Hirnhautentzündung: Symptome, Risiken und wann Sie einen Arzt aufsuchen sollten

Die Hirnhautentzündung, auch Meningitis genannt, ist eine Entzündung der Hirnhäute (Meningen) und/oder der Rückenmarkshäute. Diese bindegewebigen Hüllen umschließen Gehirn und Rückenmark und schützen das zentrale Nervensystem. Die Entzündung kann akut oder chronisch verlaufen und wird durch verschiedene Erregergruppen wie Viren, Bakterien, Pilze oder Parasiten ausgelöst. Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwa 5.000 bis 10.000 Menschen an einer Hirnhautentzündung.

Ursachen der Hirnhautentzündung

Eine Meningitis kann durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden, wobei die häufigsten Auslöser Viren und Bakterien sind. Seltener sind Pilze oder Parasiten die Ursache. Die Erreger können über die Atemwege oder auf anderen Wegen in den Blutstrom gelangen und sich über den Blutkreislauf zu den Hirnhäuten ausbreiten, wo sie eine Entzündung auslösen.

Virale Meningitis

Die virale Meningitis wird meistens durch Viren ausgelöst. Viele verschiedene Viren können als Auslöser in Frage kommen, darunter:

  • Arboviren: Diese werden durch Zecken oder Mücken übertragen, besonders häufig ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).
  • Varizella-Zoster-Virus: Verursacht Erkrankungen wie Windpocken.
  • Coxsackie-Viren: Können die Hand-Fuß-Mund-Krankheit auslösen.
  • SARS-CoV-2: Der Erreger von COVID-19 kann ebenfalls eine Hirnhautentzündung verursachen.
  • Epstein-Barr-Virus: Kann Pfeiffer-Drüsenfieber verursachen.
  • Herpes-Simplex-Virus
  • Mumps-Virus

Virale Meningitiden verlaufen in der Regel weniger schwer als bakterielle Meningitiden und klingen in vielen Fällen komplikationslos wieder ab.

Bakterielle Meningitis

Eine bakterielle Meningitis wird durch Bakterien verursacht und ist weitaus gefährlicher als eine virale Meningitis. Sie wird manchmal auch als eitrige Meningitis bezeichnet, muss aber nicht zwangsläufig eitrig verlaufen. Zu den häufigsten bakteriellen Auslösern gehören:

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  • Pneumokokken
  • Meningokokken (Neisseria meningitidis): Diese sind besonders gefährlich, da der Erreger auch zu einer Blutstrominfektion (Sepsis) mit hoher Sterblichkeit führen kann. Meningokokken-Erkrankungen kommen in Deutschland dank Impfstoffen selten vor.
  • Haemophilus influenzae Typ b (Hib)
  • Listerien: Werden vor allem über verunreinigte Lebensmittel übertragen.
  • E. coli: Insbesondere bei Neugeborenen.

Eine bakterielle Meningitis ist ein medizinischer Notfall und muss schnellstmöglich mit Antibiotika behandelt werden, um lebensbedrohliche Komplikationen wie eine Blutvergiftung (Sepsis) zu vermeiden.

Weitere Ursachen

Neben Viren und Bakterien können auch andere Faktoren eine Hirnhautentzündung auslösen, darunter:

  • Pilze: Insbesondere bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem.
  • Parasiten
  • Autoimmunerkrankungen: Z.B. rheumatoide Arthritis oder Lupus.
  • Bestimmte Medikamente
  • Krebs

Symptome einer Hirnhautentzündung

Die Symptome einer Hirnhautentzündung können je nach Alter und Art des Erregers variieren. Im Allgemeinen können folgende Symptome auftreten:

  • Fieber: Oft hohes Fieber. Bei Kleinkindern kann auch eine zu niedrige Körpertemperatur möglich sein.
  • Starke Kopfschmerzen
  • Nackensteifigkeit (Meningismus): Das Beugen des Kopfes zur Brust ist aufgrund entzündungsbedingter Schmerzen kaum möglich. Bei Säuglingen kann die Nackensteifigkeit fehlen.
  • Abgeschlagenheit und Müdigkeit
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Lichtempfindlichkeit (Photophobie)
  • Geräuschempfindlichkeit
  • Verwirrtheit
  • Bewusstseinsstörungen bis hin zur Bewusstlosigkeit
  • Krampfanfälle
  • Hautausschlag: Bei einer Infektion mit Meningokokken können sich kleine punktförmige Flecken an der Haut zeigen, verursacht durch Blutungen. Dieser Meningitis-Ausschlag ist charakteristisch rötlich oder lila und verblasst nicht beim Druck (Glas-Test).

Bei Säuglingen und Kleinkindern können die Symptome unspezifisch sein. Zu beobachten ist häufig ein schrilles Schreien oder Wimmern in Verbindung mit allgemeiner Schwäche, Appetitlosigkeit, Berührungsempfindlichkeit und starker Schläfrigkeit. Die Fontanelle, die bei Säuglingen noch nicht fest geschlossene Lücke zwischen den Schädelplatten, kann gewölbt oder hart sein.

Symptome je nach Art der Meningitis

  • Bakterielle Meningitis: Rasante Symptomverschlimmerung innerhalb von Stunden, hohes Fieber, neurologische Ausfälle, Einblutungen in die Haut (Petechien), Blutdruckabfall, Schock und Koma.
  • Virale Meningitis: Mildere Symptome, langsamere Krankheitsentwicklung, häufig Besserung ohne Behandlung, Abklingen der Symptome innerhalb einer Woche, aber danach langsame Erholung. Schwere Verläufe meist nur bei Kleinkindern und Personen mit geschwächtem Immunsystem.
  • Tuberkulöse Meningitis und Meningitis bei Neuroborreliose: Zunächst Fieber als einziges Krankheitssymptom, vergleichsweise langsames Fortschreiten der Krankheit, erst spätes Auftreten von Kopfschmerzen und Nackensteife.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei Verdacht auf eine Hirnhautentzündung sollte man unverzüglich einen Arzt aufsuchen oder den Notruf wählen. Eine schnelle Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um schwere Komplikationen und Folgeschäden zu vermeiden. Besonders wichtig ist es, bei folgenden Anzeichen sofort zu handeln:

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  • Plötzlich auftretendes hohes Fieber
  • Starke Kopfschmerzen
  • Nackensteifigkeit
  • Bewusstseinsstörungen
  • Krampfanfälle
  • Punktförmige Hautblutungen (Petechien)

Auch wenn die Symptome zunächst nur leicht ausgeprägt sind, sollte man bei Verdacht auf eine Hirnhautentzündung einen Arzt aufsuchen. Dies gilt insbesondere für Säuglinge und Kleinkinder, bei denen die Symptome oft unspezifisch sind.

Diagnose der Hirnhautentzündung

Bei Verdacht auf eine Meningitis führt der Arzt zunächst eine körperliche Untersuchung durch und erhebt die Krankengeschichte (Anamnese). Dabei wird er nach typischen Symptomen fragen und den Impfstatus überprüfen. Anschließend werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt, um die Diagnose zu sichern und den Erreger zu identifizieren:

  • Blutuntersuchung: Hierbei werden Entzündungswerte bestimmt und Blutkulturen angelegt, um Bakterien nachzuweisen.
  • Liquorpunktion (Lumbalpunktion): Hierbei wird mit einer feinen Hohlnadel Nervenwasser (Liquor) aus dem Rückenmarkskanal entnommen und im Labor auf Entzündungszeichen und Krankheitserreger untersucht.
  • Bildgebende Verfahren (Computertomografie oder Kernspintomografie): Diese Verfahren können eingesetzt werden, um andere Ursachen der Beschwerden auszuschließen oder den Zustand des Gehirns zu beurteilen.

Behandlung der Hirnhautentzündung

Die Behandlung der Hirnhautentzündung richtet sich nach der Ursache der Erkrankung.

Bakterielle Meningitis

Eine bakterielle Meningitis ist ein Notfall und muss sofort mit Antibiotika behandelt werden. Die Antibiotika werden in der Regel intravenös verabreicht. Bei Verdacht auf eine Meningokokken-Meningitis wird der Patient sofort ins Krankenhaus eingeliefert und intensivmedizinisch überwacht. Meningokokken-Erkrankte sind bis 24 Stunden nach Beginn der Antibiotika-Therapie ansteckend und werden daher für diese Zeit isoliert. Enge Kontaktpersonen erhalten möglicherweise vorbeugend eine Antibiotikabehandlung. Zusätzlich können Kortikosteroide zur Linderung der Schwellung des Gehirns eingesetzt werden.

Virale Meningitis

Eine virale Meningitis heilt normalerweise innerhalb von ein bis zwei Wochen von alleine aus. Die Behandlung konzentriert sich auf die Linderung der Symptome, z.B. durch Schmerzmittel, fiebersenkende Medikamente und Arzneimittel gegen Übelkeit. In einigen Fällen können antivirale Medikamente sinnvoll sein, um die Vermehrung der Viren einzudämmen.

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Weitere Behandlungen

Je nach Ursache der Hirnhautentzündung können weitere Behandlungen erforderlich sein, z.B. Antimykotika bei einer Pilzinfektion oder Antihelminthika bei einem Parasitenbefall.

Komplikationen und Folgen einer Hirnhautentzündung

Eine Hirnhautentzündung kann schwerwiegende Komplikationen und Folgeschäden nach sich ziehen, insbesondere wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird. Zu den möglichen Komplikationen gehören:

  • Hirnödem (Schwellung des Gehirns)
  • Sepsis (Blutvergiftung)
  • ARDS (akutes Atemnotsyndrom)
  • Waterhouse-Friderichsen-Syndrom (Einblutungen in die Nebennieren)
  • Hörverlust
  • Gedächtnisprobleme
  • Lernschwierigkeiten
  • Epilepsie
  • Nierenversagen
  • Neurologische Schäden (z.B. Lähmungen)
  • Psychische Probleme
  • Tod

Vorbeugung

Es gibt verschiedene Maßnahmen, um einer Hirnhautentzündung vorzubeugen:

  • Impfungen: Impfungen gegen Meningokokken (Serogruppen B und C), Pneumokokken und Haemophilus influenzae Typ b (Hib) sind Bestandteil der von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Grundimmunisierung für Kinder. Auch gegen FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) gibt es eine Impfung.
  • Hygiene: Regelmäßiges Händewaschen kann helfen, die Ausbreitung von Erregern zu verhindern.
  • Vermeidung von Risikofaktoren: Menschen mit einem geschwächten Immunsystem sollten besonders auf ihre Gesundheit achten und Risikofaktoren wie Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum vermeiden.
  • Küchenhygiene: Bestimmte Regeln der Küchenhygiene und der Verbrauch frischer Lebensmittel innerhalb kurzer Zeit schützen vor Listerien.

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