Die Angst vor Alzheimer und Demenz ist in der Bevölkerung weit verbreitet und oft größer als die Furcht vor Krebs oder Schlaganfall, insbesondere bei Menschen über 60 Jahren. Dies unterstreicht die Bedeutung einer umfassenden Auseinandersetzung mit diesem Thema. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Demenz, insbesondere Alzheimer, und gibt einen Überblick über Behandlungsmöglichkeiten und den Umgang mit herausforderndem Verhalten.
Was ist Demenz und Alzheimer?
Der Begriff "Demenz" leitet sich vom Lateinischen ab und bedeutet "Weg vom Geist". Er beschreibt den fortschreitenden Verlust geistiger Fähigkeiten wie Gedächtnis, Denken, Konzentration und Verhalten. Demenz ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Sammelbegriff für verschiedene Erkrankungen, die mit einem Abbau der Gehirnleistung einhergehen.
Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz und macht etwa 60 bis 65 Prozent aller Fälle aus. Bei dieser neurodegenerativen Erkrankung sterben Nervenzellen im Gehirn ab, was zu Gedächtnisverlust, Orientierungslosigkeit, Sprachstörungen, Unruhezuständen, Aggression und Enthemmung führt.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursachen der Alzheimer-Demenz sind noch nicht vollständig erforscht. Es gibt jedoch eine Reihe von Veränderungen im Gehirn, die bei Menschen mit Alzheimer beobachtet werden, wie das Absterben von Nervenzellen, die Zerstörung ihrer Verbindungen und Eiweißablagerungen (Plaques und Fibrillen). Auch der Botenstoff Acetylcholin ist vermindert.
Neben nicht beeinflussbaren Faktoren wie Alter, Geschlecht und Genetik gibt es auch beeinflussbare Risikofaktoren, die das Risiko einer Demenzerkrankung erhöhen können. Dazu gehören:
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- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Faktoren, die zu einem Schlaganfall führen können (z. B. Rauchen, Bluthochdruck), erhöhen auch das Demenzrisiko.
- Diabetes:
- Übergewicht:
- Bluthochdruck:
- Rauchen:
- Übermäßiger Alkoholkonsum:
- Schwere Kopfverletzungen:
- Infektionen:
- Depression:
- Chronischer Stress:
- Hör- oder Sehminderung:
- Erhöhte Cholesterinwerte:
- Vitamin-D-Mangel:
- Soziale Isolation:
Ein gesunder Lebensstil mit körperlicher Aktivität, ausgewogener Ernährung, geistiger Anregung und sozialer Teilhabe kann das Demenzrisiko senken.
Symptome und Verlauf
Die Alzheimer-Erkrankung verläuft in der Regel schleichend und beginnt mit leichten Gedächtnislücken, Stimmungsschwankungen und einer Abnahme der Lern- und Reaktionsfähigkeit. Im weiteren Verlauf treten Sprachschwierigkeiten, örtliche und zeitliche Orientierungsstörungen auf. Betroffene werden zunehmend auf die Unterstützung anderer angewiesen. Im Spätstadium sind sie vollkommen pflegebedürftig, erkennen Familienmitglieder nicht mehr und können sich nicht mehr verständigen.
"Aggressives" Verhalten bei Demenz
Verhaltensänderungen sind ein häufiges Begleitsymptom von Demenz. Menschen mit Demenz können reizbar, unruhig, ängstlich, frustriert oder aggressiv werden. Dieses Verhalten ist oft eine Folge der Erkrankung selbst, aber auch äußere Faktoren wie Schmerzen, Überforderung oder eine ungeeignete Umgebung können eine Rolle spielen.
Es ist wichtig zu verstehen, dass "aggressives" Verhalten bei Demenz meist nicht absichtlich ist. Das Gehirn von Demenzkranken verliert oft die Fähigkeit zu geplantem, zielgerichtetem Handeln. Stattdessen handelt es sich eher um Affekte, also heftige Gefühlsregungen, die durch Frustration ausgelöst werden.
Ursachen für "aggressives" Verhalten:
- Verwirrung und Frustration: Die Erkrankung selbst kann Verwirrung und Frustration auslösen.
- Reizüberflutung: Zu viele Informationen oder Geräusche können das Gehirn überlasten.
- Schmerzen: Körperliche Schmerzen oder Unwohlsein können eine Ursache sein.
- Stress: Überforderungssituationen im Alltag können Angst und Frustration auslösen.
- Ungeeignete Umgebungsbedingungen: Etwa 80 Prozent der Verhaltensprobleme bei Demenz werden durch ungeeignete Umgebungsbedingungen verursacht.
Umgang mit "aggressivem" Verhalten:
- Ursachenforschung: Versuchen Sie, die Ursache für das Verhalten zu finden. Was ist vor dem "aggressiven" Verhalten passiert?
- Ruhiger Tonfall: Sprechen Sie in einem ruhigen Tonfall und in kurzen Sätzen.
- Gefühle ernst nehmen: Nehmen Sie die Gefühle des Betroffenen ernst.
- Reize reduzieren: Schalten Sie Fernseher und Radio aus und sorgen Sie für eine ruhige Umgebung.
- Überforderung vermeiden: Vermeiden Sie Überforderungssituationen.
- Aktivierung: Bieten Sie dem Betroffenen altersgerechte und interessante Aktivitäten an.
- Einfühlungsvermögen: Versetzen Sie sich in die Lage des Betroffenen. Menschen mit Demenz schätzen Situationen anders ein als ihre Mitmenschen.
- Professionelle Hilfe: Scheuen Sie sich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn Sie überfordert sind.
Diagnose
Bei Verdacht auf Alzheimer ist eine frühzeitige Diagnose wichtig. Zunächst wird die Krankheitsvorgeschichte erhoben und eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Anschließend erfolgen neuropsychologische Tests, um die geistige Leistungsfähigkeit zu überprüfen. Bildgebende Verfahren wie Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) können eingesetzt werden, um andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen.
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Behandlung
Die Alzheimer-Krankheit ist bisher nicht heilbar, aber es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, um die Symptome zu lindern und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen.
Medikamentöse Therapie:
- Acetylcholinesterasehemmer (Donepezil, Galantamin, Rivastigmin): Diese Medikamente können bei leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz eingesetzt werden, um den Mangel an Acetylcholin im Gehirn auszugleichen.
- NMDA-Rezeptor-Antagonist (Memantin): Dieses Medikament wird bei mittelschwerer bis schwerer Alzheimer-Demenz eingesetzt.
- Amyloid-Antikörper-Therapie (Lecanemab, Donanemab): Diese neuen Medikamente setzen direkt an einer möglichen Krankheitsursache an und können im frühen Krankheitsstadium eingesetzt werden, um die Beta-Amyloid-Ablagerungen im Gehirn zu reduzieren.
Nicht-medikamentöse Therapie:
Nicht-medikamentöse Therapien sind ein wichtiger Bestandteil der Alzheimer-Behandlung. Sie können helfen, die Selbstständigkeit zu fördern, den Alltag zu strukturieren und kognitive Fähigkeiten möglichst lange zu erhalten. Dazu gehören:
- Kognitive Förderung: Strukturierte Trainings und alltagsnahe Aufgaben.
- Ergotherapie:
- Musik-, Kunst- oder Tanztherapie:
- Biografiearbeit: Zur Aktivierung von Erinnerungen.
- Gartentherapie:
Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten:
Neben den genannten Therapien ist es wichtig, auf Verhaltensauffälligkeiten einzugehen und den Alltag entsprechend anzupassen. Dazu gehört:
- Schaffen einer sicheren und vertrauten Umgebung:
- Feste Tagesabläufe und Rituale:
- Vermeidung von Stress und Überforderung:
- Förderung von sozialen Kontakten:
- Anpassung der Kommunikation: Klare und einfache Sprache verwenden.
Leben mit Alzheimer
Die Diagnose Alzheimer ist ein Schock für Betroffene und Angehörige. Es ist wichtig, sich frühzeitig mit der Krankheit auseinanderzusetzen und Unterstützung zu suchen. Kleine Veränderungen im Alltag, Routinen, liebevolle Unterstützung und Geduld helfen dabei, Orientierung zu geben.
Tipps für Betroffene:
- Bleiben Sie aktiv: Bewegung, frische Luft, Musik, gemeinsames Kochen oder einfache Handarbeiten können viel Lebensfreude schenken.
- Sprechen Sie über Ihre Gefühle: Der Austausch mit vertrauten Menschen, mit Angehörigen oder in Selbsthilfegruppen kann entlasten.
- Akzeptieren Sie Unterstützung: Hilfe anzunehmen, bedeutet nicht Schwäche - es bedeutet Stärke.
Tipps für Angehörige:
- Informieren Sie sich über die Krankheit:
- Nehmen Sie die Gefühle des Betroffenen ernst:
- Sorgen Sie für eine sichere und vertraute Umgebung:
- Planen Sie den Alltag gemeinsam:
- Achten Sie auf Ihre eigene Gesundheit:
- Suchen Sie Unterstützung:
Prävention
Obwohl die Ursachen der Alzheimer-Demenz noch nicht vollständig bekannt sind, gibt es einige Maßnahmen, die das Risiko einer Erkrankung senken können. Dazu gehören:
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- Körperliche Aktivität:
- Ausgewogene Ernährung:
- Geistige Aktivität:
- Soziale Teilhabe:
- Kontrolle von Risikofaktoren: Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht, Rauchen, übermäßigen Alkoholkonsum.
Demenz im jüngeren Alter
Demenzerkrankungen können auch im jüngeren Alter entstehen (vor dem 65. Lebensjahr). Die Symptome sind ähnlich wie bei älteren Menschen, werden aber oft nicht сразу erkannt. Jüngere Menschen mit Demenz sind häufiger von Demenzformen betroffen, die sich auf das Verhalten und die Persönlichkeit auswirken, wie z. B. die frontotemporale Demenz. Die Diagnose ist für Jüngere oft noch belastender, da sie mitten im Leben stehen und sich mit den damit verbundenen Veränderungen auseinandersetzen müssen.