Das "Landhaus am Fehmarnsund" im Ostseebad Großenbrode bietet Demenzkranken und ihren Angehörigen eine besondere Form des Urlaubs. Dieser Artikel beleuchtet die Erfahrungen von Gästen, die Hintergründe des Konzepts und die aktuelle Situation des Hauses.
Ein Urlaubsort für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen
Früher reisten Ehepaar Schulz viel. Doch mit der Erkrankung von Lothar Schulz änderte sich alles. Im "Landhaus am Fehmarnsund" in Großenbrode finden sie nun eine Möglichkeit, gemeinsam Urlaub zu machen. Renate Schulz genießt jeden Tag, während Sascha Franz, ein Geronto-Fachpfleger, Lothar Schulz bei verschiedenen Aktivitäten unterstützt.
Auch Beate Linde, deren Mann an Alzheimer verstarb, schätzt das Angebot. Sie gibt ihre Erfahrungen an andere Angehörige weiter und findet im "Landhaus" Entlastung.
Das Konzept: Urlaub und Entlastung
Das "Landhaus am Fehmarnsund" ist ein vergleichsweise neues Konzept. Das erste Haus dieser Art in Deutschland eröffnete 2005 in Winterberg im Sauerland. Andreas Frank, der beide Häuser leitet, berichtet, dass das Interesse anfangs gering war. Viele Angehörige zögerten, mit ihren erkrankten Partnern zu verreisen.
Das "Landhaus" ist auf die Bedürfnisse älterer Menschen zugeschnitten. Es gibt keine Pflegekräfte, die Paare müssen ihren Alltag selbstständig gestalten. Allerdings gibt es eine Betreuungsgruppe und Gesprächsnachmittage, in denen sich die Angehörigen austauschen können.
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Erfahrungen der Gäste
Renate Schulz schätzt die Entlastung, die ihr die Betreuung ihres Mannes ermöglicht. Sie kann sich entspannen und neue Kraft schöpfen. Lothar Schulz genießt die Abwechslung und die Gesellschaft anderer Menschen.
Allerdings gibt es auch Herausforderungen. Lothar Schulz beschwert sich manchmal darüber, dass seine Frau "immer weggeht". Renate Schulz muss sich darauf einstellen, dass ihr Mann sich verändert und immer mehr Hilfe benötigt.
Veränderungen im Umgang mit Demenz
Die Art, mit Demenzkranken umzugehen, hat sich in den letzten Jahren verändert. Es geht nicht mehr darum, sie im Hier und Jetzt zu halten, sondern um eine respektvolle Begleitung auf ihrer Reise ins Vergessen. Sascha Franz betont, dass Menschen mit Demenz Erwachsene bleiben und mit Respekt behandelt werden müssen.
Das Aus für das "Landhaus am Fehmarnsund"
Trotz des positiven Konzepts und der guten Erfahrungen der Gäste steht das "Landhaus am Fehmarnsund" vor dem Aus. Das Kurhaus an der E47 wurde verkauft und wird Ende 2023 den Besitzer wechseln. Einen neuen Standort wird es nicht geben.
Als Grund werden die Auswirkungen der Corona-Pandemie genannt, die es nicht erlauben würden, in naher Zukunft Großbauprojekte umzusetzen. Die Belegschaft steht unter Schock, da 70 Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen.
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Kritik an der AWO
Die Mitarbeiter kritisieren die Entscheidung der AWO scharf. Sie werfen dem Wohlfahrtsverband vor, seine eigenen Leitbilder mit Füßen zu treten und die Glaubwürdigkeit zu verspielen. Es wird bezweifelt, dass das Kurhaus wirtschaftlich nicht tragbar sei.
Besonders ärgerlich ist die Tatsache, dass die AWO über ein Alternativ-Grundstück in Großenbrode verfügt, dieses aber verkauft hat. Es handelt sich um das frühere Demenzhotel an der Strandstraße, das laut AWO jedoch nicht geeignet gewesen sei.
Ein Aushängeschild geht verloren
Mit dem "Landhaus am Fehmarnsund" verliert Großenbrode ein Aushängeschild. Das Haus war für viele Familien mit hilfebedürftigen Kindern und Demenzkranken ein wichtiger Rückzugsort an der Ostsee.
Das "Landhaus Fernblick" in Winterberg
Das "Landhaus Fernblick" in Winterberg ist das erste Hotel in Deutschland, das sich auf Urlaubsangebote für Demenzkranke und ihre Angehörigen spezialisiert hat. Das Haus ist sehr gut gebucht und bietet neben Freizeit- und Wellnessangeboten auch wichtige Informationen zu Pflege- und Betreuungsangeboten.
Die parlamentarische Staatssekretärin Ingrid Fischbach zeigte sich bei ihrem Besuch beeindruckt von dem Angebot. Sie forderte, die Beratung der Gäste stärker in den Fokus zu rücken und die finanzielle Belastung der Urlauber weiter zu senken.
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