Frontotemporale Demenz: Prävention und Umgang mit der Erkrankung

Die Frontotemporale Demenz (FTD) ist eine vergleichsweise seltene Form der Demenz, die vor allem durch den Abbau von Nervenzellen im Stirn- und Schläfenlappen des Gehirns gekennzeichnet ist. Dies führt zu Veränderungen in Verhalten, Persönlichkeit und Sprache. Da es derzeit keine Heilung für FTD gibt, rückt die Prävention in den Fokus. Dieser Artikel beleuchtet die Möglichkeiten der Prävention, die Symptome der FTD und gibt Hinweise zum Umgang mit der Erkrankung.

Was ist Frontotemporale Demenz?

Die Frontotemporale Demenz (FTD) ist eine Krankheit, bei der Nervenzellen vor allem im Stirn- und Schläfenbereich des Gehirns absterben. Früher wurde die FTD auch als Morbus Pick bezeichnet, da in den betroffenen Nervenzellen häufig krankhafte Proteine abgelagert werden, die die Zellfunktion stören. Diese Ablagerungen wurden erstmals vom Prager Neurologen Arnold Pick beschrieben und heißen deshalb "Pick'sche Körper". Die Frontotemporale Demenz (FTD) ist eine eher seltene Form der Demenz.

Symptome der Frontotemporalen Demenz

Frontotemporale Demenzen beginnen normalerweise früher als die Alzheimer-Krankheit, durchschnittlich zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr. Die jüngsten Betroffenen erkranken im dritten Lebensjahrzehnt, manche aber auch erst im fortgeschrittenen Alter. Bei fast allen Erkrankten fallen zu Beginn Veränderungen der Persönlichkeit und des zwischenmenschlichen Verhaltens auf. Dazu zählen insbesondere Teilnahmslosigkeit, aber auch Reizbarkeit, Taktlosigkeit und Enthemmung. Bei manchen Patienten zeigen sich ausgeprägte Sprachstörungen vor allem im Sinne von Wortfindungsstörungen und Benennstörungen.

Verhaltensvariante (bvFTD)

Die Verhaltensvariante der Frontotemporalen Demenz (bvFTD) zeigt sich durch tiefgreifende Veränderungen im Verhalten und in der Persönlichkeit. Die erkrankte Person wirkt „anders“, obwohl das Gedächtnis oft noch gut funktioniert. Zu den häufigsten Anzeichen gehören:

  • Enthemmung: Unpassende Bemerkungen, unangemessenes sexuelles Verhalten, Ladendiebstahl oder Berührungen von Fremden.
  • Apathie: Früher Rückzug aus sozialen und beruflichen Aktivitäten, Verlust von Interesse an Beziehungen oder Hobbys.
  • Emotionale Abstumpfung / Empathieverlust: Gleichgültigkeit gegenüber den Gefühlen nahestehender Personen, fehlende Anteilnahme oder Einfühlungsvermögen.
  • Zwanghaftes oder ritualisiertes Verhalten: Wiederholte Handlungen, Horten von Gegenständen oder das tägliche Aufsuchen bestimmter Orte.
  • Verändertes Essverhalten: Zwanghaftes Essen bestimmter Lebensmittel oder übermäßiger Konsum von Wasser oder Alkohol.
  • Fehlende Einsicht: Menschen mit bvFTD sehen häufig nicht ein, dass ihr Verhalten ungewöhnlich ist.

Sprachliche Variante (PPA)

Die Primär Progressive Aphasie (PPA) zeigt sich in drei verschiedenen Formen, je nachdem, welche sprachlichen Fähigkeiten am stärksten eingeschränkt sind:

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  • Semantischer Typ: Menschen mit dieser Form verlieren nach und nach das Verständnis für Wörter.
  • Unflüssiger/agrammatischer Typ: Das Sprechen wird mit der Zeit immer schwieriger. Die Wörter kommen langsamer über die Lippen und das Sprechen klingt oft angestrengt.
  • Logopenischer Typ: Bei dieser Form fällt es den Betroffenen schwer, die richtigen Worte zu finden. Das Sprechen wird langsam und zögerlich, und sie beschreiben Begriffe umständlich, wenn ihnen die passenden Worte fehlen. Im Gegensatz zu den anderen Formen gehört der logopenische Typ nicht zur Frontotemporalen Demenz, sondern zur Alzheimer-Krankheit.

Verlauf der FTD

  1. Zu Beginn unterscheiden sich Menschen mit Frontotemporaler Demenz sowohl deutlich von Menschen mit anderen Demenzen als auch untereinander, je nach Subtyp.
  2. Im späten Stadium gleichen sich die Symptome von FTD und anderen Demenzerkrankungen an.
  3. Im Endstadium benötigen die Erkrankten rund um die Uhr Pflege. Die häufigste Todesursache ist eine Lungenentzündung, die durch eine Schwächung des Immunsystems oder Schluckprobleme verursacht werden kann.

Diagnose der Frontotemporalen Demenz

Die Frontotemporale Demenz wird häufig nicht sofort erkannt. Da es derzeit kein einzelnes Verfahren gibt, das FTD eindeutig nachweisen kann, erfolgt die Diagnose in mehreren Schritten. Dabei ist es wichtig, andere mögliche Ursachen für die Sympome auszuschließen:

  • Anamnese: Die Ärztin oder der Arzt erhebt die Krankengeschichte und prüft grundlegende kognitive Fähigkeiten, zum Beispiel das Gedächtnis.
  • Befragung der Angehörigen: Besonders bei der Verhaltensvariante sind Einschätzungen aus dem Umfeld entscheidend. Denn Erkrankte zeigen oft keine Einsicht in ihre Verhaltensänderungen.
  • Bildgebende Verfahren: Mithilfe von MRT, CT oder FDG-PET können Veränderungen in den Stirn- und Schläfenlappen sichtbar gemacht werden.
  • Neuropsychologische Tests: Diese erfassen spezifische Beeinträchtigungen in Planung, Urteilsvermögen, Sprache oder sozialem Verhalten, die für FTD typisch sind.
  • Genetische Untersuchtungen: Liegen in der Familie weitere Fälle von FTD vor, kann ein Gentest helfen, eine vererbbare Form festzustellen.

Prävention der Frontotemporalen Demenz

Unter Demenzprävention versteht man alle Maßnahmen, die das Risiko einer Demenz-Erkrankung senken können. Da die Erkrankung bislang nicht heilbar ist, ist die Vorbeugung der wirksamste Weg, das Erkrankungsrisiko zu senken. Demenz entsteht durch ein Zusammenspiel von genetischen, biologischen und lebensstilbedingten Faktoren. Während man genetische Einflüsse nicht ändern kann, lassen sich viele Lebensstil- und Umweltfaktoren aktiv beeinflussen.

Lebensstil und Ernährung

  • Regelmäßige Bewegung: Sport hat nachgewiesene positive Effekte auf die Leistungsfähigkeit, Fitness und Stimmung von Erkrankten. Bewegung kann Ängste abbauen, Unruhe mildern und beim Ein- und Durchschlafen helfen.
  • Geistige Aktivität: Aktivitäten, die das Gehirn anregen wirken sich ebenfalls positiv auf den Verlauf von Demenzerkrankungen aus. Gut für die geistige Fitness sind zum Beispiel Brettspiele, Puzzles, Handarbeiten oder Basteln.
  • Soziale Kontakte: Gute Gespräche, gemeinsame Erlebnisse oder einfach Nähe - soziale Kontakte geben Halt und tun dem Gehirn gut.
  • Ausgewogene Ernährung: Die Mittelmeer-Diät, die reich an Antioxidantien, Vitaminen und Mineralstoffen ist, kann das Gehirn schützen. Diese Diät beinhaltet viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukte, gesunde Fette wie Olivenöl und Proteine aus Fisch und Hülsenfrüchten.
  • Vermeidung von Risikofaktoren: Ein gesunder Lebensstil sollte Risikofaktoren wie Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum vermeiden. Regelmäßige ärztliche Untersuchungen und die Behandlung von gesundheitlichen Problemen wie Bluthochdruck oder Diabetes sind ebenfalls wichtig, um das Risiko für FTD zu senken.

Die Rolle von Genetik und Geschlecht

Bei der Frontotemporalen Demenz spielen genetische Faktoren eine größere Rolle als bei anderen Demenzformen. In rund 40 Prozent der Fälle zeigt sich eine familiäre Häufung. Ein Teil dieser familären FTD-Fälle ist tatsächlich durch eine Mutation in einem Gen bedingt. Meist handelt es sich um Mutationen in den Genen C9orf72, GRN oder MAPT. Wird diese genetische Veränderung von einem Elternteil vererbt, hat das Kind eine 50 prozentige Wahrscheinlichkeit, auch an FTD zu erkranken. Wer sich Sorgen um das eigene Risiko macht - zum Beispiel weil es FTD oder ähnliche Erkrankungen in der Familie gibt - kann eine genetische Beratung in Anspruch nehmen.

Frauen sind häufiger von Alzheimer betroffen als Männer - etwa zwei Drittel aller Betroffenen sind weiblich. Studien deuten darauf hin, dass ein sinkender Estradiolspiegel in den Wechseljahren das Alzheimer-Risiko erhöhen könnte. Eine frühzeitig begonnene Hormonersatztherapie (HRT) könnte präventiv wirken, muss aber individuell und ärztlich abgestimmt werden. Männer haben häufiger Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Übergewicht - alles Risikofaktoren für vaskuläre Demenz.

Aktuelle Forschungsergebnisse

Aktuelle Studien zeigen, dass selbst Menschen mit einer genetischen Veranlagung für Frontotemporale Demenz durch einen aktiven Lebensstil profitieren können. Forscher haben herausgefunden, dass ein solcher Lebensstil den funktionellen Abbau verlangsamen kann, selbst wenn das Gehirn bereits degenerative Veränderungen zeigt. Dies könnte darauf hindeuten, dass die kognitive Resilienz durch körperliche und geistige Aktivitäten gestärkt wird.

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Umgang mit der Frontotemporalen Demenz

Das Zusammenleben mit einem Menschen, der an einer Frontotemporalen Demenz erkrankt ist, bedeutet für die Angehörigen eine enorme Belastung. Vor allem sind es die Verhaltensauffälligkeiten, besonders Aggressionen, enthemmtes Verhalten und Unberechenbarkeit der Erkrankten, die den Angehörigen zu schaffen machen. Auch die fehlende Empathie und ein Mangel an Interesse an Angehörigen und Freunden sind oft schwer auszuhalten.

Unterstützung für Angehörige

Der Umgang mit einem Menschen, der an FTD erkankt ist, stellt die Angehörigen meist vor große Herausforderungen. Der Austausch mit anderen hilft dabei, diesen Herausforderungen zu begegnen und Wege des Umgangs zu finden. Bundesweit gibt es rund 35 FTD-Angehörigengruppen. Eine neue Angehörigengruppe richtet sich speziell an Menschen zwischen 18 und 25 Jahren, bei denen ein Elternteil an Demenz erkrankt ist.

Therapie und Behandlung

Die Frontotemporale Demenz ist bisher nicht heilbar. Auch Medikamente, die den Krankheitsverlauf aufhalten oder verlangsamen gibt es leider nicht. Weltweit wird dazu jedoch intensiv geforscht. Manche Symptome - etwa starke Unruhe, Aggression oder zwanghaftes Verhalten - lassen sich mit bestimmten Medikamenten lindern. Durch nicht-medikamentöse Therapieformen, wie sie auch bei Menschen mit Alzheimer-Demenz angewandt werden können einige Symptome der Patienten und Patientinnen gemildert werden.

Herausforderungen im Umgang

Eine der größten Herausforderungen im Umgang mit FTD ist jedoch, dass viele Erkrankte keine Einsicht in die eigene Erkrankung haben. In solchen Momenten ist es wichtig zu wissen: Man kann eine an FTD erkrankte Person nicht vom eigenen Fehlverhalten überzeugen, weil ihr schlicht der innere Maßstab fehlt.

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