Ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden zu führen, ist ein Wunsch vieler Menschen, besonders im Alter. Wenn jedoch Einschränkungen auftreten, wie beispielsweise durch eine Demenzerkrankung, kann das Betreute Wohnen eine attraktive Option sein, um weiterhin ein selbstständiges Leben mit der notwendigen Unterstützung zu verbinden. Dieser Artikel beleuchtet die Voraussetzungen, Kosten und verschiedenen Aspekte des Betreuten Wohnens speziell für Menschen mit Demenz.
Was ist Betreutes Wohnen?
Betreutes Wohnen ist eine Wohnform, die es älteren Menschen ermöglicht, ein eigenständiges Leben in einer Wohnung zu führen und gleichzeitig bei Bedarf Unterstützung und Betreuung zu erhalten. Es bietet eine Balance zwischen Selbstbestimmung und notwendiger Hilfe im Alltag. Die Bewohner haben ihre eigene Wohnung, können diese mit eigenen Möbeln einrichten und profitieren von einem altersgerechten Wohnumfeld sowie nützlichen Dienstleistungen.
Betreutes Wohnen bei Demenz
Auch für Senioren mit Demenz ist betreutes Wohnen eine Option. Wichtig ist, dass die Wohnanlagen auf die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Demenz ausgelegt sind. In speziellen Einrichtungen wird eine intensive Betreuung und Unterstützung durch qualifiziertes Pflegepersonal sichergestellt. Die Bewohner leben in einer barrierefreien Umgebung und erhalten die notwendige Pflege und Sicherheit, die bei Demenz erforderlich ist. Dies ermöglicht eine hohe Lebensqualität und entlastet gleichzeitig die Angehörigen.
Voraussetzungen für Betreutes Wohnen
Um das Betreute Wohnen in Anspruch nehmen zu können, sollten bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein:
- Lust auf soziale Aktivitäten: Eine offene Haltung gegenüber sozialen Interaktionen und gemeinschaftlichen Aktivitäten ist von Vorteil, da viele Einrichtungen Freizeitangebote und gemeinschaftliche Veranstaltungen anbieten.
- Selbstständigkeit: Senioren sollten in der Lage sein, grundlegende Bedürfnisse wie Körperpflege, Anziehen und Essenszubereitung weitgehend selbstständig zu meistern.
- Finanzierung: Die finanzielle Absicherung ist ein wichtiger Aspekt. Es ist ratsam, sich frühzeitig über die Finanzierungsmöglichkeiten zu informieren und Unterstützung durch Pflegeversicherungen oder Sozialleistungen in Anspruch zu nehmen.
Leistungen im Betreuten Wohnen
Die Leistungen im Betreuten Wohnen sind vielfältig und orientieren sich an den individuellen Bedürfnissen der Senioren. Sie umfassen sowohl pflegerische und medizinische Betreuung als auch Unterstützung im Haushalt und Freizeitgestaltung.
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- Pflege und Betreuung: Ein zentraler Bestandteil ist die Pflege und Betreuung, die nicht nur auf medizinische und pflegerische Bedürfnisse eingeht, sondern auch auf die sozialen und emotionalen Aspekte des Lebens im Alter.
- Unterstützung im Haushalt: Betreutes Wohnen bietet älteren Menschen eine ideale Unterstützung im Haushalt, sodass sie ihre Selbstständigkeit bewahren können. Dies umfasst hauswirtschaftliche Dienstleistungen wie Reinigung, Wäsche und Einkaufshilfen.
- Medizinische Versorgung: Viele Einrichtungen bieten auch medizinische Versorgung an, entweder durch eigene Pflegedienste im Haus oder durch Kooperationen mit externen Anbietern.
- Freizeitgestaltung: Ein vielfältiges Programm für eine abwechslungsreiche Freizeitgestaltung fördert soziale Kontakte und bereichert den Alltag der Bewohner.
Kosten für Betreutes Wohnen
Die Kosten für Betreutes Wohnen setzen sich aus verschiedenen Komponenten zusammen:
- Miete und Nebenkosten: Die Miete für eine Wohnung im Betreuten Wohnen liegt oft etwas über dem örtlichen Mietspiegel, da sie altersgerecht ausgestattet ist und zusätzliche Dienstleistungen beinhaltet.
- Service- und Betreuungspauschale: Diese Pauschale deckt verschiedene Dienstleistungen ab, die den Alltag erleichtern und für Sicherheit sorgen, wie beispielsweise die regelmäßige Reinigung der Wohnung, Wäscheservice und die Organisation von Freizeitaktivitäten. Sie liegt meist zwischen 70 und 250 Euro pro Monat.
- Zusatzleistungen: Über die Grundleistungen hinaus können Bewohner zusätzliche Leistungen wie Mahlzeitenservice, individuelle Pflegeleistungen oder spezielle Freizeitangebote in Anspruch nehmen, die gesondert abgerechnet werden.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Kosten für Betreutes Wohnen je nach Anbieter, Region und individuellem Bedarf stark variieren können. Es empfiehlt sich, verschiedene Angebote zu vergleichen und sich umfassend beraten zu lassen.
Finanzierungsmöglichkeiten
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Kosten für Betreutes Wohnen zu finanzieren:
- Eigene Mittel: In der Regel tragen die Bewohner die Kosten für Miete, Nebenkosten und Betreuungspauschale selbst.
- Pflegeversicherung: Wenn ein Pflegegrad vorliegt, übernimmt die Pflegeversicherung einen Teil der Kosten für die Pflegeleistungen, die durch ambulante Pflegedienste erbracht werden.
- Wohngeld und Wohnberechtigungsschein: Als Geringverdiener können Sie Wohngeld beantragen und einen Wohnberechtigungsschein für eine geförderte Wohnung erhalten.
- Entlastungsbetrag: Pflegebedürftige können den Entlastungsbetrag von 125 Euro monatlich nutzen, um bestimmte Betreuungs- und Hilfeleistungen zu finanzieren.
Ambulant betreute Wohngemeinschaften (Demenz-WG)
Eine Alternative zum Betreuten Wohnen sind ambulant betreute Wohngemeinschaften, insbesondere für Menschen mit Demenz. Diese Wohnform ähnelt einer Wohngemeinschaft, in der die Bewohner in einem familiären Umfeld zusammenleben. Jede Wohngemeinschaft ist anders organisiert, aber in der Regel verfügt jeder Bewohner über ein eigenes Zimmer, zusätzlich gibt es Gemeinschaftsräume.
Organisation und Betreuung
- Mindestens drei und maximal zwölf Bewohner sind erforderlich, um Zuschüsse von der Pflegekasse zu erhalten (drei der Bewohner müssen einen Pflegegrad haben).
- Betreuungskräfte und Haushaltshilfen kommen in die Gemeinschaft und unterstützen die Bewohner, auch ein ambulanter Pflegedienst kommt nach Hause.
- Art und Umfang der Hilfeleistungen bestimmen die Bewohner und die Angehörigen je nach Bedarf selbst.
Kosten und Zuschüsse
- Die Kosten für eine Demenz-WG setzen sich aus Miete, Nebenkosten, Haushaltsgeld, einer Betreuungspauschale und Pflegekosten zusammen.
- Die Pflegekasse gewährt Zuschüsse für solche Wohngruppen.
- Zudem kann ein Wohngruppenmitglied Pflegesachleistungen in Anspruch nehmen, wenn die persönliche Pflege durch einen ambulanten Pflegedienst erbracht wird.
- Pflegebedürftige haben Anspruch auf den Entlastungsbetrag von 125 Euro im Monat.
Vor- und Nachteile des Betreuten Wohnens
Betreutes Wohnen bietet sowohl Vorteile als auch Nachteile, die bei der Entscheidung berücksichtigt werden sollten:
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Vorteile
- Sicherheit und Unterstützung: Senioren leben selbstständig, haben aber bei Bedarf jederzeit Zugang zu Unterstützung und Pflege.
- Gemeinschaft: Soziale Aktivitäten und gemeinschaftliche Einrichtungen fördern den sozialen Austausch und verhindern Isolation.
- Komfort: Moderne Wohnanlagen bieten oft barrierefreie Wohnungen und eine Vielzahl von Dienstleistungen direkt vor Ort.
Nachteile
- Kosten: Betreutes Wohnen kann teurer sein als das Leben in der eigenen Wohnung, insbesondere bei umfassenderen Pflegeleistungen.
- Abhängigkeit vom Standort: Die Qualität und Verfügbarkeit von Einrichtungen und Dienstleistungen kann stark variieren.
Alternativen zum Betreuten Wohnen
Neben dem Betreuten Wohnen und den Demenz-WGs gibt es weitere Wohnformen, die für Senioren in Frage kommen:
- Senioren-WG: In einer Senioren-WG leben mehrere ältere Menschen zusammen in einer Wohnung oder einem Haus. Sie teilen sich Gemeinschaftsräume und unterstützen sich gegenseitig im Alltag.
- Seniorenbetreuung zu Hause: Eine Seniorenbetreuung kann stundenweise ins Haus kommen und bei Bedarf Unterstützung im Alltag leisten.
- Pflegeheim: Wenn eine umfassende Betreuung und Pflege notwendig ist, kann ein Umzug in ein Pflegeheim die richtige Entscheidung sein.
Checkliste für die Auswahl des Betreuten Wohnens
Um die passende Einrichtung für Betreutes Wohnen zu finden, sollten Sie folgende Fragen berücksichtigen:
- Wie ist das Betreute Wohnen gestaltet (Grundriss, Aufenthaltsräume, etc.)?
- Welche Zusatzleistungen bietet die Einrichtung?
- Ist ein Pflegeheim, eine Kurzzeitpflege oder eine Tagespflege angeschlossen?
- Wie ist die Lage, befinden sich Supermärkte, Cafés und Parks in der Nähe?
- Wie viel kostet das Betreute Wohnen in der Einrichtung?
- Gibt es ein Freizeitangebot wie organisierte Ausflüge?
- Wer wohnt sonst noch in der Einrichtung (Altersstruktur, welche Pflegegrade)?
- Für welche Pflegegrade ist die Einrichtung ausgelegt, kann ich auch später noch dort versorgt werden?
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