Ausbildung mit Epilepsie: Erfahrungen, Herausforderungen und Chancen

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, von der etwa 1% der deutschen Bevölkerung betroffen ist. Die Diagnose Epilepsie kann viele Lebensbereiche beeinflussen, insbesondere die Berufswahl und die Karriere. Dieser Artikel beleuchtet die Erfahrungen von Menschen mit Epilepsie im Hinblick auf Ausbildung und Beruf, die Herausforderungen, denen sie begegnen, und die Chancen, die sich ihnen bieten.

Epilepsie und Berufswahl: Eine individuelle Entscheidung

Die Auswirkungen von Epilepsie auf das Arbeitsleben sind vielfältig und hängen von verschiedenen Faktoren ab, darunter das Anfallsrisiko, die Art und Häufigkeit der Anfälle, die Wirkung der Medikamente, der gewählte Beruf und der Arbeitsplatz. Junge Menschen mit Epilepsie sollten sich frühzeitig über ihre Berufswahl beraten lassen, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können.

Es gibt keine Berufe, die bei der Diagnose Epilepsie generell ungeeignet sind. Stattdessen ist es wichtig, die persönlichen Wünsche, die Leistungsfähigkeit und die möglichen Einschränkungen, die mit der Epilepsie einhergehen, individuell abzustimmen. Anstatt sich darauf zu konzentrieren, was aufgrund der Epilepsie nicht möglich ist, sollte man sich zunächst fragen: Wo liegen meine Neigungen, Interessen und Begabungen? Anschließend können die möglichen Berufsfelder genauer betrachtet werden.

Herausforderungen bei der Ausbildungsplatzsuche

Viele Menschen mit Epilepsie berichten, dass es aufgrund ihrer Erkrankung erschwert ist, einen Ausbildungsplatz zu finden. Einige erleben Diskriminierung am Arbeitsplatz oder bei der Bewerbung. Johanna, die Konditorin werden möchte, hat bereits mehrfach erlebt, dass ihr Ausbildungsplatz aufgrund ihrer Epilepsie verweigert wurde. Arbeitgeber äußern Bedenken hinsichtlich ihrer Fähigkeit, "voll da" zu sein, oder befürchten, dass sie während eines Anfalls in eine gefährliche Situation geraten könnte.

Es ist wichtig zu betonen, dass Epilepsie nicht bedeutet, dass man geistig abwesend ist oder nicht in der Lage ist, seinen Beruf auszuüben. Viele Menschen mit Epilepsie sind in der Lage, ihren Arbeitsalltag erfolgreich zu meistern, wenn die notwendigen Vorkehrungen getroffen werden.

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Offenlegung der Epilepsie am Arbeitsplatz

Ob man den Arbeitgeber über die Diagnose Epilepsie informieren sollte, ist eine individuelle Entscheidung. Grundsätzlich gilt, dass Betroffene die Epilepsie nur mitteilen müssen, wenn sie die Arbeit erheblich beeinträchtigt. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn häufige Anfälle auftreten oder die Medikamente die Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigen.

In solchen Fällen ist es wichtig, die Epilepsie offen anzusprechen, um gemeinsam mit dem Arbeitgeber Lösungen zu finden und den Arbeitsplatz entsprechend anzupassen. Eine offene Kommunikation kann dazu beitragen, Missverständnisse auszuräumen und ein unterstützendes Arbeitsumfeld zu schaffen.

Unterstützung und Hilfsangebote

Für Menschen mit Epilepsie gibt es eine Vielzahl von Unterstützungs- und Hilfsangeboten, die ihnen helfen können, ihren beruflichen Weg erfolgreich zu gestalten. Dazu gehören:

  • Berufsberatung: Die Berufsberatung kann bei der Berufswahl helfen und über die verschiedenen Möglichkeiten informieren.
  • Integrationsfachdienste: Integrationsfachdienste unterstützen Menschen mit Behinderung bei der Suche nach einem Arbeitsplatz und bei der Integration in den Arbeitsalltag.
  • Berufsbildungswerke: Berufsbildungswerke bieten Ausbildungen speziell für junge Menschen mit Behinderung an.
  • Epilepsieberatungsstellen: Epilepsieberatungsstellen bieten Beratung und Unterstützung für Menschen mit Epilepsie und ihre Angehörigen.
  • Arbeitsassistenz: Arbeitsassistenz kann Menschen mit Epilepsie bei der Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit unterstützen, indem sie beispielsweise Hilfstätigkeiten übernehmen.

Rechtliche Aspekte

Menschen mit Epilepsie haben grundsätzlich die gleichen Rechte wie andere Arbeitnehmer. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verbietet Diskriminierung aufgrund einer Behinderung. Arbeitgeber sind verpflichtet, den Arbeitsplatz so zu gestalten, dass Menschen mit Behinderung ihre Tätigkeit ausüben können.

Besteht aufgrund der Epilepsie eine Behinderung, können Betroffene einen Schwerbehindertenausweis beantragen. Dieser Ausweis bietet verschiedene Vorteile, wie beispielsweise einen besonderen Kündigungsschutz und zusätzliche Urlaubstage.

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Erfolgsgeschichten

Trotz der Herausforderungen gibt es viele Menschen mit Epilepsie, die erfolgreich eine Ausbildung abgeschlossen und eine erfüllende berufliche Tätigkeit gefunden haben. Maria-Theresia Jungbauer ist ein Beispiel dafür. Sie ist Gesundheits- und Krankenpflegerin und arbeitet im Neurologischen Zentrum in Mainkofen. Trotz ihrer Epilepsie kann sie ein nahezu normales Leben führen und gibt ihr Wissen und ihre Erfahrungen gerne an andere Betroffene weiter.

Samuel J. macht eine Ausbildung zum Fachpraktiker Zerspanungsmechanik im Berufsbildungswerk (BBW) der Stiftung ICP München. Trotz seiner Epilepsie kann er seine Ausbildung erfolgreich meistern und seine Leidenschaft für die Metallbearbeitung ausleben.

Tipps für Menschen mit Epilepsie bei der Berufswahl und im Arbeitsleben

  • Informieren Sie sich umfassend über Ihre Erkrankung und die möglichen Auswirkungen auf Ihren Beruf.
  • Lassen Sie sich frühzeitig berufsberaten.
  • Sprechen Sie offen mit Ihrem Arbeitgeber über Ihre Epilepsie, wenn diese Ihre Arbeit beeinträchtigt.
  • Nutzen Sie die verschiedenen Unterstützungs- und Hilfsangebote.
  • Achten Sie auf einen gesunden Lebensstil und eine gute Schlafhygiene.
  • Lassen Sie sich nicht entmutigen und verfolgen Sie Ihre beruflichen Ziele.

Epilepsie in bestimmten Berufen

Einige spezifische Berufserfahrungen und Überlegungen im Zusammenhang mit Epilepsie umfassen:

  • Ergotherapie: Es gibt Ergotherapeuten mit Epilepsie. Es ist wichtig, die Art und Häufigkeit der Anfälle sowie die potenziellen Risiken für Patienten zu berücksichtigen. Einschränkungen können bei Tätigkeiten bestehen, bei denen der Therapeut den Patienten physisch unterstützen muss, um Stürze zu vermeiden, oder bei der Arbeit mit gefährlichen Maschinen.
  • Krankenpflege: Eine Ausbildung als Krankenschwester oder Kinderkrankenschwester ist möglich, aber die individuellen Umstände müssen berücksichtigt werden.
  • Verwaltungswirt: Die Eignung für eine Ausbildung als Verwaltungswirt wird individuell geprüft, wobei ein medizinischer Check durch das Gesundheitsamt erforderlich sein kann.
  • Medizinisches Studium: Ein Medizinstudium nach einer Ausbildung als Krankenschwester mit Hauptschulabschluss ist ein langer und anspruchsvoller Weg, aber nicht unmöglich.

Anpassung des Arbeitsplatzes

Arbeitgeber können den Arbeitsplatz anpassen, um den Bedürfnissen von Menschen mit Epilepsie gerecht zu werden. Dies kann beispielsweise durch folgende Maßnahmen geschehen:

  • Anpassung der Arbeitszeiten: Flexible Arbeitszeiten oder die Vermeidung von Schichtarbeit können helfen, Anfälle zu vermeiden.
  • Gestaltung des Arbeitsplatzes: Der Arbeitsplatz sollte so gestaltet sein, dass er sicher ist und keine Gefahrenquellen birgt.
  • Schulung der Kollegen: Die Kollegen sollten über die Epilepsie informiert sein und wissen, wie sie im Falle eines Anfalls reagieren sollen.
  • Bereitstellung von Hilfsmitteln: Je nach Bedarf können Hilfsmittel wie beispielsweise ein spezieller Stuhl oder ein Notfallmedikament bereitgestellt werden.

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