Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine durch Zecken übertragene Viruserkrankung, die Entzündungen des Gehirns, der Hirnhäute oder des Rückenmarks verursachen kann. Die FSME-Impfung ist der einzige sichere Schutz vor dieser potenziell gefährlichen Krankheit. In diesem Artikel werden wir das Risiko von Lähmungen im Zusammenhang mit der FSME-Impfung untersuchen, die Wirksamkeit und Sicherheit der Impfung bewerten und die Bedeutung der Impfung in Risikogebieten hervorheben.
Was ist FSME und wie erfolgt die Übertragung?
FSME ist eine Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute, die durch Viren verursacht wird. Die Viren werden hauptsächlich durch Zecken auf den Menschen übertragen. In seltenen Fällen kann man sich auch durch den Verzehr von nicht pasteurisierter Milch von Ziegen, Schafen oder Kühen anstecken. Die Erkrankung tritt vor allem in FSME-Risikogebieten auf, die überwiegend im südlichen Baden-Württemberg und Bayern liegen, aber auch in anderen Teilen Deutschlands und Europas vorkommen.
Symptome und Verlauf der FSME
Die Symptome einer FSME-Erkrankung treten typischerweise in zwei Phasen auf. Zunächst zeigen sich grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und allgemeines Krankheitsgefühl. Für die meisten Betroffenen ist die Erkrankung hiermit überstanden. Bei einem Teil der Erkrankten kommt es nach einer symptomfreien Zeit von bis zu einer Woche zu einer Entzündung der Hirnhäute (Meningitis), des Gehirns (Enzephalitis) oder des Rückenmarks (Myelitis). Schwere Verläufe können zu Lähmungen an Armen und Beinen, Schluck- und Sprechstörungen, Atemlähmungen und starker Schläfrigkeit führen. In etwa 1 % der Fälle verläuft die Erkrankung tödlich.
Die FSME-Impfung: Schutz vor der Krankheit
Die FSME-Impfung ist der wirksamste Schutz vor einer FSME-Erkrankung. Sie wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) allen Personen empfohlen, die sich in FSME-Risikogebieten aufhalten oder dort wohnen und von Zecken gestochen werden könnten. Dies gilt auch für Personen, die in der Forst- oder Landwirtschaft oder im Labor arbeiten und so durch FSME beruflich gefährdet sind.
Wie funktioniert die FSME-Impfung?
Die FSME-Impfung ist eine Schutzimpfung gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis. Der Impfstoff ist ein sogenannter Totimpfstoff. Er besteht aus inaktivierten FSME-Viren. Diese können keine Erkrankung mehr auslösen, aber das Immunsystem aktivieren. Die weißen Blutkörperchen (Abwehrzellen des Körpers) merken sich die charakteristischen Merkmale der FSME-Viren und entwickeln passgenaue (spezifische) Antikörper dagegen. Kommt es später zu einer echten Infektion mit dem FSME-Virus, ist das Immunsystem gewappnet. Es beginnt sofort, die spezifischen FSME-Antikörper in großer Zahl zu produzieren, um den Eindringling zu eliminieren, bevor die Krankheit ausbrechen kann.
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Impfschema und Auffrischimpfungen
Die Grundimmunisierung bei der FSME-Impfung besteht aus drei Injektionen. Nach dem konventionellen Impfschema wird die zweite Impfdosis - je nach Impfstoff - ein bis drei Monate oder zwei Wochen bis drei Monate nach der ersten Impfdosis gegeben. Die dritte Impfdosis folgt je nach Impfstoff fünf bis zwölf Monate oder neun bis zwölf Monate nach der zweiten Impfung.
Der Immunschutz, der mit der vollständigen Grundimmunisierung erworben wird, hält mindestens drei Jahre an. Die 1. Auffrischimpfung erfolgt deshalb in der Regel drei Jahre danach (also nach der 3. Dosis der Grundimmunisierung). Für die weiteren Auffrischimpfungen gilt: Sie erfolgen bei Menschen unter 60 beziehungsweise unter 50 Jahren (je nach Impfstoff) alle fünf Jahre. In beiden Fällen ist bei Überschreiten dieser Altersgrenze eine Auffrischung alle drei Jahre empfohlen.
Mögliche Nebenwirkungen der FSME-Impfung
Wie bei jeder Impfung sind auch bei der FSME-Impfung Nebenwirkungen möglich. Die FSME-Impfung hat allerdings ein geringes Risiko für Nebenwirkungen und wird im Allgemeinen gut vertragen. Daher gehört die FSME-Impfung zu den ungefährlichen Impfungen. Kommt es zu unerwünschten Impfreaktionen, sind sie meist harmlos:
- Am häufigsten verursacht die FSME-Impfung Nebenwirkungen an der Einstichstelle (Rötung, Schwellung, Schmerzen).
- Außerdem kann es in den ersten Tagen nach der Impfung zu allgemeinen Beschwerden kommen, etwa zu erhöhter Temperatur, Fieber, Mattigkeit, Kopf-, Muskel- oder Gelenkschmerzen, Unwohlsein oder Magen-Darm-Beschwerden.
Solche Nebenwirkungen treten meist nur nach der ersten Impfdosis auf, seltener nach weiteren Injektionen. Zudem klingen sie nach kurzer Zeit von allein wieder ab.
Risiko von Lähmungen nach FSME-Impfung
In sehr seltenen Fällen wurden nach der FSME-Impfung Erkrankungen des Nervensystems (einschließlich Lähmungen) beobachtet, meist war das bei Erwachsenen der Fall. Es ist wichtig zu betonen, dass diese Fälle äußerst selten sind und das Risiko einer Lähmung durch die FSME-Erkrankung selbst deutlich höher ist als das Risiko einer Lähmung durch die Impfung.
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Einige Fallberichte deuten auf einen möglichen Zusammenhang zwischen der FSME-Impfung und dem Guillain-Barré-Syndrom (GBS) hin, einer seltenenAutoimmunerkrankung, die zu Muskelschwäche und Lähmungen führen kann. In der EudraVigilance-Datenbank gemeldeter Verdachtsfälle von Arzneimittelnebenwirkungen finden sich zum 12.10.2023 117 Meldungen zu GBS nach Impfung gegen FSME. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass Meldungen von Verdachtsfällen nicht identisch mit Nebenwirkungen sind und die Anzahl von Verdachtsfallmeldungen keinen Rückschluss auf die tatsächliche Häufigkeit der gemeldeten Reaktion in der geimpften Population erlaubt.
Nutzen der FSME-Impfung überwiegt die Risiken
Trotz des geringen Risikos von Nebenwirkungen überwiegt der Nutzen der FSME-Impfung deutlich die Risiken. Die Impfung schützt vor einer potenziell schweren Erkrankung mit möglichen Komplikationen wie Lähmungen, chronischen neurologischen Schäden und sogar Tod. In FSME-Risikogebieten ist die Impfung daher die wichtigste Maßnahme, um sich vor einer FSME-Erkrankung zu schützen.
Weitere Schutzmaßnahmen vor Zeckenstichen
Zusätzlich zur Impfung sollten allgemeine Maßnahmen zum Schutz vor Zeckenstichen beachtet werden:
- Tragen Sie bei Aufenthalten in der Natur geschlossene Kleidung (lange Hosen und Ärmel, Strümpfe, feste Schuhe).
- Verwenden Sie Zecken abweisende Mittel auf unbedeckten Hautstellen und Kleidung.
- Suchen Sie nach dem Aufenthalt im Freien den Körper gründlich nach Zecken ab.
- Entfernen Sie Zecken so schnell wie möglich mit einer Pinzette oder einem speziellen Instrument zur Zeckenentfernung.
FSME-Risikogebiete in Deutschland
In Deutschland gibt es mehrere FSME-Risikogebiete, in denen die Wahrscheinlichkeit einer FSME-Infektion höher ist. Das Robert Koch-Institut (RKI) veröffentlicht jährlich eine aktuelle Karte mit den FSME-Risikogebieten in Deutschland. Die Risikogebiete liegen vorwiegend in Bayern und Baden-Württemberg, aber auch in Teilen von Hessen, Thüringen, Sachsen und Brandenburg.
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