Gabapentin bei Nervenschmerzen: Erfahrungen, Anwendung und Wissenswertes

Gabapentin ist ein vielseitiges Medikament, das sowohl in der Behandlung von Epilepsie als auch bei Nervenschmerzen (Neuropathien) eingesetzt wird. Es gehört zur Gruppe der Antiepileptika, die auch als Antikonvulsiva bekannt sind. Dieser Artikel beleuchtet die Erfahrungen mit Gabapentin bei Nervenschmerzen, seine Wirkungsweise, Anwendung, Nebenwirkungen und wichtige Hinweise für Patienten.

Was ist Gabapentin und wie wirkt es?

Gabapentin ist strukturell mit dem Neurotransmitter GABA (Gammaaminobuttersäure) verwandt, einem wichtigen Botenstoff im Gehirn. Es wird angenommen, dass Gabapentin die unkontrollierte Erregung der Nervenzellen im Gehirn verhindert und somit die Krampfschwelle erhöht. Der genaue Wirkmechanismus ist jedoch noch nicht vollständig geklärt.

Bei Nervenschmerzen, die durch Schädigungen oder Erkrankungen der Nerven verursacht werden, kann Gabapentin helfen, die Reizweiterleitung an den Nervenbahnen zu verringern. Es verhindert die Ausschüttung aktivierender Botenstoffe und fördert indirekt den Abbau dieser Stoffe, wodurch die Konzentration im Nervensystem gesenkt wird. Dadurch können Spannungs- und Schmerzzustände gelöst werden.

Anwendungsgebiete von Gabapentin

Gabapentin wird hauptsächlich in folgenden Bereichen eingesetzt:

  • Epilepsie: Behandlung von fokalen epileptischen Anfällen mit und ohne sekundärer Generalisierung, entweder als Monotherapie oder in Kombination mit anderen Medikamenten.
  • Periphere neuropathische Schmerzen: Schmerzen infolge von Diabetes (diabetische Polyneuropathie) oder einer Herpes-Infektion (postherpetische Neuralgie).

Dosierung und Anwendung

Die Dosierung von Gabapentin variiert je nach Alter, Indikation und individueller Verträglichkeit.

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  • Erwachsene und Jugendliche (ab 12 Jahren): Die Behandlung beginnt in der Regel mit 300 mg am ersten Tag. Die Dosis kann in 300-mg-Schritten alle 2 bis 3 Tage gesteigert werden, bis eine maximale Dosis von 3.600 mg/Tag erreicht ist.
  • Kinder (6 bis 12 Jahre): Die Anfangsdosis beträgt 10 bis 15 mg/kg/Tag, die über 3 Tage auf eine wirksame Dosis von 25 bis 35 mg/kg/Tag erhöht wird.

Gabapentin wird meist in Form von Tabletten oder Kapseln eingenommen. Es kann mit oder ohne Nahrung aufgenommen werden, sollte aber immer mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen werden. Die Tagesdosis sollte auf drei Einzeldosen aufgeteilt werden, um eine optimale Aufnahme zu gewährleisten. Die Einzeldosen sollten immer im gleichen zeitlichen Abstand eingenommen werden.

Zu Beginn der Therapie wird Gabapentin einschleichend dosiert, um die Verträglichkeit zu verbessern und Nebenwirkungen zu minimieren. Die vollständige Wirkung des Arzneimittels entfaltet sich erst nach etwa ein bis zwei Wochen.

Erfahrungen von Patienten mit Gabapentin bei Nervenschmerzen

Die Erfahrungen von Patienten mit Gabapentin bei Nervenschmerzen sind vielfältig. Einige berichten von einer deutlichen Schmerzlinderung und einer verbesserten Lebensqualität, während andere weniger positive Erfahrungen machen oder unter Nebenwirkungen leiden.

Positive Erfahrungen:

  • Viele Patienten berichten von einer signifikanten Reduktion ihrer Nervenschmerzen durch Gabapentin. Dies kann sich in einer Verringerung der Schmerzintensität, einer besseren Schlafqualität und einer gesteigerten Fähigkeit, alltägliche Aktivitäten auszuführen, äußern.
  • Einige Patienten mit diabetischer Polyneuropathie erleben eine Schmerzfreiheit oder eine deutliche Schmerzreduktion nach der Einnahme von Gabapentin.
  • Manche Patienten empfinden Gabapentin als wirksamer als andere Schmerzmittel wie Ibuprofen, insbesondere bei chronischen Schmerzen, die nicht direkt auf den Schmerz wirken, sondern eher systemisch.
  • Es gibt auch Berichte, dass Gabapentin bei der Behandlung von Trigeminusneuralgie helfen kann, einer besonders schmerzhaften Erkrankung des Gesichtsnervs.

Negative Erfahrungen und Nebenwirkungen:

  • Häufige Nebenwirkungen von Gabapentin sind Müdigkeit, Schwindel, Schläfrigkeit und Benommenheit. Diese Nebenwirkungen können insbesondere zu Beginn der Behandlung auftreten und sich im Laufe der Zeit bessern.
  • Einige Patienten berichten von Kopfschmerzen, Blähungen, Schlafstörungen, Übelkeit, Erbrechen, Muskelschmerzen, Impotenz und Hautausschlägen als Nebenwirkungen von Gabapentin.
  • In seltenen Fällen kann es zu Wasseransammlungen im Körpergewebe (Ödemen) kommen.
  • Einige Patienten haben festgestellt, dass Gabapentin bei ihnen nicht ausreichend wirkt oder dass die Wirkung im Laufe der Zeit nachlässt.
  • Es gibt auch Berichte über Gewichtszunahme als Nebenwirkung von Gabapentin.
  • Einige Patienten berichten, dass sie sich nach der Einnahme von Gabapentin "fertig" fühlen und dass dieser Zustand Wochen andauern kann.

Wichtige Hinweise:

  • Es ist wichtig, Gabapentin regelmäßig und gemäß den Anweisungen des Arztes einzunehmen, um eine optimale Wirkung zu erzielen.
  • Die Dosierung sollte nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt geändert werden.
  • Bei Auftreten von Nebenwirkungen sollte der Arzt informiert werden.
  • Gabapentin kann die Reaktionsfähigkeit beeinträchtigen und sollte daher nicht eingenommen werden, wenn man Auto fährt oder schwere Maschinen bedient.
  • Die gleichzeitige Einnahme von Gabapentin und Alkohol kann die Nebenwirkungen verstärken.
  • Bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen muss die Dosis von Gabapentin angepasst werden.
  • Gabapentin sollte nicht abrupt abgesetzt werden, sondern ausschleichend, um Entzugserscheinungen zu vermeiden.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Gabapentin kann Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten eingehen.

  • Magnesium- oder Aluminiumhaltige Antazida: Diese Medikamente können die Bioverfügbarkeit von Gabapentin reduzieren. Gabapentin sollte daher frühestens zwei Stunden nach der Einnahme eines solchen Antazidums eingenommen werden.
  • Morphin: Die gleichzeitige Einnahme von Morphin kann die Konzentration von Gabapentin im Blut erhöhen. Möglicherweise muss daher die Dosis von Gabapentin reduziert werden.

Gabapentin in Schwangerschaft und Stillzeit

Es liegen keine hinreichenden Daten für die Verwendung von Gabapentin bei Schwangeren vor. Tierexperimentelle Studien haben eine Reproduktionstoxizität gezeigt. Gabapentin wird in die Muttermilch ausgeschieden. Daher sollte Gabapentin in der Schwangerschaft und Stillzeit nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt eingenommen werden. Besser geeignete Alternativen in der Schwangerschaft sind Lamotrigin für die Epilepsie-Behandlung und Amitriptylin für die Behandlung neuropathischer Schmerzen.

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Alternative Behandlungsansätze bei Nervenschmerzen

Neben Gabapentin gibt es noch andere Medikamente und Therapien, die bei Nervenschmerzen eingesetzt werden können.

  • Andere Antiepileptika: Pregabalin, Carbamazepin.
  • Antidepressiva: Amitriptylin, Duloxetin.
  • Opioide: Tilidin, Fentanyl.
  • Cannabis: Einige Patienten berichten von positiven Erfahrungen mit Cannabis zur Schmerzlinderung. Seit 2017 ist Cannabis in Deutschland als Medizin zugelassen.
  • Weitere Therapien: Physiotherapie, Ergotherapie, Psychotherapie, Akupunktur, TENS (Transkutane Elektrische Nervenstimulation).

Umstellung von Gabapentin auf Pregabalin

In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, von Gabapentin auf Pregabalin umzustellen. Pregabalin ist ein weiteres Antiepileptikum, das ebenfalls zur Behandlung von Nervenschmerzen eingesetzt wird. Die Umstellung sollte in Absprache mit dem Arzt erfolgen. Ein mögliches Schema für die Umstellung ist:

  • Gabapentin ≤ 900mg/Tag → Pregabalin 150mg/Tag
  • Gabapentin 901-1500mg/Tag → Pregabalin 225mg/Tag
  • Gabapentin 1501-2100mg/Tag → Pregabalin 300mg/Tag
  • Gabapentin 2101-2700mg/Tag → Pregabalin 450mg/Tag
  • Gabapentin >2700mg/Tag → Pregabalin 600mg/Tag

Die rasche Umstellung (innerhalb von zwei Tagen) wird von den Patienten im Allgemeinen gut vertragen.

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