Wie viele Nerven hat ein Zahn? Eine umfassende Betrachtung

Ein Zahn besteht nicht nur aus der sichtbaren Zahnkrone, sondern auch aus komplexen inneren Strukturen, die für seine Vitalität und Funktion unerlässlich sind. Eines dieser Schlüsselelemente ist der Zahnnerv, auch Pulpa oder Zahnmark genannt. Doch wie viele Nerven hat ein Zahn eigentlich und welche Rolle spielen sie? Dieser Artikel beleuchtet die anatomische Struktur des Zahnnervs, seine Funktionen, Ursachen von Entzündungen und moderne Behandlungsmethoden, um ein umfassendes Bild von diesem wichtigen Bestandteil unserer Zähne zu vermitteln.

Die Anatomie des Zahnnervs

Tief im Inneren des Zahns, geschützt durch Zahnschmelz und Dentin, befindet sich in einem Hohlraum der Zahnnerv. Dieser ist ein Mischgewebe aus Blutgefäßen, Nervenfasern und Bindegewebe. Die menschlichen Zähne sind grundsätzlich gleich aufgebaut: Egal, ob Schneidezahn, Eckzahn oder Backenzahn, sie bestehen aus Zahnkrone, Zahnhals und Zahnwurzel.

Zahnkrone, Zahnhals und Zahnwurzel

Die Zahnkrone ist der sichtbare Teil des Zahns, während der Zahnhals den Übergang zwischen Zahnkrone und Zahnwurzel bildet. Bei einem gesunden Gebiss liegt der Zahnhals verborgen unter dem Zahnfleisch. Freiliegende Zahnhälse reagieren sehr empfindlich auf Reize wie Kälte oder Berührung. Die Zahnwurzel ist der nicht sichtbare Teil des Zahnes und verankert den Zahn mit dem Kieferknochen. Sie ist in der Regel doppelt so lang wie die Zahnkrone.

Zahnschmelz und Dentin

Der Zahnschmelz ist die härteste Substanz des menschlichen Körpers und schützt das darunterliegende Zahnbein (Dentin). Das Dentin ist nach dem Zahnschmelz die zweithärteste Substanz und von feinen Nervenfasern durchzogen. Diese Nervenfasern leiten Schmerzsignale in Richtung Kiefer und an das zentrale Nervensystem weiter.

Zahnmark (Pulpa)

Das Zahnmark, oft fälschlicherweise als Zahnnerv bezeichnet, ist ein Bindegewebe, das das Innere des Zahnes ausfüllt. Es ist von Blutgefäßen und Nerven durchzogen, die den Zahn mit Nährstoffen versorgen und sensorische Informationen weiterleiten. Die Blutgefäße und Nerven liegen geschützt im Zahnmark.

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Wurzelkanal

Jede Zahnwurzel enthält einen Nervenkanal. Da manche Zähne, z.B. alle Backenzähne, mehrere Wurzeln besitzen, haben sie auch entsprechend viele Wurzelkanäle. Die darin verlaufenden Nerven laufen alle im Inneren des Zahnes zusammen.

Die Funktion des Zahnnervs

Der Zahnnerv erfüllt mehrere wichtige Funktionen:

  1. Nährstoffversorgung: Während der Entwicklungsphase wird der Zahn über die winzigen Blutgefäße, die im Nervenkanal verlaufen, mit Nährstoffen versorgt.
  2. Schutzfunktion: Der Zahnnerv kann auf Reize reagieren, indem er weiteres Dentin produziert und somit eine Art "Schutzwall" vor Kariesbakterien bildet. Außerdem sendet der Nerv Schmerzsignale, die auf Probleme hinweisen. Dies ist eine einfache Schutzfunktion des Körpers, welche auch z.B. bei zu kalten oder zu heißen Speisen und Getränken ausgelöst wird.
  3. Schmerzempfindung: Der Zahnnerv ist verantwortlich für das Schmerzempfinden des Zahns. Er kann nur Schmerz- und Druckempfindungen wahrnehmen, da er hauptsächlich von Nozizeptoren (Schmerzrezeptoren) durchzogen ist.

Ursachen für Zahnnerventzündungen (Pulpitis)

Eine der häufigsten Ursachen für Zahnnerventzündungen ist Karies. Karies ist ein Prozess, bei dem der Zahn durch säurehaltige bakterielle Abbauprodukte Zug um Zug verätzt und schließlich zerstört wird. Je tiefer sich eine Karies ins Dentin ausbreitet, desto höher ist die Gefahr, dass giftige Abbauprodukte der Bakterien oder auch die Bakterien selbst über Dentinkanälchen den Zahnnerv erreichen und eine Entzündung verursachen. Besonders heimtückisch ist Karies, die sich unsichtbar unter alten Füllungen und Kronen entwickelt. Über undichte Füllungs- und Kronenränder können Bakterien eindringen und den Zahn zerstören.

Weitere Ursachen für eine Pulpitis können sein:

  • Reize, die beim Präparieren eines Zahnes für die Versorgung mit Kronen und Brücken entstehen (z. B. Wärmeentwicklung, Vibrationen).
  • Zahntraumata, beispielsweise mechanische Schäden, wie Brüche oder Risse im Zahn, ermöglichen das Eindringen von Keimen.
  • Chemische Reize durch aggressive Substanzen, etwa aus Zahnfüllungen, können die Pulpa irritieren.
  • Entzündliche Erkrankungen des Zahnfleischs (Gingivitis und Parodontitis).

Symptome einer Zahnnerventzündung

Typisch für eine Entzündung des Zahnnervs sind klopfend-pulsierende Zahnschmerzen, die durch einen Überdruck im Zahn entstehen. Hinzu kommt häufig eine Heiß-Kalt-Sensibilität und/oder Aufbissempfindlichkeit. Manche Entzündungen gehen ohne spürbare Symptome ein. Meist löst die Entzündung aber Beschwerden aus, auch weil sich die Gefäße im Mark ausdehnen und auf den Zahnnerv drücken. Typische Symptome bei entzündetem Zahnmark sind:

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  • Anhaltender Zahnschmerz, der auf Kiefer und Gesicht ausstrahlen kann
  • Schmerz bei heißen oder kalten Getränken und Speisen
  • Schmerz beim Aufbeißen und Druck von außen
  • Geschwollenes und empfindliches Zahnfleisch
  • Kleine pickelartige Erhebungen am Zahn, aus denen Eiter austreten kann
  • Dunkle Verfärbung des Zahns
  • GELOCKERTER Zahn
  • Schwellungen des Zahnfleischs am Kiefer oder der Wange

Diagnose einer Zahnnerventzündung

Zunächst erfolgt eine strukturierte Anamnese des Patienten. Die Erhebung der Krankengeschichte hilft, mögliche Ursachen und Symptome zu identifizieren. Anschließend folgt die klinische Untersuchung. Tests wie der Kältetest oder der Perkussionstest geben Hinweise auf die Vitalität der Pulpa. Mithilfe bestimmter Tests stellen Zahnarzt oder Zahnärztin eine Entzündung des Zahnmarks und mit Röntgenaufnahmen deren Ausmaß fest.

Behandlungsmöglichkeiten bei Zahnnerventzündungen

Entzündungen des Zahnnervs können wieder abklingen, wenn die Ursache, wie z. B. ein „Kariesloch“, beseitigt wird. Wird die Entzündung nicht behandelt, weil die Schmerzen erträglich bleiben oder sogar wieder abklingen (Zahnnerv stirbt ab), dann können sich eitrige Abszesse an der Wurzelspitze bilden („dicke Backe“). In dieser Situation gibt es im Wesentlichen nun zwei Möglichkeiten:

  1. Der Zahn wird entfernt (und damit die Entzündung).
  2. Eine Wurzelkanalbehandlung, bei der das entzündete Gewebe aus dem Wurzelkanal entfernt und dieser dann mit Füllmaterial verschlossen wird.

Wurzelkanalbehandlung

Bei der Wurzelkanalbehandlung wird das Gewebe des Zahnnervs aus dem Inneren des Zahnes entfernt und der Zahn mit einem Füllmaterial dicht verschlossen, um die Wiederbesiedlung mit Keimen zu verhindern. Die Behandlung erfordert viel Fingerspitzengefühl des Zahnarztes und viel Geduld des Patienten, da sie sich meist über mehrere Sitzungen mit zwischenzeitlich medikamentösen Einlagen erstreckt.

Wichtig für den Erfolg der Behandlung ist, dass der Zahnarzt ALLE Wurzelkanäle findet, damit keine bakteriellen Infektionsherde im Zahn zurückbleiben. Diese Suche kann mitunter sehr aufwendig sein. Ein weiteres Problem sind Seitenkanäle und verzweigte Hohlräume im Bereich der Zahnwurzeln, aus denen Bakterien kaum restlos zu entfernen sind und die deshalb mit der Wurzelfüllung dicht „eingemauert“ werden müssen. Wurzelkanäle können stark gekrümmt sein und diverse Hohlräume, Verengungen und Verbindungskanäle ausbilden, sodass die Aufbereitung, Desinfektion und Reinigung sehr aufwendig werden können.

Auch schwierige Wurzelkanäle können heute mithilfe moderner Techniken erfolgversprechend behandelt werden. Verschiedenste maschinelle Systeme helfen mittlerweile dem Zahnarzt bei der Aufbereitung der Wurzelkanäle. So gibt ein kleiner Motor einen bestimmten Drehmoment vor, das bedeutet, wenn sich die Nadel zu fest im Kanal verankert, stoppt der Motor die Drehung um ein Brechen der Nadel im Kanal zu vermeiden. Neueste Systeme lassen die Nadeln nicht mehr im Uhrzeigersinn drehen, sondern reziprok im Wechsel mit und gegen den Uhrzeigersinn, was ebenfalls das Risiko eines Bruchs der Nadel senkt. Denn man kann sich vorstellen, dass es sehr schwierig oder gar unmöglich ist eine im Kanal gebrochene Nadel wieder zu entfernen.

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Ist der Zahn nun nach einer oder meist mehreren Behandlungen sauber und der Patient beschwerdefrei muss abschließend der Kanal wieder gefüllt werden um einer erneuten Besiedelung von Bakterien vorzubeugen. Dies geschieht mit speziell angepassten elastischen Stiften, die in den Kanal eingeklebt werden.

Wurzelspitzenresektion

Ist eine Entzündung an der Wurzelspitze nicht mehr anders behandelbar, bleibt die sogenannte Wurzelspitzenresektion als letztes Mittel, um die Infektionsquellen zu beseitigen und den drohenden Verlust des Zahnes zu vermeiden. Bei dieser chirurgischen Behandlung wird Eiter- und Zystengewebe rund um die Wurzelspitze entfernt und die Zahnwurzel um etwa ein Drittel gekürzt.

Alternativen zur Wurzelbehandlung

In manchen Fällen kann die Entfernung des Zahnes und der Ersatz durch ein Zahnimplantat eine sinnvolle Alternative zur Wurzelbehandlung darstellen. Mit der Extraktion des betroffenen Zahns entfernen wir die Entzündungsquelle dauerhaft und geben toxischen Mikroorganismen kein Handlungsfeld. Um das entstehende Loch zu füllen, setzen wir ein Keramikimplantat aus Zirkonoxid ein. Dieses Material ist besonders glatt, sodass Plaque kaum darauf haftet. Damit beugen Sie erneute Entzündungen vor.

Kostenübernahme durch Krankenkassen

Nicht jeder Zahn, der durch eine Wurzelkanalbehandlung erhalten werden kann, darf auf Kosten der gesetzlichen Kassen behandelt werden. Die Regelungen dazu sind kompliziert und umfangreich. Eine Wurzelkanalbehandlung als Leistung der Gesetzlichen Krankenversicherung ist möglich, wenn der zu behandelnde Zahn im Sinne der Behandlungsrichtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses* ERHALTUNGSWÜRDIG und ERHALTUNGSFÄHIG ist. Darüber hinaus spielen auch die Beurteilung der Gebisssituation und Fragen, ob der Zahn eine wichtige Funktion im Gesamtsystem hat oder ob eine Gegenbezahnung vorhanden ist, eine Rolle.

Bestimmte Leistungen wie z. B. eine elektronische Längenmessung des Wurzelkanals, die physikalisch-chemische Kanalaufbereitung oder die Laser-Sterilisation verbessern im Einzelfall die Qualität der Versorgung und damit die Chance auf einen langfristigen Erhalt des Zahnes. Durch die komplizierten Regelungen stellt sich nicht selten erst während der Behandlung heraus, ob die Wurzelkanalbehandlung Kassenleistung ist oder nicht.

Prävention von Zahnnerventzündungen

Jeder kann mit einfachen Mitteln Zahnnerventzündungen vorbeugen:

  • Regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt, um Karies im Frühstadium zu erkennen und zu behandeln.
  • Gute Mundhygiene mit regelmäßigem Zähneputzen, um Zahnbelag zu entfernen.
  • Professionelle Zahnreinigung, um Zahnfleischtaschen und schädliche Bakterien zu entfernen.

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