Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das nicht nur eine der häufigsten Todesursachen darstellt, sondern auch der Hauptgrund für langfristige Behinderungen bei Erwachsenen ist. Alle zwei Minuten erleidet in Deutschland ein Mensch einen Schlaganfall. Es ist wichtig, die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten zu kennen, um im Ernstfall schnell und richtig handeln zu können.
Was ist ein Schlaganfall?
Von einem Schlaganfall oder Apoplex spricht man, wenn bestimmte Funktionen des Gehirns infolge einer Durchblutungsstörung oder einer Blutung ausfallen. Halten diese Ausfallerscheinungen länger als 24 Stunden an, liegt ein vollendeter Schlaganfall vor. Bestehen die beobachteten Ausfallerscheinungen nur vorübergehend, spricht man von einer transitorisch ischämischen Attacke (TIA).
Zahlen und Fakten zum Schlaganfall
- In Deutschland erleidet alle zwei Minuten ein Mensch einen Schlaganfall.
- Das Schlaganfallrisiko steigt mit dem Alter.
- Etwa 15 Prozent der Schlaganfälle treten bei Menschen unter 55 Jahren auf.
- Schlaganfälle sind weltweit die zweithäufigste Todesursache.
- In Deutschland ist der Schlaganfall die dritthäufigste Todesursache nach Herzinfarkt und Krebs.
- Innerhalb des ersten Jahres nach einem Schlaganfall sterben etwa ein Viertel bis ein Drittel der Patient*innen.
- Der Schlaganfall ist eine der häufigsten Ursachen für Behinderung im Erwachsenenalter.
- Bis zu 40 Prozent der Überlebenden des akuten Schlaganfalls sind im Alltag längerfristig eingeschränkt.
Verschiedene Formen des Schlaganfalls
Der Schlaganfall ist keine einheitliche Erkrankung. Es werden zwei Hauptformen unterschieden:
- Ischämischer Schlaganfall (Hirninfarkt): Diese Form macht etwa 80 Prozent aller Schlaganfälle aus.
- Hämorrhagischer Schlaganfall (Hirnblutung): Diese Form betrifft die restlichen 20 Prozent der Fälle.
Der ischämische Schlaganfall (Hirninfarkt)
Ein ischämischer Schlaganfall entsteht, wenn das Hirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird und deshalb Nervenzellen absterben. Meist ist ein Gefäß verstopft und verursacht so eine Minderdurchblutung des Gehirns. Ursache sind oft Einengungen oder Verschlüsse der hirnversorgenden Arterien.
Es gibt zwei Hauptursachen für den Gefäßverschluss bei einem Schlaganfall:
Lesen Sie auch: Frank Elstner und Parkinson: Therapien im Überblick
- Thromboembolie: Hierbei bildet sich im Herzen oder den großen hirnversorgenden Gefäßen ein Pfropfen aus geronnenem Blut (Thrombus). Wenn sich dieser Thrombus von seinem Ursprungsort ablöst, kann er in die Hirngefäße geschwemmt werden und diese so verstopfen.
- Arteriosklerose (Gefäßverkalkung): Hierbei entwickelt sich die Verstopfung direkt im Hirngefäß oder den hirnversorgenden Halsgefäßen. Die Arteriosklerose entsteht an den beschädigten Innenseiten der Gefäßwände, wo sich immer mehr Ablagerungen ansammeln und dabei das Gefäß zunehmend verengen.
Der hämorrhagische Schlaganfall (Hirnblutung)
Bei der Hirnblutung platzt ein Blutgefäß direkt im Gehirn und schädigt das Nervengewebe. Dies liegt oft daran, dass der Blutdruck in den Arterien zu hoch ist oder die Gefäßwände durch Arteriosklerose oder anderweitig geschädigt sind. Eine Hirnblutung kann auch durch Gefäßmissbildungen, so genannte Aneurysmen, entstehen. Wenn es zum Platzen oder Reißen eines Blutgefäßes zwischen der mittleren Hirnhaut (Arachnoidea) und der weichen Hirnhaut kommt, spricht man von einer Subarachnoidalblutung.
"Leichte" Schlaganfälle
Auch sogenannte stumme oder stille Hirninfarkte können sich ereignen, insbesondere nachts während des Schlafs. Diese werden oft nicht bemerkt, hinterlassen aber kleine Schäden im Gehirngewebe. Eine weitere leichte Form ist die transitorisch ischämische Attacke (TIA), bei der vorübergehend Schlaganfallsymptome auftreten.
Symptome des Schlaganfalls
Charakteristisch für einen Schlaganfall ist der plötzliche Ausfall von Gehirnfunktionen. Die Patient*innen erleben von einem Moment auf den anderen beispielsweise:
- Starke Kopfschmerzen
- Unerklärliche Schwäche oder gar Lähmung eines Körperteils
- Seh- und Sprachstörungen
Diese Symptome können auch kurzfristig wieder verschwinden (transitorisch ischämische Attacke, abgekürzt TIA). Es besteht dann jedoch das Risiko, dass sich später noch ein weiterer schwerer Schlaganfall ereignet.
Vorzeichen für einen Schlaganfall
- Kurzfristige Lähmung, Schwäche oder Taubheit einer Körperhälfte
- Kurzfristige Sehstörungen bis hin zum vorübergehenden Erblinden eines Auges
- Vorübergehende Sprachstörungen
- Gangunsicherheit, Gleichgewichtsstörungen, Drehschwindel, plötzliche Stürze
- Erstmals und plötzlich auftretende, extrem starke Kopfschmerzen
- Vorübergehende Bewusstseinsstörungen oder Desorientierung
Bei Verdacht auf Schlaganfall sofort die Rettung rufen!
Je länger ein Schlaganfall unbehandelt bleibt, desto mehr Gehirngewebe geht unwiederbringlich zugrunde. Die besten Chancen auf gute Behandlungsergebnisse bestehen, wenn er bereits eine Stunde nach dem Einsetzen der Symptome zielgerichtet behandelt wird.
Lesen Sie auch: Bewertungen zu Schmidt Staub Frank
Symptome und Beschwerden beim akuten Schlaganfall
Je nach Ort und Schwere der Durchblutungsstörung im Gehirn kann es zu unterschiedlichen Ausfällen und Symptomen verschiedenen Schweregrades kommen. Zu den Funktionsausfällen bei einem Hirnschlag zählen:
- Lähmungen: Es können leichte Lähmungen von Gesicht oder Arm bis hin zur kompletten Lähmung einer Körperhälfte (Halbseitenlähmung) auftreten.
- Sprachstörungen: Die Patient*innen können Gegenstände oder Personen nicht mehr mit den passenden Begriffen oder Namen benennen und/oder sie können nicht mehr verstehen, was andere ihnen sagen.
- Sehstörungen: Die Patient*innen sehen beispielsweise Doppelbilder, ihr Gesichtsfeld kann eingeschränkt sein, auch Blindheit auf einem Auge ist möglich.
- Gefühlsstörungen: Manche Patient*innen haben Taubheitsgefühle in bestimmten Körperregionen, andere Missempfindungen, wie Kribbeln oder eine Berührungsempfindlichkeit.
- Bewusstseinsstörungen bis hin zum Bewusstseinsverlust
Folgende Symptome können einen Schlaganfall begleiten:
- Sehr starke Kopfschmerzen
- Schwindel
- Übelkeit
- Erbrechen
Stroke Unit
Eine "Stroke Unit" ist ein auf akute Schlaganfälle spezialisiertes Zentrum, das an vielen neurologischen und internistischen Kliniken eingerichtet wurde. Die "Stroke Units" gewährleisten eine optimale ärztliche Versorgung von Patient*innen mit Schlaganfall.
Risikofaktoren für einen Schlaganfall
Folgende Faktoren erhöhen das Risiko für einen Schlaganfall:
- Ein bereits erlittener Schlaganfall
- Eine transitorisch ischämische Attacke
- Ein oder mehrere stumme Hirninfarkte
- Hoher Blutdruck
- Hohe Cholesterin- und Zuckerwerte im Blut
- Arteriosklerose (Gefäßverkalkung)
- Andere Krankheiten der Blutgefäße
- Vorhofflimmern
- Diabetes mellitus
- Rauchen
- Starkes Übergewicht
- Bewegungsmangel
- Übermäßiger Alkoholkonsum
Folgen eines Schlaganfalls
Die Folgen von Schlaganfällen sind häufig schwerwiegend und hängen von der Schwere, dem Ort und der Ausdehnung der Durchblutungsstörung sowie vom Zeitpunkt des Therapiebeginns ab. Da die Blutgefäße in der Regel nur eine Gehirnhälfte mit Blut versorgen und diese eine Hirnhälfte für die jeweils gegenüberliegende Körperseite zuständig ist, zeigen sich die Folgen eines Schlaganfalls häufig einseitig.
Lesen Sie auch: Überblick: Frank Elstners Kampf gegen Parkinson
Welche konkreten Folgen auftreten können:
- Einschränkungen der Bewegung und der Koordination der Muskulatur auf einer Körperseite
- Störung des Sprachvermögens und Sprachverstehens (Aphasie) sowie Sprach- und Sprechstörungen (Dysarthrie)
- Schluckstörungen
- Kognitive Störungen
- Sehstörungen
- Aufmerksamkeitsstörung / Neglect
- Affekt- und Antriebsstörungen
- Schwindel, Kopfschmerzen, Schlafstörungen
Diagnostik des Schlaganfalls
Bei Verdacht auf Schlaganfall muss alles möglichst schnell gehen - auch die Diagnostik. Zuerst erfolgt eine neurologische Untersuchung. Danach kann der Neurologe oder die Neurologin meist mit großer Sicherheit die Diagnose „Schlaganfall“ stellen oder auch ausschließen.
Weiterführende Untersuchungen bei einem akuten Schlaganfall:
- Computertomographie (CT) des Kopfes
- Kernspintomographie (Magnetresonanz-Tomographie, MRT)
- Ultraschalluntersuchungen
- Angiographie
- Elektrokardiogramm (EKG)
- Elektroenzephalogramm (EEG)
- Untersuchung des Gehirnwassers (Liquor)
Der FAST-Test
Der FAST-Test ist ein Schnelltest für die Erkennung eines Schlaganfalls, der auch von medizinischen Laien durchgeführt werden kann. Das Merkwort FAST setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der englischen Worte face (Gesicht), arms (Arme), speech (Sprache) und time (Zeit) zusammen.
Der FAST-Test kann auch zu BE-FAST erweitert werden:
- Balance (Gleichgewicht): Ist das Gleichgewicht des oder der Betroffenen gestört?
- Eyes (Augen): Leidet der oder die Betroffene unter plötzlich aufgetretenen Sehstörungen?
Therapie des akuten Schlaganfalls
Ein Schlaganfall ist immer ein Notfall! Ein Apoplex sollte schnellstmöglich am besten in einem auf Schlaganfälle spezialisierten Zentrum, der sogenannten „Stroke Unit“, behandelt werden. Die Akutbehandlung des Hirnschlags hat zum Ziel, das Leben der Betroffenen zu retten und die Folgen des Schlaganfalls so klein wie möglich zu halten.
Je eher die Therapie nach einem Schlaganfall einsetzt, desto besser sind die Aussichten der Patientinnen, dass sich die Spätfolgen wie bleibende Beeinträchtigungen und Behinderungen in Grenzen halten oder die Patientinnen sogar vollständig genesen.
Aphasie nach Schlaganfall
In Deutschland leiden etwa 70.000 Schlaganfallpatienten an einer Aphasie, das heißt einer Sprachstörung. Für die betroffenen Patienten bedeutet die Aphasie oft eine schwere Störung der Kommunikation. Bisher sind Aphasien trotz der Fortschritte moderner Sprachtherapie nur bedingt behandelbar.
Die wissenschaftliche Erforschung der Aphasien begann im 19. Jahrhundert. Im Jahre 1861 beschrieb der französische Arzt Paul Broca erstmalig einen Patienten mit einer erworbenen Sprachstörung aufgrund eines Gehirntumors im linken Stirnlappen. Dieser Patient konnte jahrelang nur noch die Silbe „an“ aussprechen, obwohl er vor seiner Erkrankung mal gesprochen hatte. Sein Sprachverständnis blieb allerdings intakt. Broca nahm daraufhin an, dass die Fähigkeit zur Sprachproduktion im Stirnlappen lokalisiert sei. Das frontale Sprachareal wird deshalb als Broca-Areal bezeichnet, die entsprechende Sprachstörung nennt man Broca-Aphasie.
Kurze Zeit später beschrieb der deutsche Neurologe Karl Wernicke eine komplementäre Störung. Er hatte Patienten beobachtet, die zwar weiterhin flüssig sprechen konnten, deren Sprachverständnis allerdings schwer gestört war. Die Obduktion ergab später eine Lokalisation der Störung im linken Schläfenlappen und das entsprechende Areal wird heute noch als Wernicke-Areal bezeichnet.
Das Wernicke-Lichtheim Modell
Das Wernicke-Lichtheim Modell bildet weiterhin die Basis der klinischen Klassifikation von Aphasien. Eine Schädigung des Broca-Areals führt zur sogenannten motorischen Broca-Aphasie. Die Schädigung des Wernicke-Areals führt zu einer sensorischen Wernicke-Aphasie. Sind beide Areale zerstört, kommt es zu einer vollständigen oder globalen Aphasie. Die Unterbrechung am Bogenbündel führt zu einer Nachsprechaphasie.
Moderne Therapieansätze bei Aphasie
Neue, modellgeleitete Therapieansätze in der Logopädie versprechen bessere Heilungschancen für aphasische Patienten. Unter dem Einfluss moderner kommunikationspsychologischer Theorien wurde der pragmatische Aspekt der Sprache in der modernen Logopädie viel stärker berücksichtigt. So können Aphasiker zum Beispiel angeleitet werden, gezielter Kontext-Hinweise in der Kommunikation zu nutzen. Auch die Tatsache, dass die Prosodie, also Sprachmelodie und Sprachrhythmus, teilweise in unbeschädigten rechtscerebralen Arealen verarbeitet werden, kann durch geeignete Strategien genutzt werden.
Die Integration von neurolinguistischen Modellen in logopädische Therapiekonzepte bedeutet einen weiteren wichtigen Fortschritt bei der Behandlung von Aphasien. Für die Ebene der Einzelwortverarbeitung ermöglicht zum Beispiel das Logogen-Modell diagnostisch das Erstellen eines Störungsprofils, aus dem ein individuell angepasster Therapieplan abgeleitet werden kann. Dadurch können gezielt spezielle Routen der Sprachverarbeitung trainiert werden, um so das vorhandene Kompensationpotential besser auszuschöpfen.
Chronisch progressive Aphasien
Neben den akut beginnenden Aphasien nach Schlaganfällen, die teilweise eine recht gute Prognose haben, gibt es auch chronisch progressive Aphasien bei neurodegenerativen Erkrankungen. So können aphasische Symptome wie zum Beispiel Wortfindungsstörungen das Bild einer Alzheimer Erkrankung prägen, häufig allerdings assoziiert mit anderen kognitiven Defiziten wie Gedächtnisstörungen oder Orientierungsstörungen. Darüber hinaus gibt es die seltenen und sehr viel weniger bekannten primär progressiven Aphasien. Hierbei handelt es sich um Sprachstörungen, die sich isoliert über viele Jahre langsam forschreitend verschlechtern. Die Ursache dieser Erkrankungen ist unbekannt.
Das Beispiel Frank Fritz
Frank Fritz, bekannt aus der Serie "American Pickers", starb im September 2024 im Alter von 58 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls, den er vor mehreren Jahren erlitten hatte. Er hatte sich bereits 2021 aus der Serie zurückgezogen, um sich seinen gesundheitlichen Problemen zu widmen.
Das Beispiel Fritz Wepper
Der TV-Star Fritz Wepper (†82) lebte lange in einem Haus am Tegernsee. Seine Ehefrau Angela (†76) starb 2019 durch einen Treppensturz, bei dem sie eine Hirnblutung erlitt und wenig später nach einem Schlaganfall in einer Klinik verstarb.
Das Beispiel Rainald Grebe
Der Liedermacher und Kabarettist Rainald Grebe musste 2024 alle Auftritte absagen, da er erneut einen Schlaganfall erlitten hatte. Grebe leidet seit 2014 an der Autoimmunerkrankung Vaskulitis, die zu entzündlichen Erkrankungen der Blutgefäße führt und öfter Schlaganfälle verursacht.
Dorothea Sielicki: Ein Beispiel für Rehabilitation nach Schlaganfall
Dorothea Sielicki erlitt einen Schlaganfall im Schlaf und war danach halbseitig gelähmt. Durch harte Arbeit und Rehabilitation konnte sie jedoch einen Großteil ihrer Fähigkeiten zurückgewinnen. Sie trainierte hart mit Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie. Im UKE wurde ihr eine Spezialtherapie verordnet, die Forced-Use-Therapie. Bei dem zehntägigen Intensiv-Training werden bestimmte Regionen im Gehirn stimuliert, damit sie sich neu strukturieren.
tags: #frank #fritz #schlaganfall #ursachen