Schlaganfall: Symptome erkennen und richtig handeln

Der Schlaganfall ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die schnelles Handeln erfordert. Jedes Jahr erleiden in Deutschland etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Dabei betrifft es nicht nur ältere Menschen, auch wenn fast 80 Prozent der Betroffenen über 60 Jahre alt sind. Schätzungsweise fünf bis acht Prozent der Schlaganfälle treten bei unter 50-Jährigen auf. Dieser Artikel beleuchtet die Symptome, die Notwendigkeit schneller Reaktion und die verbesserten Behandlungsmethoden, die die Überlebenschancen erhöhen.

Was ist ein Schlaganfall?

Ein Schlaganfall, auch Apoplex genannt, ist eine Störung der Gehirnfunktion, die länger als 24 Stunden anhält. Ursache ist eine plötzliche Unterversorgung eines Hirnbereichs mit Blut. Die Gehirnzellen erhalten nicht genügend Sauerstoff und Nährstoffe und drohen abzusterben. Je nachdem, wie stark und wie lange die Durchblutung beeinträchtigt ist, kann das betroffene Hirnareal seine Funktion vorübergehend oder dauerhaft nicht mehr erfüllen.

Wenn die Ausfälle innerhalb von 24 Stunden verschwinden, sprechen Mediziner von einer transitorischen ischämischen Attacke (TIA), oft als "Mini-Schlaganfall" bezeichnet. Auch bei einer TIA ist schnelles Handeln wichtig, da sie ein Vorbote eines schweren Schlaganfalls sein kann.

Ursachen eines Schlaganfalls

Es gibt zwei Hauptursachen für einen Schlaganfall:

  • Mangelnde Durchblutung (Ischämischer Schlaganfall): In etwa 80 Prozent der Fälle ist ein verstopftes Gefäß die Ursache. Dies kann durch Arteriosklerose (Verkalkung der Gefäße) oder ein eingeschwemmtes Blutgerinnsel (Embolie) verursacht werden. Besonders häufige Quelle für Blutgerinnsel ist das Herz, vor allem bei Vorhofflimmern.
  • Blutung im Gehirn (Hämorrhagischer Schlaganfall): Hier blutet es aus einem gerissenen Gefäß in das Hirngewebe ein. Eine spezielle Form ist die Subarachnoidalblutung (SAB), bei der Blut in den Raum zwischen Gehirn und Spinnwebhaut gelangt, oft durch das Platzen von Aneurysmen.

Symptome erkennen

Ein Schlaganfall ist ein Notfall und kann tödlich enden. Es gilt: "Zeit ist Hirn". Je schneller gehandelt wird, desto besser sind die Chancen, bleibende Schäden zu minimieren.

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Typische Symptome sind:

  • Plötzliche einseitige Lähmung (Hemiparese) oder Kraftminderung: Betrifft oft Arm und/oder Bein.
  • Einseitiges Taubheitsgefühl: In Arm, Bein oder Gesicht.
  • Herabhängender Mundwinkel: Kann auf eine Lähmung einer Gesichtshälfte hindeuten.
  • Sehstörungen: Verschwommenes, doppeltes oder eingeschränktes Sehen bis hin zur vorübergehenden Erblindung.
  • Sprechstörungen: Undeutliches Sprechen, Wiederholungen, lange Pausen bis zum Verlust des Sprachvermögens.
  • Verminderte Ausdrucksfähigkeit: Schwierigkeiten, sich verständlich zu machen oder sinnlose Äußerungen.
  • Verständnisstörungen: Anweisungen werden nicht oder falsch umgesetzt.
  • Plötzlich auftretende Gleichgewichtsstörungen und Schwindel.
  • Bewusstlosigkeit.
  • Starke Kopfschmerzen: Plötzlich einsetzend und kaum zu ertragen (typisch bei einer Gehirnblutung).

Besondere Vorzeichen bei Frauen

Bei Frauen können neben den klassischen Symptomen auch untypische Symptome auftreten, wie Glieder- oder Gelenkschmerzen, Schluckbeschwerden, Krämpfe, Schwächegefühle oder Ohnmacht.

Der FAST-Test

Der FAST-Test hilft, einen Schlaganfall schnell zu erkennen:

  • F (Face): Bitten Sie die Person zu lächeln. Ist das Lächeln symmetrisch oder verzieht sich das Gesicht einseitig?
  • A (Arms): Bitten Sie die Person, die Arme nach vorne zu heben und die Handflächen nach oben zu drehen. Können beide Arme gleich hoch gehalten werden?
  • S (Speech): Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist die Sprache verwaschen oder unverständlich?
  • T (Time): Wenn eines dieser Symptome auftritt, wählen Sie sofort den Notruf 112.

Richtig handeln im Notfall

  1. Notruf 112 wählen: Schildern Sie den Verdacht auf Schlaganfall und beantworten Sie die Fragen der Leitstelle. Merken Sie sich den Zeitpunkt des Symptombeginns.
  2. Betroffene Person nicht allein lassen: Beobachten und beruhigen Sie die Person.
  3. Nichts zu essen oder zu trinken geben: Schluckstörungen könnten vorliegen.
  4. Enge Kleidung lockern, Zahnprothesen entfernen.
  5. Bei Bewusstsein: Oberkörper leicht erhöht lagern.
  6. Bei Erbrechen oder Bewusstlosigkeit: Stabile Seitenlage.
  7. Atmung und Puls kontrollieren: Bei Aussetzen der Atmung oder fehlendem Puls sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen.

Diagnose und Behandlung im Krankenhaus

Im Krankenhaus erfolgt eine umfassende Diagnostik, um die Art und Ursache des Schlaganfalls festzustellen. Dazu gehören:

  • Neurologische Untersuchung: Tests der Nervenfunktionen.
  • Blutuntersuchung: Informationen über Blutbild, Gerinnung, Entzündungswerte und Risikofaktoren.
  • Bildgebende Verfahren: Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) zur Darstellung des Gehirns und der Gefäße.
  • Ultraschall der Halsgefäße (Duplex-Sonografie): Beurteilung der Durchlässigkeit der hirnversorgenden Gefäße.
  • Elektrokardiogramm (EKG) und Ultraschall des Herzens: Zum Ausschluss von Herzrhythmusstörungen oder Blutgerinnseln im Herzen.

Behandlungsmethoden

Ziel der Behandlung ist es, das Leben des Patienten zu retten und die Schäden am Gehirn so gering wie möglich zu halten.

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  • Thrombolyse: Bei einem ischämischen Schlaganfall wird versucht, das Blutgerinnsel durch Medikamente aufzulösen.
  • Thrombektomie: Mechanische Entfernung des Blutgerinnsels mittels Katheter.
  • Stroke Unit: Spezialisierte Schlaganfall-Einheiten mit intensiver Betreuung und multidisziplinärem Team.

Innovative Versorgungskonzepte

  • Telemedizinische Netzwerke (z.B. TEMPiS): Ermöglichen eine schnelleDiagnose und Behandlung auch in ländlichen Regionen durch Videoschaltkonferenzen und mobile Spezialisten.
  • Stroke-Einsatz-Mobile (STEMO): Speziell ausgestattete Einsatzwagen mit CT und Labor für die Diagnostik und Thrombolyse direkt vor Ort.

Rehabilitation und Leben nach dem Schlaganfall

Nach der Akutbehandlung im Krankenhaus schließt sich in der Regel eine Rehabilitation an. Ziel ist es, beeinträchtigte Funktionen wiederherzustellen und die Selbstständigkeit des Patienten zu fördern.

  • Physiotherapie: Verbesserung der Beweglichkeit und Koordination.
  • Ergotherapie: Training vonAlltagsfähigkeiten.
  • Logopädie: Behandlung von Sprach- und Schluckstörungen.
  • Psychologische Betreuung: Unterstützung bei Depressionen und anderen psychischen Problemen.

Vorbeugung ist der beste Schutz

Etwa 70 Prozent aller Schlaganfälle wären vermeidbar. Ein gesunder Lebensstil kann das Risiko deutlich senken:

  • Nicht rauchen.
  • mäßiger Alkoholkonsum.
  • Regelmäßige Bewegung.
  • Ausgewogene Ernährung.
  • Kontrolle von Risikofaktoren: Bluthochdruck, Diabetes, erhöhte Cholesterinwerte.

Angehörige unterstützen

Ein Schlaganfall verändert oft das Leben des Betroffenen und seiner Angehörigen. Unterstützung und Geduld sind wichtig:

  • Dem Patienten Mut zusprechen und ihn ermutigen.
  • Normal mit ihm sprechen, nicht wie mit einem Kind.
  • Ihn nicht überbehüten, sondern ihm die Möglichkeit geben, selbstständig zu üben.
  • Auch an die eigene Gesundheit denken und sich Unterstützung suchen, z.B. in Selbsthilfegruppen.

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