Cholesterin ist ein lebensnotwendiges Fett, das in unseren Zellwänden vorkommt und für zahlreiche Stoffwechselprozesse, wie die Bildung von Hormonen und Vitamin D, unerlässlich ist. Problematisch wird es erst, wenn das Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Cholesterinarten gestört ist, insbesondere das Verhältnis zwischen HDL- und LDL-Cholesterin.
Die Rollen von HDL- und LDL-Cholesterin
HDL-Cholesterin, oft als "gutes Cholesterin" bezeichnet, transportiert überschüssiges Cholesterin zurück zur Leber, wo es abgebaut wird. Dieser Prozess schützt Herz und Blutgefäße vor Ablagerungen. LDL-Cholesterin hingegen wird häufig als "schlechtes Cholesterin" bezeichnet, da es sich in den Gefäßwänden ablagern und so das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen kann.
Wie Cholesterin das Demenzrisiko beeinflusst
Hohe Cholesterinwerte, insbesondere im mittleren Lebensalter (40 bis 60 Jahre), können das Risiko, später an Demenz zu erkranken, erhöhen. Dieser Zusammenhang wird auf verschiedene Mechanismen zurückgeführt:
- Im Gehirn: Ein hoher LDL-Spiegel kann die Ablagerung der Proteine Amyloid-beta und Tau fördern, die typische Merkmale der Alzheimer-Krankheit sind. LDL-Cholesterin kann sich im Gehirn anlagern und die Entstehung von Amyloid-Plaques begünstigen.
- In den Gefäßen: Zu viel LDL-Cholesterin schädigt die Blutgefäße und erhöht das Risiko für Schlaganfälle, was wiederum zu vaskulärer Demenz führen kann.
Die Lancet Commission on Dementia bestätigte 2024, dass Menschen mit dauerhaft hohen LDL-Werten in der Lebensmitte ein messbar höheres Risiko für Demenz haben. Studien zeigen jedoch auch, dass eine gute Behandlung, sei es durch Lebensstiländerungen oder Medikamente, dieses Risiko deutlich senken kann.
Aktuelle Forschungsergebnisse
Eine aktuelle Analyse aus Korea deutet darauf hin, dass Menschen mit besonders niedrigen LDL-Werten seltener an Demenz erkranken, selbst wenn sie Cholesterinsenker einnehmen. Die Studie ergab, dass Personen mit LDL-Werten unter 70 Milligramm pro Deziliter ein um 26 Prozent geringeres Risiko hatten, an Demenz zu erkranken, verglichen mit einer Referenzgruppe mit Werten über 130 Milligramm pro Deziliter. Für Alzheimer-assoziierte Demenz (ADRD) lag die Risikoreduktion sogar bei 28 Prozent. Probanden mit noch niedrigeren LDL-Werten (unter 55 Milligramm pro Deziliter) hatten ein um 18 Prozent geringeres Risiko. Auch die Einnahme von Statinen hatte einen zusätzlichen Schutzeffekt.
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Eine Studie vom Universitätsklinikum Kopenhagen zeigt, dass sehr hohe Konzentrationen an HDL-Cholesterin mit einem erhöhten Demenzrisiko assoziiert sein könnten und als Biomarker zur Früherkennung gefährdeter Patienten dienen könnten. Die Forscher um Dr. Emilie Kjeldsen analysierten die Daten von fast 112.000 Teilnehmern und stellten fest, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Demenz bei HDL-Plasmaspiegeln jenseits der 95. Perzentile deutlich anstieg.
Familiäre Hypercholesterinämie und Demenzrisiko
Eine Studie des Oslo University Hospital untersuchte, ob Patienten mit familiärer Hypercholesterinämie ein erhöhtes Demenzrisiko haben und ob eine Statin-Therapie dieses Risiko beeinflusst. Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass Menschen mit familiärer Hypercholesterinämie kein erhöhtes Demenzrisiko im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung haben und dass eine Statin-Therapie das Demenzrisiko ebenfalls nicht zu beeinflussen scheint. Allerdings sind Limitationen der Studie das relativ junge Alter der Teilnehmenden.
Schwankende Cholesterinwerte als Risikofaktor
Eine Studie aus Australien untersuchte die Blutfettwerte von fast 10.000 Personen und fand heraus, dass nicht der durchschnittliche Cholesterinspiegel, sondern die Schwankungen der Werte einen stärkeren Einfluss auf das Demenzrisiko haben. Personen mit starken Ausschlägen beim Gesamtcholesterin wiesen ein bis zu 60 Prozent höheres Demenzrisiko auf, während beim LDL-Cholesterin das Risiko um bis zu 48 Prozent stieg. Die Studienautoren vermuten, dass wiederkehrende Veränderungen im Cholesterinspiegel die Blutgefäße im Gehirn schädigen, Entzündungen auslösen oder Ablagerungen begünstigen könnten, was die Sauerstoffversorgung des Gehirns einschränken und negative Folgen für das Gedächtnis und andere kognitive Fähigkeiten haben könnte.
Was Sie für gesunde Cholesterinwerte tun können
Cholesterinwerte lassen sich beeinflussen, wodurch auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Demenz gesenkt werden kann. Folgende Maßnahmen können dazu beitragen, den LDL-Spiegel zu senken und das HDL-Cholesterin zu stärken:
- Ernährung bewusst auswählen: Weniger gesättigte Fette (z. B. in Wurst, Butter, fettem Käse) und stattdessen häufiger pflanzliche Öle, Nüsse, Hülsenfrüchte und Fisch. Achten Sie bei Ihrer Fettauswahl auf Qualität und Quantität der Fett-Quellen. Zu bevorzugen sind mehrfach ungesättigte Fettsäuren (FS) aus Fisch und Pflanzenölen wie Lein-, Walnuss- und Rapsöl. Erhöhen Sie Ihre Ballaststoffzufuhr. Reduzieren Sie die Zufuhr schnell verfügbarer Kohlenhydrate.
- Regelmäßig bewegen: Bereits 30 Minuten moderate Bewegung am Tag - etwa Spazierengehen, Radfahren oder Schwimmen - verbessern den Fettstoffwechsel.
- Auf Rauchen und Alkohol verzichten: Dies entlastet Herz und Gefäße.
- Gewicht im Blick behalten: Schon eine moderate Gewichtsabnahme kann LDL senken.
Bei manchen Menschen spielen auch genetische Faktoren eine Rolle. Wenn Lebensstilmaßnahmen allein nicht genügen, können Medikamente - meist Statine - sinnvoll sein. Wichtig bleibt, die Cholesterinwerte regelmäßig überprüfen zu lassen. Je früher man beginnt, desto stärker lässt sich vorbeugen.
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Die Rolle von Statinen
Die Studie aus Korea deutet darauf hin, dass die Einnahme von Statinen einen eigenständigen Schutzeffekt hat und das Risiko für Demenzformen bei Statin-Nutzern reduziert. Andere Studien zeigen jedoch, dass eine Statin-Therapie bei Patienten mit familiärer Hypercholesterinämie das Demenzrisiko möglicherweise nicht beeinflusst.
Weitere Risikofaktoren für Demenz
Neben Cholesterin gibt es weitere Risikofaktoren für Demenz, die beeinflussbar sind. Die Lancet-Kommission hat für Demenz zwei neue Risiko-Faktoren identifiziert, gegen die man vorgehen kann: Sehschwäche und zu hohe Cholesterinwerte. Hirntraumata sind auch ein wichtiger Faktor.
Prävention von Demenz
Ein gesunder Lebensstil wirkt sich nicht nur positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus, sondern kann auch das Risiko für Erkrankungen wie Demenz senken. Eine ausgewogene Kost, etwa die Mittelmeerküche mit viel frischem Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten, Nüssen und pflanzlichen Ölen, wirkt entzündungshemmend und schützt die Gefäße.
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