Betreutes Wohnen nach Schlaganfall: Ein umfassender Leitfaden für Betroffene und Angehörige

Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen von einem Moment auf den anderen verändert. Plötzlich stehen sie vor neuen Herausforderungen, die eine umfassende und gut organisierte Pflege erfordern. Betreutes Wohnen kann hier eine wertvolle Option sein, um den Weg zurück in ein selbstständiges Leben zu ebnen.

Was ist Betreutes Wohnen nach einem Schlaganfall?

Betreutes Wohnen bietet Schlaganfall-Patienten die Möglichkeit, in einer sicheren und unterstützenden Umgebung zu leben und gleichzeitig ihre Unabhängigkeit so weit wie möglich zu bewahren. Es handelt sich um eine Wohnform, die es Betroffenen ermöglicht, ihren Alltag selbstbestimmt zu gestalten, während sie gleichzeitig auf die notwendige Unterstützung und Betreuung zurückgreifen können.

Die Herausforderungen nach einem Schlaganfall

Nach einem Schlaganfall können verschiedene Symptome auftreten, die den Alltag der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Dazu gehören unter anderem:

  • Halbseitige Lähmungen
  • Sprachstörungen
  • Sehstörungen
  • Koordinationsprobleme
  • Schwindelgefühl
  • Persönlichkeitsveränderungen
  • Orientierungsverlust

Je nachdem, welches Hirnareal von dem Schlaganfall betroffen ist, können diese Symptome einzeln oder in Kombination auftreten. Um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen, ist es wichtig, das Pflegekonzept auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten zuzuschneiden.

Ziele der Schlaganfall-Pflege

Ein zentrales Ziel der Schlaganfall-Pflege ist es, die Kontrolle über die Motorik wiederzuerlangen. Der Betroffene wird in die gewohnten Abläufe eingebunden, damit er die alltäglichen Handgriffe schon bald wieder selbstständig ausführen kann. Die Pflege sollte sich auch auf die Schlaganfall-Prophylaxe konzentrieren, einschließlich der Medikamentengabe und der Förderung eines gesunden Lebensstils.

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Bereiche der Unterstützung im Betreuten Wohnen

Im betreuten Wohnen erhalten Schlaganfallpatienten Unterstützung in verschiedenen Bereichen, um ihren Alltag so selbstständig wie möglich zu gestalten. Dazu gehören:

  • Körperpflege: Unterstützung beim An- und Entkleiden, Waschen, Duschen und der allgemeinen Körperpflege.
  • Nahrungszubereitung und -aufnahme: Hilfe bei der Zubereitung von Mahlzeiten und Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme, insbesondere bei Schluckbeschwerden.
  • Hauswirtschaftliche Aufgaben: Unterstützung bei der Reinigung der Wohnung, Wäschepflege und anderen Aufgaben im Haushalt.
  • Begleitung zu Arztbesuchen und Therapien: Unterstützung bei der Organisation und Wahrnehmung von Arztterminen, Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie.
  • Freizeitgestaltung: Angebote zur Freizeitgestaltung, um die soziale Isolation zu vermeiden und die Lebensqualität zu verbessern.

Die Bedeutung eines ganzheitlichen Pflegekonzepts

Für die ideale Entwicklung nach einem Schlaganfall ist meist eine interdisziplinäre Herangehensweise erforderlich, die Pflege, Medizin, Logopädie und andere Therapieformen umfasst. Ein ganzheitliches Pflegekonzept berücksichtigt die körperlichen, mentalen und emotionalen Bedürfnisse des Patienten und fördert seine Eigenständigkeit und Lebensqualität.

Wohnformen im Betreuten Wohnen

Es gibt verschiedene Wohnformen im betreuten Wohnen, die sich an den individuellen Bedürfnissen der Schlaganfallpatienten orientieren. Dazu gehören:

  • Einzelapartments: Hier hat der Bewohner eine eigene Wohnung mit Bad und Küche und kann bei Bedarf auf Betreuungsleistungen zurückgreifen.
  • Wohngemeinschaften (WGs): In einer WG leben mehrere Schlaganfallpatienten zusammen und teilen sich Gemeinschaftsräume wie Wohnzimmer und Küche. Die Betreuung erfolgt durch einen gemeinsamen Pflegedienst.
  • Betreute Wohnhäuser: Hier gibt es eine Vielzahl von Einzelapartments oder WGs unter einem Dach, die von einem zentralen Pflegedienst betreut werden.

Beispiele für Betreute Wohneinrichtungen

Einige Beispiele für betreute Wohneinrichtungen, die sich auf die Betreuung von Schlaganfallpatienten spezialisiert haben, sind:

  • Balance: Bietet Langzeit-Therapie mit Rund-um-die-Uhr-Betreuung.
    • Das Haus in der Genter Str. 63 ist rollstuhlgerecht saniert und verfügt über einen bepflanzten Innenhof und einen eigenen Therapieraum. Cafés, Geschäfte und ein Ärztehaus sind in der Nähe. Jeder Bewohner hat ein eigenes Zimmer, das er individuell einrichten kann.
    • Das Wohnhaus in der Köthener Str. 4 liegt in Marzahn, inmitten von Grünanlagen. Die Wohnung ist rollstuhlgerecht saniert und verfügt über eine neue Küche und Böden. Ein REWE-Einkaufsmarkt und ein Ärztehaus sind in der Nähe. Die WG hat sieben abschließbare Einzelzimmer, von denen zwei einen Balkon haben. Es gibt ein großes Wohnzimmer und eine offene Küche mit Essbereich. Die Sanitärräume sind für pflegebedürftige Menschen ausgestattet.
    • Das rollstuhlgerechte Wohnhaus im Agnes-Straub-Weg 2a liegt im Stadtteil Rudow, inmitten einer Grünanlage. Die WGs sind neu eingerichtet und für Menschen mit neurologischen Erkrankungen angepasst. Cafés, Geschäfte, Friseur und ein Ärztehaus sind in der Nähe. Die WG hat acht abschließbare Einzelzimmer, von denen zwei einen Balkon haben. Es gibt ein Wohnzimmer und eine offene Küche mit Essbereich. Die Bewohner haben zwei Duschbäder, ein Wannenbad und ein Gäste-WC.
    • Das neu erbaute Wohnhaus am Falkenberg 115 liegt in Grünau, direkt in der Tuschkastensiedlung. Im Erdgeschoss befindet sich die „WG Gartenstadt“ mit sieben Einzelzimmern und einem Therapieraum. Im Obergeschoss liegt die „WG am Falkenberg“ mit neun Zimmern. Jeder Bewohner kann sich sein abschließbares Zimmer individuell einrichten. Den Mittelpunkt jeder WG bildet eine offene Küche mit Wohn- und Essbereich. Alle Bewohner können mehrere Balkone nutzen. Im Erdgeschoss gibt es eine Terrasse mit Zugang zum Garten. Die Gemeinschaftsduschbäder sind für pflegebedürftige Menschen ausgestattet.
  • Malteserstift St. Bonifatius, Malteserstift St. Nikolaus und Malteserstift St. Suitbert: Diese Einrichtungen bieten einen Wohnbereich speziell für Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben. Ziel ist es, dass die Betroffenen möglichst viele ihrer früheren körperlichen Fähigkeiten wiedererlangen. Dies wird mit einem interdisziplinären Team aus qualifizierten Pflegekräften, Physio- und Ergotherapeuten sowie Logopäden erreicht.

Finanzierung des Betreuten Wohnens

Die Finanzierung des betreuten Wohnens setzt sich in der Regel aus verschiedenen Komponenten zusammen:

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  1. Miete: Hierfür schließt der Bewohner einen Untermietsvertrag mit dem Vermieter ab.
  2. Pflegekosten: Diese werden vorrangig von der Pflegeversicherung übernommen und umfassen beispielsweise das Wirtschaftsgeld, den Wohngruppenzuschlag und die Kosten für die Behandlungspflege.

Pflegegrad als Grundlage für Leistungen

Pflegebedürftige Schlaganfallpatienten haben Anspruch auf vielseitige Leistungen der Pflegekasse. Ein Pflegegrad wird nach einer Begutachtung in der häuslichen Umgebung des Pflegebedürftigen erteilt. Es ist ratsam, sich im Vorfeld der Begutachtung mit einem Pflegegrad-Rechner selbst einzuschätzen und ein Pflegetagebuch zu führen.

Zusätzliche finanzielle Unterstützung

Neben den Leistungen der Pflegeversicherung gibt es weitere Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung, wie beispielsweise:

  • Zuschüsse für barrierereduzierende Umbauten: Personen mit Pflegegrad haben Anspruch auf einen Zuschuss von bis zu 4.180 Euro für barrierereduzierende und altersgerechte Umbauten in der Wohnung.
  • Pflegehilfsmittel: Pflegebedürftige erhalten Pflegehilfsmittel zum Verbrauch auf Wunsch monatlich bequem nach Hause geliefert. Die Kosten hierfür werden von der Pflegekasse übernommen.
  • Hausnotruf: Die Kosten für den Hausnotruf werden pauschal von der Pflegekasse bezahlt.

Der richtige Zeitpunkt für den Umzug

Der optimale Zeitpunkt für den Umzug in eine betreute Wohneinrichtung hängt vom individuellen Genesungsverlauf ab. Es ist wichtig, die Situation des Patienten sorgfältig zu analysieren und die Vor- und Nachteile einer solchen Entscheidung abzuwägen.

Alternativen zum Betreuten Wohnen

Neben dem betreuten Wohnen gibt es auch andere Optionen für die Pflege und Betreuung von Schlaganfallpatienten:

  • Häusliche Pflege durch Familienangehörige: Viele Schlaganfallpatienten können häusliche Pflege durch ihre Familienmitglieder in Anspruch nehmen. Hierbei ist wichtig, dass die pflegenden Angehörigen körperlich zur Pflege imstande sind und dem Patienten rund um die Uhr zur Verfügung stehen.
  • Häusliche Pflege mit punktueller Unterstützung durch einen Pflegedienst: In diesem Fall kann die fachliche Hilfe einer Pflegekraft stundenweise oder rund um die Uhr in Anspruch genommen werden.
  • Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung: Für Patienten, die einen schweren Schlaganfall erlitten haben oder keine private Unterstützung mobilisieren können, kann die Unterbringung in einem Pflegeheim oder einer Wohngemeinschaft sinnvoll sein.

Checkliste für die Auswahl einer geeigneten Einrichtung

Bei der Auswahl einer geeigneten Einrichtung für betreutes Wohnen sollten verschiedene Kriterien berücksichtigt werden. Eine Checkliste kann dabei helfen, den Überblick zu behalten und die richtige Entscheidung zu treffen:

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  • Ist die Einrichtung auf die Bedürfnisse von Schlaganfallpatienten spezialisiert?
  • Gibt es qualifiziertes Personal, das Erfahrung in der Schlaganfall-Pflege hat?
  • Werden individuelle Therapiepläne erstellt und umgesetzt?
  • Gibt es Angebote zur Freizeitgestaltung und sozialen Interaktion?
  • Sind die Räumlichkeiten barrierefrei und behindertengerecht ausgestattet?
  • Wie hoch sind die Kosten für Miete, Pflege und Betreuung?
  • Welche zusätzlichen Leistungen sind im Preis enthalten?
  • Gibt es die Möglichkeit, Möbel und persönliche Gegenstände mitzubringen?
  • Wie ist die Atmosphäre in der Einrichtung? Fühlen Sie sich wohl?

Wichtige Anlaufstellen und Beratungsangebote

Es gibt zahlreiche Anlaufstellen und Beratungsangebote, die Schlaganfallpatienten und ihre Angehörigen bei der Suche nach der passenden Unterstützung helfen können:

  • Pflegedienste: Bieten Beratung und Unterstützung bei der Organisation der häuslichen Pflege.
  • Pflegestützpunkte: Informieren über die verschiedenen Möglichkeiten der Pflege und Betreuung und helfen bei der Antragstellung von Leistungen.
  • Selbsthilfegruppen: Bieten die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und Erfahrungen zu teilen.
  • Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe: Bietet umfassende Informationen und Unterstützung für Schlaganfallpatienten und ihre Angehörigen.

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