Der Hals ist ein komplexes anatomisches Gebiet, das eine Vielzahl von Muskeln, Nerven und Gefäßen beherbergt. Die Halsmuskulatur spielt eine entscheidende Rolle bei der Bewegung und Stabilisierung des Kopfes und des Halses. Die Nerven des Halses versorgen die Muskeln, die Haut und die Organe in diesem Bereich.
Topographie des Halses
Der Hals bildet mit seinen Strukturen ein Viereck. Die Grenzen umfassen die Mandibula, den oberen Rand der Clavicula, die Mittellinie und den vorderen Rand des Trapezius. Der M. sternocleidomastoideus unterteilt die viereckige Form in ein vorderes und hinteres Dreieck. Die Dreiecke dienen als anatomische Orientierungspunkte für viele wichtige Strukturen, wie z. B. die Karotisscheide und den N. accessorius.
Der Hals wird durch den M. sternocleidomastoideus topografisch in zwei große Bereiche gegliedert: die Regio cervicalis anterior und die Regio cervicalis lateralis. Sie werden durch anatomische Strukturen noch weiter unterteilt in die sogenannten Halsdreiecke. Diese Unterteilung dient dazu, die verschiedenen Komponenten des Halses und ihre Beziehungen zueinander darzustellen. Jedes Halsdreieck (auch Trigonum genannt) beinhaltet diverse Muskeln, Nerven, Gefäße, Lymphgefäße und Organe.
Regio cervicalis anterior
Begrenzungen:
- Posterior: vorderer Rand des M. sternocleidomastoideus
- Lateral: Venter superior des M. omohyoideus und Vorderrand des M. sternocleidomastoideus
Inhalt:
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- Muskeln: infrahyoidale Muskulatur (M. thyrohyoideus, M. sternothyroideus und M. sternohyoideus)
- Gefäße: A. thyroidea superior und inferior, A. carotis communis, A. phrayngea ascendens, V. jugularis interna und V. jugularis anterior
- Nerven: N. laryngeus recurrens, N. vagus und N. hypoglossus
- Organe: Gl. thyroidea, Gll. parathyroideae, Larynx und Pharynx
Regio cervicalis lateralis
Begrenzungen:
- Anterior: hinterer Rand des M. sternocleidomastoideus
- Posterior: vorderer Rand des M. trapezius
- Inferior: Venter inferior des M. omohyoideus
Inhalt:
- Muskeln: M. scalenius anterior, medius und posterior
- Gefäße: A. subclavia, V. jugularis interna, V. jugularis externa, V. subclavia, A. und V. transversa colli
- Nerven: N. accessorius, N. phrenicus, Plexus cervicalis, Truncus sympathicus
- Organe: Nll. cervicales laterales
Halsmuskulatur
Die Nackenmuskulatur macht nur einen kleinen Anteil der Rückenmuskulatur aus. Gleichzeitig erfüllt sie jedoch besonders wichtige Aufgaben. Einerseits stabilisiert sie das Kopfgelenk und sorgt so dafür, dass der schwere menschliche Kopf nicht nach vorne überkippt. Die Nackenmuskulatur ist definiert als eine Gruppe von Muskeln, die gemeinsam die willkürliche Bewegung in den Kopfgelenken steuern. In jedem Fall zählen hierzu die kurzen Nackenmuskeln, Musculi suboccipitales, die ihrem Namen entsprechend unter dem Hinterhaupt liegen. Sie gliedern sich wiederum in zwei Anteile. Die tiefe Nackenmuskulatur entspringt an den ersten beiden Halswirbeln, dem Atlas und dem Axis. Der untere schräg verlaufende Muskel, Musculus obliquus capitis inferior, verbindet die beiden Wirbel miteinander. Die arterielle Blutversorgung der Nackenmuskulatur erfolgt durch die Hinterhauptsarterie, Arteria occipitalis. Das venöse Blut wird im Nacken dem äußeren Venenplexus (Plexus venosus vertebralis externus posterior) zugeführt, der in die Vena vertebralis mündet. Wird nur die Nackenmuskulatur einer Seite angesteuert, so führt die Anspannung der geraden Muskelgruppe und des unteren Schrägmuskels (Musculus obiquus capitis inferior) zu einer Kopfdrehung in die entsprechende Richtung. Eine Kontraktion des oberen Schrägmuskels bewirkt dagegen eine Kopfneigung zur selben Seite. Verspannungen der Nackenmuskulatur entstehen häufig im Rahmen einer übermäßigen Belastung oder Fehlhaltung des Schultergürtels. Durch die enge anatomische und funktionelle Verbindung der Muskelgruppen von Hinterhaupt, Nacken und Schultern entstehen bei muskulärer Dysbalance oft Kompensationsbewegungen, die ihrerseits zu weiteren Beschwerden führen. Unfälle mit großer Krafteinwirkung auf den Hals, wie sie bei einem Schleudertrauma oder einem Sturz mit Wirbelsäulenverletzung vorkommen, können die Nackenmuskulatur ebenfalls beeinträchtigen. Verspannungen der Nackenmuskulatur resultieren oft in einer schmerzhaften Bewegungseinschränkung. Je nach Ausprägung der Verspannung kann der Schmerz auch in den seitlichen Hals oder den Kopf ausstrahlen.
Die Halsmuskulatur lässt sich in verschiedene Gruppen einteilen:
- Suprahyoidale Muskulatur: M. digastricus, M. mylohyoideus und M. stylohyoideus. Die Muskulatur liegt oberflächlich zum M. geniohyoideus.
- Infrahyoidale Muskulatur: M. thyrohyoideus, M. sternohyoideus und M. sternothyroideus.
- Prävertebrale Halsmuskulatur: Der M. rectus capitis lateralis und der M. rectus capitis anterior beugen den Kopf und Hals und stabilisieren das Art. atlantooccipitalis. M. longus capitis und M. longus colli.
- Autochthone Nackenmuskulatur: Diese Muskeln sind entwicklungsgeschichtlich an dem Ort entstanden, wo auch ihre spätere anatomische Lage ist.
Autochthone Nackenmuskulatur
Das tiefe Nackendreieck oder auch Trigonum suboccipitale ist ein aus drei kurzen Nackenmuskeln gebildetes dreieckiges Areal und liegt unter dem Musculus trapezius sowie den Musculi splenis und semispinalis capitis. Die drei Eckpunkte des Dreiecks sind Ursprungs- oder Ansatzpunkte der kurzen Nackenmuskeln. Kaudal wird es gebildet durch den Processus spinosus des Axis, lateral durch den Processus transversus des Atlas und kranial durch die Linea nuchae inferior. Der Musculus obliquus capitis inferior zieht vom kaudalen Punkt zum lateralen, der Musculus obliquus capitis superior verläuft vom lateralen Punkt zum kranialen und der Musculus rectus capitis posterior major vom kaudeln Punkt zum kranialen.
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| Muskel | Ursprung | Ansatz | Funktion | Innervation |
|---|---|---|---|---|
| Musculus rectus capitis posterior minor | Tuberculum posterius des Atlas (1. Halswirbel) | Linea nuchalis inferior des Os occipitale | Einseitige Seitneigung des Kopfes zur gleichen Seite; Beidseitige Dorsalextension des Kopfes | Ramus posterior des Spinalnerven C1 (= Nervus suboccipitalis) |
| Musculus obliquus capitis superior | Processus transversus des Atlas | Laterales Drittel der Linea nuchalis inferior des Os occipitale | Einseitige Seitneigung des Kopfes zur gleichen Seite; Beidseitige Dorsalextension des Kopfes | Ramus posterior des Spinalnerven C1 (= Nervus suboccipitalis) |
| Musculus rectus capitis posterior major | Processus spinosus des Axis (2. Halswirbel) | Unterhalb der Linea nuchalis inferior des Os occipitale | Einseitige Seitneigung des Kopfes zur gleichen Seite; Beidseitige Dorsalextension des Kopfes | Ramus posterior des Spinalnerven C1 (= Nervus suboccipitalis) |
| Mm. intertransversarii | verbinden die Procc. transversi der Halswirbel | verbinden die Procc. transversi der Halswirbel | ermöglichen eine seitliche Beugung des Halses | Äste der Spinalnerven |
| Mm. levatores costarum | Procc. transversi der Halswirbel C7 und Brustwirbel Th1 | Rippen 1 und 2 | Heben der Rippen; unterstützen die Inspiration; Seitneigung der Halswirbelsäule | Interkostalnerven |
| M. splenius capitis und M. splenius cervicis | Procc. spinosi der unteren Halswirbel und oberen Brustwirbel | Os occipitale und Procc. transversi der oberen Halswirbel | Einseitige Kontraktion: Drehung und Neigung des Kopfes zur gleichen Seite; Beidseitige Kontraktion: Extension des Kopfes | Dorsale Äste der Spinalnerven |
| Mm. semispinales cervicis | Procc. transversi der unteren Halswirbel und oberen Brustwirbel | Procc. spinosi der oberen Halswirbel und des Os occipitale | Extension und Rotation der Halswirbelsäule | Dorsale Äste der Spinalnerven |
Nicht-autochthone Nackenmuskulatur
Platysma: Das Platysma verläuft oberflächlich zum M. sternocleidomastoideus.
- Ursprung: Faszie der Brust- und Schultermuskulatur
- Ansatz: Unterkieferrand, Haut des unteren Gesichts
- Funktion: Zieht die Mundwinkel nach unten, spannt die Haut des Halses
- Innervation: N. facialis (VII)
M. sternocleidomastoideus: Der obere Rand der Clavicula dient als Ursprung des M. sternocleidomastoideus. Der untere Rand der Klavikula ist der Ansatz für den M. sternocleidomastoideus.
- Ursprung: Manubrium sterni, Clavicula
- Ansatz: Processus mastoideus, Linea nuchalis superior
- Funktion: Einseitig: Lateralflexion und Rotation des Kopfes; Beidseitig: Beugung des Halses
- Innervation: N. accessorius (XI), Plexus cervicalis (C2-C3)
Nerven des Halses
Die Nerven des Halses lassen sich in verschiedene Gruppen einteilen:
- Hirnnerven: Einige der zwölf Hirnnerven verlaufen durch den Hals und innervieren dort verschiedene Strukturen.
- Spinalnerven: Die Spinalnerven des Halses bilden den Plexus cervicalis und versorgen die Haut, die Muskeln und die Gelenke des Halses.
- Autonomes Nervensystem: Das autonome Nervensystem reguliert die unwillkürlichen Funktionen des Körpers, wie z. B. die Herzfrequenz, die Atmung und die Verdauung.
Hirnnerven
Die zwölf Hirnnerven haben verschiedene Qualitäten.
| Hirnnerv | Bezeichnung | Qualität |
|---|---|---|
| 1. | Nervus olfactorius (Riechnerv) | sensorisch |
| 2. | Nervus opticus (Sehnerv) | sensorisch |
| 3. | Nervus oculomotorius (Augenmuskelnerv) | parasympathisch-motorisch |
| 4. | Nervus trochlearis (Augenmuskelnerv) | motorisch |
| 5. | Nervus trigeminus (Drillingsnerv, Trigeminus) | sensibel-motorisch |
| 6. | Nervus abducens (Augenmuskelnerv) | motorisch |
| 7. | Nervus facialis (Gesichtsnerv, Fazialis) | sensorisch-parasympathisch-motorisch |
| 8. | Nervus vestibulocochlearis (Hör- und Gleichgewichtsnerv) | sensorisch |
| 9. | Nervus glossopharyngeus (Zungen-Rachen-Nerv) | sensorisch-parasympathisch-motorisch |
| 10. | Nervus vagus („umherschweifender“ Nerv, Vagus) | sensorisch-parasympathisch-motorisch |
| 11. | Nervus accessorius (Hals- oder Beinerv) | motorisch |
| 12. | Nervus hypoglossus (Zungennerv) | motorisch |
Einige der Hirnnerven, die durch den Hals verlaufen, sind:
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- Nervus accessorius (XI): Der Nervus accessorius versorgt rein motorisch den Kopfnicker-Muskel (Musculus sternocleidomastoideus) und den Trapezmuskel (M. trapezius). Ersterer sitzt seitlich am Hals und setzt am Schlüsselbein an. Der Trapezmuskel liegt zwischen Schulter und Wirbelsäule.
- Nervus hypoglossus (XII): Der Nervus hypoglossus versorgt die gesamte Zungenmuskulatur.
- Nervus vagus (X): Der Nervus vagus versorgt mit seinen motorischen Anteilen das Gaumensegel, die Atemwege sowie die oberen Speisewege. Mit seinen sensiblen Anteilen versorgt er den äußeren Gehörgang, den Kehlkopf, die Luftröhre, den unteren Rachen, die Speiseröhre, die Lunge, den Magen, das Herz, die Leber, die Niere, die Milz und viele Gefäße. Der Dickdarm wird nur zum Teil vom Nervus vagus versorgt.
Spinalnerven
Die Spinalnerven des Halses bilden den Plexus cervicalis. Der Plexus cervicalis ist ein Nervengeflecht, das aus den ventralen Ästen der Spinalnerven C1-C4 gebildet wird. Er versorgt die Haut, die Muskeln und die Gelenke des Halses.
Einige der wichtigsten Äste des Plexus cervicalis sind:
- Nervus occipitalis minor: Der Nervus occipitalis minor ist ein sensibler Nervenast des Plexus cervicalis. Er innerviert die Haut des Hinterkopfes.
- Nervus auricularis magnus: Der Nervus auricularis magnus ist ein sensibler Nervenast des Plexus cervicalis. Er innerviert die Haut der Ohrmuschel und der seitlichen Kopfhaut.
- Nervi supraclaviculares: Die Nervi supraclaviculares sind sensible Nervenäste des Plexus cervicalis. Sie innervieren die Haut des Schlüsselbeinbereichs und der Schulter.
- Nervus transversus colli: Der Nervus transversus colli ist ein sensibler Nervenast des Plexus cervicalis. Er innerviert die Haut des vorderen Halsbereichs.
- Nervus phrenicus: Der Nervus phrenicus ist ein motorischer und sensibler Nervenast des Plexus cervicalis. Er innerviert das Zwerchfell und das Perikard.
Autonomes Nervensystem
Das autonome Nervensystem reguliert die unwillkürlichen Funktionen des Körpers. Im Halsbereich verlaufen die Halssympathikus-Ganglien, die Teil des Truncus sympathicus sind. Diese Ganglien sind für die Innervation von Kopf, Hals und Thorax zuständig.
Klinische Bedeutung
Verschiedene Erkrankungen können die Halsmuskulatur und die Nerven des Halses betreffen. Einige Beispiele sind:
- Torticollis: Torticollis ist ein Symptom und beschreibt eine asymmetrische Kopf- oder Nackenposition aufgrund von Traumata, Muskeltonusstörungen, angeborener Muskelverskürzung oder Tumoren.
- HWS-Syndrom: Bei der Halswirbelsäulenkrankheit oder auch dem HWS-Syndrom werden mehrere unterschiedliche Beschwerdebilder beschrieben, die von der Nacken- bis Schulter- und Armregion ausgehen. Je nach Verlauf, Lokalisation und Schmerzausstrahlung gibt es verschiedene HWS-Syndrome. Sie können in Verbindung mit neurologischen Störungen auftreten. Dabei kommt es zu Hals- und/oder Nackenschmerzen mit häufiger Ausstrahlung in den Arm, Schwindel, Kopfschmerzen, Sehstörungen oder auch Parästhesien. Therapeutisch wird durch Physiotherapie oder Thermotherapie geholfen.
- Nackenschmerzen: Nackenschmerzen sind ein häufiges Beschwerdebild, jedoch weisen sie selten auf eine ernsthafte Erkrankung hin. Bei den herkömmlichen Nackenschmerzen durch Fehlhaltung, Fehlbelastung und verspannten Muskeln helfen Massagen, Wärmepackungen oder bestimmter Ausdauersport wie das Rückenschwimmen oder Laufen. Um eine genaue Diagnose festzulegen, muss also eine genaue körperliche Untersuchung, auch mit Röntgen, MRT (Magnetresonanztomografie) oder Computertomografie durchgeführt werden.
- Schleudertrauma: Bei einem Schleudertrauma kommt es zu einer ruckartigen, nicht selbst gesteuerten Bewegung des Kopfes, wodurch die Muskeln und Bandstrukturen im Nacken massiv gedehnt werden. In der Folge entstehen meist Verhärtungen und Verspannungen, die mit einer vorübergehende Steilstellung der Halswirbelsäule einher gehen.
- Halsvenenstauung (JVD): Die Halsvenenstauung dient der klinischen Bestimmung des Blutdrucks im Venensystem. Das Vorhandensein einer Halsvenenstauung kann bei der Differenzierung verschiedener Formen von Herz- und Lungenerkrankungen hilfreich sein. Ausschlaggebend dabei ist der Grad der Dehnung der V. jugularis externa beim Durchqueren des M. sternocleidomastoideus.
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