Haarausfall nach Schlaganfall: Ursachen, Behandlung und was Betroffene wissen müssen

Haarausfall ist ein weit verbreitetes Problem, das Menschen jeden Alters betreffen kann. Während viele ihn mit dem natürlichen Alterungsprozess in Verbindung bringen, gibt es zahlreiche andere Ursachen, die zu Haarausfall führen können. Eine davon, die oft übersehen wird, ist der Zusammenhang mit einem Schlaganfall. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Haarausfall nach einem Schlaganfall, die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten und gibt Betroffenen wichtige Informationen und Ratschläge.

Ursachen von Haarausfall nach Schlaganfall

Ein Schlaganfall kann verschiedene körperliche und psychische Auswirkungen haben, die indirekt oder direkt zu Haarausfall führen können. Es ist wichtig zu verstehen, dass Haarausfall nach einem Schlaganfall oft multifaktoriell bedingt ist.

Stress als Auslöser

Körperlicher und psychischer Stress sind wesentliche Faktoren, die androgenetisch bedingten Haarausfall verstärken können. Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das mit erheblichem Stress verbunden ist. Dieser Stress kann zu einer Anspannung der oberen Schädelmuskulatur führen, was die feinen Blutgefäße unter der Kopfhaut zusammenpresst und die Blutzirkulation reduziert. Infolgedessen werden die Haarfollikel schlechter mit Blut, Nährstoffen und Sauerstoff versorgt, was zu einer Verkümmerung der Haarwurzeln führen kann.

Medikamente

Viele Medikamente, die nach einem Schlaganfall eingesetzt werden, können Haarausfall als Nebenwirkung haben. Dazu gehören:

  • Beta-Blocker: Diese verschreibungspflichtigen Medikamente werden gegen Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen eingesetzt. In einigen Fällen können sie jedoch dazu führen, dass die Haarwurzeln absterben, insbesondere die Wirkstoffe Metoprolol und Propanolol.
  • Blutverdünner (Heparin): Diese Medikamente werden häufig nach Operationen eingesetzt, um Blutgerinnsel zu verhindern. Heparin kann jedoch die Haarfollikel schädigen und Haarausfall verursachen.
  • Antidepressiva: Einige Antidepressiva wie Imipramin, Doxepin oder Fluoxetin können die Ruhephase der Haare verkürzen, was zu einem vorzeitigen und verstärkten Haarausfall führt.

Es ist wichtig, mit dem behandelnden Arzt über mögliche Nebenwirkungen der Medikamente zu sprechen. Oft kann ein anderes Medikament verschrieben werden, das weniger Auswirkungen auf den Haarwachstum hat.

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Hormonelle Veränderungen

Hormonelle Veränderungen können ebenfalls eine Rolle spielen. Nach einem Schlaganfall können hormonelle Ungleichgewichte auftreten, die den Haarzyklus beeinflussen. Bei Frauen können diese Veränderungen besonders nach der Menopause oder bei Erkrankungen wie dem polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) auftreten.

Autoimmunerkrankungen

In einigen Fällen kann ein Schlaganfall eine Autoimmunreaktion auslösen oder verstärken. Eine solche Reaktion kann zu Alopecia Areata führen, einer Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem fälschlicherweise die Haarfollikel angreift. Dies führt zu kreisrundem Haarausfall.

Nährstoffmangel

Ein Schlaganfall kann die Fähigkeit des Körpers beeinträchtigen, Nährstoffe richtig aufzunehmen. Ein Mangel an wichtigen Nährstoffen wie Eisen, Zink, Vitamin D und B-Vitaminen kann zu Haarausfall führen.

Arten von Haarausfall

Es gibt verschiedene Arten von Haarausfall, die nach einem Schlaganfall auftreten können:

  • Androgenetische Alopezie (AGA): Dies ist die häufigste Form des Haarausfalls und wird durch eine genetische Veranlagung und hormonelle Faktoren verursacht. Bei Männern äußert sich AGA oft durch Geheimratsecken und eine Glatze, während bei Frauen das Haar am Scheitel dünner wird.
  • Alopecia Areata (AA): Diese Autoimmunerkrankung führt zu kreisrundem Haarausfall. In den meisten Fällen sind münzgroße Stellen auf der Kopfhaut betroffen.
  • Telogenes Effluvium: Diese Art von Haarausfall tritt auf, wenn die Wachstumsphase der Haare vermehrt unterbrochen wird, was zu einem übermäßigen Ausfall führt. Auslöser sind oft physischer oder psychischer Stress.
  • Vernarbender Haarausfall: Bei dieser Form des Haarausfalls kommt es zu entzündlichen Prozessen in der Haut, die die Haarfollikel dauerhaft schädigen.

Diagnose

Um die Ursache des Haarausfalls zu bestimmen, ist eine sorgfältige Diagnose erforderlich. Der Arzt wird zunächst eine Anamnese erheben und den Patienten nach seiner Krankengeschichte, Medikamenteneinnahme und Lebensumständen befragen. Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung der Kopfhaut und der Haare.

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Weitere diagnostische Maßnahmen können sein:

  • Blutuntersuchungen: Diese können helfen, Nährstoffmängel, hormonelle Ungleichgewichte oder Autoimmunerkrankungen festzustellen.
  • Trichogramm: Bei dieser Untersuchung werden Haarproben unter dem Mikroskop analysiert, um den Zustand der Haarwurzeln zu beurteilen.
  • Kopfhautbiopsie: In seltenen Fällen kann eine Biopsie der Kopfhaut erforderlich sein, um die Ursache des Haarausfalls zu bestimmen.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung von Haarausfall nach einem Schlaganfall hängt von der Ursache ab. Es gibt verschiedene Ansätze, die einzeln oder in Kombination eingesetzt werden können:

Medikamentöse Behandlungen

  • Minoxidil: Dieses Medikament wird lokal auf die Kopfhaut aufgetragen und kann das Haarwachstum anregen. Es ist sowohl für Männer als auch für Frauen erhältlich.
  • Finasterid: Dieses Medikament wird oral eingenommen und hemmt die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT), das eine wichtige Rolle bei der androgenetischen Alopezie spielt. Finasterid ist nur für Männer zugelassen.
  • Kortikosteroide: Diese Medikamente können bei Alopecia Areata eingesetzt werden, um die Entzündung zu reduzieren und das Haarwachstum anzuregen. Sie können lokal als Creme oder Salbe aufgetragen oder oral eingenommen werden.
  • Jak-Inhibitoren: Der Wirkstoff Baricitinib ist das erste zugelassene Medikament zur Behandlung der Alopecia Areata. Es unterdrückt entzündliche Prozesse und kann so das Haarwachstum fördern.

Therapien

  • Lichttherapie: Diese Therapie kann bei verschiedenen Formen von Haarausfall eingesetzt werden, um die Durchblutung der Kopfhaut zu verbessern und das Haarwachstum anzuregen.
  • Reiztherapie: Bei dieser Therapie werden Reizstoffe auf die Kopfhaut aufgetragen, um eine Entzündungsreaktion auszulösen, die das Haarwachstum fördern soll.
  • Spannungshaarausfall-Therapie (Alopecia Contentionalis): Diese Therapie zielt darauf ab, die muskuläre Spannung in der Kopfhaut zu vermindern, um die Durchblutung zu verbessern und die Nährstoffversorgung der Haarfollikel zu fördern. Dies kann durch Muskelrelaxantien wie Vistabel erreicht werden.

Ergänzende Maßnahmen

  • Nährstoffergänzung: Bei einem nachgewiesenen Nährstoffmangel können Nahrungsergänzungsmittel helfen, die fehlenden Nährstoffe wieder aufzufüllen. Wichtige Nährstoffe für das Haarwachstum sind Eisen, Zink, Selen, Kupfer, Vitamin D und B-Vitamine.
  • Shampoos und Pflegeprodukte: Es gibt spezielle Shampoos und Pflegeprodukte, die das Haarwachstum fördern und die Kopfhaut pflegen können. Coffein-Shampoos können die Durchblutung der Kopfhaut anregen und das Haarwachstum fördern.
  • Stressmanagement: Stress kann Haarausfall verstärken. Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder autogenes Training können helfen, Stress abzubauen und das Haarwachstum zu verbessern.
  • Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten ist wichtig für gesundes Haarwachstum.

Haartransplantation

In einigen Fällen kann eine Haartransplantation eine Option sein, um kahle Stellen dauerhaft zu bedecken. Bei diesem Eingriff werden Haare von anderen Körperstellen auf die kahlen Stellen transplantiert.

Psychische Belastung und Unterstützung

Haarausfall kann für Betroffene eine erhebliche psychische Belastung darstellen. Das Haar gilt als Symbol für Jugendlichkeit, Attraktivität und Gesundheit. Dünner werdendes Haar oder kahle Stellen können das Selbstwertgefühl beeinträchtigen und zu sozialem Rückzug führen.

Es ist wichtig, sich professionelle Hilfe zu suchen, wenn der Haarausfall zu einer starken psychischen Belastung führt. Psychologen oder Therapeuten können helfen, mit den emotionalen Auswirkungen des Haarausfalls umzugehen und das Selbstwertgefühl zu stärken.

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Auch der Austausch mit anderen Betroffenen kann hilfreich sein. In Selbsthilfegruppen oder Online-Foren können sich Betroffene austauschen, Erfahrungen teilen und gegenseitig unterstützen.

Zusammenfassung

Haarausfall nach einem Schlaganfall kann verschiedene Ursachen haben, darunter Stress, Medikamente, hormonelle Veränderungen, Autoimmunerkrankungen und Nährstoffmangel. Eine sorgfältige Diagnose ist wichtig, um die Ursache des Haarausfalls zu bestimmen und die geeignete Behandlung einzuleiten.

Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die einzeln oder in Kombination eingesetzt werden können. Dazu gehören Medikamente, Therapien, ergänzende Maßnahmen und in einigen Fällen eine Haartransplantation.

Haarausfall kann eine erhebliche psychische Belastung darstellen. Es ist wichtig, sich professionelle Hilfe zu suchen, wenn der Haarausfall zu einer starken psychischen Belastung führt. Der Austausch mit anderen Betroffenen kann ebenfalls hilfreich sein.

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