Andauernder Krampf Wade: Ursachen, Behandlung und Prävention

Ein Wadenkrampf ist eine plötzliche, unwillkürliche und oft schmerzhafte Kontraktion der Wadenmuskulatur. Diese Krämpfe können jeden treffen, unabhängig von Alter oder Geschlecht, und treten typischerweise nachts, nach dem Sport oder nach längerer Unterbelastung des Muskels auf. Auch Schwangere sind häufig betroffen. Obwohl die meisten Wadenkrämpfe harmlos sind, können sie sehr unangenehm sein und die Lebensqualität beeinträchtigen.

Was sind Wadenkrämpfe?

Wadenkrämpfe sind durch eine plötzliche, unwillkürliche Anspannung (Kontraktion) der Muskulatur im Unterschenkel gekennzeichnet. Diese Kontraktionen können einzelne Muskeln oder ganze Muskelgruppen betreffen und führen dazu, dass sich die Muskulatur verhärtet anfühlt. Die schmerzhafte Episode dauert in der Regel nur wenige Minuten und verschwindet entweder von alleine oder nach Dehnung beziehungsweise Massage. In manchen Fällen kann sich der Krampf auch auf das Fußgewölbe und die Zehen ausweiten.

Ursachen von Wadenkrämpfen

Die Ursachen für Wadenkrämpfe sind vielfältig und oft nicht eindeutig feststellbar. In vielen Fällen ist ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren verantwortlich. Grundsätzlich kann sich jeder der rund 650 Muskeln im menschlichen Körper spontan zusammenziehen, aber Bein und Wade sind besonders häufig betroffen. In der Medizin unterscheidet man die Krämpfe hinsichtlich ihres Ursprungs in drei Kategorien:

  • Paraphysiologische Krämpfe: Diese Krämpfe sind am häufigsten und werden meist durch ein Ungleichgewicht der Elektrolyte (u.a. Magnesium, Kalzium, Natrium) verursacht. Sie treten gelegentlich während der Schwangerschaft oder nach sportlicher Betätigung auf.
  • Idiopathische Krämpfe: Die Ursache dieser Krämpfe ist unklar. Betroffene können erblich dazu veranlagt sein oder es besteht eine - noch nicht diagnostizierte - Erkrankung wie Diabetes mellitus.
  • Symptomatische Krämpfe: Diese Krämpfe werden durch unterschiedliche Erkrankungen von Nervensystem, Herz, Muskeln oder Stoffwechsel ausgelöst. Ebenso können sie durch Vergiftungen oder als Nebenwirkungen von Medikamenten hervorgerufen werden.

Elektrolyt- und Wasserhaushalt

Ein Ungleichgewicht im Elektrolythaushalt ist eine häufige Ursache für Wadenkrämpfe. Ein Mangel an Salzen, wie unter anderem Magnesium oder Natrium, führt zu einer gestörten Erregbarkeit der Muskelfasern und damit zu unkontrollierbaren Verkrampfungen. Dies kann unter anderem verursacht werden durch:

  • Magnesiummangel (Hypomagnesiämie): Magnesiummangel kann durch falsche oder einseitige Ernährung entstehen, durch Diabetes mellitus, durch Darm- und Nierenerkrankungen und durch Alkoholmissbrauch. Auch in der Schwangerschaft kann es zu Magnesiummangel kommen. Wadenkrämpfe sind ebenfalls charakteristisch beim sogenannten Magnesiummangelsyndrom. Dabei zeigen sich außerdem noch andere Krämpfe der Muskulatur, Verwirrtheit, Müdigkeit, Kopfschmerzen, kalte Füße und allgemeine Schwäche.
  • Dehydrierung: Zu einem hohen Wasserverlust des Körpers kommt es unter anderem bei Durchfall, Erbrechen, Diabetes insipidus, entzündlichen Darmerkrankungen oder durch starkes Schwitzen. Auch Medikamente wie beispielsweise entwässernde Diuretika können eine Dehydrierung verursachen. Dabei entsteht ein deutliches Ungleichgewicht im Mineralstoffhaushalt, das dann für die Muskelkrämpfe oder für sogenannte Hitzekrämpfe verantwortlich ist.
  • Andere Störungen des Elektrolythaushaltes: Auch Ungleichgewichte der Kalzium- Kalium- oder Natriumkonzentration können hinter einem Wadenkrampf stecken.

Hormonhaushalt und Stoffwechsel

Hormonelle und Stoffwechselveränderungen können ebenfalls für einen Krampf im Muskel ausschlaggebend sein. So zeigen sich beispielsweise bei Schwangeren Verschiebungen im Flüssigkeits- und Mineralstoffhaushalt. Insbesondere in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft kommt es zu einem erhöhten Bedarf an Magnesium. Besteht ein Mangel daran, treten nachts oft Wadenkrämpfe auf. Weitere Ursachen für einen Muskelkrampf in der Wade sind unter anderem diese Hormon- und Stoffwechselerkrankungen:

Lesen Sie auch: Linderung von Wadenschmerzen nach Krämpfen

  • Diabetes mellitus: Zum Krampf in der Wade kommt es anfangs oft durch Elektrolytstörungen aufgrund häufigen Wasserlassens. Später können die Wadenkrämpfe Folge von Nervenschäden (Polyneuropathie) sein.
  • Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose): Auch bei einer Unterfunktion der Schilddrüse kann es hin und wieder zu einem Muskelkrampf kommen. Die eher selten auftretenden Wadenkrämpfe zeigen sich vor allem nachts.
  • Nebenschilddrüsenunterfunktion (Hypoparathyreoidismus): Da die Nebenschildddrüsen stark am Kalziumhaushalt des Körpers beteiligt sind, kann deren Erkrankung zu übererregbaren Muskeln führen.
  • Erkrankungen der Nebennierenrinde: Für die Regulierung des Wasser- und Mineralhaushalts sind die Hormone der Nebennieren unerlässlich. Kommt es hier zu Störungen, können Muskelkrämpfe auftreten.
  • Nierenerkrankungen: Da die Nieren für die Regulation des Flüssigkeitshaushaltes sehr wichtig sind, kann eine Nierenschwäche oder ein Versagen der Nieren zu Krämpfen führen.

Muskelerkrankungen

Eine Muskelerkrankung (Myopathie) führt zu einer Schwächung der Muskeln, häufig auch zu krampfartigen Muskelschmerzen. Die Myopathie kann erblich erworben sein, wird aber ebenso durch andere, entzündliche oder hormonell bedingte, Ursachen ausgelöst. Auch Vitamin-D-Mangel kann dies verursachen. Beispielsweise sind für folgende Myopathien Muskelkrämpfe typisch:

  • Faszikulations-Crampus-Syndrom: Die Krankheit ist bislang nicht hinreichend erforscht. Symptome sind starke Krämpfe, Kribbeln und Taubheitsgefühle - vorrangig in den Beinen.
  • Brody-Syndrom: Diese seltene Muskelerkrankung wird vererbt. Nach körperlicher Anstrengung treten starke Muskelkrämpfe auf und die Muskeln versteifen sich.
  • Myotonia Congenita Thomsen: Bei dieser ebenfalls vererbbaren Erkrankung zeigen sich starke Muskel- und Wadenkrämpfe.

Erkrankungen des Nervensystems

Ist die Übertragung von Nervenimpulsen auf die Muskeln gestört (Myasthenie), wie zum Beispiel beim Lambert-Eaton-Syndrom oder der Autoimmunerkrankung Myasthenia gravis, dann ist eine Muskelschwäche charakteristisch. Die Folge sind unter anderem Wadenkrämpfe. Auch andere Erkrankungen des Nervensystems führen zu dem Krampf im Unterschenkel. Das sind zum Beispiel:

  • Dystonien: Diese Gruppe von Erkrankungen, zu der unter anderem Parkinson, Multiple Sklerose und Chorea Huntington gehören, ist durch Störungen im Bewegungsablauf gekennzeichnet. Ruckartige, unkontrollierbare Bewegungen sind typisch. Ebenso Fehlstellungen und Muskelkrämpfe, auch in der Wadenmuskulatur.
  • Polyneuropathien: Diese Erkrankungen beruhen auf Schädigungen der peripheren Nerven. Dabei können unwillkürliche Muskelkrämpfe ausgelöst werden.
  • Wundstarrkrampf (Tetanus): Bei der Erkrankung kommt es zu Muskelkrämpfen im Gesicht, am Rücken sowie in Armen und Beinen.
  • Radikulopathien (Schädigung oder Reizung einer Nervenwurzel): Ursache der Schädigung kann ein Bandscheibenvorfall, eine Nervenwurzelentzündung oder eine Verengung des Spinalkanals sein. Mögliche Symptome sind neben Taubheitsgefühlen und Lähmungen in den Beinen auch Wadenkrämpfe.
  • Amyotrophe Lateralsklerose (ALS, Lou-Gehring-Syndrom): Die unheilbare Krankheit wird von schmerzhaften Muskelkrämpfen begleitet.
  • Stiff-Man-Syndrom: Charakteristisch ist eine allmählich steigende Anspannung der Muskulatur, insbesondere in Rücken und Beinen. Dies führt zu Krämpfen und einer fortschreitenden Versteifung der Muskeln.

Medikamente und Gifte

Einige Medikamente können Wadenkrämpfe hervorrufen. Auch Vergiftungserscheinungen äußern sich oft durch einen Krampf in den Muskeln. Auslöser können folgende Arzneien beziehungsweise Gifte sein:

  • Cholesterinsenker mit dem Wirkstoff Fenofibrat
  • Arzneimittel gegen Bluthochdruck wie Beta-Blocker, ebenso ACE-Hemmer, Diuretika oder Kalziumkanalblocker
  • Hormonelle Verhütungsmittel wie unter anderem die Pille oder die Spirale
  • Sprays gegen Asthma, die Salbutamol enthalten
  • Wirkstoffe wie Insulin
  • Chemotherapeutika
  • Gifte, wie beispielsweise Pestizide, Strychnin oder das Gift der Tetanusbazillen

Weitere Ursachen

Neben den genannten Ursachen können auch folgende Faktoren Wadenkrämpfe begünstigen:

  • Überlastung der Wadenmuskulatur: Intensive sportliche Betätigung oder ungewohnte körperliche Anstrengung können zu einer Überlastung der Wadenmuskulatur führen und Krämpfe auslösen.
  • Falsches Schuhwerk: Zu enge Schuhe oder Schuhe mit hohen Absätzen können die Fußstellung beeinträchtigen und die Wadenmuskulatur belasten, was Krämpfe begünstigen kann.
  • Psychische Anspannung: Stress und psychische Belastung können zu Muskelverspannungen führen und somit auch Wadenkrämpfe auslösen.
  • Alkohol und Koffein: Übermäßiger Konsum von Alkohol und Koffein kann den Elektrolythaushalt stören und Krämpfe begünstigen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wadenkrämpfe sind meist harmlos. Zum Arzt sollte man allerdings gehen, wenn die schmerzhaften Krämpfe sehr häufig auftreten, wenn sie nachts den Schlaf rauben oder sich tagsüber bemerkbar machen und wenn die Wadenkrämpfe sich trotz Dehnen oder sanfter Massagen nicht auflösen. Kommen weitere Symptome wie Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Bewegungseinschränkungen hinzu, sollte ebenfalls ein Arzt konsultiert werden.

Lesen Sie auch: Diagnose und Behandlung von Wadenschmerzen

Diagnose von Wadenkrämpfen

Um die Ursache von Wadenkrämpfen zu ermitteln, wird der Arzt zunächst eine ausführliche Anamnese erheben. Dabei wird er Fragen stellen wie:

  • Wann treten die Krämpfe auf?
  • Wie oft treten die Krämpfe auf?
  • Wie lange dauern die Krämpfe an?
  • Gibt es bestimmte Auslöser für die Krämpfe?
  • Nehmen Sie Medikamente ein?
  • Haben Sie Vorerkrankungen?

Anschließend wird der Arzt eine körperliche Untersuchung durchführen, um den allgemeinen Gesundheitszustand zu beurteilen und mögliche Ursachen für die Krämpfe zu identifizieren. Dabei wird er unter anderem die Muskeln und Gelenke abtasten, die Muskelreflexe testen und auf Auffälligkeiten wie Hautveränderungen oder Schwellungen achten.

Je nach Verdacht kann der Arzt weitere Untersuchungen veranlassen, wie zum Beispiel:

  • Blutuntersuchung: zur Bestimmung der Elektrolyte, Blutzuckerwerte, Leber- und Nierenwerte sowie Schilddrüsenhormone
  • Elektromyografie (EMG): zur Messung der elektrischen Muskelaktivität und zur Erkennung von Muskelerkrankungen oder Nervenstörungen
  • Elektroneurografie (ENG): zur Messung der Nervenleitgeschwindigkeit und zur Erkennung von Nervenschäden
  • Dopplersonografie: zur Untersuchung der Blutgefäße und zum Nachweis von Durchblutungsstörungen
  • Bildgebende Verfahren (CT, MRT): zur Darstellung von Muskeln, Nerven und anderen Geweben und zur Erkennung von strukturellen Veränderungen

Behandlung von Wadenkrämpfen

Die Behandlung von Wadenkrämpfen richtet sich nach der Ursache. In den meisten Fällen können Betroffene jedoch selbst Maßnahmen ergreifen, um die Krämpfe zu lindern und vorzubeugen.

Akutbehandlung

Bei einem akuten Wadenkrampf helfen folgende Maßnahmen:

Lesen Sie auch: Dauerhafte Beinkrämpfe: Mögliche Ursachen und Behandlung

  • Dehnen: Strecken Sie das betroffene Bein und ziehen Sie die Zehen zum Schienbein. Sie können dabei auch die Hand zu Hilfe nehmen.
  • Massieren: Massieren Sie die verkrampfte Muskulatur sanft, um die Durchblutung anzuregen und die Verspannung zu lösen.
  • Wärme: Legen Sie eine warme Kompresse auf die betroffene Stelle oder nehmen Sie ein warmes Bad, um die Muskulatur zu entspannen.
  • Bewegung: Stehen Sie auf und gehen Sie ein paar Schritte, um die Durchblutung anzuregen und die Muskulatur zu lockern.

Vorbeugung

Um Wadenkrämpfen vorzubeugen, können Sie folgende Maßnahmen ergreifen:

  • Ausreichend trinken: Trinken Sie täglich mindestens 1,5 bis 2 Liter Wasser oder ungesüßten Tee, um den Flüssigkeitshaushalt aufrechtzuerhalten.
  • Elektrolyte zuführen: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Mineralstoffen wie Magnesium, Kalium, Kalzium und Natrium. Bei Bedarf können Sie auch Nahrungsergänzungsmittel einnehmen.
  • Regelmäßig dehnen: Dehnen Sie die Wadenmuskulatur regelmäßig, insbesondere vor und nach dem Sport sowie vor dem Schlafengehen.
  • Bewegung: Bewegen Sie sich ausreichend und vermeiden Sie langes Sitzen oder Stehen.
  • Geeignetes Schuhwerk tragen: Tragen Sie bequeme Schuhe mit ausreichend Platz für die Zehen und vermeiden Sie Schuhe mit hohen Absätzen.
  • Stress reduzieren: Achten Sie auf ausreichend Entspannung und Stressabbau, zum Beispiel durch Yoga, Meditation oder autogenes Training.
  • Alkohol und Koffein meiden: Reduzieren Sie den Konsum von Alkohol und Koffein, da diese den Elektrolythaushalt stören können.

Medikamentöse Behandlung

In einigen Fällen kann eine medikamentöse Behandlung erforderlich sein, um Wadenkrämpfe zu lindern. Mögliche Medikamente sind:

  • Magnesiumpräparate: Bei Magnesiummangel können Magnesiumpräparate eingenommen werden, um den Elektrolythaushalt auszugleichen.
  • Chininsulfat: Chininsulfat ist ein Krampflöser, der bei schweren und häufigen Wadenkrämpfen eingesetzt werden kann. Allerdings ist die Anwendung aufgrund möglicher Nebenwirkungen umstritten und sollte nur nach ärztlicher Rücksprache erfolgen.
  • Andere Medikamente: Je nach Ursache der Wadenkrämpfe können auch andere Medikamente eingesetzt werden, wie zum Beispiel Schmerzmittel, Muskelrelaxantien oder Medikamente zur Behandlung von Grunderkrankungen.

Alternative Behandlungsmethoden

Neben den genannten Maßnahmen können auch alternative Behandlungsmethoden wie Homöopathie, Akupunktur oder Physiotherapie bei Wadenkrämpfen hilfreich sein.

tags: #andauernder #Krampf #Wade #Ursachen