Grüner Tee und Demenzprävention: Ein Überblick über aktuelle Forschungsergebnisse

Demenz stellt eine der größten gesundheitlichen Herausforderungen unserer Zeit dar. Weltweit sind über 55 Millionen Menschen betroffen, und die Zahl steigt stetig. Da es derzeit keine Heilung gibt, konzentriert sich die Forschung zunehmend auf Präventionsstrategien. Ernährung, Bewegung, kognitives Training und soziale Interaktion spielen eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung von Demenzerkrankungen wie Alzheimer. Eine aktuelle Studie deutet darauf hin, dass grüner Tee eine vielversprechende Möglichkeit sein könnte, das Risiko zu senken.

Die potenziellen Vorteile von grünem Tee für die Gehirngesundheit

Grüner Tee ist reich an bioaktiven Substanzen, die potenziell positive Auswirkungen auf den Körper haben. Dazu gehören:

  • Catechine (insbesondere Epigallocatechingallat, EGCG): Diese Antioxidantien bekämpfen freie Radikale, die Zellen schädigen und Entzündungen fördern können.
  • L-Theanin: Diese Aminosäure kann Entspannung fördern, Stress reduzieren und die Konzentrationsfähigkeit verbessern.

Mehrere epidemiologische Studien deuten darauf hin, dass Tee und Kaffee neuroprotektive Wirkungen haben können. Diese Wirkungen werden im grünen Tee auf Epigallocatechingallat (EGCG) zurückgeführt. Bei schwarzem Tee sind es Theaflavine und bei Kaffee Chlorogensäure und Kaffeesäure. Alle diese Inhaltsstoffe haben antioxidative und entzündungshemmende Wirkungen. Grüner Tee und Kaffee enthalten Koffein, Polyphenole und Vitamine, denen neuroprotektive Eigenschaften nachgesagt werden.

Aktuelle Forschungsergebnisse zum Thema grüner Tee und Demenz

Eine aktuelle Studie japanischer Wissenschaftler, veröffentlicht im Fachmagazin "Science of Food", untersuchte den Zusammenhang zwischen dem Konsum von grünem Tee und der Gehirngesundheit bei älteren Erwachsenen. Die Studie wertete Daten der Japan Prospective Studies Collaboration for Aging and Dementia (JPSC-AD) aus, wobei die Datenbasis auf 8.766 Menschen im Alter von 65 Jahren oder höher eingegrenzt wurde, die im eigenen Haushalt lebten und keine Demenz-Diagnose hatten. Rund 92% der ProbandInnen tranken regelmäßig Grünen Tee, 82% regelmäßig Kaffee. Im Detail bedeutet das: Der Median (Interquartilsabstand) für Grünen Tee lag bei 450 (150-750) ml am Tag und für Kaffee bei 150 (rund 43-300) ml. Die Ergebnisse zeigten, dass ein höherer Konsum von grünem Tee mit einem geringeren Volumen von Läsionen der weißen Hirnsubstanz verbunden war. Läsionen der weißen Hirnsubstanz, sogenannte Läsionen (Schädigungen) der weißen Hirnsubstanz, stellen ein Risiko für Alzheimer sowie Demenz im Allgemeinen dar. Im Falle des Grünen Tee-Konsums blieben die Unterschiede im Läsionsvolumen selbst dann signifikant, wenn man ProbandInnen mit MCI, die vielleicht stärker profitieren könnten, aus der Analyse ausschloss (als MCI wird eine leichte kognitive Beeinträchtigung bezeichnet, die eine Vorstufe zur Demenz darstellt).

Konkret analysierten die Wissenschaftler die Daten von knapp 9000 Kaffee- und Teetrinkern älter als 65 Jahre. Für ihre im Fachmagazin „npj Science of Food“ veröffentlichte Studie wollten sie herausfinden, ob grüner Tee oder Kaffee Auswirkungen auf die Gehirngesundheit haben. Alle Teilnehmer füllten einen Fragebogen zur Häufigkeit von Nahrungsmitteln aus, um ihren Konsum von grünem Tee und Kaffee zu erfassen. Je nachdem, wie viel grünen Tee oder Kaffee sie täglich tranken, wurden sie in vier Gruppen eingeteilt: 0 - 200, 201- 400, 401- 600 und mindestens 601 Milliliter (ml). Eine Tasse Tee entsprach etwa 200 ml. Außerdem untersuchten die Forscher die Probanden mittels Magnetresonanztomographie (MRT). Damit ließen sich Schädigungen der weißen Gehirnsubstanz, des Hippocampusvolumen und des Gesamthirnvolumen beurteilen. Ihr Ergebnis: Es gab weniger Schädigungen der weißen Hirnsubstanz bei Grüntee-Trinkern. Wer drei Tassen grünen Tee täglich trank, hatte im Schnitt drei Prozent weniger Läsionen der weißen Substanz im Vergleich zu denjenigen, die eine Tasse pro Tag tranken. Die Vieltrinker mit sieben bis acht Tassen pro Tag hatten sogar sechs Prozent weniger Schädigungen.

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Setzte man den Getränke-Konsum nun ins Verhältnis zur Gehirnbeschaffenheit, zeigte sich: Das Läsionsvolumen, sozusagen die „Verlustmasse“, weißer Hirnsubstanz im Verhältnis zur Gesamtgehirnmasse nahm mit steigendem Konsum von Grünem Tee graduell ab. Studien haben bereits gezeigt, dass dies Entzündungen reduziert. Die wiederum können zu vielen chronischen Erkrankungen sowie einigen Krebsarten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und neurodegenerativen Erkrankungen führen.

Der regelmäßige Genuss von Grünem Tee könnte durchaus eine Maßnahme sein, den Erhalt der eigenen geistigen Gesundheit zu unterstützen. Vor dem Hintergrund dieser Studie wäre er dabei dem täglichen Kaffee vorzuziehen.

Mögliche Mechanismen der Wirkung

Die genauen Mechanismen, durch die grüner Tee die Gehirngesundheit beeinflussen könnte, sind noch nicht vollständig geklärt. Einige mögliche Erklärungen sind:

  • Antioxidative Wirkung: Catechine im grünen Tee können Zellen vor Schäden durch freie Radikale schützen.
  • Entzündungshemmende Wirkung: Grüner Tee kann Entzündungen im Gehirn reduzieren, die zu neurodegenerativen Erkrankungen beitragen können.
  • Blutdrucksenkende Wirkung: Bluthochdruck gilt als Risikofaktor für Läsionen der weißen Hirnsubstanz. Grünem Tee wurde bereits eine blutdrucksenkende Wirkung nachgewiesen. Im Vergleich zu Kaffee enthält er weniger Koffein, welchem wiederum eine eher blutdrucksteigernde Wirkung attestiert wird.

Einschränkungen und zukünftige Forschung

Es ist wichtig zu beachten, dass die bisherigen Studienergebnisse einige Einschränkungen aufweisen. Viele Studien wurden ausschließlich mit älteren Japanern durchgeführt, die spezifische genetische und kulturelle Lebensgewohnheiten aufweisen. Um die Ergebnisse zu bestätigen und zu verallgemeinern, sind internationale Studien mit diversen Teilnehmerpopulationen erforderlich. Da es sich um eine Querschnittsstudie handelte, zeigte sich kein Zusammenhang von Ursache und Wirkung (Kausalzusammenhang). Zudem gab es in ihrer japanischen Kohorte nur wenige Schwarzteetrinker. Die Wirkung von grünem und schwarzem Tee ließ sich daher nicht vergleichen.

Ebenso ist die Zubereitung beider Getränke nicht genormt gewesen, sodass keine klare Aussage über den Gehalt bioaktiver Substanzen im Grünen Tee oder im Kaffee getroffen werden kann. Die Forscher:innen betonen, dass sie zwar keinen kausalen Zusammenhang zwischen dem erhöhten Konsum von grünem Tee und Läsionen der weißen Hirnsubstanz gefunden haben.

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Grüner Tee in den Alltag integrieren

Grüner Tee lässt sich auf vielfältige Weise genießen und leicht in die eigene Routine einbauen. Grüner Tee lässt sich auf vielfältige Weise genießen und leicht in die eigene Routine einbauen. Auch wenn die Forschung noch in den Kinderschuhen steckt, gibt es zahlreiche Indizien dafür, dass grüner Tee die Gehirngesundheit positiv beeinflussen kann.

Weitere Möglichkeiten zur Vorbeugung von Demenz

Abgesehen von grünem Tee gibt es viele weitere Dinge, die Sie tun können, um Ihr Gehirn gesund zu halten:

  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten ist wichtig für die allgemeine Gesundheit und die Gehirnfunktion.
  • Regelmäßige Bewegung: Körperliche Aktivität kann die Durchblutung des Gehirns verbessern und das Wachstum neuer Nervenzellen fördern.
  • Kognitives Training: Geistig anspruchsvolle Aufgaben wie das Lösen von Kreuzworträtseln oder das Erlernen einer neuen Sprache können helfen, das Gehirn fit zu halten.
  • Soziale Kontakte: Kommunikation und Interaktion mit anderen Menschen können das Gehirn vor geistigem Verfall schützen.
  • Vermeidung von Risikofaktoren: Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte und Diabetes können das Demenzrisiko erhöhen.

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