Domperidon in der Parkinson-Behandlung: Ein umfassender Überblick

Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die eine lebenslange Therapie erfordert, die auf die individuellen Bedürfnisse und den Krankheitsverlauf des Patienten zugeschnitten ist. Obwohl Parkinson nicht heilbar ist, können die richtigen Medikamente und Therapieansätze die Symptome wirksam kontrollieren und die Lebensqualität und Selbstständigkeit der Patienten über viele Jahre erhalten.

Grundlagen der Parkinson-Therapie

Die medikamentöse Therapie beginnt in der Regel mit Tabletten, wobei der Behandlungsbeginn und die Auswahl der Wirkstoffe in enger Absprache mit dem Arzt erfolgen. Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jeder Mensch auf jedes Medikament gleich anspricht, weshalb die Therapie meist mit einer niedrigen Dosis begonnen und langsam gesteigert wird. Eine kontinuierliche Anpassung und Erweiterung der Therapie ist üblich, da sich der Hirnstoffwechsel im Laufe der Zeit an die Wirkstoffe gewöhnt und die Dosierung erhöht werden muss, um den Dopaminspiegel konstant zu halten.

Besonders in der Frühphase der Erkrankung können Medikamente wie Levodopa, Dopaminagonisten und MAO-B-Hemmer die Symptome meist sehr positiv beeinflussen. Diese Phase wird oft als "Honeymoon-Phase" bezeichnet, die nach der erstmaligen Einstellung auf die richtigen Präparate einige Jahre anhalten kann.

Medikamentöse Behandlungsansätze

Die medikamentöse Therapie zielt darauf ab, den Dopaminmangel im Gehirn auszugleichen und/oder den Abbau von Dopamin zu verlangsamen. Zu den wichtigsten Medikamentengruppen gehören:

  • Levodopa (L-Dopa): Wird im Gehirn in Dopamin umgewandelt und gleicht so den Dopaminmangel aus. Es ist eines der wirksamsten Medikamente zur Behandlung von Parkinson-Symptomen, kann aber im Laufe der Zeit zu Wirkungsschwankungen und Dyskinesien führen.
  • Dopaminagonisten: Imitieren die Wirkung von Dopamin im Gehirn und ermöglichen so eine niedrigere L-Dopa-Dosis. Sie haben oft mehr Nebenwirkungen als L-Dopa, werden aber im Frühstadium der Erkrankung häufig bevorzugt, um den Einsatz von L-Dopa hinauszuzögern.
  • MAO-B-Hemmer: Verlangsamen den Abbau von Dopamin im Gehirn, indem sie das Enzym Monoaminooxidase-B (MAO-B) blockieren. Sie können im Frühstadium der Erkrankung eingesetzt werden, um den Einsatz von L-Dopa hinauszuzögern, oder in Kombination mit L-Dopa, um dessen Wirkung zu verlängern.
  • COMT-Hemmer: Hemmen das Enzym Catechol-O-Methyltransferase (COMT), das den Abbau von Dopamin und L-Dopa beschleunigt. Sie werden in Kombination mit L-Dopa eingesetzt, um dessen Wirkdauer zu verlängern und Wirkungsschwankungen zu lindern.
  • Anticholinergika: Werden heute nur noch selten eingesetzt, da sie häufig Nebenwirkungen verursachen.
  • Amantadin: Hat eine eher geringe Wirkung auf die Parkinson-Symptome, kann aber die durch L-Dopa verursachten Überbewegungen verringern. Außerdem werden Infusionen mit Amantadin bei sogenannten akinetischen Krisen (akute Bewegungsunfähigkeit) eingesetzt.

Domperidon: Einsatz bei Übelkeit und zur Förderung der L-Dopa-Aufnahme

Domperidon ist ein Medikament, das hauptsächlich zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen eingesetzt wird. Bei Parkinson-Patienten kann es jedoch auch eine Rolle bei der Optimierung der L-Dopa-Therapie spielen.

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Domperidon zur Linderung von Übelkeit

Eine der häufigsten Nebenwirkungen von L-Dopa ist Übelkeit, die durch die Stimulation von Dopaminrezeptoren außerhalb des Gehirns verursacht wird. Domperidon blockiert diese Dopaminrezeptoren in der Peripherie, wodurch die Übelkeit reduziert wird, ohne die Wirkung von L-Dopa im Gehirn zu beeinträchtigen.

Domperidon zur Förderung der L-Dopa-Aufnahme

Domperidon kann auch die Aufnahme von L-Dopa im Dünndarm verbessern. Parkinson-bedingt verzögert, hat aber Einfluss auf den zeitlichen Eintritt des L-Dopa-Effektes. Eine raschere Auf-nahme kann man zum einen durch die Verabreichung von L-Dopa in gelöster Form erreichen, zum anderen durch Anregen der Magentätigkeit, z.B. durch das Medika-ment Domperidon. Diese langsame Magenentleerung führt bei einigen Patienten übrigens zu Übelkeit und Brechreiz, da Dopamin im Körper (außerhalb des Gehirns) den Blutdruck senkt und das Brechzentrum anregt. Damit diese Nebenwirkungen nicht auftreten, wird ebenfalls Domperidon verabreicht, um durch den schnellen Weitertransport von L-Dopa in die Blutbahn und in das Gehirn die sogenannten peripheren (im Körper) Nebenwirkungen, die ganz und gar nicht erwünscht sind, so gering wie möglich zu halten oder ganz zu vermeiden.

Wichtige Hinweise zur Einnahme von Domperidon

Es ist wichtig zu beachten, dass Domperidon nicht für alle Parkinson-Patienten geeignet ist. Insbesondere bei Patienten mit bestimmten Herzerkrankungen oder bei gleichzeitiger Einnahme von anderen Medikamenten, die das QT-Intervall verlängern, ist Vorsicht geboten. Amantadin darf nicht mit anderen Medikamenten kombiniert werden, welche eben-falls eine Leitungsstörung am Herzen hervorrufen können (QT-Strecken-Verlängerung), z.B. Domperidon, Amiodaron, Sotalol, Opipramol, bestimmte Antibi-otika

Die Einnahme von Domperidon sollte immer in Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen, um mögliche Risiken und Wechselwirkungen zu berücksichtigen.

Weitere Aspekte der Parkinson-Behandlung

Neben der medikamentösen Therapie spielen auch nicht-medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten eine wichtige Rolle. Dazu gehören:

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  • Krankengymnastik: Verbessert die Beweglichkeit, Koordination und Muskelkraft.
  • Ergotherapie: Hilft bei der Bewältigung von Alltagsaktivitäten und der Anpassung an die Veränderungen durch die Krankheit.
  • Logopädie: Unterstützt bei Sprach- und Schluckstörungen.
  • Tiefe Hirnstimulation (THS): Kann in späteren Stadien der Erkrankung eingesetzt werden, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.

Wechselwirkungen und Besonderheiten bei der Medikamenteneinnahme

Bei der Parkinson-Behandlung ist es wichtig, die möglichen Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und Nahrungs- oder Genussmitteln zu berücksichtigen.

  • L-Dopa und Eiweiß: Eiweißreiche Nahrung kann die Aufnahme von L-Dopa stören und die Wirkung der Medikamente reduzieren. L-Dopa-Präparate sollten deshalb nicht mit besonders eiweißreichen Mahlzeiten eingenommen werden, sondern nur mindestens eine Stunde davor oder danach.
  • Einnahmezeitpunkt: Die Medikamente sollten immer zu einem festen Zeitpunkt eingenommen werden, um einen besseren Überblick über die Wirkdauer zu bekommen und die Einnahme als Routine in den Alltag zu integrieren.
  • Flüssigkeitszufuhr: Die Einnahme der Medikamente mit Flüssigkeit erleichtert den Schluckvorgang und die Wirkstoffe werden im Magen schneller freigesetzt. Verwenden Sie hierfür aber unbedingt Wasser mit wenig Kohlensäure, um das Aufstoßen zu verhindern und nehmen oder verabreichen Sie die Medikamente nicht mit Fruchtsäften, da diese zu Wechselwirkungen führen können.
  • Mundtrockenheit: Bei vorherrschender Mundtrockenheit sollten alle Medikamente mit mindestens 200 ml Flüssigkeit eingenommen werden. Sonst besteht die Gefahr, dass diese über Stunden in der Mundhöhle, im Rachen oder in der Speiseröhre hängen blei-ben und nicht zur Wirkung kommen.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) und Spätkomplikationen

Im Laufe der Parkinson-Erkrankung können verschiedene Nebenwirkungen und Spätkomplikationen auftreten, die eine Anpassung der Therapie erforderlich machen.

  • Wirkungsschwankungen (On-Off-Fluktuationen): Die Wirkung der Medikamente lässt im Laufe der Zeit nach, was zu unvorhersehbaren Wechseln zwischen Phasen guter Beweglichkeit (On-Phasen) und Phasen der Bewegungsstarre (Off-Phasen) führen kann.
  • Dyskinesien (Überbewegungen): Können als Folge einer langjährigen L-Dopa-Therapie auftreten und äußern sich in unwillkürlichen, überschießenden Bewegungen.
  • Psychosen und Halluzinationen: Können insbesondere bei älteren Patienten und bei hoher Dosierung von L-Dopa oder Dopaminagonisten auftreten.
  • Verhaltensänderungen und Impulskontrollstörungen: Können sich in Form von Punding (zwanghaftes Ausführen sich wiederholender Aufgaben), Spielsucht, Kaufsucht oder Hypersexualität äußern.

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