Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, bei dem es auf jede Minute ankommt. Umso wichtiger ist es, die Symptome frühzeitig zu erkennen und sofort zu handeln. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Anzeichen und Symptome eines Schlaganfalls, die Unterschiede zwischen leichten und schweren Schlaganfällen sowie die notwendigen Schritte zur Ersten Hilfe.
Was ist ein Schlaganfall?
Ein Schlaganfall (Apoplex) tritt auf, wenn die Blutversorgung des Gehirns unterbrochen wird. Dies führt zu einer Unterversorgung von Hirnregionen mit Sauerstoff, was zum Absterben von Hirnzellen führt. Es gibt zwei Haupttypen von Schlaganfällen:
- Ischämischer Schlaganfall (Hirninfarkt): Etwa vier von fünf Schlaganfällen sind ischämischer Natur. Hierbei wird ein Blutgefäß im Gehirn durch ein Blutgerinnsel (Thrombus) verschlossen oder verengt, was zu einer Unterversorgung des Hirnareals führt.
- Hämorrhagischer Schlaganfall (Hirnblutung): Seltener kommt es zu einem hämorrhagischen Schlaganfall, bei dem ein Blutgefäß im Gehirn platzt und es zu Einblutungen in das Hirngewebe kommt.
Ziel der Akuttherapie ist es, die Blutversorgung der betroffenen Hirnregionen so schnell wie möglich wiederherzustellen, um bleibende Schäden zu vermeiden.
Schlaganfall-Symptome: Schnell erkennen, schnell handeln
Die Anzeichen eines Schlaganfalls schnell zu erkennen, entscheidet über Rettung oder Verlust von Gehirnzellen, die lebenswichtige Funktionen steuern. Die Symptome können plötzlich auftreten und variieren, je nachdem, welcher Bereich des Gehirns betroffen ist. Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jeder Schlaganfall die gleichen Symptome zeigt.
Die „BE FAST“-Eselsbrücke
Eine einfache und effektive Methode, um sich die wichtigsten Warnzeichen eines Schlaganfalls zu merken, ist die „BE FAST“-Eselsbrücke:
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- B - Balance (Gleichgewicht): Plötzlicher Schwindel und Gleichgewichtsstörungen.
- E - Eyes (Augen): Plötzliche Veränderungen des Sehvermögens.
- F - Face (Gesicht): Gesichtslähmung oder ein hängender Mundwinkel.
- A - Arms (Arme): Armschwäche oder Taubheitsgefühl in einem Arm.
- S - Speech (Sprache): Sprech- und Sprachschwierigkeiten.
- T - Time (Zeit): Jede Minute zählt - sofort den Notruf wählen!
1. Schwindel und Gleichgewichtsstörungen (Balance)
Plötzliches Schwanken, Unsicherheit beim Gehen oder Schwierigkeiten, sich aufrecht zu halten, können auf einen Schlaganfall hinweisen. Betroffene berichten oft von einem Drehschwindel oder Schwankschwindel, begleitet von Gangunsicherheit. Es kann sich anfühlen, als würde jemand einem den Teppich unter den Füßen wegziehen.
2. Veränderungen des Sehvermögens (Eyes)
Eine plötzliche Veränderung der Sehkraft, wie Unschärfe, Doppeltsehen oder Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben, kann ein Warnzeichen sein. Auch ein Schwindelgefühl, bei dem sich die Umgebung dreht, kann auf eine Sehstörung im Zusammenhang mit einem Schlaganfall hindeuten.
3. Gesichtslähmung (Face)
Eine Asymmetrie oder Ungleichmäßigkeit im Gesicht, oft verbunden mit einem Taubheitsgefühl oder Kribbeln auf einer Gesichtshälfte, kann auf eine Gesichtslähmung hindeuten. Ein hängender Mundwinkel oder Schwierigkeiten beim Lächeln sind typische Anzeichen.
4. Armschwäche (Arms)
Plötzliche Schwäche, Taubheit, Kribbeln oder sogar eine Lähmung eines Arms oder Beins, insbesondere auf einer Körperseite, sind deutliche Anzeichen für einen Schlaganfall. Dies kann durch Anheben beider Arme überprüft werden. Wenn ein Arm nach unten fällt oder nicht auf die gleiche Höhe wie der andere bewegt werden kann, sollte sofort gehandelt werden.
5. Sprech- und Sprachschwierigkeiten (Speech)
Probleme beim Sprechen oder Verstehen eines Gesprächs, wie undeutliches Sprechen, Wortfindungsstörungen oder der Verlust der Sprachfähigkeit, können den Beginn eines Schlaganfalls anzeigen. Die betroffene Person sollte einen einfachen Satz wiederholen. Wenn dies nicht deutlich und korrekt gelingt, ist sofortige Hilfe erforderlich. Sprachstörungen können sich in leichteren Fällen als stockende, abgehackte Sprache äußern, aber auch das Verdrehen von Silben oder Verwenden von falschen Buchstaben beinhalten.
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6. Zeit (Time)
„Zeit ist Hirn“ - je schneller eine Person medizinische Hilfe erhält, desto besser sind die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung. Auch wenn die Symptome abklingen, muss sofort der Notruf (112) gewählt werden.
Seltene Schlaganfall-Symptome
Neben den häufigsten Symptomen gibt es auch seltenere Anzeichen, die auf einen Schlaganfall hindeuten können:
- Plötzliche, starke Kopfschmerzen: Einige Betroffene beschreiben diese als die schlimmsten Kopfschmerzen ihres Lebens.
- Schluckbeschwerden: Schwierigkeiten beim Schlucken können ebenfalls ein Symptom sein.
- Bewusstseinsstörungen: In schweren Fällen kann es zu Bewusstseinsverlust kommen.
- Hörsturz: Plötzliche Hörprobleme oder ein vollständiger Hörverlust auf einem Ohr.
- Taube Lippe: Manchmal äußert sich ein Schlaganfall nur durch eine kurzzeitige taube Lippe.
Leichter Schlaganfall (TIA) vs. Schwerer Schlaganfall
Ein leichter Schlaganfall, auch transitorische ischämische Attacke (TIA) oder „Mini-Schlaganfall“ genannt, weist ähnliche Symptome wie ein schwerer Schlaganfall auf. Der Hauptunterschied liegt in der Dauer der Beschwerden. Bei einer TIA klingen die Symptome innerhalb von 24 Stunden wieder ab, oft sogar schon nach wenigen Minuten.
Es ist entscheidend, auch einen leichten Schlaganfall ernst zu nehmen, da er ein Vorbote eines schweren Schlaganfalls sein kann. Eine sofortige Abklärung und Behandlung sind notwendig, um das Risiko eines nachfolgenden Schlaganfalls zu minimieren.
Schlaganfall-Symptome bei Frauen
Nach bisheriger Studienlage gibt es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Schlaganfall-Symptomen bei Männern und Frauen. Allerdings erleiden Frauen häufiger einen Schlaganfall als Männer, was mit spezifischen Risikofaktoren zusammenhängt, denen in der Regel nur Frauen ausgesetzt sind.
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Erste Hilfe bei einem Schlaganfall
Wenn der Verdacht auf einen Schlaganfall besteht, sind folgende Maßnahmen zu ergreifen:
- Notruf wählen (112): Unverzüglich den Rettungsdienst alarmieren und den Verdacht auf Schlaganfall äußern.
- Betroffenen beruhigen: Den Patienten beruhigen und ihm versichern, dass Hilfe unterwegs ist.
- Oberkörper hochlagern: Den Oberkörper des Betroffenen hochlagern, um die Atmung zu erleichtern.
- Enge Kleidung öffnen: Enge Kleidung wie Kragen oder Krawatte öffnen, um die Atmung nicht zu behindern.
- Medikamentenplan bereithalten: Wenn der Patient ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko hat, einen aktuellen Medikamentenplan, die Adresse des Arztes und eine kurze Auflistung der Vorerkrankungen bereithalten.
Schlaganfall-Behandlung
Die Behandlung eines Schlaganfalls zielt darauf ab, die Blutversorgung des Gehirns so schnell wie möglich wiederherzustellen und weitere Schäden zu verhindern. Die Art der Behandlung hängt vom Typ des Schlaganfalls ab:
- Ischämischer Schlaganfall:
- Thrombolyse (Lyse): Medikamentöse Therapie zur Auflösung des Blutgerinnsels. Sie sollte idealerweise innerhalb von 4,5 Stunden nach Beginn der Symptome begonnen werden.
- Thrombektomie: Mechanische Entfernung des Blutgerinnsels mittels Katheter, insbesondere bei Verschluss großer Hirngefäße.
- Hämorrhagischer Schlaganfall:
- Blutdrucksenkung: Maßnahmen zur Senkung des Blutdrucks, um die Ausbreitung der Blutung zu bremsen.
- Operation: Bei ausgedehnten Hirnblutungen kann eine Operation erforderlich sein.
Nach der Akutbehandlung ist eine Frührehabilitation mit Krankengymnastik, Ergo- und Sprachtherapie wichtig, um die Rückbildung neurologischer Ausfälle zu unterstützen.
Risikofaktoren und Prävention
Viele Risikofaktoren für einen Schlaganfall sind beeinflussbar. Dazu gehören:
- Bluthochdruck: Regelmäßige Kontrolle und medikamentöse Einstellung.
- Diabetes mellitus: Gute Blutzuckereinstellung.
- Hoher Cholesterinspiegel: Medikamentöse Behandlung und Ernährungsumstellung.
- Vorhofflimmern: Antikoagulationstherapie zur Vermeidung von Blutgerinnseln.
- Rauchen: Verzicht auf Nikotin.
- Übergewicht: Gewichtsreduktion durch gesunde Ernährung und Bewegung.
- Bewegungsmangel: Regelmäßige körperliche Aktivität.
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