Die Diagnose Multiple Sklerose (MS) hat einen großen Einfluss auf den Alltag der Betroffenen. Obwohl die Medizin in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht hat, ist MS bisher unheilbar. Daher ist es umso wichtiger, dass Menschen mit MS lange Zeit selbstständig und aktiv bleiben. Dieser Artikel bietet einen detaillierten Überblick über MS und die verschiedenen Hilfsmittel, die den Alltag erleichtern können.
Was ist Multiple Sklerose?
Multiple Sklerose ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, oft mit MS abgekürzt. Sie ist eine chronisch-entzündliche Krankheit, bei der das Immunsystem die Nervenfasern angreift, die für die Impulsweiterleitung wichtig sind. Dies beeinträchtigt die Mobilität der Betroffenen im Laufe der Zeit. MS ist zwar unheilbar, aber nicht zwangsläufig tödlich.
Die "Krankheit mit den 1000 Gesichtern"
MS wird oft als die "Krankheit mit den 1000 Gesichtern" bezeichnet, da es verschiedene Arten von MS gibt.
- Schubförmig remittierende MS (RRMS): Bei etwa 85 % der Betroffenen tritt MS phasenweise auf. Nach einem Schub, der den Zustand des Patienten verschlechtert, bilden sich die Symptome zurück. Die Dauer der Schübe variiert von einigen Tagen oder Wochen bis zu mehreren Monaten. Bei etwa zwei Dritteln der MS-Betroffenen geht die RRMS nach 15 bis 20 Jahren in die sekundär progrediente MS (SPMS) über.
- Primär progrediente MS (PPMS): Diese intensive Form betrifft etwa 15 % der MS-Patienten. Es gibt kaum oder keine Schübe und keine Rückkehr in den normalen Zustand.
Symptome von Multipler Sklerose
Die ersten, oft leichteren Symptome treten meist im Alter zwischen 20 und 40 Jahren auf. Dazu gehören:
- Taubheitsgefühle in Fingern, Armen und Beinen
- Prickeln
- Sehprobleme
- Lähmungen
- Beeinträchtigungen des Sprechens und des Verdauungssystems
Es ist wichtig zu beachten, dass die Symptome von Person zu Person unterschiedlich sein können und sich im Laufe der Zeit ändern können. Wenn Sie eines oder mehrere dieser Symptome bemerken, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Es ist auch wichtig zu beachten, dass nicht alle Symptome auf MS hinweisen müssen und dass andere Erkrankungen ähnliche Symptome verursachen können.
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Krankheitsverlauf von Multipler Sklerose
Der Krankheitsverlauf von MS kann sehr unterschiedlich sein und ist bei jedem Betroffenen individuell. Es gibt jedoch einige typische Verlaufsformen, die aufgrund der Symptome und des Fortschreitens der Erkrankung unterschieden werden können.
Unabhängig von der Verlaufsform kann es im Laufe der Erkrankung zu einer Zunahme von körperlichen Beeinträchtigungen kommen, wie beispielsweise Lähmungen, Sehstörungen oder Fatigue. Auch psychische Symptome wie Depressionen oder Angstzustände können auftreten.
Behandlungsmethoden bei Multipler Sklerose
In den letzten Jahren gab es enorme Fortschritte bei der Behandlung von MS. Medikamentöse Therapien zielen darauf ab, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und Symptome zu lindern. Zu den bekanntesten Medikamenten zählen Interferone, die das Immunsystem beeinflussen und Entzündungen hemmen. Auch Immunsuppressiva, die das Immunsystem unterdrücken, kommen bei MS zum Einsatz. Ferner gibt es auch spezielle Medikamente wie Fingolimod oder Natalizumab, die gezielt auf bestimmte Mechanismen im Körper wirken und so den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen können.
Für MS-Betroffene ist ein aktives Leben mit viel Bewegung sehr wichtig. Dazu zählen Sportarten wie Schwimmen oder Walking. Regelmäßige Krankengymnastik trainiert das Gleichgewicht. Neben der Medikation spielen Hilfsmittel eine wichtige Rolle im Alltag.
Hilfsmittel im Alltag von MS-Betroffenen
Je nach Erkrankungsgrad und Zustand des MS-Patienten kommen unterschiedliche Hilfsmittel zum Einsatz. Während eines Schubs sind Betroffene zeitweise auf Gehhilfen oder Rollstühle angewiesen.
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Mobilitätshilfen
- Rollstühle: Leichte und gut transportierbare Rollstühle eignen sich, um sie schnell im Auto zu verstauen. Bei der schweren Form PPMS ist der Rollstuhl oft unerlässlich. Wenn die Arme nicht mehr für den eigenständigen Antrieb zur Verfügung stehen, sollte ein elektrischer Rollstuhl in Betracht gezogen werden, der via Joystick mit einer Hand gesteuert wird. Falls auch dies Probleme bereitet, kann der E-Rollstuhl mit dem Kinn gesteuert werden. Der elektrische Rollstuhl hat den Vorteil, dass MS-Betroffene nicht auf die Hilfe einer anderen Person angewiesen sind.
- Elektromobile: Elektromobile bringen Menschen zügig von A nach B und verfügen über eine beeindruckende Reichweite. Im Gegensatz zu einem elektrischen Rollstuhl verfügt das E-Mobil über vier Reifen und einen Lenker. Da die Mobile auch in der Öffentlichkeit genutzt werden können, besitzen sie alle notwendigen Sicherheitsmerkmale.
- Gehstöcke und Rollatoren: Diese Hilfsmittel können dazu beitragen, das Gleichgewicht zu verbessern und Stürze zu verhindern. Sie bieten auch Unterstützung beim Gehen oder Stehen und ermöglichen es dem Patienten, längere Strecken zurückzulegen.
- Orthopädische Hilfsmittel: Orthopädische Hilfsmittel können bei Multipler Sklerose helfen, indem sie die Mobilität und Unabhängigkeit des Patienten verbessern. Es gibt eine Vielzahl von orthopädischen Hilfsmitteln, die auf die Bedürfnisse von MS-Patienten zugeschnitten sind.
VELA-Stühle: Mehr Lebensqualität im Alltag
Ein VELA-Stuhl kann einige der Unannehmlichkeiten lindern, die mit MS einhergehen, darunter Gleichgewichtsstörungen, Müdigkeit, Gehschwächen und Kraftlosigkeit. Diese Stühle unterstützen Patienten im betreuten Wohnen oder in den eigenen vier Wänden, die Hürden des Alltags sicher und selbstständig zu meistern.
VELA-Stühle bieten:
- Mobilität im Sitzen
- Mehr Sicherheit
- Einfache Bedienung
- Bequemlichkeit und Halt
Die Stühle ermöglichen es, den Herausforderungen im Leben mit MS gut und flexibel zu begegnen. Sie sind individuell anpassbar, um den Bedürfnissen gerecht zu werden.
Funktionen der VELA-Stühle:
- Leichtgängige Rollen, mit denen man sich im Sitzen durch den Raum schieben oder "gehen" kann.
- Eine elektrische Höhenverstellung, die es ermöglicht, die Sitzhöhe auf Knopfdruck anzupassen.
- Eine stabile Zentralbremse, die den notwendigen Halt in jeder Position bietet.
- Armlehnen, die zusätzlichen Halt beim Aufstehen, Hinsetzen, Umziehen oder in der Bewegung bieten.
- Höhe und Neigung von Sitz und Rückenlehne sind auf Knopfdruck anpassbar.
- Sitze und Rückenlehnen können mit verschiedenen Arten von Schaumstoff ausgestattet werden, um Schmerzen beim Sitzen vorzubeugen.
- Eine extra-hohe Rückenlehne und integrierte Seitenstützen bieten die nötige Unterstützung.
- Eine Kopfstütze ist möglich, um den Nacken zusätzlich zu entspannen.
VELA-Stühle sind einfach zu bedienen und können mit einfach zu bedienenden Schaltern und großen Griffen ausgestattet werden, wenn man über wenig Kraft in Händen und Fingern verfügt.
Hilfsmittel für Essen und Trinken
Gefühlsstörungen, Taubheit oder Kribbeln an Armen, Beinen und Rumpf schränken Bewegungen des täglichen Lebens ein. Das Essen wird zur Herausforderung - besonders dann, wenn zusätzlich Sehstörungen auftreten, die das Kontrast- und Scharfsehen einschränken.
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- Spezielles Geschirr: Geschirr mit farbigen Rändern sorgt durch den deutlichen Kontrast zur weißen Tellerinnenfläche und zum Esstisch für bessere Orientierung. Die Teller, Schalen, Becher und Brettchen zeichnen sich durch ihre intuitive Handhabung aus.
- Funktionale Becher und Tassen: Farbenfrohe und funktionale Becher und Tassen gleichen krankheitsbedingte Beeinträchtigungen aus und fördern selbstständiges Trinken - ohne zu stigmatisieren.
- ORNAMIN Multiple Sklerose-Geschirr: Dieses Geschirr besitzt unsichtbar im Design versteckte Hilfsfunktionen, die selbstständiges Essen und Trinken mit körperlichen Beeinträchtigungen ermöglichen.
Alltagshilfen für den Haushalt
Auch im Haushalt gibt es viele Hilfsmittel, die den Alltag erleichtern können:
- Anti-Rutsch-Streifen: Spezielle "Anti-Rutsch-Streifen" für Fliesen, Wannen und Treppenstufen helfen, Stürze im Badezimmer oder im Hauseingang zu vermeiden.
- Mobile Rampen: Mithilfe einer mobilen Rampe können niedrige Stufen überwunden werden.
- Haltegriffe, Lifter und Wanneneinstiegshilfen: Diese Hilfsmittel erleichtern den Ein- und Ausstieg in die Badewanne.
- Sitzhocker für die Dusche und rutschfeste Einlagen: Sie verringern die Gefahr, in der Dusche hinzufallen.
- Toilettensitzerhöhungen: Sie helfen beim Aufstehen und Hinsetzen.
- Aufstehhilfen: Sie mobilisieren bei Einschränkungen in den unteren Extremitäten und vermeiden körperliche Anstrengungen.
- Kehrgeräte mit langem Stiel: Sie erleichtern das Putzen und Geschirrspülen, wenn man sich schwer bücken kann.
- Saug- und Fensterputzroboter: Sie unterstützen beim Hausputz.
- Elektrische Bedienhilfen für Türen, Fenster und Rollläden: Sie lassen sich einfach nachrüsten und erleichtern die Bedienung bei eingeschränkter Mobilität oder wenig Kraft in den Händen.
- Stabile Leitertritte und Trittstufen: Sie sind ideale Hilfsmittel, um ein hohes Fach in Schrank oder Regal zu erreichen.
- Greifzangen: Mit ihnen erreicht man Kleidung an den oberen Stangen des Schranks.
- Flaschen- und Glasöffner sowie Tubenausdrücker: Rein praktische Artikel, die den Alltag erleichtern.
Finanzielle Unterstützung und Beratung
Die Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten für Hilfsmittel, die im Hilfsmittelverzeichnis gelistet sind. Für gesetzlich Versicherte ergibt sich in der Regel eine Zuzahlung von 10 Prozent, maximal jedoch 10 Euro. Es ist ratsam, sich vor der Anschaffung eines Hilfsmittels von der Krankenkasse beraten zu lassen und einen Kostenvoranschlag einzuholen.
Zusätzlich zur medizinischen Behandlung und den Hilfsmitteln gibt es auch eine Vielzahl von Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen für Menschen mit MS und ihre Angehörigen. Diese bieten Unterstützung und Informationen zu allen Fragen rund um die Erkrankung.
Der Weg zum passenden Hilfsmittel
- Bedarf erkennen: Welche Einschränkungen bestehen im Alltag?
- Marktübersicht verschaffen: Welche Hilfsmittel gibt es?
- Individuelle Eignung und medizinische Notwendigkeit feststellen (lassen): Welches Hilfsmittel ist am besten geeignet?
- Zuständigkeit / Kostenträger prüfen: Wer übernimmt die Kosten?
- Verordnung anfordern / Antrag stellen (ggf. mit Kostenvoranschlag): Den Antrag bei der Krankenkasse oder Pflegekasse stellen.
- Genehmigung / Ablehnung abwarten: Nicht vor der Genehmigung das Hilfsmittel kaufen.
- Hilfsmittel kaufen / ggf. anpassen lassen: Das Hilfsmittel an die individuellen Bedürfnisse anpassen lassen.
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