Igel-Stachelbart (Hericium erinaceus): Wirkung auf das Gehirn und wissenschaftliche Studien

Der Igel-Stachelbart, auch bekannt als Löwenmähne oder Affenkopfpilz (Hericium erinaceus), ist ein bemerkenswerter Heilpilz, der aufgrund seiner potenziellen positiven Auswirkungen auf das Gehirn und das Nervensystem zunehmend in den Fokus wissenschaftlicher Studien gerät. Dieser Artikel beleuchtet die vielfältigen Wirkungen des Igel-Stachelbarts auf das Gehirn, basierend auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen, und gibt Einblicke in seine traditionelle Verwendung und moderne Anwendung.

Das Profil des Igel-Stachelbarts

Der Igel-Stachelbart zeichnet sich durch sein ungewöhnliches Aussehen aus. Sein weißer Hut ist in zahlreiche weißliche Fasern aufgeteilt, die ihm Namen wie „Löwenmähne“, „Igel-Stachelbart“ und „Affenkopfpilz“ verleihen. In Frankreich wird er aufgrund seines Aussehens als „Pom-pom blanc“, also als weißer Bommel, bezeichnet. Dieser Speisepilz wächst an absterbenden oder toten Laubbäumen und ist in der gesamten nördlichen Hemisphäre verbreitet. Mittlerweile wird er vor allem in Japan und China kultiviert, wo er deutlicher bekannter ist als in Europa.

Traditionelle Verwendung und moderne Forschung

In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) wird der Löwenmähnenpilz schon seit Jahrtausenden als heilsam angesehen. Er soll unter anderem gegen Krebs, Magenbeschwerden und auch bei Nervenleiden und Demenz helfen. Wissenschaftliche Studien der letzten Jahrzehnte bestätigen die positive Wirkung dieses Heilpilzes. So sollen bestimmte darin enthaltene Stoffe etwa gegen Krebs und Bluthochdruck wirken sowie bei Nervenerkrankungen helfen.

Die wachsende Relevanz von Gehirn- und Nervenprävention, angesichts des demografischen Wandels und der zunehmenden Zahl älterer Menschen, verstärkt das Interesse an diesem Vitalpilz.

Inhaltsstoffe und ihre Wirkung

Der Fruchtkörper der Löwenmähne (der weiße, sichtbare Pilzkopf) und das Myzel sind reich an Proteinen, Aminosäuren, Mineralien, Vitaminen und bioaktiven Stoffen. In größeren Mengen wurden vor allem die Aminosäuren L-Alanin und L-Leucin sowie die Mineralstoffe Kalium und Phosphor gefunden. Die spezifischen Polysaccharide des Pilzes sind für die meisten positiven Wirkungen der Löwenmähne verantwortlich.

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Vor allem die in der Löwenmähne enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe Hericenon und Erinacin scheinen für die positive Wirkung auf das Nervensystem sowie auf die kognitive Leistungsfähigkeit verantwortlich zu sein. Dabei spielt der Nervenwachstumsfaktor NGF (Nerve Growth Factor) eine bedeutende Rolle.

Wirkung auf das Nervensystem und die kognitive Funktion

Der positive Effekt der Löwenmähne auf Nervensystem und kognitive Funktionen konnte bereits in einigen Studien an Menschen nachgewiesen werden. Man konnte erkennen, dass die kognitive Leistungsfähigkeit mit der Dauer der Einnahme anstieg, nach Beendigung der Einnahme jedoch wieder absank. Für eine dauerhaft bessere Gehirnleistung scheint daher eine regelmäßige Einnahme des Pilzes notwendig zu sein.

Tierstudien zeigen, dass die Löwenmähne und darin enthaltene Extrakte die Symptome des Gedächtnisverlusts bei Mäusen reduzieren und neuronale Schäden verhindern kann, die durch Alzheimer-Plaques verursacht werden.

Eine wegweisende Studie untersuchte die neurotrophen Eigenschaften von Hericium erinaceus und lieferte faszinierende Ergebnisse. Die aktuelle Studienlage zeigt deutlich: Hericium erinaceus hat das Potenzial, die Nervenregeneration zu fördern, die Bildung neuer Nervenzellen anzuregen und kognitive Fähigkeiten zu schützen.

Auswirkung auf psychische Gesundheit

Die Entstehung von Depressionen und Ängsten kann durch viele Faktoren begünstigt werden - chronische Entzündungen, eine eingeschränkte Neuroplastizität sowie ein Mangel an Neurotransmittern sind ein paar davon. Eine Studie an Frauen in den Wechseljahren zeigte, dass der tägliche Verzehr von Keksen, die den Pilz enthielten, zu weniger depressiven Symptomen und Angstgefühlen führte als Placebo-Kekse. Auch eine italienische Studie aus dem Jahr 2019 zeigte, dass die Löwenmähne Angstzustände, Depressionen und Schlafstörungen verbesserte.

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Weitere positive Effekte

  • Hörverlust: Eine taiwanesische Studie aus dem Jahr 2022 fand heraus, dass die Löwenmähne, vor allem durch seine antioxidative Wirkung, in der Lage ist, den Hörverlust bei Menschen zwischen 50 und 79 Jahre zu verbessern. Auch die Serumkonzentration des neurotrophen Faktors NGF erhöhte sich bei Menschen über 65 Jahren signifikant im Vergleich zur Kontrollgruppe.
  • Verdauungssystem: Mehrere Studien belegen, dass sich die Löwenmähne positiv auf das Verdauungssystem auswirken kann. So kann der Pilz etwa dabei helfen, Magengeschwüre zu verhindern. Eine norwegische Studie an Patienten mit Colitis ulcerosa zeigte, dass ein Arzneimittel mit Löwenmähnen-Extrakt nach drei Wochen zu einer Verbesserung der Symptome und der Lebensqualität führte.
  • Darmflora: Die Einnahme von Löwenmähne-Pulver erhöhte in einer Studie die Artenvielfalt der Bakterien in der Darmflora und die Häufigkeit einiger Bakterien, die kurzkettige Fettsäuren produzieren. Gleichzeitig führte die Einnahme des Pilzes in der Studie zu einer Reduktion von Darmbakterien, die mit der Entstehung von Krankheiten in Verbindung gebracht werden.
  • Immunsystem: Für ein starkes Immunsystem ist ein gesunder Darm essentiell - denn 80 % der Immunzellen befinden sich in der Darmschleimhaut.
  • Herzgesundheit: Der Extrakt der Löwenmähne kann sich überdies positiv auf einige der wichtigsten Risikofaktoren für Herzerkrankungen auswirken. Zellstudien ergaben außerdem, dass Löwenmähnen-Extrakt dazu beitragen kann, die Oxidation des LDL-Cholesterins im Blutkreislauf zu verhindern.
  • Blutzuckerspiegel: Ein Erklärungsansatz für die blutzuckersenkende Wirkung besteht darin, dass die Löwenmähne die Aktivität des Enzyms Alpha-Glucosidase blockiert.

Nebenwirkungen und Dosierung

Die Löwenmähne scheint Studien zufolge nur selten und wenige Nebenwirkungen zu haben. In einer Studie über die Wirkung der Löwenmähne bei Alzheimer berichteten lediglich vier von 68 Teilnehmern von Bauchbeschwerden, Übelkeit und Hautausschlag. In Tierstudien konnte gezeigt werden, dass unerwünschte Wirkungen selbst bei hohen Dosen ausblieben. Wer jedoch allergisch auf Pilze reagiert, sollte die Löwenmähne meiden.

Für die Löwenmähne gibt es keine Standarddosierung, die für alle Menschen gilt. Die Dosierung ist abhängig von Faktoren wie Alter, Gesundheitszustand oder anderen Medikamenten, die eingenommen werden. Um die kognitive Funktion zu verbessern, empfehlen Forscher 3-5 g des getrockneten Fruchtkörpers pro Tag einzunehmen.

Darreichungsformen und Zubereitung

Der Geschmack des Pilzes wird als hummerähnlich beschrieben, weshalb er als Fleischersatz verwendet werden kann sowie als leckere Zutat für Risotto, Pasta oder Suppe dienen kann. In Form von Pulver kann die Löwenmähne auch in heißes Wasser, Tee, Kaffee, Eistee, Smoothies oder auch in eine Goldene Milch gemischt sowie den verschiedensten Speisen untergerührt werden.

Bei Löwenmähnen-Kapseln gibt es Unterschiede: Es gibt Kapseln, die entweder Pulver aus dem Fruchtkörper, Pulver aus dem Myzel oder eine Mischung aus beiden Pulverarten enthalten und es gibt Kapseln, die einen Pilzextrakt enthalten. Die meisten Kapseln, die es zu kaufen gibt, enthalten jedoch das Fruchtkörperpulver oder beide Teile des Pilzes.

Forscher sind der Meinung, dass die Löwenmähne am besten frisch verzehrt werden sollte, da durch die Verarbeitung und die Erhitzung des Pilzes die positive Wirkung auf das Nervensystem beeinträchtigt wird.

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