Demenz ist ein Oberbegriff für eine Reihe von Erkrankungen, die mit einem fortschreitenden Verlust der kognitiven Fähigkeiten einhergehen. Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form der Demenz, aber es gibt auch andere Formen wie die vaskuläre Demenz, die frontotemporale Demenz und die Lewy-Körperchen-Demenz. Es ist wichtig, die Anzeichen einer beginnenden Demenz frühzeitig zu erkennen, um rechtzeitig Hilfe zu bekommen und den Krankheitsverlauf möglicherweise zu verlangsamen.
Normale Vergesslichkeit vs. Anzeichen einer Demenz
Es ist normal, im Laufe des Lebens vergesslicher zu werden. Wer ab und zu seinen Schlüssel verlegt, einen Termin vergisst oder den Namen eines Bekannten nicht sofort parat hat, muss sich in der Regel keine Sorgen machen. Treten diese Symptome jedoch häufiger auf und beeinträchtigen sie den Alltag, sollte man einen Arzt aufsuchen.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
- Häufige Störungen des Kurzzeitgedächtnisses
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Orientierungsprobleme (besonders in neuen Umgebungen)
- Stärkere Schwankungen der Stimmungslage und geistigen Fähigkeiten
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Symptome auch andere Ursachen haben können, wie Stress, Burn-out, seelische Belastungen, Depressionen, hormonelle Veränderungen (z.B. in den Wechseljahren), Schilddrüsenunterfunktion, erhöhter Hirndruck oder ein Tumor. Eine ärztliche Untersuchung ist daher unerlässlich, um die Ursache der Beschwerden zu klären.
Typische Anzeichen einer beginnenden Demenz
Die Alzheimer-Krankheit wirkt sich unter anderem auf Gedächtnis, Kommunikation, Orientierung und Konzentration aus. Zusätzlich können Symptome wie Antriebsarmut, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen oder verschiedene körperliche Störungen auftreten. Die folgenden Anzeichen können auf eine beginnende Demenz hindeuten:
1. Gedächtnisprobleme / Vergesslichkeit
Eines der Hauptsymptome einer beginnenden Alzheimer-Erkrankung ist eine Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses, die sich auf das tägliche Leben auswirkt. Diese Vergesslichkeit äußert sich beispielsweise darin, dass wichtige Termine vergessen, der Herd nicht ausgeschaltet oder der Alltag nur mit Hilfe von Merkzetteln bewältigt werden kann. Normale altersbedingte Veränderung: Namen oder Termine werden kurzfristig vergessen, später aber wieder erinnert.
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- Beispiele:
- Die Oma lässt beim Lieblingskuchen wichtige Zutaten weg.
- Der Vater vergisst das Auto mit laufendem Motor in der Einfahrt.
- Der bisher zuverlässige Arbeitskollege versäumt ständig Termine.
- Vergessen von wichtigen Terminen
- Nicht-Ausschalten des Herdes
- Abhängigkeit von Merkzetteln im Alltag
- Vergessen von Dingen, die vor kurzem gesagt wurden
2. Schwierigkeiten beim Planen und Problemlösen
Den Betroffenen fällt es schwer, sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren oder etwas vorausschauend zu planen und umzusetzen. Sie brauchen für vieles mehr Zeit als zuvor. Probleme tauchen beispielsweise beim Kochen oder Backen nach bekannten Rezepten, beim Umgang mit Zahlen oder beim Bezahlen von Rechnungen auf. Normale altersbedingte Veränderung: Zerstreutheit, wenn viele Dinge gleichzeitig zu tun sind.
- Beispiele:
- Schwierigkeiten beim Kochen oder Backen nach bekannten Rezepten
- Probleme beim Umgang mit Zahlen
- Schwierigkeiten beim Bezahlen von Rechnungen
- Schwierigkeiten, sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren
- Probleme, etwas vorausschauend zu planen und umzusetzen
3. Probleme mit gewohnten Tätigkeiten
Alltägliche Handlungen werden plötzlich als große Herausforderung empfunden.
- Beispiele:
- Schwierigkeiten beim Bedienen von Haushaltsgeräten
- Probleme bei der Körperpflege
- Schwierigkeiten beim Anziehen
4. Orientierungsprobleme
- Beispiele:
- Verlaufen in vertrauter Umgebung
- Schwierigkeiten, sich zeitlich und räumlich zu orientieren
- Nicht-Erkennen von bekannten Plätzen
5. Schwierigkeiten beim Erkennen von Bildern und räumlichen Dimensionen
Viele Menschen mit Alzheimer-Demenz haben große Schwierigkeiten, Bilder zu erkennen und räumliche Dimensionen zu erfassen.
6. Sprachprobleme
Vielen Erkrankten fällt es schwer, einem Gespräch zu folgen und sich aktiv daran zu beteiligen. Sie verlieren den Faden, verwenden unpassende Füllwörter oder haben Wortfindungsprobleme.
- Beispiele:
- Verlust des roten Fadens im Gespräch
- Verwendung unpassender Füllwörter
- Wortfindungsprobleme
- Schwierigkeiten, den Inhalt eines Fernsehfilms zu verstehen
7. Verlegen von Gegenständen
Menschen, die an Alzheimer erkrankt sind, lassen oft Dinge liegen oder legen sie an ungewöhnliche Orte. Sie vergessen nicht nur, wo die Sachen sind, sondern auch, wozu sie gut sind.
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- Beispiele:
- Verlegen von Gegenständen an ungewöhnlichen Orten
- Nicht-mehr-Wissen, wozu ein Gegenstand dient
- ständiges Verlieren des Autoschlüssels und Auffinden an ungewöhnlichen Orten
8. Nachlassende Eigeninitiative
Viele Menschen mit Alzheimer verlieren zunehmend ihre Eigeninitiative und gehen immer weniger ihren Hobbys, sozialen oder sportlichen Aktivitäten nach.
- Beispiele:
- Vernachlässigung von Hobbys
- Weniger soziale Kontakte
- Verlust des Interesses an sportlichen Aktivitäten
- Die eigentlich gesellige Ehefrau zieht sich zunehmend zurück
9. Stimmungsschwankungen
Starke Stimmungsschwankungen ohne erkennbaren Grund können eine Folge einer Alzheimer-Erkrankung sein.
- Beispiele:
- Plötzliche Traurigkeit
- Unerwartete Wutausbrüche
- Gereiztheit
- Depressive Symptome
10. Verhaltensänderungen
- Beispiele:
- Unruhe, z.B. Umherwandern oder Hinterherlaufen
- Rückzug und depressive Symptome, aber auch Reizbarkeit
- Ständiges Fragen
- Wiederkehrende Handlungen wie Klatschen, Klopfen oder Schreien
- Vorwürfe und Verdächtigungen
- Aggressivität
- Vernachlässigung des äußeren Erscheinungsbildes
11. Probleme mit der räumlichen Orientierung
- Beispiele:
- Verlieren des Weges in vertrauter Umgebung
- Nicht-Erkennen von bekannten Gesichtern im Fernsehen oder in Zeitschriften
- Schwierigkeiten, sich in Gebäuden zurechtzufinden
12. Wiederholungen
- Beispiele:
- Wiederholen von Aussagen oder Fragen
- Mehrmaliges Erzählen derselben Geschichte
Der Demenz-Test
Es gibt verschiedene Tests, die helfen können, eine erste Einschätzung des Gedächtnisses und der kognitiven Fähigkeiten vorzunehmen. Diese Tests können online oder beim Arzt durchgeführt werden. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass ein solcher Test keine Diagnose ersetzt. Bei Verdacht auf eine Demenz sollte immer ein Arzt aufgesucht werden.
Beispiele für Fragen im Demenz-Test:
- Ich vergesse, wo ich etwas hingelegt habe.
- Ich erkenne Plätze nicht wieder, an denen ich früher war.
- Ich finde es schwierig, den Inhalt eines Fernsehfilms zu verstehen.
- Wenn sich meine tägliche Routine ändert, fällt es mir schwer, mich an den neuen Ablauf zu gewöhnen.
- Ich muss häufiger noch einmal zurückgehen, um mich zu vergewissern, ob ich z. B. das Licht oder die Herdplatte ausgeschaltet habe.
- Ich weiß nicht mehr genau, was sich vor einem Tag oder einer Woche ereignet hat.
- Ich vergesse, Dinge (z. B. Geldbeutel, Versicherungskarte) mitzunehmen. Häufig muss ich deshalb zurückgehen.
- Ich vergesse häufig Dinge, die mir vor einem Tag oder vor ein paar Tagen gesagt wurden. Ich muss an sie erinnert werden.
- Ich beginne, etwas zu lesen, ohne zu bemerken, dass ich es schon einmal gelesen habe.
- Ich habe Schwierigkeiten, enge Verwandte oder Freunde wieder zu erkennen.
- Ich finde es schwer, ein neues Spiel zu erlernen.
- Ich kann häufig das richtige Wort nicht finden.
- Ich vergesse häufig, Dinge zu tun, die ich tun wollte.
- Ich vergesse wichtige Sachen, die ich gestern getan habe oder die sich gestern ereigneten.
- Beim Reden reißt mir der rote Faden ab.
- Ich verliere beim Lesen einer Geschichte in einer Zeitung oder in einem Buch den roten Faden.
- Ich vergesse, jemandem eine wichtige Botschaft zu übermitteln.
- Ich habe das Datum meines Geburtstages und/oder meinen Geburtsort vergessen.
- Ich bringe Dinge, die mir erzählt wurden, durcheinander. Ich kann sie nicht mehr in die richtige Reihenfolge bringen.
- Ich finde es schwer, alte Geschichten und lustige Begebenheiten zu berichten.
- Gewisse alltägliche Arbeiten kann ich nur mit Mühe durchführen. Manchmal weiß ich nicht mehr, wann oder wie ich die Arbeit durchführen soll.
- Bekannte Gesichter, die im Fernsehen oder in Zeitschriften erscheinen, sind mir plötzlich fremd.
- Ich finde einen vertrauten Weg, z. B. in einem oft besuchten Gebäude, nicht mehr.
- In einem Gebäude, in dem ich nur ein- oder zweimal war, habe ich Schwierigkeiten, mich zurechtzufinden.
- Ich wiederhole häufig, was ich gerade gesagt habe, oder ich stelle eine Frage zwei- bis dreimal.
Diagnose und Behandlung
Wenn eines oder mehrere dieser Anzeichen bei Ihnen oder einem Familienmitglied wiederholt auftreten, sollten Sie ärztlichen Rat einholen. Als erste Anlaufstelle ist die hausärztliche Praxis gut geeignet. Hausärzte und Hausärztinnen kennen ihre Patienten meist schon länger und können Symptome daher oft schon sehr gut einordnen. Bei Verdacht auf eine Demenz werden weitere Untersuchungen durchgeführt, um die Ursache der Beschwerden zu klären.
Die Diagnose von Demenz umfasst in der Regel:
- Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und der aktuellen Beschwerden
- Körperliche Untersuchung: Überprüfung des allgemeinen Gesundheitszustands
- Neurologische Untersuchung: Überprüfung der Nervenfunktionen
- Kognitive Tests: Überprüfung der geistigen Fähigkeiten
- Bildgebende Verfahren: z.B. MRT oder CT des Gehirns, um Veränderungen im Gehirn festzustellen
- Blutuntersuchungen: Um andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen
Behandlungsmöglichkeiten:
Die Alzheimer-Krankheit ist bisher nicht heilbar, und die Abbauprozesse im Gehirn können derzeit nicht wesentlich verlangsamt oder aufgehalten werden. Vor allem im Frühstadium sind Symptome und Begleiterscheinungen wie Verhaltensauffälligkeiten und psychische Symptome jedoch behandelbar. Dazu gehören Depressionen, Angst, Unruhe, Aggression, Teilnahmslosigkeit, Wahnvorstellungen und Halluzinationen.
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- Medikamentöse Therapie: Es gibt Medikamente, die die Symptome der Demenz lindern und den Krankheitsverlauf möglicherweise verlangsamen können. Diese Medikamente werden als Antidementiva bezeichnet.
- Nicht-medikamentöse Therapien: Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie, Verhaltenstherapie, kognitives Training, Musiktherapie, Realitätsorientierungstraining und Erinnerungstherapie können helfen, die geistigen Fähigkeiten zu fördern, Alltagsfertigkeiten zu stabilisieren und das seelische Wohlbefinden zu erhöhen.
Umgang mit Demenz
Demenz ist eine Erkrankung, die nicht nur den Betroffenen selbst, sondern auch die Angehörigen stark belastet. Es ist wichtig, sich über die Krankheit zu informieren und Unterstützung zu suchen.
Tipps für den Umgang mit Demenzkranken:
- Sprechen Sie in kurzen, klaren Sätzen.
- Geben Sie dem Betroffenen das Gefühl, dass Sie ihn verstehen und ernst nehmen.
- Drängen oder hetzen Sie ihn nie.
- Meiden Sie Diskussionen und nehmen Sie Konfrontationen nicht persönlich.
- Versuchen Sie, in schwierigen Situationen mit verständnisvollen Worten zu beruhigen.
- Bleiben Sie in Konfliktsituationen ruhig.
- Fördern Sie die Bewegung des Betroffenen.
- Achten Sie auf eine ausreichende und gesunde Ernährung.
- Seien Sie geduldig.
Unterstützungsangebote:
- Pflegeberatung: Die AOK bietet eine umfassende Pflegeberatung an, die bei der Organisation der Pflege und der Beantragung von Leistungen der Pflegeversicherung hilft.
- Pflegekurse: Die AOK bietet Pflegekurse an, in denen Angehörige lernen, wie sie Demenzkranke zu Hause pflegen können.
- Selbsthilfegruppen: In Selbsthilfegruppen können sich Angehörige von Demenzkranken austauschen und gegenseitig unterstützen.
- Tagesbetreuung: Die Tagesbetreuung bietet Demenzkranken die Möglichkeit, tagsüber in einer Gruppe betreut zu werden.
- Pflegedienst: Ein Pflegedienst kann die häusliche Pflege unterstützen.
Rechtliche Aspekte
Bei einer Demenzerkrankung ist es wichtig, rechtzeitig rechtliche Fragen zu klären. Dazu gehören:
- Betreuungsverfügung: In einer Betreuungsverfügung kann man festlegen, wer im Falle einer Geschäftsunfähigkeit die Betreuung übernehmen soll.
- Vorsorgevollmacht: Mit einer Vorsorgevollmacht kann man einer Person seines Vertrauens die Befugnis erteilen, im Falle einer Geschäftsunfähigkeit Entscheidungen zu treffen.
- Patientenverfügung: In einer Patientenverfügung kann man festlegen, welche medizinischen Behandlungen man im Falle einer Geschäftsunfähigkeit wünscht oder ablehnt.
Prävention
Obwohl die Alzheimer-Krankheit bisher nicht heilbar ist, gibt es einige Maßnahmen, die das Risiko einer Erkrankung möglicherweise verringern können. Dazu gehören:
- Regelmäßige Bewegung: Bewegung fördert die Durchblutung des Gehirns und kann das Risiko von Demenz verringern.
- Gesunde Ernährung: Eine gesunde Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten kann das Gehirn schützen.
- Geistige Aktivität: Geistige Aktivität wie Lesen, Kreuzworträtsel lösen oder das Erlernen einer neuen Sprache kann das Gehirn fit halten.
- Soziale Kontakte: Soziale Kontakte können das Gehirn stimulieren und das Risiko von Demenz verringern.
- Vermeidung von Risikofaktoren: Risikofaktoren für Demenz wie Bluthochdruck, Diabetes und Rauchen sollten vermieden werden.