Johanniskrautöl, auch als Rotöl bekannt, ist ein vielseitiges Heilmittel mit einer langen Tradition in der Volksmedizin. Es wird aus den gelben Blüten des Johanniskrauts (Hypericum perforatum) gewonnen und zeichnet sich durch seine heilenden Eigenschaften und seine tiefrote Farbe aus. Seit jeher wird Johanniskrautöl bei seelischen Verstimmungen, Hautproblemen und Schmerzen eingesetzt.
Was ist Johanniskrautöl?
Johanniskrautöl ist ein Ölauszug, ein sogenanntes Mazerat oder Extrakt, von Johanniskrautblüten in einem Basisöl, meist Olivenöl. Die etwa einen Meter hohe Johanniskraut-Pflanze ist in Europa, Nordafrika und dem westlichen Teil Asiens weit verbreitet. Das Öl hat einen würzigen, erdigen oder heuartigen Duft. Die rote Farbe des Johanniskrautöls entsteht durch den Farbstoff Hypericin, der während des Herstellungsprozesses von den Blüten in das Öl übergeht.
Inhaltsstoffe und ihre Wirkung
Die Kraft des Johanniskrauts entsteht aus der Kombination von Hypericin und Hyperforin. An der Gesamtwirkung des Johanniskrauts sind viele verschiedene Wirkstoffe beteiligt. Wissenschaftler halten die folgenden Inhaltsstoffe für besonders wichtig:
- Hypericin: Dieser Farbstoff der Blüten wirkt antibakteriell, antiviral und fördert die Wundheilung.
- Hyperforin: Dieses Enzym beschleunigt die Bildung neuer Blutgefäße und unterstützt die Wundheilung. Es soll auch dafür sorgen, dass für eine stabile Psyche wichtige Botenstoffe im Gehirn verfügbar sind.
- Polyphenole: Diese wirken antioxidativ und bakterienhemmend.
- Flavonoide: Diese wirken sich auf den Serotoninhaushalt aus und fördern das Wohlbefinden, die Zufriedenheit und die Freisetzung von schmerzlindernden Substanzen.
Diese Inhaltsstoffe wirken in ihrem natürlichen Zusammenspiel beruhigend, entspannend sowie stimmungsaufhellend auf das Zentralnervensystem.
Anwendungsgebiete von Johanniskrautöl
Johanniskrautöl ist ein wahrer Alleskönner und vielseitig einsetzbar. Hier sind einige der wichtigsten Anwendungsgebiete:
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Hautpflege
Johanniskrautöl ist besonders hautverträglich und eignet sich für die Pflege empfindlicher Haut. Es unterstützt den Schutz trockener und sensibler Haut, hilft bei der Minderung feiner Hautlinien und Fältchen und unterstützt die Linderung trockener Ellbogen, Knie und Fersen. Es kann auch bei Hautproblemen wie Neurodermitis und Schuppenflechte eingesetzt werden, da es die Haut stabilisiert, Entzündungen bekämpft und lindert und den Juckreiz mindert. Bei Schrunden und Hautreizungen mit Rötungen kann es ebenfalls helfen.
Wundheilung und Narbenbehandlung
Johanniskrautöl beschleunigt die Wundheilung und kann im besten Fall die Entstehung einer Narbe sogar komplett verhindern. Es ist auch bei der Behandlung von Verbrennungen hilfreich. Das Öl kann die Pigmentflecken älterer Pickelnarben aufhellen und die Male so unauffälliger werden lassen.
Muskelverspannungen und Gelenkbeschwerden
Auch bei schmerzhaften Zuständen an Gelenken und Muskulatur kann Johanniskrautöl angewendet werden. Es wirkt schmerzlindernd sowie abschwellend. Massagen und Einreibungen der betroffenen Stellen sind besonders wirksam.
Nervenschmerzen
Johanniskrautöl gilt als "Arnika der Nerven" und kann bei allen Folgen von Nervenverletzungen hilfreich sein. Es kann bei Verletzungen von nervenreichem Gewebe, die sehr schmerzhaft sind und auf Berührung sehr empfindlich reagieren, eingesetzt werden. Auch bei Zahnschmerzen, auch nach Zahnextraktionen, kann es Linderung verschaffen.
Stimmungaufhellung
Johanniskraut ist bekannt für seine stimmungsaufhellende Wirkung. Es wird schon seit langem dafür eingesetzt, psychische Signale von Niedergeschlagenheit zu beseitigen. Ein regelmäßiges Einreiben mit Johanniskrautöl kann dabei helfen, kleine Stimmungstiefs schneller zu überwinden.
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Weitere Anwendungsgebiete
- Insektenstiche: Johanniskrautöl mildert Juckreiz und Schwellung bei Insektenstichen.
- Sonnenbrand: Es beruhigt die Haut bei Sonnenbrand und lindert Schmerzen.
- Akne: Johanniskrautöl bringt entzündliche Akne zum Abklingen und verringert die Narbenbildung.
Anwendung von Johanniskrautöl
Die Anwendung von Johanniskrautöl ist in der Regel unkompliziert:
- Äußerliche Anwendung: Das Öl wird auf die betroffenen Stellen aufgetragen und sanft einmassiert. Bei größeren Flächen kann es großflächig verteilt werden.
- Massageöl: Johanniskrautöl eignet sich hervorragend als Massageöl, insbesondere bei Muskelverspannungen und Gelenkbeschwerden.
- Badezusatz: Ein paar Esslöffel Johanniskrautöl können dem Badewasser hinzugefügt werden, um die entspannende Wirkung zu verstärken.
- Kompressen: Ein Tuch mit Johanniskrautöl getränkt und auf die betroffene Stelle aufgelegt werden.
Herstellung von Johanniskrautöl
Johanniskrautöl kann man auch selbst herstellen:
- Sammeln: Sammeln Sie Johanniskrautblüten während der Blütezeit (Ende Juni bis Anfang August) an einem sonnigen Tag.
- Einlegen: Geben Sie die Blüten in ein helles Schraubglas und füllen Sie ein hochwertiges, kaltgepresstes Olivenöl ein, bis die Blüten bedeckt sind.
- Reifen: Verschließen Sie das Glas und stellen Sie es für vier bis fünf Wochen an einen hellen oder sonnigen Ort. Schütteln Sie das Glas zwischendurch hin und wieder auf.
- Abseihen: Seihen Sie die Blüten ab und gießen Sie das Öl zur Aufbewahrung in eine dunkle Flasche.
Worauf Sie achten sollten
Beim Kauf von Johanniskrautöl sollten Sie auf eine hohe, naturbelassene Qualität achten. Das Basisöl sollte aus kontrolliert biologischem Anbau stammen und möglichst nur die Blüten des Johanniskrauts für den Auszug verwendet werden.
Nebenwirkungen und Wechselwirkungen
- Lichtempfindlichkeit: Johanniskrautöl kann die Haut lichtempfindlicher machen. Vermeiden Sie daher direkte Sonneneinstrahlung nach der Anwendung.
- Wechselwirkungen mit Medikamenten: Johanniskraut kann die Wirkung bestimmter Medikamente beeinflussen. Sprechen Sie vor der Anwendung mit Ihrem Arzt oder Apotheker, wenn Sie andere Medikamente einnehmen.
- Allergische Reaktionen: In seltenen Fällen kann es zu allergischen Reaktionen kommen. Testen Sie das Öl zunächst an einer kleinen Hautstelle, bevor Sie es großflächig anwenden.
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