Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, bei dem jede Minute zählt. Das Prinzip "Zeit ist Hirn" unterstreicht die Notwendigkeit einer raschen Behandlung, um irreversible Schäden zu minimieren. Dieser Artikel beleuchtet die Anwendung von Beruhigungsmitteln nach einem Schlaganfall, die verschiedenen Behandlungsansätze, Komplikationen und Rehabilitationsmaßnahmen sowie die damit verbundenen Risiken.
Erste Hilfe und Akutbehandlung bei Schlaganfall
Bei Verdacht auf einen Schlaganfall ist unverzüglich der Notarzt zu alarmieren (Notrufnummer 112). Bis zum Eintreffen des Notarztes sollte der Patient beruhigt werden. Der Oberkörper sollte etwas erhöht gelagert und beengende Kleidung geöffnet werden, um die Atmung zu erleichtern. Es dürfen keine Speisen oder Getränke verabreicht werden. Bei Bewusstlosigkeit, aber vorhandener Atmung, ist die stabile Seitenlage (auf der gelähmten Seite) einzuleiten. Atmung und Puls sind regelmäßig zu kontrollieren. Bei fehlender Atmung ist sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung zu beginnen.
Die ärztliche Akutbehandlung umfasst die Überwachung und Stabilisierung der Vitalfunktionen wie Atmung, Blutdruck, Herzfrequenz, Blutzucker, Körpertemperatur, Hirn- und Nierenfunktion sowie des Wasser- und Elektrolythaushalts.
Behandlung des ischämischen Schlaganfalls
Die Mehrzahl der Hirninfarkte (ischämische Schlaganfälle) wird durch Blutgerinnsel verursacht, die Hirngefäße verstopfen. Ziel ist die schnellstmögliche Beseitigung des Gerinnsels, um die Durchblutung wiederherzustellen und Nervenzellen zu retten. Hierfür stehen die Lyse-Therapie und die Thrombektomie zur Verfügung, die auch kombiniert werden können.
Lyse-Therapie
Bei der systemischen Lyse wird ein Medikament (Thrombolytikum) intravenös verabreicht, das das Blutgerinnsel auflöst. Diese Therapie ist bis zu 4,5 Stunden nach dem Hirninfarkt zugelassen, wobei frühe Behandlung die Erfolgschancen erhöht. In Einzelfällen kann sie bis zu 6 Stunden nach Symptombeginn versucht werden. Die Lyse-Therapie ist kontraindiziert bei Schlaganfällen durch Hirnblutungen oder bei unkontrollierbarem Bluthochdruck.
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Alternativ zur systemischen Lyse gibt es die lokale Lyse (intraarterielle Thrombolyse), bei der ein Katheter bis zum Gefäßverschluss im Gehirn vorgeschoben und das Medikament direkt injiziert wird. Diese Methode ist jedoch nur in bestimmten Fällen geeignet.
Thrombektomie
Die Thrombektomie beinhaltet die mechanische Entfernung des Blutgerinnsels mittels eines Katheters, der über eine Arterie in der Leiste bis zum Gehirn vorgeschoben wird. Die Entfernung erfolgt mit feinen Instrumenten unter Röntgenkontrolle. Die Thrombektomie sollte so schnell wie möglich nach Auftreten der Symptome erfolgen.
Kombinationstherapie
Eine Kombination aus Thrombolyse und Thrombektomie kann in manchen Fällen die effektivste Behandlungsstrategie darstellen.
Behandlung des hämorrhagischen Schlaganfalls
Bei kleineren Hirnblutungen ist meist eine konservative Behandlung ausreichend, die absolute Bettruhe und die Vermeidung von Aktivitäten, die den Druck im Kopf erhöhen, umfasst. Bei ausgedehnten Blutungen ist in der Regel eine Operation erforderlich, bei der der Schädel eröffnet wird, um den Bluterguss zu entfernen (Hämato-Evakuation) und die Blutungsquelle zu verschließen.
Behandlung von Komplikationen
Die Schlaganfall-Behandlung umfasst je nach Bedarf weitere Maßnahmen, insbesondere bei Komplikationen:
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Erhöhter Hirndruck
Ein Hirnödem oder eine Hirnblutung können zu einem erhöhten Hirndruck führen, der Nervengewebe schädigt. Die Behandlung umfasst die Hochlagerung von Kopf und Oberkörper, entwässernde Infusionen und die Ableitung von Nervenwasser über einen Shunt. In manchen Fällen ist eine Entlastungs-Kraniotomie erforderlich.
Gefäßkrämpfe (Vaso-Spasmen)
Bei einer Subarachnoidalblutung können Gefäßkrämpfe auftreten, die die Durchblutung des Hirngewebes beeinträchtigen und einen ischämischen Schlaganfall verursachen können. Diese werden medikamentös behandelt.
Epileptische Anfälle und Epilepsie
Ein Schlaganfall kann eine Epilepsie auslösen. Epileptische Anfälle werden medikamentös mit Anti-Epileptika behandelt.
Lungenentzündung
Bakterielle Lungenentzündungen sind häufige Komplikationen nach einem Schlaganfall, insbesondere bei Schluckstörungen (Dysphagien). Die Vorbeugung und Behandlung erfolgt mit Antibiotika und gegebenenfalls künstlicher Ernährung über eine Sonde.
Harnwegsinfekte
Harnverhalt oder Harnstau in der Akutphase nach einem Schlaganfall können den Einsatz eines Blasenkatheters erforderlich machen, der das Risiko von Harnwegsinfekten erhöht. Diese werden mit Antibiotika behandelt.
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Rehabilitation nach Schlaganfall
Die medizinische Rehabilitation nach Schlaganfall zielt darauf ab, die Rückkehr des Patienten in sein soziales und berufliches Umfeld zu ermöglichen. Durch geeignete Trainingsmethoden sollen Funktionseinschränkungen wie Lähmungen, Sprach- und Sprechstörungen oder Sehstörungen reduziert werden. Ziel ist es, die Selbstständigkeit im Alltag wiederherzustellen.
Stationäre und ambulante Rehabilitation
Die neurologische Rehabilitation erfolgt anfangs meist stationär in einer Reha-Klinik. Später kann eine teilstationäre oder ambulante Rehabilitation folgen.
Motorische Rehabilitation
Verschiedene Therapieformen helfen, sensomotorische Störungen (gestörtes Zusammenspiel von Sinnes-Eindrücken und Bewegungen) zu verbessern, beispielsweise das Bobath-Konzept, die Vojta-Therapie, die Propriozeptive Neuromuskuläre Facilitation (PNF), kognitiv-therapeutische Übungen nach Perfetti und die „Forced-use“-Therapie.
Antidepressiva und Schlaganfallrisiko
Eine Studie aus dem Jahr 2009 deutet auf einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Antidepressiva und einem erhöhten Schlaganfallrisiko hin. Insbesondere Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) wurden mit einem erhöhten Risiko für hämorrhagische Insulte in Verbindung gebracht. Die Studie zeigte, dass postmenopausale Frauen, die SSRI einnehmen, ein um 45 Prozent höheres Risiko für einen Schlaganfall haben. Auch das Gesamtsterberisiko war erhöht. Es wird vermutet, dass SSRI eine ähnliche Wirkung wie Aspirin haben könnten, was das Risiko von Hirnblutungen erhöhen könnte.
Es ist wichtig zu beachten, dass es sich um eine Beobachtungsstudie handelt und Zweifel an der Kausalität bestehen bleiben.
Medikamentöse Sekundärprävention nach Schlaganfall
Zur Vorbeugung eines erneuten Schlaganfalls werden häufig blutverdünnende Medikamente wie Acetylsalicylsäure (ASS) eingesetzt. Bei Patientinnen und Patienten mit Vorhofflimmern ist die Einnahme von Gerinnungshemmern besonders wichtig, da Vorhofflimmern das Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln im Herzen erhöht, die einen Schlaganfall auslösen können.
Eine Studie untersuchte, ob der Blutverdünner Apixaban einem erneuten Schlaganfall besser entgegenwirken könnte als ASS. Im Ergebnis zeigte Apixaban gegenüber ASS keine besseren Behandlungserfolge. Allerdings ergab die Studie wichtige Erkenntnisse über den Zusammenhang von Risikofaktoren und dem Auftreten von Vorhofflimmern bei Patientinnen und Patienten mit ungeklärtem Schlaganfall.
Neue Entwicklungen in der Schlaganfallbehandlung
Auf der Neurowoche 2022 wurden neue Therapiemethoden und Studienergebnisse vorgestellt, darunter die Thrombektomie bei großen Gefäßverschlüssen und die Bedeutung kognitiver Reserven für die Prognose nach einem Schlaganfall. Zudem wurde diskutiert, dass das Antidepressivum Fluoxetin die Erholung von Schlaganfall-Patienten verbessern kann.
Depressionen nach Schlaganfall
Depressionen spielen eine große Rolle in der neurologischen Rehabilitation nach Schlaganfall. Sie können die Therapiebereitschaft und die kognitiven Funktionen beeinträchtigen. Antidepressiva können helfen, Hoffnungslosigkeit und Antriebslosigkeit zu beseitigen und die aktive Teilnahme an der Therapie zu fördern.
Neues Notfallmedikament bei Hirnblutungen
Für den Fall einer Hirnblutung nach einem Schlaganfall steht möglicherweise ein neues Notfallmedikament zur Verfügung: Andexanet alpha. Es hebt die Wirkung von Faktor Xa-Inhibitoren wie Rivaroxaban und Apixaban auf und normalisiert die Blutgerinnung. Die Europäische Arzneimittelagentur EMA hat Andexanet alpha zugelassen, aber das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen IQWiG und der Gemeinsame Bundesausschuss G-BA sehen bisher keinen Zusatznutzen. Die Deutsche Schlaganfall Gesellschaft (DSG) sieht mit Andexanet alpha eine zusätzliche therapeutische Option in der Behandlung schwerer Blutungen, die bei den Faktor Xa Inhibitoren Rivaroxaban und Apixaban aufgetreten sind.
Medikamentenmanagement zur Schlaganfallprävention
Eine konsequente medikamentöse Behandlung der Risikofaktoren ist lebenswichtig zur Schlaganfallprävention. Patienten sollten den Nutzen der eingenommenen Medikamente kennen und sich mit ihrem Arzt über mögliche Risiken austauschen. Ein Medikationsplan, eine Medikamentenbox und Smartphone-Apps können helfen, den Überblick über die Medikation zu behalten.
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