeschwerden auftreten, sollten Sie vom behandelnden Arzt beziehungsweise behandelnden Ärztin eine logopädische Behandlung verordnen lassen. Bei einem solchen Schlucktraining wird die richtige Haltung beim Essen und Trinken und das Konzentrieren auf den Kau- und Schluckvorgang geübt. Zudem wird Angehörigen vermittelt, dass man die Nahrungsaufnahme durch verschiedene Formen angedickter Nahrung sowohl verbessern als auch erleichtern kann.
- Nahrungsverweigerung: Im Laufe einer Demenz kann es aus unterschiedlichen Gründen zur Nahrungsverweigerung kommen. Zwingen Sie bitte niemals einen Menschen mit Demenz zum Essen! Lebensmittel und Getränke sollten immer wieder ohne Druck angeboten werden.
- Horten von Nahrungsmitteln: Manche Menschen mit Demenz beginnen, Essen für Notzeiten zu horten. In vielen Fällen kann man versuchen, das Sammeln als solches dadurch zu kontrollieren, dass eine Absprache getroffen wird: Die Betroffenen dürfen horten, aber einmal in der Woche wird gemeinsam kontrolliert, ob die zusammengetragenen Lebensmittel noch genießbar sind.
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