Epilepsie beim Labrador: Ursachen, Symptome und Behandlung

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die bei Hunden, einschließlich Labradoren, auftreten kann. Sie äußert sich durch das wiederholte Auftreten von Krampfanfällen unterschiedlicher Ausprägung. Diese Anfälle entstehen durch eine vorübergehende Störung der Gehirnfunktion, die durch eine exzessive und unkontrollierte Aktivität im Gehirn ausgelöst wird.

Was ist Epilepsie?

Epilepsie ist definiert als das wiederholte Auftreten von Anfällen, die durch eine plötzliche, zeitgleiche Entladung einer großen Anzahl von Nervenzellen im Gehirn verursacht werden. Normalerweise erzeugen, leiten und empfangen Hirnzellen elektrische Signale. Diese Signale werden verarbeitet und weitergeleitet, wobei zu starke Signale abgeschwächt werden. Bei einem Anfall kommt es jedoch zu einem starken elektrischen Signal von kurzer Dauer, das sich im Gehirn ausbreiten kann, weil es nicht ausreichend abgeschwächt wird. Die Symptome, die während eines Anfalls auftreten, sind eine Folge dieser unkontrollierten elektrischen Aktivität.

Bis zu zwei Prozent aller Hunde sind von Epilepsie betroffen, wobei die Krankheit in jedem Alter auftreten kann. Sie gehört zu den häufigsten Erkrankungen des zentralen Nervensystems.

Ursachen von Epilepsie beim Labrador

Die Ursache für die Störung in der Hirnaktivität kann im Gehirn selbst liegen oder durch Störungen außerhalb des Gehirns, wie z. B. Stoffwechselerkrankungen (z. B. Nierenfunktionsstörung oder Leberversagen), verursacht werden. Bei Epilepsie treten die Anfälle wiederholt und mit einer gewissen Regelmäßigkeit auf.

Man unterscheidet zwischen verschiedenen Formen der Epilepsie:

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  • Idiopathische (primäre) Epilepsie: Hierbei kann keine Ursache für die Anfälle festgestellt werden, oder es wird eine genetische Ursache vermutet. Forschungsergebnisse legen nahe, dass die Krankheit autosomal-rezessiv vererbt wird, was bedeutet, dass beide Elternteile Träger der Genmutation sein müssen, damit ihre Nachkommen am Gendefekt leiden. Anhand bildgebender Diagnostik ist eine idiopathische Epilepsie nicht nachvollziehbar, da im Gehirn keine Auffälligkeiten zu erkennen sind.
  • Symptomatische (sekundäre) Epilepsie: Diese Form der Epilepsie wird durch andere Grunderkrankungen verursacht. Die Ursache kann im Gehirn selbst liegen (sekundäre/intrakranielle Epilepsie) oder außerhalb des Gehirns (reaktive/extrakranielle Epilepsie). Bei sekundärer und reaktiver Epilepsie ist es wichtig, die primäre Ursache für das Entstehen der Anfälle zu beseitigen.
  • Metabolische (organische) Epilepsie: Streng genommen ist auch die metabolische oder organische Epilepsie eine Form der sekundären Epilepsie, da sie infolge einer anderen Erkrankung auftritt. Allerdings befindet sich der ursprüngliche Auslöser hier nicht im Gehirn, sondern im Stoffwechsel. Es können Hunde aller Altersklassen betroffen sein. Ein Beispiel ist die Nierenfunktionsstörung, bei der die Ausscheidung von Kreatinin und Harnstoff, zwei Abfallstoffen des Körpers, beeinträchtigt ist.

Bestimmte Rassen, wie Golden und Labrador Retriever, Beagle, Collie, Pudel, Berner Sennenhund und Schäferhund, sind häufiger von idiopathischer Epilepsie betroffen, was auf eine genetische Veranlagung hindeutet. Inzwischen wurde bei einigen Rassen nachgewiesen, dass Epilepsie erblich ist, bei vielen anderen vermutet man dies.

Auch sekundäre und reaktive Epilepsie können bei bestimmten Rassen häufiger vorkommen (angeborene, erbliche Abweichung). Es besteht häufig eine Verbindung zwischen dem Auftreten eines Anfalls und Ernährung, Anstrengung und/oder Aufregung.

Symptome von Epilepsie beim Labrador

Epileptische Anfälle können sich unterschiedlich äußern, abhängig davon, welcher Teil des Gehirns betroffen ist. Man unterscheidet zwischen generalisierten und fokalen Anfällen:

  • Generalisierte Anfälle: Hier breitet sich ein elektrischer Impuls durch das gesamte Gehirn aus. Der typische generalisierte Anfall geht mit krampfenden Bewegungen des ganzen Körpers einher. Dieser sogenannte tonische Anfall kommt bei Hunden mit Abstand am häufigsten vor (in 80 % aller Fälle). Der Hund stürzt zu Boden, verliert das Bewusstsein, versteift sich anfänglich und zeigt anschließend Krämpfe mit Laufbewegungen. Es kann zu unkontrolliertem Urin- und Kotabsatz, Speichelfluss oder Schaum vor dem Maul kommen. Manchmal äußern die Tiere Lautäußerungen wie Jaulen oder Schreien, die jedoch nicht von Schmerzen herrühren.
  • Fokale Anfälle: Bei fokalen Anfällen ist die elektrische Aktivität auf einen bestimmten Bereich des Gehirns begrenzt. Man nimmt auf bestimmte Körperteile begrenzte Veränderungen am Tier wahr. Beispielsweise wird nur eine Pfote hochgezogen. Diese Form gliedert sich in zwei Unterformen: einfach fokale Krampfanfälle, bei der der Patient bei Bewusstsein bleibt (z. B. nur Krampf in einer Pfote + Verziehen der Lippen) und komplex fokale Krampfanfälle, bei der Bewusstseinstörungen auftreten. Eine fokale Epilepsie kann relativ unauffällig sein und vom Tierbesitzer unbemerkt bleiben: Die unwillkürlichen Bewegungen beschränken sich dabei auf bestimmte Körperareale und der Hund bleibt bei Bewusstsein.

Weitere Symptome und Phasen eines Anfalls:

  • Vorboten (Aura/Prodromalphase): In manchen Fällen gibt es bestimmte Vorboten, die das sogenannte Stadium 1 kennzeichnen. Hierbei zeigen die Hunde Verhaltensänderungen wie Unruhe, Zittern, einen starren Blick, vermehrtes Speicheln oder vermehrte Anhänglichkeit. Diese Phase kann Stunden oder Tage vor dem eigentlichen Anfall auftreten.
  • Iktus (Anfall): Der eigentliche Krampfanfall dauert normalerweise maximal zwei Minuten.Der Anfall selbst besteht aus krampfhaften, unkontrollierten Bewegungen, bei denen der Hund auf der Seite liegt. Es kann zu einer vermehrten Speichelproduktion und dem Abgang von Kot kommen.
  • Postiktale Phase: Danach folgt das Stadium 3, welches wenige Minuten, aber auch bis zu drei Tage anhalten kann. Nach dem Anfall sind die meisten Tiere erschöpft und zunächst benommen. Neben einer generellen Erschöpfung leiden die Tiere auch weiterhin unter neurologischen Ausfällen. Hunde können gereizt sein, Drangwandern zeigen, Sehstörungen, Desorientierung, Steifheit, wackligen Gang oder abnormen Hunger und Durst haben.

Eine besonders schwere Form eines Krampfanfalls ist der sogenannte Status epilepticus. Dieser tritt ein, wenn der Anfall länger als 5 Minuten dauert oder wenn zwei oder mehr Anfälle ohne zwischenzeitliches Erwachen innerhalb von 24 Stunden auftreten. Der Status epilepticus ist lebensbedrohlich und erfordert sofortige tierärztliche Behandlung.

Diagnose von Epilepsie beim Labrador

Die Diagnose von Epilepsie beim Hund erfolgt in der Regel durch Ausschluss anderer möglicher Ursachen für die Anfälle. Der Tierarzt wird zunächst eine gründliche Anamnese (Befragung des Besitzers) durchführen, um Informationen über die Anfälle, Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahme und mögliche Vergiftungen zu sammeln.

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Anschließend werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt, um andere Ursachen für die Anfälle auszuschließen:

  • Allgemeine klinische Untersuchung: Der Tierarzt führt unter anderem eine neurologische Untersuchung durch.
  • Blutuntersuchung: Eine umfangreiche Blutuntersuchung wird durchgeführt, bei der unter anderem die Konzentration verschiedener Elektrolyte, Enzyme, Stoffwechsel- und Abfallprodukte im Blut überprüft wird. Auch die Schilddrüsenfunktion und der Ammoniakgehalt werden bestimmt.
  • Urinuntersuchung: Eine Urinuntersuchung kann ebenfalls durchgeführt werden, um Stoffwechselstörungen oder andere Erkrankungen zu erkennen.
  • Bildgebende Verfahren: Lassen sich die Anfälle anhand des Blutergebnisses nicht erklären, ist der nächste Schritt meist eine Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie, MRT) oder Computertomographie (CT), um mögliche strukturelle Veränderungen im Gehirn zu erkennen. Eine solche Untersuchung ermöglicht es auch zu erkennen, ob es sich um eine genetische oder eine strukturelle Epilepsie handelt. Röntgenaufnahmen von Brustkorb und Bauchraum können ebenfalls durchgeführt werden, um andere Erkrankungen auszuschließen.
  • Gentest: Eine einfache Methode, um die primäre Epilepsie als Ursache auszuschließen, ist ein Gentest.

Behandlung von Epilepsie beim Labrador

Die Behandlung von Epilepsie beim Labrador richtet sich nach der Ursache und der Häufigkeit und Schwere der Anfälle.

  • Behandlung der Grunderkrankung: Im Falle einer sekundären oder reaktiven Epilepsie muss die Grunderkrankung behandelt werden. Einige Ursachen, beispielsweise ein Tumor oder ein sogenannter Lebershunt, erfordern einen chirurgischen Eingriff. Im Falle einer organischen Erkrankung oder Stoffwechselstörung ist eine Behandlung der Grundursache nötig.
  • Medikamentöse Behandlung: Bei idiopathischer Epilepsie werden antiepileptische Medikamente eingesetzt, um die Häufigkeit und Schwere der Anfälle zu reduzieren. Die optimale Dosierung der Antiepileptika kann allerdings einige Wochen bis Monate in Anspruch nehmen. Eine dauerhafte Therapie der idiopathischen Epilepsie wird durch Phenobarbital oder Imepitoin eingeleitet. Notfalls kann der Tierarzt deinem Hund Diazepam verschreiben. Es gibt einige Tiere, die nicht auf eine Therapie ansprechen. Häufig davon betroffen sind Border Collies und Australian Sheperds.
  • Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung und bestimmte Nahrungsergänzungsmittel können die Gesundheit des Gehirns unterstützen und dazu beitragen, die Häufigkeit von Anfällen zu verringern. Studiendaten zeigen, dass bestimmte Fettsäuren antiepileptische Eigenschaften bei Hunden haben. BARF (Biologisch Artgerechtes Rohfutter) kann dabei eine gute Wahl sein, da es eine natürliche und nahrhafte Ernährungsweise bietet. Bei Kindern spielt die sogenannte ketogene Diät eine Rolle - eine Ernährungsweise mit viel Fett und wenig Protein. Dabei entstehen Ketone, welche die Häufigkeit von Anfällen zu reduzieren scheinen. Der Stoffwechsel eines Hundes funktioniert jedoch nicht wie der menschliche.

Was tun während eines Anfalls?

  • Bewahren Sie Ruhe: So erschreckend der Anblick ihres krampfenden Lieblings ist, leider können Sie in dem Moment nicht viel für ihn tun. Erleidet dein Hund einen epileptischen Anfall, ist es wichtig ruhig und bestimmt zu handeln.
  • Sorgen Sie für eine sichere Umgebung: Sollte ihr Hund deutliche Anzeichen eines bevorstehenden Anfalls zeigen, können Sie ihn in eine Umgebung mit möglichst geringem Verletzungsrisiko bringen und ggf. für Ruhe im Raum sorgen. Verdunkle den Raum des Geschehens und dämme weitere Sinnesreize ein, die den Anfall verstärken könnten. Vermeide es, den Hund zu bewegen, und sorge dafür, dass er sich nicht verletzen kann.
  • Versuchen Sie nicht, die Zunge herauszuziehen: Bitte versuchen Sie nicht, die Zunge ihres Hundes aus dem Maul zu ziehen. In dieser Situation hat ihre Fellnase keine Kontrolle über seine Kiefermuskulatur und es besteht große Gefahr, gebissen zu werden.
  • Filmen Sie den Anfall: Ein Video oder eine genaue Beschreibung enthält für den Tierarzt oft wertvolle Informationen. Vor allem die Dauer des Anfalls sollten Sie notieren. Für den Tierarzt solltest du die Zeit des Anfalls bestimmen können, dadurch kann er eine bessere Diagnose stellen. Viele Ärzte raten dazu den Anfall zu filmen, um neben der Zeit, auch die Art und den Ablauf besser einschätzen zu können.
  • Fahren Sie nicht sofort zum Tierarzt: Wenn es sich nicht um einen Status epilepticus handelt, versuchen Sie bitte nicht, während des Anfalls schnell mit ihrem Liebling zum Tierarzt zu fahren.
  • Protokollieren Sie die Anfälle: Es ist sehr wichtig, die Anfälle Ihres Tieres zu protokollieren. Machen Sie Notizen, wann und wie oft sie im Monat auftreten, wie sie verlaufen und wie lange sie dauern. Notieren sie auch, falls möglich, den Auslöser des Anfalls und den Verlauf der Aufwachphase. Häufige Anfälle solltest du dokumentieren, dafür eignet sich eine Art Tagebuch für Epilepsie zu führen.

Wann zum Tierarzt?

  • Anfall dauert länger als 5 Minuten
  • Mehrere Anfälle kurz hintereinander
  • Erster Anfall
  • Veränderung des Anfallsmusters

Leben mit Epilepsie beim Labrador

Epilepsie ist eine chronische Erkrankung, die eine lebenslange Behandlung erfordert. Mit der richtigen Therapie und einer engen Zusammenarbeit mit dem Tierarzt können die meisten Hunde mit Epilepsie jedoch ein gutes Leben führen und ein normales Alter erreichen.

Weitere Tipps für ein gutes Leben mit Epilepsie:

  • Regelmäßigkeit: Ist ein Tier an Epilepsie erkrankt, sollte es sein Leben möglichst unaufgeregt und regelmäßig verbringen (Spaziergänge, Ernährung, usw.). Auf diese Art sinkt das Risiko, dass Anfälle ausgelöst werden.
  • Sportliche Aktivität: Ein an Epilepsie erkrankter Hund kann ohne weiteres sportlich aktiv sein und an Freizeitaktivitäten teilhaben. Machen Sie das Tier dabei langsam damit vertraut.
  • Kastration: Wenn möglich, lassen Sie Ihr Tier frühzeitig kastrieren. Dies erleichtert die Therapie der Epilepsie, da zyklische Schwankungen der Sexualhormone Anfälle auslösen können.

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