Die Neurologie am Klinikum Passau unter der Leitung von Chefarzt Prof. Tobias Freilinger hat sich als wichtiger Anlaufpunkt für Patienten mit akuten und chronischen Erkrankungen des Nervensystems etabliert. Mit einer überregionalen Stroke Unit, die als "Stroke Centre" von der Europäischen Schlaganfallgesellschaft zertifiziert ist, und einem breiten Spektrum an Diagnose- und Therapiemöglichkeiten bietet das Klinikum eine umfassende Versorgung für neurologische Patienten.
Schlaganfall: Jede Minute zählt
In Deutschland erleiden jährlich mehr als 250.000 Menschen einen Schlaganfall, eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen. In den meisten Fällen wird ein Schlaganfall durch eine Durchblutungsstörung des Gehirns infolge eines akuten Gefäßverschlusses verursacht. Seltener ist eine Einblutung in das Hirngewebe die Ursache. In beiden Fällen treten plötzlich neurologische Ausfallsymptome auf, wie z.B. halbseitige Lähmung, hängender Mundwinkel oder Sprachstörungen.
„Dann zählt jede Minute, um die Schädigung des betroffenen Gehirn-Areals möglichst gering zu halten“, betont Prof. Tobias Freilinger, Chefarzt der Neurologie am Klinikum Passau. In solchen Fällen sollte unverzüglich der Rettungsdienst unter der Rufnummer 112 alarmiert werden, damit der Patient in eine Schlaganfallspezialstation gebracht werden kann.
Das Klinikum Passau verfügt über eine überregionale "Stroke Unit", die von der Europäischen Schlaganfallgesellschaft als "Stroke Centre" zertifiziert ist. Für ausgewählte Patienten besteht die Möglichkeit, akute Gefäßverschlüsse wieder zu öffnen, entweder durch eine gerinnselauflösende medikamentöse Behandlung (Lyse-Therapie) oder mechanisch mit einem Katheterverfahren (Thrombektomie). Die mechanische Thrombektomie erfolgt in Zusammenarbeit mit der Interventionellen Neuroradiologie unter der Leitung von Chefärztin Dr.
Auch wenn sich die Symptome eines Schlaganfalls innerhalb kurzer Zeit von selbst vollständig zurückbilden, sollten die Patienten unbedingt auf einer Stroke Unit untersucht und behandelt werden, betont Freilinger. Diese vorübergehenden Durchblutungsstörungen des Gehirns werden als TIA (Transitorisch Ischämische Attacke) bezeichnet. TIA-Patienten benötigen die gleiche Akutbehandlung, Überwachung, Untersuchung und medikamentöse Behandlung wie Schlaganfallpatienten. „Ansonsten droht je nach Ursache ein hohes Risiko, dass es kurzfristig zu einem ,echten´ Schlaganfall mit dann bleibenden Ausfallsymptomen kommt“, so Freilinger. Die Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe legt in diesem Jahr den Fokus des Weltschlaganfalltags auf die TIA unter dem Motto „Symptome verschwinden - Ursachen nicht!“.
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Kopfschmerzen: Vielfältige Ursachen und moderne Therapieansätze
Kopfschmerzen gehören zu den häufigsten Beschwerden im neurologischen Fachbereich. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von harmlosen bis hin zu potenziell lebensbedrohlichen Erkrankungen. Am Klinikum Passau ist Prof. Tobias Freilinger ein Spezialist für Kopfschmerzen. In Zusammenarbeit mit der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) hat er kürzlich das 1. Corona bedingt fand die Veranstaltung virtuell statt, was jedoch kein Nachteil war. „Dadurch hatten wir eine sehr große Reichweite.
Experten unterscheiden zwei große Hauptgruppen von Kopfschmerzen. Die „sekundären Kopfschmerzen“ treten als Symptom oder Folge einer anderen zu Grunde liegenden Erkrankung auf. Die „primären Kopfschmerzen“ hingegen sind eine eigenständige Erkrankung. Hauptmerkmal ist das wiederkehrende Auftreten von Kopfschmerzattacken wie etwa bei der Migräne, an der gut 15 Prozent der erwachsenen Menschen leiden. Der erste Teil der Fortbildung widmete sich auch dieser Volkskrankheit. Im Vortrag von Dr. Victoria Ruschil (Universitätsklinikum Tübingen) ging es um den aktuellen Wissensstand und die Leitlinien in der Migräne-Prophylaxe. Neben medikamentösen Ansätzen durch die Einnahme von vorbeugend wirksamen Medikamenten wie etwa Beta-Blockern betonte sie den hohen Stellenwert nicht-medikamentöser Vorbeugung. Dazu gehören zum Beispiel Entspannungsverfahren wie die Progressive Muskelrelaxation (PMR). Seit 2018 ist zur Prophylaxe der Migräne auch die Behandlung mit Antikörpern gegen ein bestimmtes Schlüsselmolekül zugelassen. Erfahrungen aus der Praxis mit dieser noch neuen Therapieform schilderte Privatdozentin Dr. Stefanie Förderreuther (Neurologische Klinik der Universität München und 1. Vizepräsidentin der DMKG). Einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen in der Akuttherapie und Prophylaxe der Migräne gab Privatdozent Dr. Torsten Kraya (Klinikum St.
Eine im Vergleich zur Migräne sehr seltene, aber maximal schwere Kopfschmerzerkrankung ist der sogenannte Cluster-Kopfschmerz. Hier kommt es zu extrem starken, streng einseitigen Kopfschmerzattacken von bis zu drei Stunden Dauer, begleitet von körperlicher Unruhe und anderen Symptomen wie Rötung oder Tränen des Auges. Den aktuellen Wissensstand zur Diagnose und Therapie dieses Krankheitsbilds, das in erster Linie jüngere Männer betrifft, erläuterte der Präsident der DMKG, Privatdozent Tim Jürgens (Klinikum Güstrow). Im Beitrag über „Gesichtsschmerzen“ ging es ebenfalls um ein schwieriges Thema. Erst in den letzten Jahren wird zunehmend versucht, durch eine neue Klassifikation einzelne Unterformen des Gesichtsschmerzes voneinander abzugrenzen, wie Dr.
Im letzten Vortrag widmete sich Prof. Freilinger anhand von Fallbeispielen aus der klinischen Praxis sekundären Kopfschmerz-Formen, die durch Erkrankungen der hirnversorgenden Gefäße verursacht werden und die in der Akut-Neurologie regelmäßig eine Rolle spielen.
Für nicht notfallmäßige ambulante Patienten mit (primären) Kopfschmerzen (Migräne, Spannungskopfschmerzen, Clusterkopfschmerz etc.) steht die Privatsprechstunde von Prof. zur Verfügung. Unser neurologisches Team in der ZNA steht 24/7 für eine kompetente diagnostische Einschätzung und zielgerichtete Therapie bei schweren akuten Kopfschmerzen zur Verfügung. Ein wesentlicher Schwerpunkt der Tätigkeit in der ZNA besteht darin, umfassende Diagnostik mit Blick auf potentiell gefährliche sekundäre Kopfschmerzursachen durchzuführen (z.B. Schnittbildgebung des Gehirns, Nervenwasseruntersuchung, etc.). Unsere Abteilung arbeitet eng mit der DMKG zusammen.
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Engagement für den medizinischen Nachwuchs
Um den medizinischen Nachwuchs für das Fachgebiet der Neurologie zu begeistern, engagiert sich Prof. Freilinger in verschiedenen Initiativen. Bereits zum dritten Mal haben Prof. Tobias Freilinger, Chefarzt der Neurologie am Klinikum Passau, und sein Team Studierende verschiedener Semester zur Aktion „Dein Tag in der Neurologie“ in den Hörsaal geladen. „Corona-bedingt“ waren zwar auch dieses Jahr keine Visiten und Patientenkontakte möglich. Im Anschluss gab Leitender Oberarzt Dr. Bruno Lustinger eine praktische Einführung in die klinisch-neurologische Untersuchung. Wie der neurologische Ultraschall funktioniert, zeigte Oberarzt Dr. Sebastian Hambauer. Es folgen Demonstrationen von „Hirnstromkurven“. Ausführlich vorgestellt und gemeinsam diskutiert wurden besondere Fälle aus dem ganzen Spektrum der Neurologie. „Die Studierenden waren mit Eifer, Engagement und vielen guten Ideen bei der Sache. Der Funke ist übergesprungen“, zeigt sich Prof. Der Aktionstag vermittelte den Teilnehmern wertvolle Einblicke in den Arbeitsalltag der Neurologen am Klinikum Passau. Dabei wurde auch die Facharztausbildung vorgestellt. Zudem hatten die Nachwuchsmediziner Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch mit Assistenzärztin Maria Tieck. Die Veranstaltung wurde gemeinsam mit den „Jungen Neurologen“, der Nachwuchsorganisation der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, organisiert.
Die „Jungen Neurologen“ sind die Nachwuchs-Organisation der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). Sie besteht aus Medizinstudierenden, Assistenz- und Fachärzten. Zehn Medizinstudierende verbrachten einen Tag in der Neurologie am Klinikum Passau: Chefarzt Prof. Tobias Freilinger (4.v.r.) und Leitender Oberarzt Dr. Thomas Motzek-Noé gaben ihnen dabei einen Einblick in ihren Arbeitsalltag.
Erstmals hat sich auch das Klinikum Passau daran beteiligt. Prof. „Die Neurologie ist ein sehr dynamisches Fach“, sagt Prof. Tobias Freilinger. Diese Botschaft vermittelte er auch den Teilnehmern aus München, Regensburg, Würzburg und Linz. Im Fokus standen deshalb nicht nur die verschiedenen Krankheitsbilder der Neurologie wie Schlaganfall, Parkinson, Epilepsie oder Multiple Sklerose, sondern auch die neuen modernen Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten. Gerade in den vergangenen 20 Jahren hat sich die Neurologie erheblich weiterentwickelt und wurde von einer eher diagnostischen zu einer handelnden und therapeutischen Disziplin. Die zunehmende wissenschaftliche Erforschung des Gehirns und seiner Krankheiten, moderne bildgebende Verfahren, aber auch die Integration der Neurologie in der Notfall-Versorgung machten dies möglich. Den Alltag in der Neurologie des Klinikums erlebten die Studierenden unter anderem in der Stroke Unit und bei der Visite auf der Station 11, wo sie den Ärzten bei der Untersuchung ihrer Patienten über die Schulter schauten. Neben dem medizinischen Programm konnten sich die Besucher bei einem Café-Besuch am Innufer auch einen Eindruck vom sommerlichen Passau verschaffen. Der gelungenen Premiere der Veranstaltung soll im nächsten Jahr eine Wiederholung folgen.
Wissenschaftlicher Austausch und Forschung
Das Klinikum Passau und das Bezirksklinikum Mainkofen veranstalten regelmäßig ein wissenschaftliches Symposium, um die neuesten medizinischen Erkenntnisse im Bereich der Neurologie vorzustellen und zu diskutieren. Unter dem Motto „Neurologie - up to date 2019“ fand dieser Austausch heuer turnusgemäß am Bezirksklinikum Mainkofen statt, es referierten zahlreiche Experten beider Kliniken vor rund 100 niedergelassenen Ärzten und Klinikärzten. Zum ersten Mal dabei war auch Prof. Tobias Freilinger als neuer Chefarzt der Neurologie am Klinikum Passau, der die Veranstaltung gemeinsam mit Chefarzt Prof. Erwin Kunesch von der Neurologischen Klinik in Mainkofen organisierte. Freilinger beleuchtete in seinem Vortrag neue Therapieansätze bei der Migräne, einer der häufigsten Erkrankungen im neurologischen Fachgebiet. Im Mittelpunkt stand nach einer Einführung zu den klinischen und wissenschaftlichen Grundlagen die (vorbeugende) Behandlung, wobei Freilinger die elementare Bedeutung gerade auch nicht-medikamentöser Ansätze betonte. Als vielversprechende neue Generation von spezifischen vorbeugenden Migräne-Medikamenten vorgestellt wurden monoklonale Antikörper gegen das sogenannte CGRP, ein Neuropeptid, das als ein Schlüsselmolekül bei der Migräne gilt. Dr. Bruno Lustinger, Oberarzt der Klinik für Neurologie am Klinikum Passau, befasste sich in seinem Vortrag mit einem fachübergreifend wichtigen Thema: neurologischen Störungsbildern, die als Begleiterkrankung von Tumorerkrankungen auftreten (sog. Paraneoplastische Syndrome). Vermittelt durch die Immunantwort gegen den Tumor können mannigfaltige Störungen im Bereich des zentralen und peripheren Nervensystems auftreten (z.B. entzündliche Prozesse im Bereich des Gehirns, Hirnstamms, Kleinhirns oder auch Rückenmarks). Die bunte klinische Symptomatik macht die Diagnosestellung mitunter anspruchsvoll. Oft gehen die neurologischen Symptome der Tumorerkrankung voraus, so dass eine konsequente Kontrolle und Nachuntersuchung der Betroffenen essentiell ist.
Für den 42-Jährigen ist diese Würdigung das Ergebnis eines „langen Prozesses“, denn seit Beginn seiner klinischen Arbeit ist der gebürtige Straubinger auch erfolgreich in der neurologischen Forschung und Lehre tätig. Den Grundstein für seine wissenschaftliche Karriere legte Tobias Freilinger bereits am Klinikum Großhadern der Ludwig-Maximilians-Universität München, wo er neben seiner klinischen Aktivität am Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung tätig war und sich habilitiert hat. 2013 wechselte Freilinger an das Universitätsklinikum in Tübingen. Dort war er Oberarzt am Zentrum für Neurologie sowie Forschungsgruppenleiter am Hertie-Institut für klinische Hirnforschung. Ein Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeiten ist u.a. die Erforschung der erblichen Ursachen häufiger neurologischer Erkrankungen. So war Freilinger in den vergangenen Jahren maßgeblich an der Entschlüsselung der genetischen Basis der Migräne beteiligt. Über den mit der Professur verbundenen Lehrauftrag in Tübingen freut sich der Chefarzt besonders. „Der kontinuierliche Kontakt zum medizinischen Nachwuchs ist mir sehr wichtig. Sowohl in der universitären Lehre als auch in meiner täglichen Arbeit hier am Klinikum Passau“, betont Freilinger. Neben der Professur konnte er noch einen weiteren Erfolg verbuchen: Das Interesse an Freilingers „Antrittsveranstaltung“, mit der er sich niedergelassenen Ärzten aus Stadt und Landkreis als neuer Chefarzt der Neurologie vorstellte, war sehr groß. Rund 160 Gäste kamen in den Hörsaal, um sich über neue Erkenntnisse häufig auftretender Erkrankungen wie Schwindel, Kopfschmerz und Epilepsie zu informieren. Mit Prof. Michael Strupp (Klinikum Großhadern) und Prof. Holger Lerche (Universitätsklinikum Tübingen) hatte Freilinger zwei langjährige Wegbegleiter von seinen bisherigen beruflichen Standorten als Gastreferenten an seiner Seite. Beide gelten als international renommierte Experten auf dem Gebiet der Neurologie. Das Foto zeigt (v.l.): Dr. Katharina Kolbasseff (Chefärztin des Instituts für Diagnostische Radiologie, Mainkofen), Dr. Bruno Lustinger (Klinikum Passau), Lisa Gartner (Klinikum Passau), Prof. Dr. OA Klinik für Neurologische Frührehabilitation, Mainkofen), Anna-Katharina Eser (Oberärztin Neurologische Klinik, Mainkofen), Prof. Dr. Erwin Kunesch ( Chefarzt Neurologische Klinik, Mainkofen), Dr. Walter Wiesmayer, (Oberarzt Neurologische Klinik, Mainkofen) und Alla Ianina, (Assistenzärztin Neurologische Klinik, Mainkofen).
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