92. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie: Themen und Schwerpunkte

Der 92. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) fand in Stuttgart statt und bot Ärzten und Medizinstudierenden eine umfassende Möglichkeit zur Fortbildung in allen wichtigen Themenbereichen der Neurologie. Personalisierte Neurologie, Telemedizin und die Rolle des Notfallsanitäters standen im Fokus.

Personalisierte Neurologie im Fokus

Einer der wichtigsten Trends in der modernen Neurologie ist die personalisierte Neurologie. Der Kerngedanke ist, dass Patienten mit neurologischen Erkrankungen, wie beispielsweise Parkinson, eine maßgeschneiderte Therapie erhalten sollen, die auf ihre spezifische Krankheitsform zugeschnitten ist.

In den vergangenen Jahren hat dieser Forschungszweig einen Quantensprung erlebt. Ein Beispiel: Bestimmte Formen der Epilepsie werden durch Genmutationen ausgelöst. Dank genetischer Diagnostik ist man heute in der Lage, die Therapie individuell und zielgerichtet dem jeweiligen Gendefekt anzupassen.

Prof. Dr. Ulf Ziemann, Tübingen, forscht an einer neuen Generation von „Hirnschrittmachern“. Diese Hirnschrittmacher sind Elektroden im Gehirn, die durch Stromimpulse Zittern und motorische Ausfälle bei Patienten mit Bewegungsstörungen reduzieren. Prof. Ziemann und sein Team testen derzeit eine helmartige Vorrichtung, die Patienten aufgesetzt wird und die hochpräzise jeden Punkt des Kortexmantels ansteuern und stimulieren kann. Die zugehörige Software ist in der Lage, Signale des Nervensystems in Echtzeit auszulesen und zu analysieren, in welcher Millisekunde der gesetzte Impuls einen therapeutischen Effekt hat. Erst dann wird er gesetzt.

Zahlreiche international renommierte Referenten wurden zum Kongress in Stuttgart erwartet. Prof. Dr. Stefan M. Pulst, University of Utah, USA, diskutierte, ob die Genetik ihr Versprechen für die personalisierte Medizin einlösen kann, und der Genetiker Prof. Dr. Rudi Balling, Direktor des Luxembourg Centre for Systems Biomedicine, beleuchtete, wie man über große Datenmengen Einsichten zu krankheitsauslösenden Mechanismen erhält. Der kanadische Neurochirurg Prof. Dr. Andres M. Lozano berichtete über neue operative Ansätze zur Behandlung von Parkinson, Depression und Alzheimer.

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Telemedizin und Notfallversorgung

Am Campus Bad Neustadt fand der diesjährige ANGEL-Workshop statt, bei dem die bundesweiten Entwicklungen der Telemedizin am ZTM, die Ergebnisse der Stroke Angel und Tele-Stroke-Studie, die aktuellen Entwicklungen des Notfallsanitäters und die Schockraumversorgung auf der Agenda standen. Prof. Dr. Griewing eröffnete die Veranstaltung gemeinsam mit Herrn Dr. Soda, zwei Pioniere in der Telemedizin. Innovationsmanager Patrick Eder berichtete zu den aktuellen Ereignissen rund um das Thema NIDA und zeigte die Entwicklung der Voranmeldezahlen mit NIDA, die derzeit bei etwa 60.000 versendeten Voranmeldungen pro Monat deutschlandweit liegen.

Herr Dr. Soda fasste die Erfahrungen und Ergebnisse der "Stroke-Angel-Studie" zusammen und stellte die signifikanten Verbesserungen für die innerklinische Patientenversorgung dar, falls eine Voranmeldung mit dem Schlaganfallscore durch den Notfallsanitäter oder Notarzt durchgeführt wird. "Der Zeitvorteil ist immens. Wir können durch NIDA Patienten innerhalb von 20 Minuten lysieren, ohne dabei die Sicherheit des Patienten zu gefährden.", so Herr Dr. Soda. Die "TeleStroke-Ambulance-Studie" wird voraussichtlich Ende Januar das Rekrutierungsziel von 100 Patienten erreicht haben. Die Ergebnisse hatte Herr Dr. Soda schon auf dem 92. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie dieses Jahr in Stuttgart präsentiert.

Neu waren zwei interdisziplinäre Workshops zu den Themen "Telemedizin und Notfallversorgung-Vor- und Nachteile" und "Schnittstelle Zentrale Notaufnahme - Rettungsdienst". Die Teilnehmer des Workshops konnten mit den Experten offen diskutieren und Feedback aus den Erfahrungen der Routineversorgung geben.

Die Rolle des Notfallsanitäters

Herr Brand vom BRK stellte den aktuellen Sachstand zum Notfallsanitäter in Bayern vor. Welche Maßnahmen darf ein Notfallsanitäter aktuell durchführen? Wie sieht der Unterschied auf Gesetzesebene aus? Die Entwicklungen um das Berufsbild "Notfallsanitäter" beschäftigt nicht nur Bad Neustadt, sondern die gesamte Bundesrepublik. Herr Brand referierte über aktuelle Initiativen im Bundesrat und Bundestag und ordnete diese in den Gesamtkontext ein.

Weitere Themen und Veranstaltungen

Der letzte Vortrag beschäftigte sich mit der Frage, ob eine konservative Schockraumversorgung eine unterschätzte Herausforderung ist. Frau Dr. Neumann von der Notaufnahme in Bad Neustadt, berichtete über interessante Fälle und über das aktuelle Schockraumkonzept. NIDA hat hier zu einer deutlich transparenteren und sicheren Kommunikationskultur geführt. Die Herausforderungen an der Nahtstelle Notaufnahme wurden aus Sicht der Notaufnahme als stets dynamischer Prozess geschildert. Patienten können plötzlich das Bewusstsein verlieren oder reanimationspflichtig werden.

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Was nach Science-Fiction klingt, machte der Science Slam „Geistesblitze“ für Bürger im Raum Stuttgart erlebbar: In nur wenigen Minuten mussten sieben schlagfertige Nachwuchswissenschaftler aus der Neurologie die komplexe Essenz ihrer Forschungsarbeiten auf die Bühne bringen - wortgewandt, witzig, klar und deutlich. Das Ziel der jungen Wortakrobaten: Beste Unterhaltung mit Lernpotenzial für wissenschaftliche Laien zu bieten.

Fazit

Der 92. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie bot eine umfassende Plattform für den Austausch über die neuesten Entwicklungen und Forschungsergebnisse in der Neurologie. Schwerpunkte waren die personalisierte Neurologie, die Telemedizin und die Rolle des Notfallsanitäters in der Notfallversorgung. Der Kongress trug dazu bei, die neurologische Krankenversorgung in Deutschland weiter zu verbessern und die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachbereichen zu fördern.

Weitere wichtige Informationen und Veranstaltungen im Bereich der Neurologie

Neben dem DGN-Kongress gibt es zahlreiche weitere wichtige Veranstaltungen und Tagungen im Bereich der Neurologie, die den Austausch und die Weiterbildung fördern. Hier eine Auswahl:

  • Kongress der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung e.V.
  • Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurorehabilitation e. V.
  • Jahrestagung der Deutsche interdisziplinäre Gesellschaft für Dysphagie e.V.
  • Arbeitstagung Neurointensivmedizin ANIM
  • Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurorehabilitation e. V.
  • European Congress of NeuroRehabilitation
  • Jahrestagung der Deutschsprachigen Medizinischen Gesellschaft für Paraplegie e. V.
  • Mitteldeutsches Neuroradiologie Symposium

Diese Veranstaltungen bieten Neurologen und anderen Fachleuten die Möglichkeit, sich über die neuesten Entwicklungen in ihrem Fachgebiet zu informieren, Kontakte zu knüpfen und sich auszutauschen.

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