Wenn plötzlich verschiedenste Neuronen des Gehirns synchron und unkontrolliert Impulse abgeben, herrscht sozusagen ein "Gewitter im Gehirn". Die Erkrankung dahinter, die Epilepsie, kann für Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörige sehr beunruhigend sein. Dieser Artikel soll helfen, die Definition der Erkrankung zu verstehen, Behandlungsmethoden kennenzulernen und über das Leben mit Epilepsie zu informieren. Außerdem werden interessante Zahlen und Fakten rund um die Häufigkeit, Betroffenen und Risikogruppen der Epilepsie erläutert.
Was ist Epilepsie? Definition und Häufigkeit
Epilepsie ist eine Erkrankung des Gehirns, die durch wiederholte epileptische Anfälle gekennzeichnet ist. Die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens an Epilepsie zu erkranken, liegt bei über 5 %. Etwa 0,5 % bis 1 % der Deutschen sind betroffen, was bis zu 800.000 Menschen entspricht. Die Definition der aktuellen Leitlinien zur Heilung von Epilepsie ist nicht evidenzbasiert. Demnach gilt eine Epilepsie als überwunden oder geheilt, wenn Patientinnen und Patienten 10 Jahre anfallsfrei sind, davon mindestens 5 Jahre ohne die Einnahme von Anfallssuppressiva.
Epileptische Anfälle: Symptom vs. eigenständiges Krankheitsbild
Ein epileptischer Anfall ist ein Zusammenspiel verschiedener neurologischer Vorgänge im Gehirn. Ein Anfall ist in erster Linie ein Symptom und nicht automatisch ein eigenständiges Krankheitsbild. Hinter Krampfanfällen können somit verschiedenste akute und chronische Ursachen stecken, von Kopfverletzungen über Stoffwechselerkrankungen bis hin zu Hirnblutungen. Nicht jeder Anfall ist deshalb gleichbedeutend mit einer Epilepsie. Der Begriff „Epilepsie“ beschreibt demnach das Auftreten oder das Risiko für das Auftreten mehrerer epileptischer Anfälle in bestimmten zeitlichen Abständen, während ein einmaliger epileptischer Anfall nicht zwangsläufig bedeutet, dass auch eine Epilepsie vorliegt, die mit Anfallssuppressiva behandelt werden muss.
Akut symptomatische Anfälle (ASA)
Dringend abzugrenzen ist die Epilepsie von einmaligen Krampfanfällen (akut symptomatischen Anfällen) wie zum Beispiel Fieberkrämpfen. Die ILAE definiert einmalige Krampfanfälle als sogenannte ASA. Sie werden nicht als Teil einer epileptischen Erkrankung eingestuft, sondern sind den epileptischen Anfällen lediglich ähnlich. Die Ursachen für einen solchen akut symptomatischen Anfall sind jedoch andere. ASA treten in engem zeitlichen Zusammenhang mit anderen Erkrankungen auf, wie z. B. als Folge einer Unterzuckerung, einer Hirnschädigung oder eines Schlaganfalls.
Risikogruppen
Kinder und ältere Menschen sind häufiger betroffen. Etwa 2/3 aller Epilepsien treten bis zum 20. Lebensjahr auf. Ab dem 60. Lebensjahr erhöht sich das Risiko, an Epilepsie zu erkranken, bedingt durch z.B. Schlaganfälle oder Tumore. Jedes fünfte Kind erlebt mindestens einmal im Leben einen solchen Anfall, was aber noch nicht gleichbedeutend mit der Diagnose Epilepsie ist. Auch ca. 10% der Erwachsenen erleben mindestens einmal im Leben einen Krampfanfall, während die Wahrscheinlichkeit ab dem 60. Lebensjahr immer weiter steigt.
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Ursachen und Auslöser von Epilepsie
Die Ursachen für Epilepsie sind vielfältig und oft nicht eindeutig zu bestimmen. Es gibt jedoch verschiedene bekannte Auslöser, nach denen Epilepsien in die Kategorien strukturell, immunologisch, infektiös, genetisch und metabolisch eingeteilt werden.
- Genetische Epilepsie: Hier wird eine genetische Ursache als Auslöser der Erkrankung vermutet. Wurde früher auch als idiopathische Epilepsie bezeichnet.
- Strukturelle Epilepsie: Die Erkrankung ist in diesem Fall als Folge einer bekannten Ursache, wie einem Schlaganfall oder einer Kopfverletzung zu sehen. Wurde ursprünglich mal als symptomatische Epilepsie bezeichnet.
- Infektiöse Epilepsie: Verursacht durch eine infektiöse Erkrankung des Gehirns (hervorgerufen durch Viren oder Bakterien). wurde früher zu den strukturellen Epilepsien gezählt.
- Metabolische Epilepsie: Sie geht aus Veränderungen im Stoffwechsel (Metabolismus) hervor. Wurde ebenfalls lange zu den strukturellen Epilepsien gezählt.
- Immunologische Epilepsie: Hier liegt eine chronische Entzündung des Gehirns vor. Wurde bis vor Kurzem ebenfalls zu den strukturellen Epilepsien gezählt.
- Epilepsie mit unbekannter Ursache: In diesen Fällen kann keine klare Ursache identifiziert werden. Wurde früher auch als kryptogene Epilepsie bezeichnet.
Unterschied zwischen Epilepsie und Krampfanfall
Ein wichtiger Unterschied zwischen Epilepsie und Krampfanfall: Es gibt keinen akuten Auslöser für epileptische Anfälle, sondern eine dauerhafte Ursache wie eine strukturelle Veränderung im Gehirn oder eine chronische Grunderkrankung, die immer wieder zu epileptischen Anfällen führt. Anders formuliert bedeutet das, dass ein Vermeiden der Auslöser akut symptomatischer Krampfanfälle, zum Beispiel durch mehr Schlaf, weniger Stress, weniger Alkohol, oder das Auskurieren einer Fiebererkrankung, das Risiko für einen erneuten akuten Anfall minimieren kann. Das Risiko für den nächsten epileptischen Anfall ka…
Symptome und Anfallsformen
Die Symptome einer Epilepsie sind ebenso vielseitig wie die verschiedenen Anfallsformen. Insgesamt gibt es mehr als 30 bekannte Formen der Epilepsie. Die Symptome einer Epilepsie treten meist ganz plötzlich und unvermittelt auf, weshalb es entscheidend ist, dass Angehörige genau wissen, wie man schnell und präzise Erste Hilfe während eines Anfalls leistet.
Klassifizierung epileptischer Anfälle
Aufgrund der Vielzahl an Anfallsformen gibt es verschiedene Ansätze, epileptische Anfälle zu klassifizieren. Die verschiedenen Formen von epileptischen Anfällen kann man grob unterteilen in sogenannte fokale Anfälle, die nur Teile des Gehirns betreffen, und generalisierte Anfälle, die das gesamte Gehirn betreffen.
Fokale Anfälle
Fokale Anfälle werden auch als partielle oder lokalisationsbezogene epileptische Anfälle bezeichnet. Diese Anfälle gehen immer von einem bestimmten Bereich des Gehirns aus und betreffen in der Regel nur eine Gehirnhälfte. Man unterscheidet fokale Anfälle mit Bewusstseinseinschränkung (früher auch komplex-fokal genannt) und fokale Anfälle ohne Bewusstseinseinschränkung (früher einfach fokale Anfälle). Im ersten Fall nimmt der Patient oder die Patientin den epileptischen Anfall nicht bewusst wahr und kann sich später an nichts erinnern. Bei Erwachsenen ist dies die am häufigsten beobachtete Anfallsform. Fokale epileptische Anfälle, vor allem solche mit Bewusstseinsstörung, können in einen sogenannten sekundär generalisierten Anfall (auch bilateral tonisch-klonischer Anfall) übergehen, der dann beide Gehirnhälften betrifft. Die Symptome fokaler Anfälle richten sich nach dem Ursprungsort im Gehirn. Eine häufige Anfallsform fokalen Ursprungs sind vegetative fokale Anfälle. Auch plötzliche Angst, Wut oder Halluzinationen werden in der Literatur beschrieben. Die Sinneswahrnehmung kann durch einen fokalen Anfall gestört werden. So kann Sehen, Hören, Schmecken, Riechen oder Tasten durch den Anfall so beeinträchtigt sein, dass Betroffene Blitze sehen, Geräusche oder Stimmen hören, einen komischen Geschmack im Mund haben, etwas Merkwürdiges riechen oder Temperatur-Missempfindungen, Kribbeln oder Lähmungserscheinungen spüren. Fokale Anfälle mit Bewusstseinsverlust sind häufig durch sogenannte Automatismen geprägt. Patienten wiederholen im Anfall bestimmte Handlungsmuster, wie z. B. Kauen und Schmatzen, Scharren mit den Füßen oder Nesteln an der Kleidung.
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Generalisierte Anfälle
Bei generalisierten Anfällen lässt sich keine bestimmte Hirnregion zuordnen, in der der epileptische Anfall entsteht. Während eines Anfalls kann die Ausbreitung unterschiedlich verlaufen und das gesamte Hirnareal betreffen.
- Absencen: Bei Absencen kommt es zu einer plötzlichen Bewusstseinsstörung, sodass der Patient bzw. die Patientin seine oder ihre momentane Tätigkeit für die Dauer des Anfalls unterbricht. Die Betroffenen starren bei dieser Form eines epileptischen Anfalls oft ins Leere. Diese Anfälle können mehrere Sekunden dauern und sich stark gehäuft über den Tag wiederholen. Betroffene können sich an den Anfall nicht erinnern und fahren mit ihrer Tätigkeit nach dem Anfall wieder fort. Obwohl diese Anzeichen typisch für Absencen sind, werden sie von Laien vielfach nicht als Symptome einer Epilepsie erkannt. Absencen sind eine häufige Epilepsie-Form des Kindesalters und werden zunächst meist als Unkonzentriertheit oder Träumerei missinterpretiert. Es kann zu wenigen Anfällen innerhalb eines Jahres bis hin zu mehrenden hundert am Tag kommen.
- Myoklonischer Anfall: Ein myoklonischer Anfall verursacht keine Bewusstseinsstörungen, sondern äußert sich mit Muskelzuckungen.
- Tonisch-klonischer Anfall (Grand-mal-Anfall): Der tonisch-klonische Anfall oder auch Grand-mal-Anfall ist die Anfallsform, die am häufigsten mit der Krankheit Epilepsie in Verbindung gebracht wird. Die Symptome dieses Anfalls äußern sich meist in einem initialen Schrei des Betroffenen, gefolgt von einer Anspannung der Körpermuskulatur, die dann in Zuckungen des Körpers über geht. Ferner kommt es zu einem Bewusstseinsverlust, sodass sich der Patient bzw. die Patientin im Nachhinein nicht mehr an den Anfall erinnern kann. Auch die Blaufärbung der Lippen ist typisch. Sie entsteht durch die Verkrampfung der Atemmuskulatur während des Anfalls, sodass der oder die Betroffene keine Luft bekommt. Der Atemstillstand kann bis zu 30 Sekunden andauern, führt aber nicht zum Ersticken.
- Atonischer Anfall: Verliert man die Muskelkraft, spricht man von einem atonischen Anfall.
Vorboten und Auslöser
Manche Anfälle werden sowohl von Patientinnen und Patienten als auch Angehörigen kaum wahrgenommen, während andere zu Bewusstlosigkeit, Muskelkrämpfen, Stürzen und Zittern führen können. Ebenso können Störungen des Geruchssinns, Halluzinationen, Wutausbrüche, Migräne und Übelkeit auftreten. Und gelegentlich kündigen sie sich tatsächlich durch Anzeichen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Stimmungsschwankungen und erhöhte Reizbarkeit bzw. Aggression der Patientinnen und Patienten an. Teilweise sogar schon Tage im Voraus. Unter diesen Umständen sollten Patientinnen und Patienten dann potenziell gefährliche Situationen wie das Autofahren, Wandern oder Schwimmen zeitweise meiden. Früher wurden diese Vorboten, ähnlich wie bei der Migräne, als Aura bezeichnet. Heutzutage weiß man, dass eine Aura selbst eine eigene Form epileptischer Anfälle ist.
Epilepsiesyndrome
Treten bestimmte Symptome, Abläufe und aktivierte Gehirnregionen regelmäßig zusammen in Erscheinung, kann man diese zu fest definierten Epilepsiesyndromen zusammenfassen. Die Syndrome unterscheiden sich anhand der Epidemiologie (Verbreitung), der Klinik (Ablauf/Symptome des Anfalls) und weiterer Befunde in der Diagnose. Es gibt sowohl fokale Epilepsiesyndrome (z. B. Rolando-Epilepsie) als auch generalisierte Epilepsiesyndrome (z. B. Juvenile Absence-Epilepsie).
Diagnose von Epilepsie
Zunächst stellen die Ärzte viele Fragen zu Lebensgewohnheiten und Anfallsgeschehen (Anamnese). Außerdem werden EEG und MRT angewendet, eventuell gefolgt von Laboruntersuchungen. Die genaue Dokumentation der Anfälle durch Angehörige ist hier entscheidend für eine genaue Diagnose und die fortlaufende Behandlung. Eine möglichst genaue Dokumentation der Symptome erleichtert den Ärztinnen und Ärzte die Diagnose oft erheblich. Bewährt hat sich auch die Aufnahme eines Anfalls auf dem Smartphone durch Angehörige. Dieses Video kann dann den Ärztinnen und Ärzte vorgespielt werden.
Anamnese
Dafür ist auch ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch wichtig. Hierbei stellen Ärztinnen und Ärzte zahlreiche Fragen, um die Vorgeschichte, die aktuellen Symptome sowie die Lebensgewohnheiten von Patientinnen und Patienten in Erfahrung zu bringen (=Anamnese). Bei einer Fremdanamnese werden auch Angehörige z. B. befragt.
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EEG (Elektroenzephalogramm)
Meist werden außerdem mit einem Elektroenzephalogramm (EEG) die Hirnströme gemessen. Bestimmte Muster deuten hier auf ein erhöhtes Anfallsrisiko hin. Ein EEG allein reicht allerdings nicht aus, um eine Epilepsie festzustellen.
MRT (Magnetresonanztomographie)
In der Regel kommt eine Magnetresonanztomographie (MRT) hinzu. Sie hilft herauszufinden, ob sich im Gehirn Veränderungen zeigen, die die Anfälle auslösen könnten.
Behandlung von Epilepsie
Oberstes Ziel der Therapie ist Anfallsfreiheit oder zumindest eine gute Anfallskontrolle. Am häufigsten werden zu Behandlungen von Epilepsien Medikamente eingesetzt, sogenannte Anfallssuppressiva. Es stehen zahlreiche verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung. Welche Behandlung sinnvoll ist, hängt von der Form der Epilepsie und dem Krankheitsverlauf ab.
Medikamentöse Therapie (Anfallssuppressiva)
Am häufigsten werden zu Behandlungen von Epilepsien Medikamente eingesetzt, sogenannte Anfallssuppressiva. Es stehen zahlreiche verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung. Wenn ein Medikament in einer niedrigen Dosierung nicht wirkt, kann zunächst die Dosis erhöht werden. Zeigt sich kein Erfolg, probiert man ein Medikament aus einer anderen Wirkstoffgruppe oder kombiniert mehrere Wirkstoffe.Wer sich für eine Behandlung mit Medikamenten entscheidet, nimmt diese meist über mehrere Jahre ein. Wenn in dieser Zeit keine Anfälle aufgetreten sind, können manche Menschen versuchsweise auf Medikamente verzichten. Andere benötigen ihr Leben lang Medikamente.Antiepileptika können Nebenwirkungen wie Müdigkeit oder Schwindel haben. Manchmal bestehen spezielle Risiken, zum Beispiel während der Schwangerschaft für das ungeborene Kind. Eine ausführliche ärztliche Beratung ist dann besonders wichtig.
Operative Eingriffe
Können die Medikamente Anfälle nicht verhindern, ist ein Eingriff eine Alternative.
- Operation: Wenn sich bei fokalen Anfällen feststellen lässt, welcher Bereich des Gehirns die Anfälle auslöst, kann er entfernt werden. Das ist aber nicht immer möglich.
- Vagusnerv-Stimulation: Dabei wird ein Schrittmacher unter die Haut im Brustbereich implantiert, der elektrische Impulse abgibt. Er ist über Kontakte am Halsbereich mit dem Vagusnerv verbunden und soll die Überaktivität der Nervenzellen hemmen. Der Vagusnerv ist ein wichtiger Nerv des vegetativen Nervensystems und an der Regulierung der inneren Organe beteiligt. Für den Nutzen dieser Therapie gibt es bisher nur wenige aussagekräftige Studien. Daher wird die Vagus-Stimulation von den gesetzlichen Krankenkassen nur unter besonderen Voraussetzungen im Einzelfall erstattet.
Psychotherapie
Ergänzend kann eine Psychotherapie hilfreich sein. Sie kann dabei unterstützen, mit den Folgen der Erkrankung umzugehen und die Lebensqualität zu verbessern.
Was tun bei einem epileptischen Anfall?
Bei einem epileptischen Anfall ist es am wichtigsten, dass Helferinnen und Helfer Ruhe bewahren und Betroffene vor Verletzungen schützen. Dauert der Anfall länger als fünf Minuten an oder treten mehrere Anfälle kurz hintereinander auf, sollte der Rettungsdienst (Notruf 112) informiert werden. Bei einem schweren Anfall kann ein Krankenhausaufenthalt notwendig sein.
Leben mit Epilepsie
Die Diagnose Epilepsie bedeutet nicht automatisch, dass Betroffene kein selbstbestimmtes und zufriedenes Leben führen können. Die Auswirkungen auf den Alltag sind meist wesentlich geringer als man auf den ersten Blick denken mag.
Prognose
Die Prognose bezüglich Anfallsfreiheit variiert jedoch stark. Wenn zwei nicht provozierte Anfälle auftreten, die weiter als 24 Stunden auseinander liegen, oder wenn, unter Berücksichtigung der ärztlichen Befunde, des EEG, der Symptomatik des Krampfanfalls und weiterer Aspekte durch die Ärztinnen und Ärzte ein spezifisches Epilepsie-Syndrom diagnostiziert wird. Ungefähr zwei Drittel aller Patientinnen und Patienten können durch die medikamentöse Behandlung anfallsfrei werden, wobei die Prognose je nach Form der Epilepsie variiert. Die Epilepsie ist zwar nicht heilbar, jedoch kann sie gut kontrolliert werden. Auch die Lebenserwartung ist häufig kaum kürzer als die von Menschen ohne Epilepsie.
Gefahren und Risikomanagement
Epileptische Anfälle können zu Verletzungen und sogar zum Tod führen. Außerdem besteht ein gewisses Risiko, bei einem Status epilepticus oder durch SUDEP (siehe unten) zu versterben oder Langzeitschäden davon zu tragen. Um diese Risiken zu minimieren, ist es wichtig, sich umfassend zu informieren und die Behandlung konsequent einzuhalten.
SUDEP (Sudden Unexpected Death in Epilepsy)
SUDEP ist die Abkürzung für "sudden unexpected death in epilepsy". Übersetzt heißt das "plötzlicher unerwarteter Tod bei Epilepsie". Wie auch beim sog. plötzlichen Kindstod können Menschen mit Epilepsie plötzlich und unerwartet versterben. Meistens werden Betroffene morgens tot im Bett gefunden. Die Todesursache lässt sich oft nicht klären. Das passiert zwar nur sehr selten, aber bei Menschen mit Epilepsie häufiger als bei Menschen ohne Epilepsie. Bei tonisch-klonischen Anfällen (Grand-mal-Anfällen) ist das Risiko besonders hoch, besonders wenn diese im Schlaf kommen.
Hilfsmittel und Unterstützung
Es gibt verschiedene Hilfsmittel und Unterstützungsmöglichkeiten für Menschen mit Epilepsie, die dazu beitragen können, die Sicherheit zu erhöhen und die Lebensqualität zu verbessern.
Epilepsie-Überwachungsgeräte
Bei einem erkannten Anfall löst das Gerät einen Alarm aus, z.B. bei den Eltern, beim Partner, anderen Angehörigen oder in einer Notrufzentrale. So ist eine sichere Betreuung möglich. Der Anfall wird zudem aufgezeichnet und mit Dauer und Stärke dokumentiert. Epilepsie-Überwachungsgeräte können ärztlich verordnet und von der gesetzlichen Krankenversicherung als Hilfsmittel übernommen werden.
Sturzmelder
Sturzmelder können bei Anfällen mit Bewusstseinsverlust und Sturz helfen. Dieses zweistufige System verhindert Fehlalarme. Voraussetzung dafür ist, dass Patienten über ein Hausnotrufgerät verfügen, damit ein Alarm an Angehörige oder an eine Notrufzentrale abgesetzt werden kann.
Epilepsie-Hunde
Warnhunde haben die Fähigkeit, einen kommenden Anfall zu spüren und warnen dann den Betroffenen, sodass dieser Zeit hat, sich z.B. vor Verletzungen zu schützen. Anzeigehunde lernen, einen tatsächlichen Anfall zu erkennen und dann in vorher geübter Art und Weise zu helfen, z.B. Hilfe zu holen.
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