Fachstelle Demenz und Pflege Oberbayern: Aufgaben und Bedeutung

Die Fachstelle Demenz und Pflege Oberbayern spielt eine zentrale Rolle in der Unterstützung von Menschen mit Demenz, deren Angehörigen und der Förderung einer demenzfreundlichen Gesellschaft in der Region. Als eine von sieben regionalen Fachstellen in Bayern, die im Zuge der bayerischen Demenzstrategie von 2013 entstanden sind, trägt sie dazu bei, die Versorgungsstrukturen und Hilfsangebote für Pflegebedürftige und ihre Familien zu stärken.

Hintergrund und Entstehung

Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege hat 2018, basierend auf der bayerischen Demenzstrategie von 2013, die Fachstelle für Demenz und Pflege Bayern ins Leben gerufen. In der Folge entstanden sieben regionale Fachstellen für Demenz und Pflege, jeweils eine pro Regierungsbezirk in Bayern.

Ziele der Fachstellen für Demenz und Pflege

Die Fachstellen verfolgen mehrere übergeordnete Ziele:

  • Bewusstseinswandel fördern: Beitrag zu einem Bewusstseinswandel in der Gesellschaft rund um das Thema Demenz und Förderung einer demenzfreundlichen Umwelt.
  • Betreuung und Pflege fördern: Förderung der Betreuung und Pflege in allen Regionen des Regierungsbezirks.
  • Ganzheitliche Lösungen entwickeln: Demenz als gesamtgesellschaftliche Aufgabe betrachten und ganzheitliche Lösungen mit verschiedenen Branchen in den Kommunen und Landkreisen finden.

Die Fachstelle für Demenz und Pflege Oberbayern

Trägerschaft und Förderung

Die Fachstelle für Demenz und Pflege Oberbayern wird vom Caritasverband München und Freising e.V. getragen. Der Freistaat Bayern fördert die Fachstelle mit bis zu 288.000 Euro pro Jahr im Rahmen eines zunächst auf drei Jahre angelegten Modellprojekts.

Zentrale Aufgaben und Verantwortlichkeiten

Die Fachstelle für Demenz und Pflege Oberbayern versteht sich als zentrale Anlaufstelle für alle Fragen rund um das Thema Demenz im Regierungsbezirk. Zu ihren Kernaufgaben gehören:

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  • Information und Beratung: Bereitstellung von Informationen und Beratung zu Demenz, Pflege und Unterstützungsangeboten.
  • Wissenstransfer: Unterstützung des Wissenstransfers sowie des Auf- und Ausbaus von Versorgungsstrukturen und Hilfsangeboten für Menschen mit Demenz und deren Angehörige.
  • Vernetzung: Anlaufstelle für unterschiedliche Beratungs- und Unterstützungsstrukturen, wie z.B. Fachstellen für pflegende Angehörige und Pflegestützpunkte.

Angebote zur Unterstützung im Alltag (AUA)

Ein wichtiger Aspekt der Arbeit der Fachstelle ist die Unterstützung und Förderung von Angeboten zur Unterstützung im Alltag (AUA). AUA ist der Oberbegriff für Angebote, die Menschen helfen, möglichst lange in ihrem eigenen Zuhause leben zu können, auch wenn sie pflegebedürftig werden. Diese Angebote lassen sich in drei Gruppen unterteilen:

  1. Betreuungsangebote: Fachlich geschulte ehrenamtliche Helfer:innen übernehmen unter Anleitung einer Fachkraft die Betreuung in Gruppen oder im häuslichen Bereich.
  2. Angebote zur Entlastung im Alltag: Diese Angebote werden von einer Fachkraft geleitet und können sowohl mit ehrenamtlichen als auch mit nicht ehrenamtlichen Helfer:innen erbracht werden. Beispiele sind Alltagsbegleiter:innen und haushaltsnahe Dienstleistungen.
  3. Angebote zur Entlastung von Pflegenden: Diese Angebote richten sich an pflegende Angehörige und vergleichbar nahestehende Pflegepersonen, um diese zu entlasten und zu unterstützen.

Beispiele für konkrete Angebote

  • Ehrenamtlicher Helferkreis: Ein:e ehrenamtliche:r Helfer:in besucht eine pflegebedürftige Person in ihrer eigenen Wohnung und betreut diese stundenweise vor Ort.
  • Betreuungsgruppen: Menschen mit Pflegegrad werden gemeinsam für mehrere Stunden betreut, z.B. beim gemeinsamen Kaffeetrinken mit Rahmenprogramm.
  • TiPi (Tagespflege in Privathaushalten): Die Betreuung findet in Kleingruppen im Privathaushalt der betreuenden Person statt.
  • Alltagsbegleiter:innen: Sie unterstützen Pflegebedürftige beim Umgang mit allgemeinen und pflegebedingten Anforderungen des Alltags.
  • Haushaltsnahe Dienstleistungen: Dazu zählen Hilfe bei Reinigungs- und Ordnungsarbeiten, Verpflegung, Wäschepflege, Blumenpflege, Erledigung des Wocheneinkaufs und Fahrdienste.
  • Pflegebegleiter:innen: Sie geben den häuslich Pflegenden verlässliche beratende, aber auch emotionale Unterstützung zur besseren Bewältigung des Pflegealltags.
  • Angehörigengruppen: Sie bieten pflegenden Angehörigen und nahestehenden Pflegepersonen die Möglichkeit zum Austausch über die Pflegesituation.

Angebots-Landkarte Bayern

Die Angebots-Landkarte Bayern bietet eine Übersicht über anerkannte Träger von Angeboten zur Unterstützung im Alltag, Fachstellen für pflegende Angehörige und Pflegestützpunkte in Bayern. Darüber hinaus sind auch die Kontaktdaten der regionalen Fachstellen für Demenz und Pflege, Gedächtnissprechstunden und Alzheimergesellschaften in Bayern verzeichnet. Die Angebots-Landkarte ermöglicht es, per Umkreissuche über die Postleitzahl und den Entfernungswert in Kilometern die Angebote in der Umgebung anzeigen zu lassen.

Fachstellen für pflegende Angehörige

Zur Unterstützung von pflegenden An- und Zugehörigen stehen in Bayern derzeit rund 100 Fachstellen für pflegende Angehörige beratend zur Verfügung. Diese Fachstellen spielen eine wichtige Rolle, da pflegende An- und Zugehörige in der häuslichen Versorgung von älteren Menschen mit Pflegebedarf eine bedeutende Rolle spielen. Sie ermöglichen es, dass viele Menschen trotz eines Unterstützungsbedarfs weiterhin in ihrer vertrauten Umgebung leben können.

Aufgaben der Fachstellen für pflegende Angehörige

Die Aufgabe der Fachstelle für pflegende Angehörige ist es, kontinuierlich und in offener Zusammenarbeit mit allen am Betreuungs- und Pflegenetzwerk Beteiligten An- und Zugehörige psychosozial zu beraten, zu entlasten und zu unterstützen. Hierzu gehören insbesondere:

  • Psychosoziale, auch längerfristige Begleitung von pflegenden Angehörigen und allen nicht erwerbsmäßigen Betreuungs- und Pflegepersonen.
  • Information, Beratung und Begleitung, insbesondere von An- und Zugehörigen von Menschen mit unterschiedlichen Demenzformen.
  • Initiierung und Durchführung von Angeboten zur Unterstützung im Betreuungs- und Pflegesetting, wie zum Beispiel Angehörigengruppen (auch online-live-basiert), ehrenamtlichen Helferkreisen, Betreuungsgruppen, Schulungen für pflegende Angehörige.
  • Verbesserung der Zusammenarbeit von älteren pflegebedürftigen Menschen, Angehörigen sowie mit allen am Betreuungs- und Pflegenetzwerk beteiligten Personen.
  • Aktivierung des persönlichen Umfelds.
  • Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere zum Thema Demenz.

Förderung der Fachstellen für pflegende Angehörige

Die Beratung und psychosoziale Begleitung durch die Fachstellen sind kostenfrei. Die Förderpauschale wird insbesondere für fortgebildete Pflegefachkräfte sowie für Sozialpädagog:innen und vergleichbare akademische Qualifikationen gewährt, die aufgrund mehrjähriger Berufstätigkeit mit den Hilfemöglichkeiten für pflegende Angehörige vertraut sind oder an einer entsprechenden Fortbildung teilgenommen haben.

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Voraussetzungen für die Förderung der Fachstelle für pflegende Angehörige sind unter anderem:

  • Eine Fachkraft ist mit mindestens 50 v. H. der tarifvertraglichen Arbeitszeit einer Vollzeitkraft des Trägers in der Angehörigenarbeit tätig.
  • Die Fachkräfte werden fortgebildet und erhalten Supervision/Praxisberatung.
  • Eine Zusammenarbeit mit anderen sozialen Diensten sowie den Beratungsstellen und mit den in Betracht kommenden Behörden und Stellen in der jeweiligen Region erfolgt.
  • Die Fachstelle für pflegende Angehörige ist regelmäßig erreichbar und nach außen als „Fachstelle für pflegende Angehörige“ erkennbar.
  • Hausbesuche werden durchgeführt.
  • Ein Zuschussantrag an die zuständigen Kommunen wurde gestellt.

Die Förderpauschale beträgt für eine vollzeitbeschäftigte Fachkraft jährlich bis zu 35.000 Euro. Bei einer räumlichen Anbindung an einen Pflegestützpunkt erhöht sich die Förderpauschale für höchstens eine Fachkraft für insgesamt maximal drei Jahre um jährlich bis zu 3.000 Euro.

Bedeutung für die Region Oberbayern

Die Fachstelle für Demenz und Pflege Oberbayern leistet einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit Demenz und deren Angehörigen in der Region. Durch die Bereitstellung von Informationen, Beratung und Unterstützung sowie die Förderung von Vernetzung und Kooperation trägt sie dazu bei, eine demenzfreundliche Gesellschaft zu schaffen und die Versorgung von Menschen mit Demenz und ihren Familien nachhaltig zu verbessern. Sie ist eine zentrale Säule in der regionalen Versorgungslandschaft und trägt dazu bei, dass Menschen mit Demenz möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben in ihrer gewohnten Umgebung führen können.

Anlaufstellen und Kontaktinformationen in Oberbayern

Im Folgenden sind einige Anlaufstellen und Kontaktinformationen in Oberbayern aufgeführt, die im Zusammenhang mit Demenz und Pflege relevant sein können:

  • Landratsämter: Landratsamt Landsberg a. Lech, Landratsamt Mühldorf a. Inn, Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen, Landratsamt Pfaffenhofen a.d. Ilm.
  • Pflegestützpunkte: Pflegestützpunkt Mühldorf a. Inn, Pflegestützpunkt Landkreis Fürstenfeldbruck.
  • Palliativversorgung: Palliativteam München West e.V., Ambulantes Palliativteam im Lkr. Freising, Jakobus SAPV für Stadt und Landkreis Rosenheim gGmbH, Ilmtalklinik Pfaffenhofen (Palliativmedizinischer Dienst).

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