Epilepsie ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen im Kindesalter, aber auch Erwachsene können betroffen sein. In Halle (Saale) und Umgebung gibt es zahlreiche Anlaufstellen für Patienten und ihre Familien, die eine umfassende Diagnostik, Behandlung und Beratung anbieten. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die verschiedenen Einrichtungen und Therapieansätze.
Epilepsie: Eine Definition
Epileptische Anfälle entstehen durch eine fehlerhafte Informationsverarbeitung in den Gehirnzellen, vergleichbar mit einem Kurzschluss oder einem Gewitter im Gehirn. In manchen Fällen ist die Erkrankung genetisch bedingt, bei anderen Patienten sind Fehlbildungen, Stoffwechselerkrankungen, Entzündungen oder durch Sauerstoffmangel verursachte Schädigungen des Gehirns Ursache der Epilepsie. Die Bandbreite der Anfallssymptome ist vielfältig. Nicht immer müssen die Anfälle mit Bewusstlosigkeit, Zucken, Speicheln, dem Verdrehen der Augen und Hinfallen einhergehen. Anfälle können sich auch als ein kurzes Innehalten oder eine ausbleibende Reaktion auf Ansprache zeigen.
Spezialisierte Einrichtungen in Deutschland
Die Deutsche Gesellschaft für Epileptologie (DGfE) hat 1998 eine Arbeitsgruppe beauftragt, eine Definition von Schwerpunktpraxen zu erarbeiten. Aktuell gibt es in Deutschland 57 Schwerpunktpraxen Epileptologie (Stand: 01.). Darüber hinaus gibt es 50 Epilepsie-Ambulanzen für Jugendliche und Erwachsene (Stand: 16.) und 98 Epilepsie-Ambulanzen für Kinder und Jugendliche (Stand: 29.). Die DGfE und die Arbeitsgemeinschaft für prächirurgische Epilepsiediagnostik und operative Epilepsietherapie (AG Epilepsiechirurgie) haben Kriterien zur Zertifizierung von Epilepsiezentren erstellt. Derzeit gibt es in Deutschland 56 Epilepsiezentren (Stand: 06.). Zusätzlich gibt es 23 Epilepsie-Beratungsstellen (Stand: 14.).
Anlaufstellen in Halle (Saale) und Umgebung
Krankenhäuser und Kliniken
Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara: Die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und die Kinderchirurgie setzen eine moderne Behandlungsmethode ein, um den Betroffenen mit schwer behandelbaren Verlaufsformen der Epilepsie eine Besserung zu ermöglichen. Es gibt eine Spezialsprechstunde für betroffene Patienten. Die Klinik bietet in ihrer Epilepsieambulanz eine Spezialambulanz, in der Kinder mit Epilepsie von Geburt bis zum 18. Geburtstag betreut werden. Die Leiterin der Ambulanz, Frau OÄ Dr. Steffi Patzer, ist Kinderärztin mit Subspezialisierung Neuropädiatrie. Angeboten werden neben Untersuchungen des Hirnstrombildes (EEG) und der Führung der diagnostischen und therapeutischen Strategie auch Aufklärung, Beratung und Schulungen. Es besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen der Ambulanz und der kinderneurologischen Station der Klinik. Ebenso kooperiert die Klinik mit den Fachabteilungen wie Kinderchirurgie, Radiologie, Anästhesiologie, Physiotherapie, Schmerzdienst, Sozialdienst, Seelsorge, dem Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ) und dem Medizinischen Zentrum für Erwachsene mit Behinderung (MZEB) und der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie,- psychosomatik und -psychotherapie mit der angeschlossenen Institutsambulanz.
Krankenhaus Martha-Maria Halle-Dölau: Die Klinik für Neurologie unter der Leitung von Dr. Frank Hoffmann bietet Diagnostik und Behandlung im gesamten Spektrum der neurologischen Erkrankungen, einschließlich Anfallserkrankungen wie Epilepsie.
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Universitätsklinikum Halle (Saale), Neurologische Klinik: Die Neurologische Ambulanz im Komplement bietet verschiedene Spezialsprechstunden an, darunter eine Epilepsie-Sprechstunde mit Dr. A. Thäle und OA Dr. R. Ibe. Das gesamte Spektrum der elektrophysiologischen Untersuchungen (z.B. EMG, ENG, VEP, EEG, …) wird angeboten. Ambulante Termine erhalten Sie unter Telefon 0345 557 2888.
Facharztpraxen
In Halle (Saale) und Umgebung gibt es mehrere Facharztpraxen für Neurologie, die sich auf die Behandlung von Epilepsie spezialisiert haben. Einige Beispiele sind:
- Frau Dr. med. Sabine Sachadae: Fachärztin für Neurologie, bietet Behandlung und Diagnostik von Anfallsleiden (z.B. Epilepsie).
Es ist ratsam, sich bei der jeweiligen Praxis oder Klinik über die genauen Schwerpunkte und Behandlungsmethoden zu informieren.
Sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ)
Kinder mit Entwicklungsverzögerungen, Lernstörungen, Verhaltens- und Erziehungsprobleme, Mehrfachbehinderungen, spastische Bewegungsstörungen und autistische Störungen werden am Sozialpädiatrischen Zentrum und der Frühförderstelle am Standort St. Elisabeth betreut.
Therapieansätze bei Epilepsie
Die Ärzte der Kinder- und Jugendmedizin und der Kinderchirurgie am Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara kennen verschiedene Therapieansätze, um die Lebensqualität der jungen Patienten und ihrer Familien zu verbessern.
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Medikamentöse Behandlung
Der erste therapeutische Schritt ist, bis auf wenige Ausnahmen, die medikamentöse Behandlung. Dabei ist das Ziel, Anfallsfreiheit mit nur wenigen Nebenwirkungen zu erreichen. Dies gelingt bei etwa 70 Prozent aller epilepsiekranken Kinder.
Vagusnerv-Stimulation
Versagen Medikamente und Diäten und kommt keine Hirnoperation infrage, braucht es für diese schwer behandelbaren Epilepsien eine Alternative. Im Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara wird bei solchen Patienten die Vagusnerv-Stimulation eingesetzt. Bei diesem Verfahren wird im Brustbereich unter der Haut ein Stimulationsgerät, ähnlich einem Herzschrittmacher, implantiert. Dieses Gerät ist über eine Elektrode im Halsbereich mit dem Nervus vagus, einem Hirnnerven, verbunden und sendet regelmäßige elektrische Impulse an das Gehirn.
Dr. med. Peter Göbel, Chefarzt der Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie, erläutert den Ablauf des Eingriffs: „Die Implantation erfolgt über zwei kleine Schnitte am Brustkorb und am Hals. Unmittelbar nach der Operation ist das Gerät so programmiert, dass die Dosis der Impulse schrittweise erhöht und so dem Auftreten der epileptischen Anfälle schonend und wirksam begegnet wird“. Programmiert und kontrolliert wird der Stimulator von außen. Der Patient oder seine Eltern haben außerdem die Möglichkeit, im Anfall zusätzlich Impulse auszulösen, indem mit einem speziellen Magneten über den Schrittmacher gestrichen wird. So kann ein Anfall bereits im Entstehen gestoppt oder verkürzt werden.
Die Erfahrung zeigt, dass die Vagusnerv-Stimulation bei mindestens der Hälfte aller Patienten eine Verbesserung der Anfallssituation bewirken kann: es treten weniger oder weniger schwere, langdauernde Anfälle auf, Medikamente können reduziert werden, Wachheitsgrad und Aufmerksamkeit können sich verbessern. Die Vagusnerv-Stimulation ist eine gut verträgliche Therapiemethode. „In den Sekunden, in denen der Stimulator Impulse sendet, kann es zu kleineren Auffälligkeiten, zum Beispiel einem Hustenreiz, Heiserkeit oder Schluckproblemen kommen“, so Wiederanders. In der Regel gewöhne sich der Patient bereits nach wenigen Wochen an diese Begleiterscheinungen.
Weitere Therapieansätze
Neben der medikamentösen Behandlung und der Vagusnerv-Stimulation gibt es weitere Therapieansätze, die je nach Art und Schwere der Epilepsie in Frage kommen können. Dazu gehören:
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- Ketogene Diät: Eine spezielle Diät, die reich an Fetten und arm an Kohlenhydraten ist.
- Epilepsiechirurgie: Ein operativer Eingriff, bei dem das Anfallszentrum im Gehirn entfernt wird.
- Neurostimulation: Verschiedene Verfahren, bei denen das Gehirn durch elektrische oder magnetische Impulse stimuliert wird.
Leben mit Epilepsie
Im Alltag stellen Anfälle ein Risiko dar, zum Beispiel im Straßenverkehr oder beim Sport. Eine gute Aufklärung und Beratung der Patienten und ihrer Familien ist daher sehr wichtig. Die Spezialisten in Halle (Saale) und Umgebung bieten hierzu umfassende Unterstützung an.
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