Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form der Demenz und betrifft Millionen von Menschen weltweit. In Deutschland lebten Ende 2023 etwa 1,8 Millionen Menschen mit Demenz, wobei die Alzheimer-Krankheit den größten Anteil ausmacht. Diese Erkrankung verändert das Gedächtnis, das Denken und die Alltagsfähigkeiten der Betroffenen, wobei der Verlauf individuell unterschiedlich ist, aber bestimmten Mustern folgt. Die Diagnose von Alzheimer ist ein mehrstufiger Prozess, der verschiedene Informationen zusammenführt, darunter die klinische Untersuchung, neuropsychologische Tests und bildgebende Verfahren oder Biomarker.
Diagnose von Alzheimer
Die Diagnose von Alzheimer ist ein komplexer Prozess, der in der Regel mehrere Schritte umfasst. Zunächst wird der Arzt ein ausführliches Anamnese-Gespräch führen, um die Krankengeschichte des Patienten zu erheben und sich nach aktuellen Beschwerden, Vorerkrankungen, Medikamenten und möglichen Risikofaktoren zu erkundigen. Idealerweise wird der Patient von einer nahestehenden Person zu diesem Gespräch begleitet, da Veränderungen im Wesen des Betroffenen von Mitmenschen oft schneller bemerkt werden.
Nach dem Gespräch erfolgt eine allgemeine körperliche Untersuchung, bei der der Arzt beispielsweise den Blutdruck misst und die Muskel- und Pupillenreflexe prüft. Kognitive Tests, auch neuropsychologische Tests genannt, können wichtige Hinweise auf das Vorliegen einer Demenzerkrankung geben. Hierbei müssen sich die Patienten beispielsweise aus einer Wortliste mit zehn Begriffen möglichst viele merken und wiederholen. Wichtige Demenztests sind der Uhrentest, der Mini-Mental-Status-Test (MMST) und der DemTect (Demenz-Detektions-Test).
Welche weiteren Untersuchungen sinnvoll sind, hängt von der vermuteten Demenzform ab. Bei der Alzheimer-Diagnostik steht der Nachweis bestimmter Biomarker im Vordergrund, etwa im Nervenwasser (Liquor) oder Blut. Dank der Fortschritte in der Forschung ist es mittlerweile möglich, die Alzheimer-Krankheit auch per Bluttest zu erkennen, allerdings können Bluttests die etablierten Diagnoseverfahren bislang noch nicht ersetzen. In der Bildgebung des Gehirns mittels Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) kann eine Verkleinerung der Gehirnsubstanz dargestellt werden. Außerdem wird mit einer sogenannten Liquorpunktion aus dem Rücken Gehirnwasser entnommen, um die Diagnose zu sichern.
Lebenserwartung nach der Diagnose
Die durchschnittliche Lebenserwartung nach einer Alzheimer-Diagnose beträgt etwa 4,8 Jahre. Es handelt sich dabei um einen Durchschnittswert, der individuell stark abweichen kann. Eine aktuelle systematische Überprüfung niederländischer Wissenschaftler hat die bisherige Evidenz zu Mortalität und Zeitpunkt der Pflegebedürftigkeit bei Menschen mit Demenz zusammengefasst. Dabei zeigte sich, dass die durchschnittliche Lebenserwartung von Menschen, bei denen eine Demenz diagnostiziert wurde, zwischen 9 Jahren im Alter von 60 Jahren und 4,5 Jahren im Alter von 85 Jahren bei Frauen bzw. zwischen 6,5 und etwas mehr als 2 Jahren bei Männern liegt. Frauen haben im Vergleich zu Männern nach der Diagnose eine kürzere Überlebenszeit.
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Die Studie ergab auch, dass die durchschnittliche Zeit bis zur Einweisung in ein Pflegeheim etwas mehr als drei Jahre beträgt, wobei 13 % der Menschen im ersten Jahr nach der Diagnose eingewiesen wurden, was sich nach drei Jahren auf ein Drittel (35 %) und nach fünf Jahren auf mehr als die Hälfte (57 %) erhöhte. Wer erst in einem höheren Alter eine Demenzdiagnose erhalten hatte, zog frühzeitiger in ein Pflegeheim.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Lebenserwartung bei Alzheimer von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird, darunter das Alter bei der Diagnose, das Geschlecht, der allgemeine Gesundheitszustand und die Qualität der medizinischen Versorgung.
Einflussfaktoren auf die Lebenserwartung
Mehrere Faktoren können die Lebenserwartung von Menschen mit Alzheimer beeinflussen:
- Alter: Je jünger der Patient bei der Diagnose ist, desto länger ist in der Regel die Lebenserwartung.
- Geschlecht: Frauen leben tendenziell länger als Männer, aber bei Alzheimer scheint dies nicht zuzutreffen, da Frauen nach der Diagnose eine kürzere Überlebenszeit haben.
- Allgemeiner Gesundheitszustand: Begleiterkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Bluthochdruck können die Lebenserwartung verkürzen.
- Kognitive Reserve: Menschen mit höherer Bildung können kognitive Beeinträchtigungen besser kompensieren, bevor sich diese bemerkbar machen, was sich möglicherweise auf die Lebenserwartung auswirken kann.
- Pflege und Unterstützung: Eine gute medizinische Versorgung, eine unterstützende Umgebung und die Teilnahme an Therapien können die Lebensqualität verbessern und möglicherweise die Lebenserwartung verlängern.
Therapie und Behandlung
Obwohl Alzheimer derzeit nicht heilbar ist, gibt es verschiedene Therapieansätze, die darauf abzielen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Medikamentöse Therapie
Bei der medikamentösen Alzheimer-Therapie kommen verschiedene Wirkstoffgruppen zum Einsatz:
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- Cholinesterasehemmer: Diese Medikamente (wie Donepezil oder Rivastigmin) blockieren im Gehirn ein Enzym, das den Nervenbotenstoff Acetylcholin abbaut. Dieser Botenstoff ist entscheidend für die Kommunikation zwischen Nervenzellen und spielt eine wichtige Rolle bei kognitiven Funktionen.
- Memantin: Dieser Wirkstoff wird oft bei mittelschwerer bis schwerer Alzheimer-Demenz gegeben und kann den Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit bei manchen Patienten verzögern.
- Ginkgo biloba: Extrakte aus Ginkgoblättern sollen die Durchblutung des Gehirns verbessern und die Nervenzellen schützen.
Zusätzlich können weitere Medikamente eingesetzt werden, um psychische Beschwerden und Verhaltensänderungen wie Aggressivität, Passivität, Unruhe oder Ängstlichkeit zu behandeln. Auch Antidepressiva können bei Depressionen helfen, die häufig bei Alzheimer-Patienten auftreten.
Nicht-medikamentöse Therapie
Nicht-medikamentöse Therapiemaßnahmen sind sehr wichtig bei Alzheimer. Sie können helfen, den Verlust der geistigen Fähigkeiten hinauszuzögern und die Selbstständigkeit im Alltag so lange wie möglich zu erhalten. Dazu gehören:
- Realitäts-Orientierungs-Training: Hilft den Patienten, sich räumlich und zeitlich zurechtzufinden.
- Kognitives Training: Kann die Lernfähigkeit und das Denkvermögen trainieren.
- Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Hilft den Patienten, mit psychischen Beschwerden wie Depression besser umzugehen.
- Autobiografische Arbeit: Angehörige oder Betreuer fragen Alzheimer-Patienten gezielt nach ihrem früheren Leben, um Erinnerungen wach zu halten.
- Ergotherapie: Hilft, alltägliche Fähigkeiten zu erhalten und zu fördern.
- Weitere Therapien: Kunst- und Musiktherapie, Physiotherapie, Berührungstherapie und Massage.
Weitere wichtige Aspekte der Behandlung
Neben der medikamentösen und nicht-medikamentösen Therapie spielen auch folgende Aspekte eine wichtige Rolle:
- Körperliche Aktivität: Leichte körperliche Anstrengung scheint die Lebenserwartung bei Alzheimer zu verbessern und das Fortschreiten des Gedächtnisverlustes zu verlangsamen.
- Gesunde Ernährung: Neuere Forschungsergebnisse zeigen, dass eine gesunde Ernährung in Form mediterraner Kost bei Alzheimer-Krankheit zur Verlangsamung des Gedächtnisverlustes beiträgt.
- Unterstützung für Angehörige: Für Angehörige von Alzheimer-Erkrankten gibt es verschiedene Schulungen mit unterschiedlichen Zielen, darunter die Optimierung der Pflege des Patienten und die Förderung der psychischen Gesundheit der pflegenden Angehörigen.
Forschung und Zukunftsperspektiven
Weltweit arbeiten Demenzforscherinnen und -forscher daran, die Diagnostik von Demenzerkrankungen zu verbessern. Ein wichtiges Ziel ist es, Demenzerkrankungen wie Alzheimer früher zu erkennen. Ein weiteres wichtiges Forschungsfeld ist die korrekte Abgrenzung von Demenzerkrankungen. Die Forschung zur Alzheimer-Demenz setzt an vielen verschiedenen Stellen an, um die Mechanismen der Erkrankung besser zu verstehen und neue Risikofaktoren zu entdecken.
Die Forschung konzentriert sich unter anderem auf die Rolle von Eiweißmolekülen (Proteinen) wie Amyloid-beta (Ab) und Tau, die sich im Gehirn von Alzheimer-Patienten ablagern und die Nervenfunktion stören. Auch immunologische Prozesse spielen eine Rolle bei der Entstehung von Morbus Alzheimer, die bis heute nicht ausreichend verstanden sind.
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Es gibt auch vielversprechende Ansätze zur Vorbeugung von Alzheimer, darunter regelmäßige körperliche Aktivität, eine gesunde Ernährung und die Kontrolle von Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Diabetes.
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